Kater Miez und seine lausbübischen Katerchen

Buch | Softcover
75 Seiten
2021 | 2. Auflage
Ziegler, Hans, Dr. (Verlag)
978-3-9810678-5-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kater Miez und seine lausbübischen Katerchen - Maximilian Favola
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Kater Miez und seine Lausbübischen Katerchen Band 5 von Maximilian Favola2 Impressum Raconte! Verlag Zorneding bei München raconte.de Raconte! ist ein Imprint des Verlag Dr. Ulrich Ziegler – Land in Schrift und Bild (LSB) © 2020 Maximilian Favola Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar. ISBN Print: 978-3-9810-6785-9 ISBN E-Book: 978-3981-067-866 Zorneding bei München 2021 Zweite Auflage Febr. 20213 Inhalt Kater Miez und seine lausbübischen Katerchen Band 5 Das Märchenkönigreich 4 Schulstreiche Schwarzstreifchens und seiner Lausbuben 16 Der Maulwurf in Katers Garten 22 Katers Einladung und sein Butler 28 Herrn Umbugs Einbrecherabwehranlage 35 Der „Banarangenbaum“ 40 Katers Papagei 45 Herrn Umbugs „edle Tulpenzüchtung“ 52 Herrn Umbugs „Kugelfüller“ 59 Das Silvesterfeuerwerk 66 Katers Anrufbeantworter 6945 Das Märchenkönigreich Tief in den Bergen zwischen dem Prättigau, dem Montafon und dem Hochtal von Malbun besteht noch heute ein aus alten Sagen bekanntes kleines Königreich, das schon ein paar tausend Jahre alt ist, das „Märchenkönigreich“. Es liegt irgendwo ganz hoch oben im Bergmassiv der Alpen zwischen den Ländern Vorarlberg, Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein und ist sehr schwer zu finden. Nur sehr selten verirren sich einmal einzelne Wanderer dorthin. Dabei grenzt es auch an dem eigentlichen Märchenland an, das so hoch oben und abgelegen ist, dass dort niemals ein Fremder hingelangt. Obgleich es so unzugänglich und unbekannt ist – oder vielleicht gerade deshalb! - benennt es sich in den wichtigen europäischen Sprachen Lateinisch, Spanisch, Italienisch, Französisch und Englisch als „Regnum fabulae“, „El reino de los cuentos de hadas“, „Il regno delle fiabe“, „Le royaume des contes de fées“, und „The Fairytale Kingdom“. So gibt es in dem Märchenkönigreich aufgrund seiner Nähe zu dem eigentlichen Märchenland auch einige Besonderheiten: Hier wohnt nämlich die Katzenfamilie Miez, die wie die Menschen gehen und sprechen können und auch sonst alles können, was Menschen tun. Weil es einerseits auch fast so abgelegen ist wie das Märchenland und mit diesem in Verbindung steht, andererseits aber doch einen gewissen, wenn auch nur ganz geringen Kontakt zur Außenwelt unterhält, ist dort neben der Gemeinschaft von Menschen mit besonderen Tieren der Märchenwelt und dem engen Bezug zu dieser zugleich ein eigenartiger Gegensatz von Altem und Modernem zu finden, vereint in harmonischer Ergänzung. So leben in dem kleinen Königreich um Burgberg, das kaum viel größer ist als vier Meilen lang und drei Meilen breit, nur 6 wenige Menschen und besondere Tiere zusammen. Es wird von einem Kaiser und einem König mit ihren beiden Räten und fünf Grafen verwaltet, die alle ein gütiges Wesen haben, das Land mit Herz und Verstand umsorgen und ein Leben aller Bewohner in vollständiger Demokratie nach dem Wunsch der Einwohner und in sinnvollem Handeln, ohne abstrakte Bürokratie, sowie unter vollständiger Wahrung ihrer Freiheiten und Rechte, garantieren. Der Kaiser - dessen Titel daher rührt, dass es vor langer Zeit noch viel größer war und einige Königreiche umfasst hatte - und der König residieren in einer mächtigen alten, doppelten Burganlage auf einem hohen Berg, und auch die vier Landgrafen haben kleine Burgen auf steilen Felsen um das Land herum. Dieses wird noch zusätzlich von einem Reichsgrafen, welcher der Kater Miez ist, einem Burghauptmann, seinem Torhüter, einem Obersten Ritter, sowie von fünf weiteren Rittern, einem Nachtwächter, einem Polizeichef mit seinem Polizisten und einem Wachsoldaten im Grenzhäuschen an der alten Holzbrücke über den Grenzfluss bewacht. Von der Burg des Kaisers führt in vielen Serpentinen eine Straße hinunter nach Burgberg, dem Hauptort des Landes. Er ist ein kleines, sehr malerisches altes Städtchen mit verträumten Gassen und einem schönen Marktplatz, auf dem jedes Jahr ein wunderschöner Weihnachtsmarkt stattfindet. Neben dem Städtchen Burgberg und dem Ort Wiesendorf gibt es dort noch die vier Orte Seedorf, Walddorf, Bergdorf und Almdorf, das nur aus wenigen Almhütten besteht und ganz hoch oben in den Bergen liegt. An allen Seiten wird das kleine Königreich von einer hohen Bergkette umrahmt; auf der vierten Seite bildet der so genannte Grenzfluss, ein großer wilder Gebirgsbach, eine zusätzliche natürliche Grenze des Landes. 7 Über diesen führt eine kleine alte Holzbrücke, welche die einzige Wegverbindung ins Ausland darstellt. Sie wird von dem Wachsoldaten beaufsichtigt, der, in schöner alter Uniform gekleidet und mit Spieß und Schwert bewaffnet, dazu aber auch mit modernen Waffen und Mobiltelefon ausgerüstet, in seinem kleinen Wachhäuschen steht. Er verfügt auch über ein sehr modernes automatisches, mit Bewegungssensoren und Videoüberwachung ausgestattetes Alarmsystem, sodass er nicht Tag und Nacht in seinem Wachhäuschen stehen muss und das Land trotzdem sicher vor Räubern oder anderen unerwünschten Eindringlingen sowie vor wilden Tieren ist. Natürlich trifft man hier noch völlig unberührte malerische Landschaften an, wie sie auch bei uns früher vorzufinden waren, sowie idyllische Orte, Häuser und Gassen; und wenn etwas Neues gebaut werden muss, dann wird es im Stil genau dem romantischen Gepräge des Landes angepasst. Darüber wachen der Kaiser und der König mit ihren beiden Räten, sowie der Reichsgraf ganz genau. Nicht nur die Häuser und die Autos, auch die Kleidermode und alles Weitere sind so gestaltet, dass sich eine wunderbare stilistische Einheit ergibt. Die Schönheit der Landschaft und die Harmonie aller Stile erzeugen schließlich ein Wohlgefühl des Empfindens, das eine höhere Lebensqualität bewirkt. Vor allem aber wird die Lebensqualität durch die ganz besondere Hilfsbereitschaft der Menschen und Tiere untereinander gestärkt, die gerne überall für einander einspringen, wo Hilfe nötig ist, damit jeder bei der Bewältigung irgendeiner schwierigen Herausforderung bei der Arbeit, bei Krankheit oder im Alter unterstützt wird und vor allem auch einen schönen Lebensabend in seinem eigenen Zuhause und bei seiner Familie verbringen kann. 8 Es ist jedoch wegen der Stileinheit keineswegs alles altertümlich im Land. So gibt es hier neben den Autos im älteren Stil der fünfziger Jahre oder gar der ganz alten Motorkutschen auch ganz moderne Karosserieformen, die aber in sehr schönem und dazu harmonierendem modernen Stil gestaltet sind; und was die Technik anbelangt, so sind auch die ältesten selbstverständlich alle mit ganz moderner Spitzentechnik ausgestattet, dabei aber auch in den früheren Sicherheiten der Konstruktionsart gebaut, die durch doppelte Bremssysteme und eine gute Straßenlage garantiert werden. Fahren darf jeder, der die Verkehrsregeln kennt; auch die besonderen Tiere, die fahren können, dürfen hier Auto fahren, ebenso die alten Leute und die Kranken, die es ja besonders benötigen. Denn Unfälle geschehen schließlich nicht aufgrund körperlicher Eigenschaften, sondern neben Übermüdung und Aufregung sowie Überschätzung der Straßenlage zumeist nur aus Charakterschwäche, und eben wegen dem gutherzigen und vor allem auch verantwortungsvollen Verhalten aller Einwohner des Landes ereignen sich solche hier nie. Auch sonst wird hier niemand aus irgendwelchen Gründen von irgendetwas ausgeschlossen. So leben hier alle zufrieden und glücklich miteinander. Auch im Beruf gibt es keinen Stress. Von außen her kommt kaum störender Einfluss ins Land. Auch kommen nur selten einige wenige Touristen hierher, weil das Märchenkönigreich sehr hoch oben im Gebirge, in einem unwegsamen Gebiet liegt und nur schwer zu finden ist. Das ganz Besondere in dem kleinen Staat aber sind eigentlich Kater Miez und seine Katerchen, die Leben in das sonst recht ruhige Ländchen bringen. Kater Miez ist der oberste Graf des kleinen Landes, der Reichsgraf, der für die inneren Angele-9 genheiten des Staates zuständig ist. Touristen bzw. Bergwanderer, die manchmal nur ganz zufällig dorthin finden, halten ihn immer für den gestiefelten Kater, den sie aus den Märchenbüchern kennen, und so hat er viel zu tun: Einerseits hat er als Graf das Land zu verwalten, zweitens hat er noch einen Nebenberuf als der Journalist und Historiker des Landes, dazu noch einen weiteren als der Wetterfachmann, und drittens erweist er diesem aufgrund seiner Gestalt als großer Kater den unschätzbaren Dienst eines Tourismusmagneten für das Land. Dazu zieht er dann immer seine großen Stiefel und seine historische Amtstracht als Graf an, wenn er die Gäste begrüßt, indem er nach alter höfischer Sitte seinen großen Hut mit der langen flauschigen Feder fantasievoll schwenkt. Natürlich sind alle Mitglieder der Landesregierung auch in ihren historischen Trachten gekleidet, wenn auswärtiger Regierungsbesuch zu Beratungen über gemeinsame Belange der benachbarten Länder kommt oder ein - zwar seltener – Touristiktermin ansteht. Vor allem aber hat sich Kater Miez um seine große Familie zu kümmern. Sein Miezekätzchen und er haben zwölf kleine Katerchen und Kätzchen, die alle schon geheiratet und selbst wieder jeweils zwölf kleine Katzenkinder haben. Man kann sie an der Musterung ihres Fells unterscheiden, nach der sie auch ihre Namen haben. Zufällig verrät diese auch einiges über ihre Tätigkeiten oder Eigenschaften. Sie sind zwar alle sehr lieb, helfen einander, sind fröhlich, freundlich und glücklich und haben ein ausgesprochen soziales und fürsorgliches Wesen. Da gibt es neben den lieben Kätzchen z. B. das nette Katerchen Rotherzchen, das sehr lieb ist und sich viel um den Kater und auch um Miezekätzchen, sowie um seine Geschwisterchen kümmert, dann auch das Katerchen Weiß-10 streifchen und das Katerchen Goldstreifchen, die recht ehrgeizig sind und Ungeheueres leisten, oder die Katerchen Grünstreifchen und Braunstreifchen, die sich gerne um ihre Arbeit in Feld und Wald kümmern, sowie viele weitere, die auch alle sehr lieb und tüchtig sind. Kater Miez ist deshalb sehr stolz auf sie. Doch leider herrscht auch bei den Katzen, die insgesamt eine sehr glückliche Familie sind, nicht nur „eitel Sonnenschein“. Denn es gibt auch hier, wie es in vielen Familien vorkommt, ein „Schwarzes Schaf der Familie“, wie man so sagt, wenn jemand immer nur Schabernack und Unsinn im Kopf hat, immer etwas anstellt und alle anderen damit ärgert oder ihnen zur Last fällt. Das Schwarzstreifchen ist leider solch ein Unglücksrabe. Und wie man so sagt, dass ein Unglück selten allein komme, sind ihm seine Kinderchen voll nachgeraten. Manchmal unterlaufen ihm durch seine Tollpatschigkeit und Unbedachtheit einige echte Missgeschicke, was man zwar noch verzeihen kann, doch eigentlich bei einigermaßen gutem Bemühen auch nicht so oft vorkommen dürfte. Zumeist aber – und das ist das weitaus Schlimmere an seinem Verhalten, wie es nach oberflächlicher Betrachtung so scheint – spielt es dem Kater, der es mit seiner Gutmütigkeit wirklich nicht verdient hätte so von ihm getratzt zu werden, schlimme Streiche, die nicht immer nur lustig sind, sondern manchmal auch recht lästig sein können. Besonders unangenehm wird das dem Kater dann, wenn es zwar dem Nachbarn Umbug einen Streich spielt, dieser sich aber daraufhin dann beim Kater heftig beschwert. Doch hat das schwarz und weiß gestreifte Katerchen zum Glück in ganz schlimmen Situationen, wenn es dem Kater wirklich „an den Kragen geht“, ebenso wie alle seine Geschwisterchen „das Herz am richtigen Fleck“, wie 11 man in solchem Falle sprichwörtlich sagt, und hilft ihm dann in der misslichen Lage mit seinen Tricks und seiner lausbübischen Schläue gegen seine beiden oft recht unliebsamen Nachbarn. Schwarzstreifchen möchte dem Kater natürlich auch nichts Böses antun; vielmehr sitzt ihm eben nur der „Schalk ganz fest im Nacken“, wie man so sagt, wenn es jemand einfach nicht lassen kann, Streiche zu spielen. Immerhin aber ist bemerkenswert, dass Schwarzstreifchen glaubt, dem Kater mit seinen Streichen eher etwas Gutes für seine Gesundheit zu tun, weil es damit dafür sorgen will, dass er genug Bewegung habe, geistig fit bleibe und vor allem nicht zu viel Speck ansetze, was ungesund wäre. Und in der Tat sind Schwarzstreifchens Streiche nie zu grob, wenn sie auch bisweilen hart an der Grenze des noch einigermaßen gut Erträglichen sind. Das kommt daher, dass Kater Miez im Lauf der Jahre ein klein wenig mollig geworden ist und dazu auch ein bisschen zu bequem. Und nachdem die medizinische Forschung zu der Ansicht gekommen ist, dass es auch nicht gesund sei, überhaupt keinen Stress zu haben und sich nur auszuruhen, weil man dann angeblich zu schnell altern würde, bildet sich Schwarzstreifchen ein, auf diese Weise etwas Gutes für Kater zu tun, wenn es ihn ab und zu ein wenig auf Trab hält. Nun hat es damit zwar sicherlich in gewissem Maße Recht; die Frage ist nur, wie „oft“ man unter „ab und zu“ versteht, und wie das mit dem „kleinen Bisschen“ ganz konkret zu sehen ist. Denn Schwarzstreifchen fehlt in seinem Spieleifer oft der Blick für das rechte Maß. Die unmittelbaren Nachbarn der Familie Miez erweisen sich als ganz gegensätzliche Charaktere: Der erste ist ein Bauer. Er hatte in der Schule nie aufgepasst, kann daher kaum lesen12 und rechnen und braucht ungefähr eine halbe Stunde, um seinen Namen aufs Papier zu bringen. Er nennt sich einfach Bauer, weil er seinen eigentlichen Namen aus Denkfaulheit vergessen hat. Schreiben tut er aber „Baua“, weil er Dialekt spricht und ihm das „-er“ auch zu schwierig wiederzugeben ist. Die Leute hier im Land nennen ihn aber Rüpel, weil er sich so benimmt. Das Wort Anstand kennt er nicht und sonst ist er recht faul und sehr schlampig, was auch die ordentlichen Bauern im Land stört, wenn der Unkrautsamen von seinem Acker zu ihnen hinüberfliegt und sie damit erheblich mehr Arbeit haben. Vor allem aber will er immer die Katzen jagen und in den Hasenstall sperren, weil er sich einbildet, sie würden ihm das Obst und das Gemüse von seinen Feldern klauen. In Wirklichkeit aber tun das fremde Wildtiere; denn die Katzen Miez bauen sich sehr fleißig ihre Felder selbst an. So leidet der „Baua“ auch unter einer unbegründeten Einbildung, die er einfach nie los wird. Der Doktor im Land nennt das eine Psychose. Doch der Bauer erwischt die Katzen nie, weil sie viel zu schlau sind und daher dem Grobian immer wieder entkommen, der ohnehin viel zu träge und bequem zum Jagen ist. Dabei aber vergisst er regelmäßig die Arbeit – vielleicht sogar absichtlich, wie es seiner Faulheit gemäß erscheinen möchte - und lässt es sich dann in seiner Hängematte gut gehen. Die Bäuerin muss ihn deshalb immer schimpfen, damit er das Jahr über wenigstens die Hälfte seiner Ernte schafft. Das pure Gegenteil, aber ein ebenso wenig nachahmenswertes Extrem ist der zweite Nachbar der Katzen, ein Großhandelskaufmann namens Umbug. Mit Vornamen heißt er Stanislaus. Er ist überfleißig, nervös, und dazu sehr pedantisch, kleinlich und geizig, aber dann auch wieder recht extravagant 13 und verschwenderisch, zwar äußerlich recht höflich, in Wirklichkeit aber übertrieben rechthaberisch und wirkt dabei oft auch recht arrogant und bissig, was er aber eigentlich nicht ist. Eher trifft für ihn die Ausnahme zu, die durch das Sprichwort „Hunde, die bellen, beißen nicht“, umschrieben werden kann. Jedenfalls ist sein Verhalten weit besser als unehrliche Freundlichkeit und falsche Schmeichelei mit schlimmen Hintergedanken, die weit gefährlicher sind. Extravagant wie er ist, hat er sich sehr zum Ärgernis aller, die ein harmonisches Landschaftsbild schätzen, so auch der Amtsträger des Landes einschließlich Kater Miez, eine auf den Kopf gestellte Pyramide als Wohnhaus bauen lassen, in dem er mit seiner Frau Jazinthe und seinem Sohn Kunibert lebt. Seine Frau hat zwar ebenfalls einen etwas extravaganten Namen, der wohl eine Abkürzung des Blumennamens Hyazinthe sein soll; sie ist aber in ihrem Wesen das pure Gegenteil von ihrem Mann, denn sie ist klug, natürlich und vernünftig. Auch ihr Sohn Kunibert ist sehr vernünftig und realistisch. Für jenen Unsinn des Außergewöhnlichen haben sie beide keinen Sinn. Herr Umbug dagegen hat dafür eine Unmenge von Geld ausgegeben, nur um etwas Besonderes zu haben, was andere Leute nicht besitzen. Das könnte vielleicht eine übertriebene Geltungssucht sein; andererseits aber hat er einen sehr eintönigen Beruf, in dem er immer dasselbe rechnen muss und daher strebt er in seiner Freizeit sehr nach einer Abwechslung. So liebt er durchwegs das Außergewöhnliche. Das führt natürlich leicht zu Missverständnissen über seinen wahren Charakter. Jedes Mal, wenn Herr Umbug den Kater am Telefon anruft, um sich über ihn zu beschweren, was leider wegen seiner Übertriebenheit und Kleinlichkeit recht häufig vorkommt und aufgrund seines penetranten Gekeifes wirklich 14 kaum zu ertragen ist, lenkt der Kater das Gespräch ab, indem er vorspielt, ihn akustisch nicht zu verstehen. Dabei sagt er oft: „…wie bitte, habe ich Sie recht verstanden, Sie sagten, Sie seien unklug?“ oder: “Nein, ich habe keinen Sinn für Unfug“. Das bringt den Umbug dann jedes Mal so sehr in Rage, dass er das Gespräch abbricht – zur Freude Katers, der dann seine Ruhe hat. Natürlich hat der ungeliebte Nachbar auch einen Tick auf die Katerchen, weil sie ihm schon öfters ein paar Grashalme in seinem pedantisch angelegten Rasen umgebogen haben, als ihr Ball über den Zaun fiel, da in seinem Rasen die einzelnen Grashalme strammstehen müssen wie die Zinnsoldaten. Außerdem vermiesen ihm die Katerchen oft durch Missgeschicke bei ihren Spielen – jedoch nie mit voller Absicht - seinen täglichen Mokkagenuss. Sich diesem in vollständiger Ruhe und Entspannung hinzugeben, ist ihm daher seit 30 Jahren noch nicht gelungen. Daher bringt es ihn natürlich auch auf die Palme, dass sein Sohn Kunibert ausgerechnet die benachbarten Katerchen zu seinen Freunden hat. Insgesamt aber haben beide extravagante bzw. besondere Nac-barn nur eine vordergründige Arroganz oder Rüpelhaftigkeit an sich. In Situationen, in denen es wirklich auf Zusammenhalt ankommt, erweisen sie sich jedoch als menschlich, helfen, wenn wirkliche Not ist, und so ist ihr ganzes vordergründiges Gerangel und konfrontierendes Gehabe im Grunde genommen nichts Anderes als bei Umbug eine nervöse Überspannung, da ihm seine Nerven bei stärkerer Anforderung häufig einen Streich spielen, beim Bauern hingegen eine lässige Unbekümmertheit in den unwichtigeren Angelegenheiten des Lebens. Man spürt das daran, dass beide sich gegenseitig und auch ihren anderen Mitmenschen nicht wirklich wehtun und sich – so sehr sie sich auch immer wieder ge-15 genseitig „in den Haaren liegen“ - sowie anderen sogar helfen, wenn Not ist. Daher ist das alles eigentlich nur ein komisches, ja oft sogar lustiges Theater. Eine gewisse Rolle spielen in dieser gesamten Szene auch noch der Facharzt für Allgemeinmedizin, Doktor Angelikus Miez, ebenfalls ein Kater, aber aufgrund der zufälligen Namensgleichheit nicht mit dem Kater Miez verwandt, ferner der Bankier Mac Meck, der ein recht geiziger schottischer Ziegenbock ist, sowie der Psychiater Doktor Plemberg, der Herr Lehrer Weise, der Herr Pfarrer Fromm, der Polizist, der Landesmechaniker Urs Bär und seine Frau Ursa, die zwei nette Braunbären sind, dazu Herr Handelsgut, der Chef des Herrn Umbug, sowie der Lebensmittelkaufmann, Herr Warengut, und dazu noch einige weitere gelegentlich markanter in Erscheinung tretende Personen. Im Wesentlichen aber stehen im Gesamtgeschehen des Landes die Streiche der Katerchen und die drolligen Verhaltensweisen ihrer Nachbarn im Vordergrund, in Verbindung mit vielen Gegebenheiten des alltäglichen Lebens, die wir oft mit Sprichwörtern umschreiben. Um solche ranken sich zumeist die lustigen Geschichten über Kater Miez und seine kleinen Katerchen. * * * * *16 Schulstreiche Schwarzsztreifchen wollte, frech wie es ist, einfach mitten während der Schulzeit in Urlaub fahren, weil die Wetterlage gerade vielversprechend war. Das hatte es heimlich aus Katers Aufzeichnungen entnommen, der für das Märchenkönigreich auch die Wettervorhersagen macht. An eine Beurlaubung seiner kleinen Lausbuben von der Schule aus diesem Grund war selbstverständlich nicht zu denken. Aber Schwarzstreifchen wusste sich natürlich zu helfen. Dabei wäre es ihm gewiss nicht in den Sinn gekommen, irgendwelche Ausreden zu suchen, denn es ist frech genug, sich über alles hinweg zu setzen und schlau genug, um sogar den Grenzsoldaten auszutricksen, wenn dieser aufgefordert würde, die staatliche Ordnung auch hinsichtlich der Schulpflicht mit zu überwachen. Doch weil es eben auch so gerne Streiche spielt, nicht zuletzt aber auch deswegen, weil es sich an einen wunderschönen Tag in seinem Leben erinnert hatte, an dem es wegen seiner Unartigkeiten wieder einmal nachsitzen hatte müssen, damals aber bei schönstem Sonnenschein sogar drei Stunden lng, sah es, weil ihm das bis heute immer noch weh tat, darin gerade eine gute Gelegenheit, seine verletzte Seele zu „heilen“ und seine Urlaubsabsicht noch mit einem „guten Spaß“, wie es so meinte, zu verbinden. Als eine solche Genugtuung, nicht etwa als eine unerlaubte Selbstjustiz aus Rache, sondern eher als einen Streich als Spaß, fasste es diese Aktion schließlich zur Beruhigung seines Gewissens auch auf. Seit langem schon bemerkte es, dass der Herr Lehrer von sensibler Natur war; denn er wurde immer dann, wenn die Streiche seiner kleinen Frechdachse einen gewissen Höhepunkt erreichten, derart krank, dass er wegen nervösen Beschwerden vom Doktor behandelt werden musste. Und da er 17 der einzige Lehrer im Land ist, fiel natürlich prompt für die Zeit seines Krankenstandes immer die Schule aus. Weil Schwarzstreifchen aber sicher gehen wollte, dass es mit dem Unterrichtsausfall auch wirklich klappt, nahm es diesmal die Sache selbst in die Hand. Durch seinen Streichartikelladen hat es schließlich gute Kontakte zu Firmen, die technisch interessante Artikel für Zirkusunternehmen und Zauberer herstellen. So dachte es sich nun etwas ganz Besonderes aus. Seine kleinen Lausbuben halfen ihm natürlich bereitwillig dabei und brachten diese Dinge während den Pausen versteckt in die Schule. Als nun am nächsten Tag der Unterricht morgens wieder begann, ahnte der arme Herr Lehrer Weise noch nicht, was auf ihn zukommen sollte. Nachdem nun die frechen kleinen Lausbuben Schwarzstreifchens diesmal ausnahmsweise besonders ruhig waren, weil sie angespannt darauf warteten, was nun passieren würde, war Herr Weise zwar darüber verwundert, aber er war auch besonders entspannt, und dadurch traf ihn der Schock besonders hart. Als er sich nämlich setzen wollte, gaben die Stuhlbeine plötzlich nach und er plumpste auf den Boden. Nachdem er aber wieder aufgestanden war und sich gerade die zwölf Bengel vorknöpfen wollte, da riefen alle Kinder unter großem Gelächter im Chor: „Herr Lehrer, es spukt!“ Nur für einige Sekunden darüber verblüfft, wo denn so schnell ein anderer gleichartiger Stuhl herkommen sollte, bemerkte er als ein Mann von Verstand natürlich sofort, dass es sich um einen Teleskopstuhl handelte, dessen Beine sich wie die eines Fotostativs einklappen ließen, im Unterschied zu einem solchen aber aufgrund des eingebauten Federzugmechanismus, der sich beim Zusammenklappen spannt, umgehend wieder von alleine ausfuhren. Mit ernstem Tonfall gebot er dem La-18 chen und Toben der Kinder Einhalt und setze den Unterricht fort, natürlich ohne sich zu setzen. Dafür legte er aber nun sein Buch auf den Tisch, mit dem dasselbe passierte; denn als er sich bückte und das Buch von der Tischplatte wegnahm, richtete sich auch der Tisch wieder auf. Weil er inzwischen Mühe hatte, die Klasse zu beruhigen, wechselte er kurzerhand das Unterrichtsthema. „Wir haben jetzt Geographie“, gab er als Motto aus. „Gundolf, du bist der Artigste von allen: Lege in den Beamer die CD von Südamerika ein. Wir studieren nun die Wassermengen, die sich durch die Nebenflüsse des Amazonas in den gewaltigen Strom ergießen“. Doch stattdessen sah man auf der Leinwand eine Karikatur des Lehrers, wie er angeblich eine Flasche Rotwein in seinen weit geöffneten Mund hineinschüttet, was natürlich eine Fotomontage Schwarzstreifchens war. „Beamer aus!“ befahl nun der Herr Lehrer in sehr energischem Ton, holte die große Karte aus dem Wandschrank und hängte sie an den Kartenständer. Doch in dem Augenblick, in dem er mit seinem Zeigestab den Amazonas antippte, fiel der Kartenständer zusammen. Nun nahm der Lehrer vor den kleinen Schwarzstreifchen Position, die aus Sicherheitsgründen in der ersten Bankreihe sitzen müssen. „Ihr seid natürlich wieder einmal völlig unschuldig an dem ganzen Unterrichtsdesaster, nicht wahr?“ fragte er sie rhetorisch mit dem entsprechenden Unterton der Unglaubwürdigkeit einer solchen erwarteten Antwort. „Aber freilich, Herr Lehrer“, antworteten sie scheinheilig und ergänzten mit künstlich aufgesetzter Unschuldsmiene: „Wir können uns gar nicht erklären, wie das passieren konnte“. Aus alter Erfahrung heraus glaubte ihnen der Lehrer ihre angebliche Teilnahmslosigkeit natürlich nicht, weil er schon 19 ahnte, dass die frechen Bengel jene Gegenstände der Magie in den Pausen heimlich ins Klassenzimmer geschmuggelt haben mussten; denn das Türschloss war noch ganz intakt und die Existenz eines Nachschlüssels konnte ebenfalls kaum wahrscheinlich sein, da er den Schlüssel des Schulzimmers in wieser Voraussicht immer bei sich in der Hosentasche trug. Dazu war ihm natürlich auch sofort klar, dass die kleinen frechen Bengel nicht von sich aus an diese Geräte herankommen konnten. So sagte er zu Ihnen in sehr bestimmtem, eine nachhaltige Warnung verheißenden Tonfall: „Ich werde Euch jetzt eine kurze Nachricht an euren Herrn Vater schreiben, der mir auch noch von seiner Schulzeit her entsprechend bekannt ist“. Ich erwarte ihn zu einer Besprechung bei mir! Auf die Antwort der Schwarzstreifchen: „Da sind wir aber stolz darauf“, ernteten sie, wie zu erwarten, einen sehr grimmigen Blick des Lehrers. „Ihr wisst genau, wie das zu verstehen ist“, raunzte er sie an und fügte während dem Schreiben noch hinzu: Ein altes deutsches Sprichwort sagt: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“. „Ihr wisst ja wohl, was das im übertragenen Sinne heißt! Ich will euren Herrn Vater unbedingt morgen in der großen Pause hier sehen!“ In diesem Augenblick aber stockte ihm die Sprache, denn sein Stift schrieb nicht. Beim näheren Hinsehen bemerkte er, dass es ein Tintenkiller war. „Wie kommt der in meine Tasche?“ fragte er scharf. „Wissen wir auch nicht; vielleicht ist er in der Pause zufällig da hineingeflogen“. „Dass das nicht die anderen in der Klasse wissen, sondern ausgerechnet ihr so genau berichten könnt!“ Entgegnete er ihnen noch barsch“, murmelte aber dann leise vor sich hin: „Ich darf mich doch nicht so aufregen!“ „Dann betreiben wir jetzt eben zur Strafe Mathematik!“ verkündete er noch mit relativ fester Stimme. Doch als er die Kreide in die Hand 20 nahm, um eine Formel an die Tafel zu schreiben, da bog sich die vordere Spitze der Kreide nach unten. Sie war wieder einmal durch Eintunken ins Wasser aufgeweicht! In dem Augenblick begann sein Puls zu flattern und er ließ durch den artigsten Schüler seiner Frau ausrichten, dass sie den Doktor Miez rufen solle. Der eilte sofort herbei. Als er den Puls und Blutdruck des Lehrers maß, sagte er bedenklich: „Es ist zwar nicht so gefährlich, aber ich muss Sie leider aus Sicherheitsgründen für eine Woche krankschreiben. Sie brauchen jetzt dringend Ruhe und jede Stunde zwanzig Tropfen Baldrian. Und für danach verordne ich Ihnen zusammen mit Ihrer Familie eine zweiwöchige Kur zur Erholung. Fahren Sie am besten nach Walddorf, denn die Bäume spenden guten Sauerstoff, wie Sie ja selbst wissen, und der tut dem Körper gut, während zugleich die Ruhe des Waldes und der Gesang der Vögel Ihnen seelische Erholung bescheren werden“. „Hurra!“ schallte es lautstark durch den Raum: „Wir haben wieder drei Wochen Sonderferien!“ Als Schwarzstreifchen das hörte, packte es schon die Koffer. Doch als es von seinen kleinen Lausbuben zugleich erfuhr, wohin der Doktor den Lehrer zur Kur schickte, änderte es in moralischer Verantwortung seinen Urlaubsplan, obwohl sich seine Bengel schon so sehr auf das Indianerspiel im Wald gefreut hatten. Denn Schwarzstreifchen hatte die leise Vorahnung, dass man den Lehrer vielleicht in einer Lassoschlinge gefangen oder an den Marterpfahl gebunden wiederfinden und dieser einen Nervenzusammenbruch erleiden könnte. Das wollte Schwarzstreifchen selbstverständlich auch nicht riskieren. So änderte es kurzerhand seine Fahrtroute und steuerte mit seinen frechen Bengeln Bergdorf an. Dort konnten sie sich beim Drachensteigenlassen austoben, was ihnen 21 ja auch gut gefiel. Bei Kater Miez aber, der gleichzeitig davon erfuhr, musste Doktor Miez wieder mit einer Flasche Schnaps zu dessen Kräftigung vorbeikommen, denn Kater ist schließlich als Reichsgraf zuständig für die inneren Angelegenheiten des Landes, und ausgerechnet sein Schwarzstreifchen mitsamt seinen frechen Bengeln sind für die Landeskultur nicht gerade ein Vorbild! Natürlich erfuhr auch der König davon und schickte sofort einen berittenen Boten zu Kater hinunter, der die Aufgabe hatte, diesen zu beruhigen, indem er ihm klarmachen sollte, wie sehr er dessen Arbeit und die seiner anderen Katerchen für das Land schätze. Das richtete Kater seelisch wieder auf, wie der König schon wusste. „Nur ist es eben schade“, meinte Kater abschließend, „dass die Güte der anderen von einigen immer so stark ausgenutzt wird“. „So ist das eben im Leben“, tröstete ihn der königliche Bote, „aber machen Sie sich doch keine Gedanken darüber; wir möchten schließlich nicht, dass es Ihnen ebenso ergeht wie dem Herrn Lehrer. Schließlich brauchen wir Sie doch so notwendig für unser Land. Im Übrigen geht das nicht immer so. Der Kaiser wird schon wieder einmal ein sehr klärendes Wörtchen mit Schwarzstreifchen zu reden wissen. Er hat sich das schon in seinem Kalender für dessen Rückkehr aus dem Urlaub vorgemerkt. Und an diesem Tag möchte ich wirklich nicht in Schwarzstreifchens Haut stecken!“ fügte der königliche Bote noch hinzu. * * * *

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Kater Miez und seine lausbübischen Katerchen ; 5
Verlagsort Zorneding bei München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte Anekdoten • Comic • Geschichten
ISBN-10 3-9810678-5-1 / 3981067851
ISBN-13 978-3-9810678-5-9 / 9783981067859
Zustand Neuware
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