Die Caldwell Girls - Augenblicke der Hoffnung (eBook)

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2021 | 1. Auflage
293 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2464-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Caldwell Girls - Augenblicke der Hoffnung -  Rowena Summers
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Auch, wenn wir nichts mehr haben, so haben wir immer noch einander. Der Zweite Weltkrieg tobt auch über England und stellt die Familie Caldwell erneut auf die Probe. Imogen ist weiterhin im Kriegsdienst tätig und bangt um das Leben Ihres Verlobten James, der an der Front kämpft. Doch weil sie abergläubisch ist, verweigert sie ihm seine größte Bitte. Elsie entscheidet sich aus dem zerstörten Bristol zu der Familie ihres Mannes zu ziehen, um in der Ferne ihr Glück zu finden. Krankenschwester Daisy hingegen träumt davon, auf der Bühne zu stehen und die Truppen zu begeistern. Doch dann trifft sie einen kanadischen Piloten, der ihr Herz erobert ... Können die drei Caldwell Girls sich in den Wirren des zweiten Weltkrieges behaupten und weiterhin zusammenhalten? Oder wird das Schicksal sie endgültig trennen? Drei Schwestern. Drei Schicksale. Der dritte Teil der großen Caldwell Saga. Erstmals auf dem deutschen Buchmarkt erhältlich.



Rowena Summers ist das Pseudonym der britischen Schriftstellerin Jean Saunders, geb. 1932 als Jean Innes. Sie war Autorin zahlreicher Liebesromane und Kurzgeschichten und schrieb unter ihrem verheirateten Namen und Mädchennamen sowie unter den Pseudonymen Rowena Summers, Sally Blake und Rachel Moore. Die Autorin verstarb 2011.

Weitere Titel der Autorin im Aufbau Digital Programm:

Die Caldwell Girls - Jahre des Umbruchs

Die Caldwell Girls - Jahre der Entbehrung

Die Caldwell Girls - Augenblicke der Hoffnung

Die Caldwell Girls - Momente des Glücks

Die Bannister Girls

 

1


Es war kein Auge trocken geblieben im Kinosaal, als der Film Mrs Miniver ins Unendliche verblasste und die Überlebenden traurig und einsam in der halb zerstörten Kirche zurückblieben – trauernd um die vielen Leute, die bei einem Fliegerangriff umgekommen waren.

Und das, obwohl sie im Krieg schon so viel durchgestanden hatten. Vanessa spürte einen dicken Kloß im Hals. Blinzelnd stolperte sie ins Tageslicht und betete, dass niemand sie dabei erwischte, wie sie sich mitten am Tag aus dem Kino schlich, anstatt in der Schule zu sein. Und dann noch heulend … Sie betete noch mehr, dass Tante Roses Freundinnen sie nicht sahen und eventuell Bericht erstatteten. Die Frauen waren ein Haufen neugierige alte Schachteln, dachte Vanessa und schniefte ein letztes Mal, als sie den Hut der Schuluniform wieder aufsetzte, der in der Tasche zum Glück nicht allzu zerknittert war. Dann, als die beiden Amerikaner, die hinter ihr gesessen hatten, sie einholten, vergaß sie die alten Schachteln wieder und stopfte den Hut schnell zurück in die Tasche.

Man hatte in den letzten Monaten ein paar GIs bei ihnen einquartiert, aber für Vanessa waren sie irgendwann langweilig geworden, weil sie ständig mit den Fotos von ihren Freundinnen zu Hause prahlten.

Zurzeit warteten sie auf die nächste Fuhre Yanks, wie sie ihren Schulfreundinnen stolz erzählte, und die waren grün vor Neid, dass Rose Painter in ihrem großen Haus so viele von ihnen aufgenommen hatte im Namen der englisch-amerikanischen Freundschaft.

»Hey, Kleine, der Film hat dich richtig mitgenommen, was?«, fragte einer der GIs mit einem frechen Grinsen. »Ich dachte, du würdest auf dem ganzen Heimweg heulen, nachdem die Flugzeuge der Krauts die ganzen Engländer umgebracht haben. Ist doch nur gespielt, Mädchen.«

»Weiß ich. So blöd bin ich auch wieder nicht«, sagte sie, warf das Haar zurück und tat so, als wäre sie um einiges kultivierter, als sie sich fühlte, wo diese beiden gut aussehenden Kerle sie anstrahlten.

»Du bist wohl nicht von hier, Süße?«, fragte der zweite, als sie neben ihr Richtung Strand gingen. Es war noch ein bisschen früh, um nach Hause zurückzukehren. Die Oberschule war am anderen Ende der Stadt, und Tante Rose würde Verdacht schöpfen, wenn sie zu früh zurück wäre.

»Nee. Ich bin aus London«, sagte sie großspurig.

Die GIs pfiffen anerkennend. »Sieh an, kann mir vorstellen, dass du froh warst, von da wegzukommen, als es mit den Bomben losging.«

Vanessa versuchte, geheimnisvoll zu gucken, und hoffte, ihr Blick würde eine tragische und interessante Vergangenheit andeuten. »Ich möchte lieber nicht darüber reden.« Sie hatte keineswegs die Absicht, diesen beiden zu verraten, dass man sie mit nur zwölf Jahren nach Weston-super-Mare evakuiert hatte und sie jetzt erst fünfzehn war, obwohl sie genau wusste, dass sie als achtzehn durchging – was sie so gern wäre.

Sie nickten verständnisvoll, und ihr Herz pochte. Mit ein bisschen Glück würden sie vielleicht vorschlagen, sie nächstes Mal im Kino zu treffen … oder sie sogar dazu einladen. Yanks hatten einen Haufen Knete, das wusste jeder. Und Schokolade.

»Hey, Nessa, warte auf uns!« Sie hörte es hinter sich kreischen, und zwei kleine Gestalten rannten jetzt mit gegen die Beine schlagenden Ranzen auf sie zu und bekamen große Augen, als sie sahen, wie sie mit zwei GIs aus dem Lager vor der Stadt herumstand.

»Warum bist du nicht in der Schule«, schrie Teddy. »Tante Rose bringt dich um, wenn sie rauskriegt, dass du schwänzt.«

»Ich sag’s ihr«, fiel Harry ein. »Warum müssen wir in die Schule, wenn sie nicht muss.«

»Haltet die Klappe, ihr kleinen Rotznasen«, rief Vanessa, der bewusst war, dass sie aufgeflogen war, als die beiden GIs sie jetzt belustigt ansahen. Aber die Jungen hatten das Interesse an ihr verloren, weil die beiden Amerikaner sie jetzt angrinsten.

»Das Leben ist hart, Jungs, stimmt’s?«, sagte der eine und zauberte wie ein Taschenspieler zwei Schokoriegel hervor. »Hier. Bringt eure Schwester nach Hause, und verratet sie nicht, okay?«

»Die ist nich’ meine Schwester«, brüllte Teddy, aber schnappte sich trotzdem die Schokolade. »Daisy und Immy und Elsie sind meine Schwestern. Nicht die

»Meine Schwester ist die auch nich’. Ich hab keine Schwester und auch kein’ Bruder«, sagte Harry, der nicht zurückstehen wollte.

»Klar bin ich nicht ihre Schwester«, fuhr Nessa sie an, der jetzt alles egal war. »Wir wohnen nur im selben Haus, das ist alles.«

Sie bemerkte, dass die Yanks zurücktraten und über sie lachten.

»Dumm gelaufen für deine Tante! Die Jungs sind niedlich, aber du hast ein ganz schönes Mundwerk, was?«

Bevor Vanessa etwas darauf antworten konnte, waren die Männer bereits mit wiegendem Gang davonstolziert, und es lag auf der Hand, dass sie sich jetzt mit den kleinen Nervensägen beschäftigen musste, die ihr gerade den Tag verdorben hatten.

»Na dann, vielen Dank, ihr beiden. Und, verpetzt ihr mich?«

Teddy Caldwell hob sich den Ranzen über den Kopf und starrte sie wütend an. Er war zehn Jahre alt, und Tante Rose war seine richtige Tante, und er hatte nicht vor, sich von zwei Evakuierten etwas sagen zu lassen, nur weil sie alle in einem Haus wohnten – Nessa mit ihrem schlauen Gerede und Harry mit seinem verschlafenen Bristoler Akzent. Teddy wusste, er redete fast genauso, aber da Harry ein paar Jahre jünger war und aus einem ärmeren Teil der Stadt stammte, fühlte er sich eindeutig überlegen.

»Vielleicht«, gab er jetzt zurück und legte den Kopf schief. »Kommt drauf an.«

»Worauf?«

»Ob du mich und Harry Samstagmorgen mit ins Kino nimmst«, sagte er, und nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Und für uns bezahlst.«

»Genau«, sagte Harry eifrig und sah Teddy voller Bewunderung an.

Was für ein Blödmann, dachte Nessa wütend, aber dann nahm das kleine Ekel ihre Hand – natürlich so, dass Teddy es nicht sehen konnte –, und wider besseres Wissen schmolz ihr ein wenig das Herz, weil er auch ausgebombt und Waise war, genau wie sie, und diese zusammengewürfelte Familie alles war, was sie hatten.

»Na gut, aber ihr müsst mir schwören, dass ihr nicht erzählt, dass ihr mich mit den Yanks gesehen habt. Schwört auf Tante Roses Bibel, wenn wir zu Hause sind.«

Bei der Aussicht auf einen Film am Samstagmorgen stimmten sie ziemlich schnell zu. Sie waren zu blöd, um zu begreifen, dass sie ihnen niemals das dicke Heilige Buch vor die Nase halten könnte, ohne dass Tante Rose fragen würde, was los war. (Tante Rose sprach es immer so aus, als würde es großgeschrieben.)

Und man sah es nicht oft, dass Vanessa eine Bibel in der Hand hielt, auch wenn sie ab und zu ein bisschen betete, vor allem, wenn die Sirenen losgingen und sie alle in Deckung in den Keller rannten, der ihr improvisierter Luftschutzbunker war. Sie erschauderte eine Minute und dann schickte sie ein kleines Dankesgebet an Gott oder Jesus oder wer auch immer Da Oben saß (nur für den Fall), dass jetzt, wo die Jerrys ihre Bomben auf alle warfen, sie nicht mehr in London war.

Immy allerdings schon.

Vanessa hatte jetzt ein ganz schlechtes Gefühl. Sie rannte den Jungs hinterher, die am Wasser entlangliefen, bevor sie in die steilen Straßen zu Rose Painters großem Haus einbogen, von dem aus man die Stadt und den Bristolkanal überblicken konnte. Sie fragte sich, wie es jetzt wohl war dort in London – mit der halben Stadt zerstört und überall Plünderern, wie man hörte, und Schwarzmarktverkäufern, die ihr Zeug unter die Leute brachten …

Eine Sekunde lang verspürte Vanessa Heimweh in sich aufsteigen, sie sah nichts Falsches daran, nur den Nervenkitzel. Jetzt in London zu sein wäre sicher genau so lustig wie gefährlich, und noch dazu konnte man garantiert einen Haufen Geld machen, wenn man Sachen verkaufte, die man auf dem Schwarzmarkt bekam. So was störte sie gar nicht. Viele Leute, die sie kannte, hatten das getan, sogar vor dem Krieg, an Straßenecken und in schmalen Gassen, wo Sachen praktischerweise hinten von einem Laster gefallen waren … Sie war damals nur ein Kind gewesen, aber sie wusste genau Bescheid.

Schnellreiche, hatte ihre alte Großmutter immer gesagt, einmal hochgezogen und ausgespuckt, aber sie hatte auch Respekt für ihre Frechheit gehabt und ihnen am Ende immer Glück gewünscht.

»Warum weinst du?«, fragte Teddy unsicher, als er und Harry stehen blieben, damit sie aufholen konnte. »Wir haben doch gesagt, wir verpetzen dich nicht.«

»Ich weine nicht, Dummkopf. Ich hab nur Wind in die Augen gekriegt.«

Sie hatte ihre alte Großmutter geliebt, die, soweit sie wusste, schon lange den Löffel abgegeben hatte. Aber jetzt musste sie einfach an Immy denken, Teddys älteste Schwester, die nie irgendwelche zwielichtigen Geschäfte machen würde, aber die mittendrin war in London und irgendein hohes Tier von der Army herumkutschierte. Sie hatten in letzter Zeit nichts von ihr gehört, nicht seit dem letzten Brief, in dem sie geschrieben hatte, dass sie sich um ihren Verlobten, James Church, Sorgen machte. Der fuhr irgendwo in Nordafrika einen Panzer und war Offizier.

Nessa fand, dass sie alle viel zu vornehm wurden. Sie war im East End geboren und konnte Leute nicht ausstehen, die gestelzt daherredeten. Nicht dass man das in Weston oder Bristol wirklich tat, gab sie zu, aber wenn man länger in der Nähe von solchen Leuten war, dann...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2021
Reihe/Serie Die Caldwell Saga
Die große Caldwell Saga
Übersetzer Antje Althans
Sprache deutsch
Original-Titel The Caldwell Girls
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alte Liebe • anne hathaway • Anti-Kriegsliteratur • Bristol • Charlotte Roth • Die Nachtigall • Elbleuchten • Familiensaga • Frankreich • Hanni Münzer • Kate Quinn • Kristin Hannah • Liebe • résistance • Schwestern • Ulrike Renk • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-2464-4 / 3841224644
ISBN-13 978-3-8412-2464-4 / 9783841224644
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