Rauchen in der Pulverfabrik

Friedrich Dürrenmatts politisches Denken im Kalten Krieg

(Autor)

Buch | Hardcover
280 Seiten
2021
Chronos (Verlag)
978-3-0340-1638-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rauchen in der Pulverfabrik - Michael Fischer
48,00 inkl. MwSt
Als einer der weltweit meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts prägte Friedrich Dürrenmatt den politischen Diskurs seiner Zeit mit. Seine Schaffenszeit deckt sich ziemlich genau mit der Zeit des Kalten Kriegs. Am ideologischen Konflikt der beiden Supermächte entzündete sich sein politisches Denken. Dürrenmatt spielte mit den kollektiven Ängsten seiner Zeit und verwandelte die zeitgenössischen Bilder und Ideologien durch die Kraft seiner Imagination. Er prägte das Bonmot von der Welt als einer Pulverfabrik, in der das Rauchen nicht verboten ist. Im Kalten Krieg hätte ein einziger Zündfunke eines Wahnsinnigen genügt, um das atomare Pulverfass in die Luft zu jagen und die Erde in eine strahlende Wüste zu verwandeln. Für Dürrenmatt ist die Metapher aber auch ein Sinnbild für die Sprengkraft des kritischen Denkens.Das Buch zeigt, wie Dürrenmatt die Narrative und Denkmuster des Konflikts literarisch verarbeitete, und verfolgt seine Suche nach einem «dritten Weg» jenseits der ideologischen Konfrontation. Bereits zu Lebzeiten galt sein Theaterstück «Die Physiker» von 1962 als dieParabel auf den Kalten Krieg. Die Entwicklung seines literarischen Schreibens und politischen Denkens wird an ausgewählten Theaterstücken, Hörspielen, Erzählungen, Essays und Reden aus dem Zeitraum von 1945 bis 1990 analysiert.

geboren 1981, studierte an den Universitäten Bern und Luzern Philosophie, Geschichte und Ethnologie. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Centre Dürrenmatt Neuchâtel tätig und promovierte mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Lausanne.

Inhalt


1Einleitung
1.1Stand der Forschung
1.2Fragestellung und Thesen
1.3Methodisches Vorgehen
1.4Aufbau und Textauswahl

2Nachkriegszeit
2.1Aufteilung der Welt in Ost und West
2.2Der Rüstungswettlauf gerät ausser Kontrolle
2.3Die Welt am Rande eines Atomkriegs
2.4Die Schweiz im Kalten Krieg
2.5Friedrich Dürrenmatt als Grenzgänger zwischen Ost und West

3Die Ehe des Herrn Mississippi (1952)
3.1Die Gefahr eines dritten Weltkriegs
3.2Zusammenprall der Ideologien
3.3Ein ästhetisches Experiment
3.4Der Antagonismus der Figuren
3.5Die Position des Einzelnen
3.6Von der religiösen Komödie zur politischen Farce

4Das Unternehmen der Wega (1955)
4.1Das Hörspiel als eigenständiges literarisches Genre
4.2Bonstetten als «mutiger Mensch»
4.3Die Strafkolonie auf dem Planeten Venus
4.4Der Weltraum als neues Schlachtfeld
4.5Eine Science-Fiction-Dystopie
4.6Die Erde als eine Chance

5Die Physiker (1962)
5.1Ein moralisches Dilemma
5.2Die Antiatombewegung
5.3Ein Gleichnis des Kalten Krieges
5.4Die Atombombe als Inbegriff des Grotesken
5.5Parodie der klassischen Tragödie
5.6Die Welt als Irrenhaus
5.7Eine Welt der Pannen und Katastrophen
5.8Die Irreversibilität des Gedachten
5.9Eine apokalyptische Weltuntergangsvision
5.10Tragödien der Physik
5.11Die Abhängigkeit der Wissenschaft

6Die 68er-Bewegung
6.1Die Studentenbewegung
6.2Der Prager Frühling
6.3Dürrenmatt – ein politisch engagierter Schriftsteller?

7Monstervortrag über Gerechtigkeit und Recht (1968/69)
7.1Ein «monströser» Vortrag
7.2Die Parabel vom Wolfs- und Lämmerspiel
7.3Karl Poppers kritischer Rationalismus
7.4Die Studentenbewegung
7.5Die geistige Landesverteidigung

8Tschechoslowakei 1968 (1968
8.1Protestveranstaltung im Basler Theater
8.2Ein «dramaturgischer Denker»
8.3Die Dogmatik des Marxismus-Leninismus
8.4Solidarität mit den Dissidenten im Osten
8.5Die Nonkonformisten in der Schweiz

9Zur Dramaturgie der Schweiz (1968/70)
9.1Die unbewältigte Vergangenheit der Schweiz
9.2Reduit, Bunker und Atombomben
9.3Das Zivilverteidigungsbuch

10Eine neue «heisse» Phase im Kalten Krieg
10.1Neues Wettrüsten
10.2Der Kalte Krieg in Dürrenmatts Spätwerk

11Der Winterkrieg in Tibet (1981)
11.1Das Gefängnis im unterirdischen Höhlenlabyrinth
11.2Erzählperspektive und labyrinthische Textstruktur
11.3Kritik an der Bunkermentalität
11.4Reise durch die verstrahlte Schweiz
11.5Dekonstruktion des militärischen Helden
11.6Platons Höhlengleichnis als Gleichnis der Aufklärung
11.7Edinger als «ironischer Held»
11.8Eine kosmische Katastrophe

12Das Ende des Kalten Krieges
12.1Gorbatschows Reformen
12.2Der Zusammenbruch der Sowjetunion

13Die Schweiz – ein Gefängnis
Rede auf Václav Havel (1990)
13.1Verlust der ideologischen Feindbilder
13.2Die Schweiz als Gefängnis
13.3Paranoia im Kalten Krieg
13.4Der Traum vom Schlachten der heiligsten Kuh
13.5Dekonstruktion der Schweizer Nationalmythologie
13.6Die globalen Herausforderungen der Menschheit

14«Die Hoffnung, uns am eigenen Schopfe aus dem Untergang
zu ziehen»
Laudatio auf Michail Gorbatschow (1990)
14.1Die Beendigung des atomaren Wettrüstens
14.2Das Scheitern des Kommunismus
14.3Die Gefahr des religiösen Fundamentalismus
14.4Rückkehr des Nationalismus

15Schluss
15.1Entwicklungsprozesse in Dürrenmatts Denken und Schreiben
15.2Suche nach einem «dritten Weg»
15.3Visionen der atomaren Apokalypse
15.4Plädoyer für eine neue Aufklärung


Dank
Chronik
Abbildungen
Abkürzungen
Quellen und Literatur

Erscheinungsdatum
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Maße 160 x 240 mm
Gewicht 673 g
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
Schlagworte Kalter Krieg • Literatur • Politisches Denken
ISBN-10 3-0340-1638-7 / 3034016387
ISBN-13 978-3-0340-1638-4 / 9783034016384
Zustand Neuware
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