Das Geheimnis der Dornigen Rose (eBook)

Die Riyria-Chroniken 2
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
432 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12096-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis der Dornigen Rose -  Michael J. Sullivan
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Zwei Diebe wollen es wissen ... so wurde der legendäre Bund Riyria besiegelt. In Elan, einer Welt in der Stallburschen sich in Prinzessinnen verlieben und sie gegen Unholde verteidigen, einer Welt, in der Bischöfe finstere politische Pläne schmieden, in der Diebe manchmal für geordnete Verhältnisse sorgen, aber nicht immer, kämpft Gwen, die mutigste Frau weit und breit, um Gerechtigkeit für ihre Freundin, die in einem Bordell umgebracht wurde. Aber nicht nur das. Über ein Jahr lang hat Royce Melborn versucht, Gwen Delancy zu vergessen. Eben jene einzigartige Gwen, die ihn und seinen Partner vor dem sicheren Tod bewahrte. Als er schwach wird und schließlich zusammen mit Hadrian nach Medford zurückkehrt, müssen die beiden eine böse Überraschung erleben. Gwen will die beiden nicht sehen. Was die beiden aber nicht wissen: Gwendolyn wurde von einem Angehörigen des Adels Gewalt angetan. Sie fürchtet, dass Royce alle Vorsicht fahren ließe, wenn er davon erfährt, um Rache für sie zu nehmen ...

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.

2

Albert Winslow


Einen Besen schwingend kam die Alte auf sie zu. Für Hadrian sah sie aus wie der Inbegriff einer Hexe: Verfilzte schwarze Haare fielen ihr in wirren Locken ins Gesicht und ließen nur ein Auge und die Nasenspitze frei. Der bäuerliche Rock, den sie trug, verfing sich ständig an den Ästen der Büsche und hatte so viele Risse und Flecken, dass sie damit bestimmt schon mehr als einmal hingefallen war.

»Halt! Ich brauche Hilfe!«, schrie sie ihnen so verzweifelt entgegen, als galoppierten er und Royce die Straße entlang. In Wirklichkeit ritten sie in einem gemächlichen Schritttempo. Hadrian hielt an, während Royce noch ein kurzes Stück weiterritt und sich dann mit einem fragenden Blick nach ihm umdrehte. Hadrian kannte diesen Blick aus dem vergangenen Jahr zur Genüge und wusste aus Erfahrung, dass die Verwunderung zu Ungeduld werden würde, sobald sein Partner merkte, dass er wegen der alten Frau stehen geblieben war. Dann kam das Stirnrunzeln hinzu. Hadrian war sich nicht sicher, was es bedeutete – Missbilligung? Als Nächstes würde Royce in offener Verachtung die Augen verdrehen und ärgerlich die Arme verschränken. Zuletzt würde er sich wütend die Kapuze über den Kopf ziehen. Wenn er die Kapuze aufsetzte, war das immer ein schlechtes Zeichen, wie das gesträubte Nackenfell eines Wolfs. Es war eine Warnung und in der Regel die einzige, die man bekam.

»Ihr müsst mir helfen«, rief die Alte, zwängte sich durch das Gebüsch und kletterte aus dem Graben am Straßenrand. »In meiner Scheune ist ein Fremder, und ich fürchte um mein Leben.«

»In deiner Scheune?« Hadrian blickte über den Kopf der Frau hinweg, sah aber nirgends eine Scheune.

Er war zusammen mit Royce auf der Heerstraße in der Nähe der Stadt Colnora in Richtung Norden unterwegs. Am Vormittag waren sie noch an zahlreichen Gehöften und Hütten vorbeigekommen, aber jetzt hatten sie schon seit Längerem keine menschliche Behausung mehr passiert.

»Der Hof von meinem Mann und mir liegt hinter der Kurve.« Sie zeigte die Straße entlang.

»Wenn du einen Mann hast, warum sieht er nicht nach dem Fremden?«

»Mein lieber Danny ist verreist. Er will in Vernes unsere Lammwolle verkaufen und kehrt frühestens in einem Monat zurück. Der Mann in der Scheune ist betrunken und nackt, und er schimpft und tobt wie ein Wahnsinniger. Wahrscheinlich hat ein kranker Hund ihn gebissen und ihn mit seiner Tollheit angesteckt. Ich traue mich nicht in die Nähe der Scheune, aber ich muss doch das Vieh füttern. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Er bringt mich bestimmt um, sobald ich die Scheune betrete.«

»Du hast ihn noch nie gesehen?«

Die Frau schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr mir helft und ihn verjagt, mache ich Euch etwas Gutes zu essen. Eure Pferde bekommen auch etwas. Ich gebe Euch sogar noch Proviant mit auf den Weg. Ich kann wirklich gut kochen.«

Hadrian stieg ab und warf Royce einen Blick zu.

»Was tust du da?«, fragte Royce.

»Es dauert doch nur eine Minute«, sagte Hadrian.

Royce seufzte, was er bisher noch nie getan hatte. »Du kennst die Frau doch gar nicht. Sie geht dich nichts an.«

»Ich weiß.«

»Warum willst du ihr dann helfen?«

»Weil sich das so gehört. Menschen helfen einander. Wenn du jemanden mit einem Pfeil in der Brust auf der Straße liegen siehst, würdest du doch auch anhalten.«

»Natürlich«, sagte Royce, »jeder würde das. Ein Verwundeter ist schließlich eine leichte Beute. Es sei denn, man sieht schon vom Pferd aus, dass ihm bereits jemand anders die Geldbörse abgenommen hat.«

»Was? Nein! Niemand würde einen Verwundeten ausrauben und ihn anschließend sterben lassen.«

Royce nickte. »Stimmt, du hast vollkommen recht. Wenn er eine Geldbörse hat und du sie ihm abnimmst, solltest du ihm danach die Kehle durchschneiden. So mancher Verwundete hat dann doch überlebt, und du willst ja nicht, dass er sich an dir rächt.«

Die alte Frau sah Royce entsetzt an.

Jetzt war es an Hadrian, zu seufzen. »Hör ihm nicht zu, er ist unter Wölfen aufgewachsen.«

Royce verschränkte die Arme. Seine Augen funkelten böse. Ich hätte dir das nicht erzählen dürfen.«

»Es ist ein so schöner Nachmittag und wir haben keine Eile«, fuhr Hadrian fort. »Außerdem jammerst du doch immer über meine Kochkünste. Bestimmt schmeckt dir ihr Essen besser. Ich schaue mir den Kerl nur schnell an.« Leiser fügte er hinzu: »Er ist bestimmt nur ein armer Tropf, der verzweifelt ein Dach über dem Kopf sucht. Wenn ich die beiden dazu bringen kann, miteinander zu reden, klärt sich alles. Vielleicht kann die Frau ihn als Knecht einstellen, solange ihr Mann weg ist. Dann hat sie eine Hilfe und er einen Platz zum Schlafen. Und wir bekommen eine warme Mahlzeit, so profitieren alle.«

»Aber wenn deine gute Tat danebengeht, hörst du das nächste Mal auf mich und mischst dich nicht in die Probleme anderer Leute ein.«

»Abgemacht. Aber was soll schon passieren? Der Kerl ist allein. Selbst wenn er ausrastet, werden wir mit einem betrunkenen Landstreicher doch wohl noch fertig.«

Der Herbst war sehr nass gewesen und die Straße ein einziger Morast. In den Pfützen lag totes Laub, die Bäume verwandelten sich immer mehr in schwarze Skelette und nur noch wenige Vögel waren zu hören. Hadrian vermisste sie immer, wenn das Laub fiel, und war überrascht, wenn sie im Frühling zurückkehrten, weil er ihr Zwitschern schon ganz vergessen hatte.

Der Bauernhof lag wie angekündigt gleich hinter der nächsten Biegung, wenn man überhaupt von einem Bauernhof sprechen konnte. Die Häuser, an denen sie bisher vorbeigekommen waren, waren ordentlich weiß verputzt gewesen, und ihre Strohdächer hoben sich leuchtend gelb vom Rot und Orange der Blätter ab. Golden standen auf den Feldern der Weizen und die Gerste und warteten darauf, geerntet zu werden. Das Gehöft der Frau dagegen bestand aus einer baufälligen Bretterhütte inmitten einiger windschiefer Zäune. Hadrian stellte sich in die Steigbügel, doch er entdeckte nirgends ein bestelltes Feld.

»Die Scheune liegt gleich hinter dieser Kuppe.« Die Alte streckte den Arm aus. »Ihr könnt das Dach sehen. Wenn Ihr wollt, versorge ich inzwischen Eure Pferde mit Getreide und Wasser und mache Euch etwas zu essen.«

»Du hast gesagt, der Mann war allein?« Hadrian schwang sich vom Pferd und ließ die Frau vorausgehen.

Sie nickte.

Hadrian, an dessen Gürtel bereits zwei Schwerter hingen, schnallte einen langen Zweihänder von seinem Pferd los und zog das Wehrgehänge über die Schulter, sodass ihm das Schwert über den Rücken hing. Nur so konnte es getragen werden. Es war die Waffe eines Ritters und für den Kampf zu Pferde gedacht. An der Hüfte getragen, hätte die Spitze über den Boden geschleift.

»Ganz schön viel Eisen für einen Landstreicher«, sagte die Frau.

»Macht der Gewohnheit«, erklärte Hadrian.

Royce stieg ebenfalls ab. Er trat zuerst mit dem rechten und dann vorsichtiger mit dem linken Fuß auf. Dann öffnete er seine Satteltasche und suchte nach etwas. Die Frau wartete, bis er fertig war, bedankte sich für die Hilfe und führte die Pferde zum Haus, ohne sich noch einmal nach Royce und Hadrian umzudrehen.

Ein aus Feldsteinen gemauerter Brunnen nahm die Mitte des Hofes zwischen Haus und Nebengebäuden ein. Die Scheune stand weiter hangabwärts. Alles war mit kniehohem Gras und mit Löwenzahn, der sich ausgesät hatte, überwuchert. Royce sah sich kurz um, dann setzte er sich auf die Steine eines Fundaments, auf dem offenbar einst ein Schuppen gestanden hatte – der Größe nach zu schließen höchstens ein Hühnerstall. Er hob den linken Fuß und betrachtete ihn. Durch das weiche Leder seines Stiefels zog sich eine Reihe von Löchern.

»Wie geht es deinem Fuß?«, fragte Hadrian.

»Tut weh.«

»Er hat ihn richtig fest gepackt.«

»Und mich durch den Stiefel gebissen.«

»Ja, das sah ziemlich schmerzhaft aus.«

»Warum hast du mir eigentlich nicht geholfen?«

Hadrian zuckte mit den Schultern. »Es war ein Hund, Royce, ein niedlicher kleiner Hund. Was hätte ich tun sollen, ein unschuldiges Tier töten?«

Royce legte den Kopf schräg und sah seinen Freund an. Die Augen hatte er gegen die späte Nachmittagssonne zusammengekniffen. »Soll das ein Witz sein?«

»Es war ein Welpe.«

»Das war kein Welpe, er wollte meinen Fuß fressen.«

»Gut, aber er hat sich ja auch von dir bedroht gefühlt.«

Royce runzelte die Stirn und ließ den Fuß sinken. »Gehen wir zur Scheune und sehen ...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2021
Reihe/Serie Riyria-Chroniken
Riyria-Chroniken
Übersetzer Wolfram Ströle
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Diebe • Fantasy • High Fantasy • Magie • Roman • Zauberer
ISBN-10 3-608-12096-3 / 3608120963
ISBN-13 978-3-608-12096-7 / 9783608120967
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