Munteres Morden (eBook)

Kriminalroman | Cosy Crime mit einer Prise schwarzem Humor - Hamburg wird zum Schauplatz einer rasanten Verbrecherjagd
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
527 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2352-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Munteres Morden -  Zarah Philips
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Ein Armbrustschütze als Auftragsmörder? Kein Problem für Elli und Frieda Gint!  Die Hamburger Malerin und Amateurermittlerin Elli Gint?löst Probleme radikal und unwiderruflich. Seit sie jedoch Kriminalhauptkommissar Hiob Watkowski kennen und lieben gelernt hat, bemüht sie sich um Kompromisse. Diese Taktik wird auf eine harte Probe gestellt: Ein alter Freund bittet sie, sich des Verbrechers Johnny Christ anzunehmen, der seine eigene Tochter bedroht. Doch Elli bekommt Konkurrenz: Ein professioneller Killer erschießt Johnny mit einer Armbrust vor ihren Augen. Schon ist sie in einen Fall von höchster Brisanz verwickelt. Zum Glück erhält Elli tatkräftige Unterstützung von Oma Frieda. Das ungewöhnliche Ermittlerduo tappt in einige Fettnäpfchen und macht damit dem Kommissar das Leben schwer. 

Zarah Philips, geboren 1969, ist eine Hamburger Kapitänstochter. Sie liebt Kunst und fremde Kulturen und ist begeisterte Mutter von drei Kindern. Letzterer Umstand hat ihr eine vielseitige Berufsbiografie geschenkt: Zarah war im Controlling, in den PR, als Assistentin und als Therapeutin vornehmlich für seelische Belange tätig.

Zarah Philips, geboren 1969, ist eine Hamburger Kapitänstochter. Sie liebt Kunst und fremde Kulturen und ist begeisterte Mutter von drei Kindern. Letzterer Umstand hat ihr eine vielseitige Berufsbiografie geschenkt: Zarah war im Controlling, in den PR, als Assistentin und als Therapeutin vornehmlich für seelische Belange tätig.

Wallah, ich war’s nicht


Hamburg-Harvestehude,
30. Oktober 2018, gegen einundzwanzig Uhr.

»Fass mich an, Anna. Fass mich an, na. Fass mich an. Fass mich. Fass.«Johnny The Christ, Rapper, auf dem Zenit seines Erfolgs.

Da kniete ich nun wieder vor einem meiner üblichen Probleme: Diesmal hieß es Johnny, und es war eindeutig tot.

Johnny hatte viel dafür getan, bereits mit vierunddreißig Jahren zu sterben. Ein hübscher Kerl mit teuren Tattoos, der es verstanden hatte, sich in diversen Schlafzimmern gut einzurichten. Ein Krimineller mit Hang zum Brutalen. Einer, der früher zu seinen noch nicht ganz so schlechten Zeiten eine musikalische Lokalgröße gewesen war. Johnny Christ – Künstlername: Johnny The Christ – hatte deutsch gerappt, seine Songtexte für die einen eine Dokumentation des Bildungsnotstands, für die anderen eine ewige Party.

Die Hamburger Außenalster war an diesem Oktoberabend kein romantischer Ort. Nebel hing über dem Alsterpark und den üppigen Villen, keine Menschenseele weit und breit, erleuchtete Räume hinter verhangenen Fenstern, der See inmitten des Zentrums der Millionenstadt ein anthrazitfarbener, ebener Spiegel – die Ruhe vor dem Sturm. Der Wetterbericht hatte eine laue Nacht versprochen, aber die Wolkentürme am blauschwarzen Himmel erzählten von ungemütlichen Stunden.

Ein Wetter wie gemacht für die Rache des Johnny Christ – aber auch ein Wetter, das mir in die Hände spielte.

Mir – und dem Killer.

Ich hatte den Killer nicht auf dem Zettel gehabt. Wie auch. Johnny Christ war zum Niemand verkommen, ein frisch entlassener Sträfling ohne Geld und ohne Heimat, ein Mann, der nichts mehr zu geben hatte. Da hatte es nicht auf der Hand gelegen, etwaige Nebenbuhler einzuplanen. Wer, außer mir, hätte von Johnny etwas wollen können? Selbst ich wollte nicht viel von ihm, nicht einmal sein Leben. Ich wollte ihn nur dorthin zurückbringen, wohin er gehörte: in den Knast.

Kaum dass Johnny Christ entlassen worden war, hatte er etwas getan, das ihn umgehend erneut auf die Fahndungsliste der Polizei gesetzt hatte, und dieses Etwas war der Grund für meine Anwesenheit. Ich war, wenn man so wollte, beauftragt worden, den flüchtigen Gewaltverbrecher einzusammeln und in der nächsten Polizeistation abzugeben.

Dass Johnny Christ an diesem ungemütlichen Oktoberabend genau zu dieser Zeit genau an diesem Ort auftauchen würde, war mehr Vermutung als Hoffnung gewesen, denn dieser Ort barg den Vorteil, dass Mathilda Christ, Johnnys Tochter, unweigerlich erscheinen würde.

Mathilda hatte neun Jahre zuvor dafür gesorgt, dass ihr Vater hinter Gitter gebracht worden war.

Nun war sie fünfzehn, ein langes, schlaksiges Mädchen, das virtuos Klavier spielte. Jeden Dienstag fuhr sie mit dem Rad durch halb Hamburg, um in der Hochschule für Musik und Theater bei einer Professorin Unterricht zu nehmen, das Ergebnis eines Stipendiums für vielversprechenden Nachwuchs. Die Hochschule war in jenem altehrwürdigen Gebäude beherbergt, das ich just in diesem Augenblick beobachtete.

Im Beobachten war ich gut. Es gab wenig, das mir entging. Vielleicht hing diese Gabe mit meinem Beruf zusammen; ich war als Malerin auf hyperrealistische Bilder spezialisiert. Details lagen mir, Geduld auch.

Also machte es mir nicht viel aus, bei acht Grad und Nieselregen im Gebüsch zu hocken und den Ort kennenzulernen. Jeder Ort hat seine Eigenheiten, und wenn du wissen willst, was zum Ort gehört und was nicht, musst du ihn kennenlernen. Dann weißt du, dass das Dachfenster in der grauen Villa gelegentlich klappert, dass der Hund bellt, um zu bellen, dass das metallene Knirschen von den vertäuten Booten herrührt. Du kannst dich dann auf das konzentrieren, was die Harmonie der vertrauten Geräusche stört – das, was dir deine Mission eventuell gründlich versauen wird, wenn du es nicht beachtest.

Dass Johnny nicht mehr als ein Stümper war, hatte ich gewusst, aber auch Stümper hatten ihre lichten Momente, und so hatte ich es mir mit Thermohosen bequem gemacht. Es galt, die ganze Situation im Blick zu haben: die Milchstraße mit dem Eingang zur Hochschule und den Harvestehuder Weg, über den Mathilda nach Hause radeln würde. Ich hatte mich also in das Innere einer immergrünen Rhododendron-Anpflanzung begeben und das spärliche Geschehen beobachtet.

Studenten, die sich unterhielten, in ihre Autos stiegen, sich zu Fuß auf den Weg machten oder wie Mathilda das Rad nahmen. Ein Mann mit Schirm und Hund, der in Richtung Innenstadt ging und alsbald von der Dunkelheit verschluckt worden war. Eine verbissene Joggerin mit Stirnlampe. Startende Autos weiter oben an der Straße. Eine schwarze Katze, die durch den schummrigen Lichtkegel einer Straßenlaterne huschte.

Nichts, das mich beunruhigt hätte.

Dann hatte ich den Mann gesehen.

Nicht Johnny. Nein, den Killer.

Er hatte den Hof der Hochschule verlassen, war mit dem Handy am Ohr in Richtung Harvestehuder Weg geschlendert, war langsamer geworden und stehen geblieben, hatte sich scheinbar vertieft ins Gespräch mehrfach um die eigene Achse gedreht, hatte das Handy schließlich in die Jacke gesteckt und war über den Zaun des Eckgrundstücks gesprungen, das vis-à-vis der Hochschule lag.

Er hatte eine Schiebermütze und einen gewaltigen Schal getragen, weswegen ich nicht hätte sagen können, ob er alt oder jung, blond oder kahl gewesen war. Was ich jedoch sofort gewusst hatte, war, dass dieser Mann ein Profi gewesen war. Von keiner Seite aus hätte er das Grundstück besser beobachten können. Außerdem hatten mir seine Bewegungen verraten, dass er fit war.

Da hatte sich also jemand versteckt, der wusste, was er tat.

Ein Profi – für jemanden wie Johnny Christ?

Der vornehme Stadtteil Harvestehude war weder für Bandenkriege noch für Drogenzwistigkeiten bekannt, im Gegenteil. Hier lebten die, die es geschafft hatten. Der Profi im Gebüsch gegenüber machte also wenig Sinn, es sei denn, er hatte eine der Villen im Auge. Dafür war es allerdings noch zu früh, nicht einmal einundzwanzig Uhr. Hamburg war noch weit davon entfernt, zu Bett zu gehen.

Da ich zwar von ihm gewusst hatte, er aber nicht von mir, hatte ich theoretisch nur warten brauchen. Praktisch wartete ich ungern planlos.

Also die Polizei anonym anrufen und von einem Einbrecher fabulieren?

Mit den anonymen Anrufen ist das so eine Sache: Sie sind nicht anonym. Die Polizei braucht nur zu recherchieren, welche Handynummern zum Zeitpunkt des Anrufs im fraglichen Gebiet aktiv gewesen sind, und schon wäre ich aufgeflogen gewesen. Natürlich hätte ich von einem späten Alsterspaziergang erzählen können, aber, Hand aufs Herz: Ich hatte zwei Akten bei der Polizei. Eigentlich eher zwei Aktenschränke. Man hätte mich also genauer befragen wollen.

Johnny Christ war vor zwei Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden und – nachdem er Mathildas Mutter aufgesucht, sie bedroht und Mathildas Freundin Sophia halb tot geschlagen hatte – untergetaucht.

Jeder, der Johnny The Christ dringend sprechen wollte und davon ausging, dass er im Gefängnis nicht plötzlich zu Johnny The Brain mutiert war, würde sich an die Tochter halten, um Johnny zu finden. Er würde es nicht beim ersten erfolglosen Besuch belassen, denn wenn man sich bei Männern seines Kalibers auf eines verlassen konnte, dann auf den unbedingten Willen, ihre Ehre zu erhalten.

Wallah, hatte Johnny dem Haftrichter erzählt und ihm bekräftigend die unschuldig-rosa Handinnenflächen gezeigt, ich bin unschuldig!

Wallah, arabisch: Ich schwöre bei Gott, sagte Johnny gern. Wallah war das Blutsband zu seinen albanischen Freunden, jene waren auch keine Araber, aber des wallahs mächtig. Wallah war so etwas wie die Eintrittskarte in die elitäre Welt der mehr oder weniger organisierten Kriminalität. Wer wallah mit dem passenden Handschlag kombinierte, gehörte dazu.

Der Zorn hatte Johnnys Leben ebenso begleitet wie sein Unvermögen, Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Weil es grundsätzlich schonender für das Ego war, die Schuld bei anderen zu suchen, hatte Johnny es sich zur Gewohnheit gemacht, seine jeweilige Freundin zu verprügeln. Wer, wenn nicht sie, war verantwortlich dafür, dass er keinen Job, kein Geld und keine Zukunft hatte? Dass er sich nur auf drei Dinge verlassen konnte: seinen Style, seine Muskeln und seine Familie – die nicht seine Familie war, ihn aber mit Brotkrumen in Form von illegalen Gelegenheitsjobs bei Laune hielt. Hatte seine Frau nicht dafür zu sorgen, dass er sich wie ein Held fühlte? Musste sie ihm nicht ständig sagen, dass er der Beste war? Nein, sie beschwerte sich darüber, dass er mit dem Haushaltsgeld ein neues Auto angezahlt hatte. »Das Auto«, keifte sie herum, »können wir nicht essen!«

»Ja!«, schrie er zurück, »dann geh doch öfter putzen!«

Doch anstatt diesen ernst gemeinten und vor allem sinnvollen Vorschlag dankbar umzusetzen, keifte sie weiter. Was blieb ihm da noch übrig, als ihr zu zeigen, wer die Hosen anhatte? Zumal er gerade seine Haut riskiert hatte, als er die gestohlene...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2022
Reihe/Serie Elli Gint und Oma Frieda ermitteln
Elli Gint und Oma Frieda ermitteln
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alster • COSY • Cozy • Crime • Familie • Geschichte • Großmutter • Hamburg • historisch • Hobbydetektivin • Humor • Kommissar • Krimi • Kriminalroman • Küste • Landhaus • Leiche • Morde • Mystery • Norddeutsch • Oma • Polizei • Regiokrimi • Reihe • Schwarzer • Serie • Spannung • Witz
ISBN-10 3-8437-2352-4 / 3843723524
ISBN-13 978-3-8437-2352-7 / 9783843723527
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