Sellawie - So ist das Leben -  Bianka Bleier

Sellawie - So ist das Leben (eBook)

Vom Loslassen, Aufbrechen und neuen Lebensträumen - Tagebuch
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
368 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7538-8 (ISBN)
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So ist das Leben: geprägt von Höhen und Tiefen, vom Loslassen und Finden, von Abschieden und neuen Träumen. In ihrem neuesten Tagebuch erzählt Bianka Bleier berührend ehrlich von einer Zeit voller Umbrüche und Neuanfänge. Die Kinder sind aus dem Haus, ihr Mann Werner und sie müssen sich als Paar neu erfinden und beschließen, einen Lebenstraum Wirklichkeit werden zu lassen: Das Ladencafé Sellawie ist zunächst nur eine wagemutige Idee. Wie daraus Stück für Stück Realität wird, ist nicht nur spannend zu lesen, sondern beflügelt auch eigene Träume. mit 16-seitigem Bildteil und Leseband

Bianka Bleier (Jg. 1962) ist Autorin zahlreicher Bücher, Kalender und Zeitschriftenbeiträge. Seit sie dreizehn ist, schreibt sie Tagebuch. Ihre authentischen Tagebuchromane nehmen ihre Leserinnen seit 25 Jahren mit hinein in ihr Leben mit ihrer Familie. Ihre Leidenschaft für schöne Bilder und gute Zitate sind der Stoff, aus dem ihre zahlreichen Kalender sind. Sie lebt mit ihrem Mann in Forst/Baden, wo sie das Event-Laden-Café Sellawie gegründet hat (www.sellawie.de), das nach der aktiven Familienzeit und Mitarbeit in einer FeG zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt geworden ist. Ihre Affinität zum Buch lebt die gelernte Bibliothekarin neben dem Schreiben bei der Auswahl ihrer Lieblingsbücher für die kleine Buchhandlung, die zum Sellawie gehört. Ihre Homepage www.fromme-hausfrau.de ist ein beliebter Treffpunkt für Glaubens- und Lebensfragen. In ihrer Freizeit hält sich Bianka Bleier am liebsten in der Natur auf: Unterwegs mit dem E-Bike, am Lagerfeuer auf ihrem Freizeitgrundstück und auf Reisen mit ihrem Wohnwagen. https://www.sellawie.de/

Bianka Bleier (Jg. 1962) ist Autorin zahlreicher Bücher, Kalender und Zeitschriftenbeiträge. Seit sie dreizehn ist, schreibt sie Tagebuch. Ihre authentischen Tagebuchromane nehmen ihre Leserinnen seit 25 Jahren mit hinein in ihr Leben mit ihrer Familie. Ihre Leidenschaft für schöne Bilder und gute Zitate sind der Stoff, aus dem ihre zahlreichen Kalender sind. Sie lebt mit ihrem Mann in Forst/Baden, wo sie das Event-Laden-Café Sellawie gegründet hat (www.sellawie.de), das nach der aktiven Familienzeit und Mitarbeit in einer FeG zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt geworden ist. Ihre Affinität zum Buch lebt die gelernte Bibliothekarin neben dem Schreiben bei der Auswahl ihrer Lieblingsbücher für die kleine Buchhandlung, die zum Sellawie gehört. Ihre Homepage www.fromme-hausfrau.de ist ein beliebter Treffpunkt für Glaubens- und Lebensfragen. In ihrer Freizeit hält sich Bianka Bleier am liebsten in der Natur auf: Unterwegs mit dem E-Bike, am Lagerfeuer auf ihrem Freizeitgrundstück und auf Reisen mit ihrem Wohnwagen. https://www.sellawie.de/

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Das Jahr 2010


2. Januar 2010


Vati möchte, dass ich ihm beibringe, wie man Wäsche wäscht. Er weint viel, aber er ist unglaublich tapfer und kämpft sich durch die Tage. Sein Motto lautet: »Helmut, lass dich nicht hängen!« Er wirkt stark und authentisch. Aggressiv ist er nicht mehr. Inzwischen ist er dankbar für jede Zuwendung und Ermunterung.

Vor einem Jahr habe ich meiner Mutter das Mailen beigebracht. Heute übe ich mit meinem Vater Wäsche waschen und Toilette putzen …

Stück für Stück trennt er sich von all den Dingen, die ihn an Mutti erinnern, und bürdet sie mir auf. An einem Tag ihre Schminkutensilien, am anderen ihre Unterwäsche. Ein Ledercape aus Italien, das sie vor dreißig Jahren auf dem Markt erstanden hat. Ihre Handtaschen, der Gummibaum, ihre Pflegeartikel. Jedes Mal heult er und zu Hause heule dann ich.

Werner und ich können uns nicht immer unterstützen, wir belasten uns auch und sind sehr empfindlich. Wir bemühen uns, aber wir sind auch schwach.

Trauer ist ein ermüdendes Gefühl von Einsamkeit und Schwere, Antriebslosigkeit, Mutlosigkeit, Reizbarkeit und vielem mehr. Es ist, als hingen Bleiklötze an unseren Gliedmaßen. In unseren Köpfen läuft ein Dauerfilm. Sehr anstrengend und unerfreulich. Irgendwie passt die Trübheit des Winters dazu. Ich habe die Erwartung, dass mit dem Frühling etwas überstanden sein wird.

Jan geht ins Bett. Er drückt mich.

Ich zeige auf Muttis Bild neben meinem PC: »Sie fehlt mir, Jan!«

Jan. »Mir auch!!!«

Ich frage ihn: »Wo ist sie jetzt?«

Jan: »Sie sieht uns! Sie sieht uns immer, egal, was wir machen!«

Das tröstet mich …

3. Januar 2010


Liebe Bianka!

Ich möchte dich heute grüßen und dir sagen, dass ich an dich denke.

Wenn ich mir so genau überlege, was ich dir für das neue Jahr wünsche, dann ist das vor allem eines: Dass du Gottes Nähe erfährst mitten in aller Trauer, in allem Schmerz und in aller Dunkelheit. Und dass du erlebst, dass du getragen bist. Die Matte mag schwanken, aber erschrick nicht – du bist gehalten.

Von Gott, deinem Vater, von Jesus, deinem Bruder, von Menschen, die dich lieben.

Vertrau darauf und lass dich tragen!

Ganz liebe Grüße, Anja

Erschreckt nicht in dunklen Tagen! Verlasst euch auf den Herrn, auch wenn ihr nirgends einen Hoffnungsschimmer seht, denn er hält euch fest!

Jesaja 50,10; HFA

5. Januar 2010


Langsam kehrt Alltag ein, vermischt mit dem neuen Lebensgefühl, für Vati verantwortlich zu sein. Zum Glück wohnt er nur eine Straße weiter. Heute hat er Geburtstag. Ich finde in Muttis altem Kochbuch das Originalrezept für Splitterkuchen und backe ihn, sehnsüchtig und herzschwer, aus Muttis restlichen Zutaten. Ich weine, backe, weine.

8. Januar 2010


Ich stapfe durch den Schnee. Nach einem Weinkrampf habe ich meine Seele ausgelüftet, nun geht es mir besser. Ich habe meine Mutter verloren, aber mein Vater rückt mir immer näher und das ist ein Geschenk, weil uns viele Jahre Vater-Tochter-Nähe fehlen. Jeden Tag bin ich bei ihm. Er ist sehr rührend. Heute beantragen wir auf dem Standesamt einen Sterbevorgangsbericht. Was für ein Unwort … Die Standesbeamtin lässt sich überhaupt nicht auf ihn ein. Es tut mir weh zu sehen, wie er ihr sein Herz auf den Schreibtisch legt und wie sehr sie es ignoriert.

Ich lade ihn zum Pfannenkuchenessen ein und er nimmt überraschenderweise an. Als er kommt, ist bei mir noch Chaos pur. Er wundert sich sehr darüber, dass eine Mutter um 13 Uhr noch Einkäufe verstaut, Sahne durch die Gegend schleudert und wieder aufwischt, dazwischen Kohlrabi dämpft und ein Sößlein zelebriert, flucht, putzt und Pfannküchlein anbrät. So etwas hat er noch nicht erlebt. Er guckt ins Feuer, gibt Meldung, wie es brennt, ist begeistert, wie Mutter schürt und nachlegt. Dann packt er seine Tüte aus und legt nigelnagelneue Männerhausschuhe Größe 46 und einen Schuhlöffel auf den Boden – Zeichen seines Vertrauens und neuer Heimatgefühle. Die Pfannkuchen munden ihm, er lauscht entzückt meinen Chaosgeschichten aus unseren Urlauben, unterhält sich mit Jan und zieht wieder von dannen.

Zum Geburtstag habe ich ihm ein Fotoalbum gemacht mit vierzig Bildern von der Liebesgeschichte seines Lebens. Ich habe unter meinen Lieblingsbildern von den beiden schöne Sinnsprüche über Liebe geschrieben. Ich frage ihn, ob es ihm gefällt. Er liiiiebt es! »Ohne Witz, das soll jetzt nicht geschmeichelt sein, aber das hast du gut gemacht! Das kann man immer mal wieder ansehen und immer mal wieder auch lesen!«

Muttis Erzählbuch ist fantastisch. Heute lese ich: »Was ich an meinem Mann liebe« und »Was mich an meinem Mann nervt«. Es ist die Gebrauchsanweisung …

10. Januar 2010


Wir sortieren Muttis Lieblingsstücke. Mit vielen Kleidungsstücken sind Erinnerungen und Geschichten verbunden. Anna darf sich von Muttis Kleidern und Accessoires etwas aussuchen. Behutsam nimmt sie sich das eine oder andere Stück und ich merke, dass sie zu ihr eine ganz eigene Beziehung hatte. Mutti hatte sich mit ihrer ersten Enkelin verbündet, was Eleganz und Stilsicherheit betraf. »Anna, wir beide können anziehen, was wir wollen, uns stehen die unterschiedlichsten Stilrichtungen und wir sehen jedes Mal anders aus!«

Ihre Gene haben eine Generation übersprungen und sind bei Anna gelandet. Anna nimmt Muttis Pelz, ihre hohen Stiefel, glitzernden Schals, Kuschelpullis. Anna findet, Vati trauere intuitiv. Er handelt und weint, plant und hadert. Daheim sichte ich die restlichen Habseligkeiten. Mit jedem verbinde ich Erinnerungen, Gerüche, Geschichten. Ich bin fix und fertig. Sie fehlt mir so. Ich bin wund vor Heimweh. Aushalten, aushalten – ich habe keine Lust mehr. Ich will endlich meine Mutter zurück.

Ich fühle mich wie in Watte gepackt. Es ist, als würde ich durch einen Raum gehen, in dem die Atmosphäre anders ist, man sich nur langsam bewegen kann, nur langsam denken, abgeschirmter, unrealer. Aber vielleicht ist man auch der Wirklichkeit nirgends näher …

Werner und mir geht es nicht schlecht miteinander, aber auch nicht gut. Wir fremdeln ein wenig, aber wir verletzen uns nicht. Trösten können wir uns leider nicht besonders. Wenn die eine Trauer zurückweicht, nimmt die andere Raum ein. Heute haben wir in den Unterlagen meines Schwiegervaters erschreckende Funde gemacht, die uns das Ausmaß seiner Krankheit neu vor Augen gemalt haben. Wir sind erschüttert, wie wenig wir davon mitbekommen haben.

21. Januar 2010


Vati schenkt mir weinend Muttis Schmuck und erzählt mir zu jedem Schmuckstück eine Geschichte. Er liebte es, ihr Schmuck zu schenken. Jetzt bin ich Besitzerin von Weißgold, Gold, Perlen, Türkis, Rubin und Bernstein. Eigentlich mag ich keinen echten Schmuck. Ich versuche es mit ihrem goldenen Lieblingsring. Bei jeder von Vatis radikalen Ausräumaktionen bekomme ich einen fetten Brocken Trauer ab. Das reißt von neuem Risse in mein Herz, durch die mit Wucht meine eigene Trauer wieder herausbricht.

Am Abend irre ich stundenlang über verschneite Felder, entwurzelt, heimatlos. Mit der Nähe zu meiner Mutter vermisse ich auch die Nähe zu Gott. Ich lasse meinen Tränen freien Lauf. Viel zu lange schon reiße mich zusammen. Jetzt schreie ich meine Verlorenheit in die Dunkelheit. Ich kann mich nicht erinnern, mich je so einsam gefühlt zu haben. Wo ist eigentlich Gott? Verzweifelt bitte ich ihn um ein Zeichen seiner Nähe.

Als ich heimkomme, ist der Ring verschwunden. Das hat mir gerade noch gefehlt. Mutter verloren, Ring verloren …

22. Januar 2010


Ohne große Hoffnung mache ich mich auf die Suche nach Muttis Ring. Es ist noch schwieriger als erwartet. Der Feldweg ist zerfurcht und voller Schneematsch. Vielleicht ist der Ring seitlich in einen Acker gefallen. Meine Augen sind nicht gut genug für so eine Stecknadelsuche. Nachdem ich eine Zeit lang angestrengt den Boden abgescannt habe, wird mir klar, dass ich diesen kleinen, für die Welt so bedeutungslosen, für mich so kostbaren Ring niemals finden werde. Ich fühle mich schrecklich. Da fällt mir ein, dass ich Gott um ein Zeichen gebeten habe. In einem Anfall kindlicher Hoffnung denke ich: Wenn er dort liegen würde, wo ich so nach Gott gerufen habe, wäre irgendetwas besser in meinem Leben. Das wäre ein begreifbares Zeichen seiner Nähe.

Gleichzeitig ist mir klar, dass ich gleich ziemlich enttäuscht sein werde, der Ring verloren bleiben wird und ich Gott natürlich nicht so herausfordern kann. Wer bin ich schon in seinen Augen? Eine Trauernde unter vielen. Was ist so ein Ring schon in seinen Augen? Er hat Wichtigeres zu tun.

Der Teil von mir, der noch Kraft hat, setzt sich in Bewegung. Die Stelle, wo ich mich so verloren gefühlt habe, hat sich mir eingebrannt. Ich gehe zu dem kahlen Baum am Wegrand. Als ich dort ankomme, liegt der Ring einfach da. Jetzt heule ich erst recht, diesmal erschüttert vor Dankbarkeit. Ich habe den Ring gefunden. Gott hat sich finden lassen. Ich war nicht allein in der dunklen Nacht. Ich war nicht verloren.

23. Januar 2010


Ich brauche ein Gegengewicht für meine aufgewühlte Seele. Das Wort Sabbatjahr taucht immer öfter in mir auf. Ich kündige beim Verlag Zweifel an, dass ich meinen Vertrag für meinen Bildband »Die Liebe feiern« einhalten kann. Mein Lektor reagiert verhalten, er erinnert mich daran, dass mein Titel ein Verlagsschwerpunkt sei.

Mein innerer Antreiber nimmt seine Arbeit auf: lieb sein, funktionieren, abarbeiten, niemanden enttäuschen. Ich spreche mir Mut zu: Vielleicht entwickelt sich das Buch noch, vielleicht tut mir das Schreiben gut. Ich...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2021
Reihe/Serie Biankas Tagebücher
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alltag • Aufatmen • Ausziehen • Autobiographie • Buchhandlung • Cafe • Café • Ehe • Ehepaar • Empty Nest • Erwachsene Kinder • Erziehung • Familie • Familienleben • Forst • Fromm • Fromme Hausfrau • Gott • Gründen • Handicap • Hausfrau • Herausforderung • Humor • Joyce • Kinder • Ladencafé • Leben • Leben mit Behinderung • Lebenstraum • Leeres Nest • Leiten • Luft nach oben • Neustart • Paar • Paarzeit • Seele • Selbstständig • Tagebuch • täglich • Traum • Träumen • Veränderung • Zweite Lebenshälfte
ISBN-10 3-7751-7538-5 / 3775175385
ISBN-13 978-3-7751-7538-8 / 9783775175388
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