Schicksalhafte Jagd nach dem Sancy-Diamanten (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0259-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schicksalhafte Jagd nach dem Sancy-Diamanten - Laurie Benson
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Eine verregnete Nacht, ein Gentleman auf der Flucht vor dem Gatten seiner Liebhaberin - und dann läuft Phineas Attwood, dem Earl of Hartwick, ausgerechnet Miss Sarah Forrester in die Arme. Wie kann es sein, dass eine Dame der feinen Gesellschaft durch die Nacht schleicht? Zu Hartwicks Leidwesen ist sie genau wie er auf der Jagd nach dem legendären Sancy-Diamanten. Um als Erster ans Ziel zu kommen, zögert Hartwick natürlich nicht, seinen Charme einzusetzen - und muss dabei feststellen, dass er in Miss Sarah eine ebenbürtige Gegnerin gefunden hat ...

1. KAPITEL

London 1819

Es geschah nicht zum ersten Mal, dass Phineas Attwood, der Earl of Hartwick, bei nächtlichem Regen auf ein Londoner Hausdach trat. Allerdings stellte er zum ersten Mal fest, dass er dort nicht allein war.

In so einer scheußlichen Nacht hatte Hart sich von Theodosias herrlichem Himmelbett förmlich losreißen müssen. Er wünschte, er hätte sie noch einmal nehmen können, aber dafür hatte die Zeit nicht gereicht. Jeden Augenblick hatte ihr Ehemann nach Hause kommen können, und Hart war nicht daran interessiert, dem Mann zu begegnen. Er hätte ganz kühn das Haus durch den Vordereingang verlassen können, aber nichts war mit der Spannung vergleichbar, andere Wege zu finden, aus den Häusern seiner Gespielinnen zu gelangen – und wenn es während eines Unwetters sein musste.

Er schützte die Augen vor den kalten Tropfen, die ihm ins Gesicht schlugen, und trat an den Rand des Daches. Todesmutig beugte er sich vor. Es ging in gerader Linie zur Mount Street hinab, vier Stockwerke und nichts, woran er Halt finden könnte, wenn er hinunterkletterte. Und von jeder Kutsche aus, die vorüberfuhr, würde man ihn sehen können.

Zu seiner Linken führten die angrenzenden Dächer der nächsten drei Gebäude zu einer Gasse, an der die Stallungen der Reeves lagen. Das erschien ihm als die beste Möglichkeit. Gerade als er sich ein genaueres Bild machen wollte, bemerkte er zu seiner Rechten eine Bewegung.

Eine schlanke dunkle Gestalt strebte in einigen Fuß Entfernung am Dach entlang auf die Rückseite des angrenzenden Hauses zu. Anscheinend ein weiterer Gentleman, hinter dem ein amouröses Abenteuer lag. Dieser Mann war klug genug, ein Cape und den breitrandigen Hut eines Geistlichen zum Schutz gegen den Regen zu tragen. Allerdings hätte Hart gewettet, dass es sich nicht um einen Priester handelte.

„Ein Wetter, in dem man keinen Hund vor die Tür scheuchen würde“, rief er dem anderen zu.

Der Mann erschrak so sehr, dass er den Halt verlor. Er rutschte auf den schlüpfrigen Ziegeln aus, doch Hart bekam ihn am Arm zu fassen, ehe er über den Rand des Daches fallen und in den sicheren Tod stürzen konnte.

Hart grub seine Finger in den Arm des Fremden und hoffte, dass dessen Gewicht ihn nicht nach unten ziehen würde. „Ich habe Sie!“, stieß er hervor. „Und ich werde Sie nicht loslassen.“

Der vermeintliche Geistliche klammerte sich so fest an ihn, dass es schmerzte. Er hatte nicht viel Fleisch auf den Knochen und hatte eher das Gewicht eines Jungen als das eines Mannes. Viel Kraft war nicht nötig, um ihn zurückzuziehen.

Der Regen hatte aufgehört, leichter Nebel zog auf.

Ein Dank wäre angebracht gewesen, dachte Hart, aber die zusammengekauerte Gestalt vor ihm blieb stumm wie ein Stein, vermutlich vor Angst oder vor Schreck. Hart strich sich das Haar aus dem Gesicht, musterte seinen Kameraden – und wünschte sich dann, der Regen hätte ihm die Sicht verschleiert.

„Verdammt, Miss Forrester, was machen Sie denn hier oben?“

Die Tochter des amerikanischen Botschafters setzte sich auf. Das Cape, das sie trug, öffnete sich gerade weit genug, um den Blick auf ein dunkles Herrenhemd zu enthüllen und die Rundungen ihrer Brüste. Er erinnerte sich daran, sie vor etwa einem Jahr auf dem Maskenball bei den Finchleys in dieser Kleidung gesehen zu haben, wo sie so kühn gewesen war, sich als Straßenräuber zu verkleiden – dasselbe Kostüm, das auch er an jenem Abend gewählt hatte. Jetzt hatte sie die wohlgeformten Beine, in schwarze Hosen und Stiefel gehüllt, von sich gestreckt. Diese Beine waren noch genauso verführerisch, wie er sie in Erinnerung hatte.

„Erzählen Sie mir nicht, dass Sie von hier oben aus einen Maskenball verlassen wollen“, sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit ab von diesen Beinen, damit er sich nicht länger vorstellen musste, wie sie sie um seine Taille schlang.

Sie zog eine ihrer sanft geschwungenen Brauen hoch. „Ich würde ja fragen, wo Sie herkommen, aber das kann ich mir schon denken. Ist dies die Uhrzeit, zu der Ihre Verabredungen gewöhnlich enden?“

Eine unverheiratete Frau sollte nichts wissen über solche Verabredungen. Bei den wenigen Malen, die er in ihrer Gegenwart verbracht hatte, war ihm aufgefallen, dass Miss Sarah Forrester gern andere Menschen mit ihrer Direktheit irritierte. Er hatte nicht die Absicht, sich auf ein Wortgefecht mit ihr einzulassen.

„Ich komme von dem Treffen mit einem Geschäftspartner. Aber was viel wichtiger ist – weiß Katrina, dass Sie nachts auf den Dächern Londons herumturnen?“, fragte er, um von dem Thema Verabredungen abzulenken. Katrina war die Duchess of Lyonsdale, eine gute Freundin Miss Forresters.

„Nein.“ Viel zu rasch wandte sie sich ab. Offensichtlich wusste die Frau seines Freundes Julian ganz genau, was dieses Mädchen vorhatte. Er fragte sich, ob Katrina ihm wohl davon erzählt hatte.

„Wie wollten Sie von hier aus weiterkommen?“, erkundigte sie sich.

„Das weiß ich noch nicht genau. Aber darin liegt der Reiz. Man ist dazu gezwungen, verschiedene Möglichkeiten abzuwägen.“

Klappernde Pferdehufe und das Rumpeln von Wagenrädern unten auf der Straße erregte ihrer beider Aufmerksamkeit, und sie krochen zum Rand des Daches. Eine lackschwarze Kutsche hielt direkt unter ihnen vor der Tür, und aus dem Haus eilte ein Diener darauf zu, der einen großen schwarzen Schirm trug. Hart hatte Theodosias Bett gerade rechtzeitig verlassen, und er freute sich über das Glück, das er gehabt hatte.

„Wären Sie länger bei Lady Helmford geblieben, hätte das ein wenig unangenehm werden können“, sagte Miss Forrester.

Für einen Moment hatte er vergessen, dass diese Plage neben ihm lag.

Sie beugte sich näher, und ein schwacher Fliederduft erfüllte die Luft. Als sie zu ihm aufsah, erkannte er in ihren braunen Augen eine Mischung aus Amüsement und Neugierde. „Sind Sie schon einmal erwischt worden?“

Ihre Frage war so absurd, dass er höhnisch auflachte. „Natürlich nicht.“

„Nie?“

„Kein einziges Mal.“ Bei dieser Erklärung holte er tief Atem, dann bemerkte er, was er gerade gesagt hatte. Verdammt!

Sie setzte sich auf und nahm den Hut ab, um die Tropfen von der Krempe zu wischen. „Mir war nicht bewusst, dass Lady Helmford eine ihrer Geschäftspartnerinnen ist.“

Er hasste es, dass sie seine Neigung zum Prahlen so geschickt gegen ihn verwendete. Und während sie vielleicht glaubte, die Oberhand gewonnen zu haben, war es ihm nicht entgangen, dass sie seiner Frage ausgewichen war.

„Und was führt Sie auf dieses Dach? Das haben Sie mir noch nicht gesagt.“

Einen Moment lang blickte sie zur Seite. „Ich interessiere mich für Architektur.“

„Architektur?“

„Ja. Wissen Sie, ich bin hier heraufgekommen, um die Verzierungen an den Gebäuden und Dachgiebeln zu studieren.“

„Aber Sie wohnen hier nicht.“

„Natürlich nicht. Welchen Sinn hätte es, wenn ich die Häuser betrachte, die bei mir gegenüber stehen und die ich schon vor einer Ewigkeit angesehen habe?“

„Etwas Besseres fällt Ihnen nicht ein?“

Von einem wie dem Earl of Hartwick wollte Sarah sich nicht durchschauen lassen. Kein Schürzenjäger würde sie besiegen. Sie gehörte nicht zu diesen hohlköpfigen Frauen, die sich ihm zu Füßen warfen, nur weil er charmant war und gut aussah. Sehr gut aussah. Und jedes Mal, wenn sie sich in seiner Nähe befand, verspürte sie den dringenden Wunsch, ihn das wissen zu lassen.

„Die Häuser hier sind ein hervorragendes Beispiel für die Bauwerke Mr. Kents“, erklärte sie. „Ich kann ja nicht gut bei Tage hier auf dem Dach stehen. Jemand könnte mich sehen.“ Sie hatte keine Ahnung, was die von Mr. Kent entworfenen Gebäude auszeichnete, aber sie wusste, dass er ein sehr angesehener Architekt war.

„William Kent?“ Hartwick schüttelte den Kopf, und Wassertropfen spritzten aus seinen Haaren und fielen auf sein attraktives Gesicht.

In der Hoffnung, ihn abzulenken, wischte sie sich über die tropfnassen Hosenbeine.

Sein Blick fiel auf ihre Schenkel und blieb dort ruhen. „Sie haben sich also eine regennasse Nacht ausgesucht, um sich die Aussicht anzusehen?“

„Die Gelegenheit bot sich, und ich habe sie ergriffen. Als ich hierher aufbrach, hat es noch nicht geregnet.“

„Ich verstehe. Und wie ist es Ihnen gelungen, sich für diese Eskapade zur Wertschätzung der Architektur aus dem Haus Ihrer Eltern zu schleichen?“

Er benötigte mehr Ablenkung, und es erschien ihr ratsam, langsam mit der Hand über ihr Bein zu streichen. Aber nur zu bald warf Hartwick den Kopf zurück und strich sich eine Locke des schwarzen Haars aus den durchdringend blauen Augen. „Ihre Eltern, Miss Forrester. Wie ist es Ihnen gelungen, denen zu entkommen?“

Himmel, er war so hartnäckig wie ein Hund, der einen Knochen erwischt hatte. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“

„Das stimmt. Ihr Wohlergehen geht mich nichts an. Ich wollte nur etwas Konversation machen – von einem beeindruckenden nächtlichen Herumschleicher zum anderen.“

„Auch mit Charme können Sie mir keine Antwort entlocken.“

„Mir war nicht bewusst, dass ich charmant war. Wir plaudern nur.“

„Sie versuchen, mir zu schmeicheln.“

„Weil ich Sie beeindruckend nannte? Wenn ich Ihnen schmeicheln wollte, meine Liebe, dann würde ich Ihnen meine Bewunderung aussprechen, wie...

Erscheint lt. Verlag 11.5.2021
Reihe/Serie Historical MyLady
Historical MyLady
Übersetzer Bärbel Hurst
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • Historical_Herbst_Sale23 • Historical MyLady • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • Secret Lives of the Ton • viktorianisch
ISBN-10 3-7515-0259-9 / 3751502599
ISBN-13 978-3-7515-0259-7 / 9783751502597
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