Probe 12 (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-0980-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Probe 12 -  Kathrin Lange,  Susanne Thiele
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Sie sind tödlich. Und sie sind außer Kontrolle

Als die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg ihren ehemaligen Mentor Anasias in Georgien besucht, gerät sie mitten in einen tödlichen Angriff auf ihn. Zuvor kann er Nina jedoch verraten, dass es ihm gelungen ist, ein Medikament gegen die gefährlichsten multiresistenten Keime der Welt zu finden. Musste er deswegen sterben? Zusammen mit dem Foodhunter Tom Morell, dessen Tochter an einem dieser Keime erkrankt ist, versucht Nina, die Forschungsergebnisse nachzuvollziehen. Aber Nina und Tom sind nicht die Einzigen, die hinter Anasias' Forschung her sind, und ihre Gegner schrecken weder vor Entführung und Erpressung noch vor Mord zurück.



Kathrin Lange schreibt erfolgreich Romane für Erwachsene und Jugendliche. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem kleinen Dorf in Niedersachsen. Susanne Thiele ist Leiterin der Presse- und Kommunikationsstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig. Die Mikrobiologin und Biochemikerin hat bereits ein Sachbuch zum Trendthema Mikrobiom verfasst.

Kathrin Lange schreibt erfolgreich Romane für Erwachsene und Jugendliche. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem kleinen Dorf in Niedersachsen. Susanne Thiele ist Leiterin der Presse- und Kommunikationsstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig. Die Mikrobiologin und Biochemikerin hat bereits ein Sachbuch zum Trendthema Mikrobiom verfasst.

Eine Woche später. Wieder Tiflis.
Wieder Montag.


1


Das Hotelzimmer war klein und ein bisschen zu vollgestellt für Ninas Geschmack. Der Gast, der vor ihr hier gewohnt hatte, schien das Please-do-not-smoke-Schild auf dem Schreibtisch ignoriert zu haben. Der Raum roch unangenehm nach einer Mischung aus kaltem Rauch und dem Lavendelraumspray, mit dem das Zimmermädchen versucht hatte, den Gestank zu überdecken.

Völlig erschlagen von der Reise setzte sie die medizinische Maske ab, die sie auf Flugreisen immer noch trug, warf das Ding in den Papierkorb und ließ ihre Tasche neben dem Bett zu Boden fallen. Dann trat sie ans Fenster und riss es auf. Die Aussicht entschädigte für den Mief im Zimmer: Über die abendlich erleuchtete Altstadt hinweg konnte sie bis zum Mtatsinda blicken, dem Hausberg von Tiflis. Die kühle Luft war so klar, dass Nina sogar das von Scheinwerfern angestrahlte Riesenrad auf dem Hügel ausmachen konnte. Sie musste lächeln. Georgy war mit ihr früher oft in dem Vergnügungspark dort oben gewesen.

Bei dem Gedanken an ihren Ziehvater und Mentor zog sich ihr Herz zusammen. Seit Georgy sie vorletzte Woche angerufen hatte, machte sie sich Sorgen um ihn. Obwohl er ihr von den Fortschritten erzählt hatte, die seine Forschungsarbeit machte, hatte er bedrückt geklungen. Irgendwie atemlos. Fast gehetzt. Und das hatte überhaupt nicht zu ihm gepasst, denn gewöhnlich redete er wie ein Wasserfall, wenn er mit einer seiner Arbeiten so kurz vor dem Durchbruch stand wie gerade mit diesen neuen Super-Therapie-Phagen.

Besorgt hatte sie ihn gefragt, ob er krank sei, aber er hatte verneint.

Kein Wort hatte sie ihm geglaubt, darum hatte sie Maren Conrad angerufen, Georgys wissenschaftliche Kooperationspartnerin, die seit neun Jahren gemeinsam mit ihm an der Entwicklung der zwölf Superphagen arbeitete und gleichzeitig eine gute und langjährige Freundin von Nina war. Maren hatte Georgys seltsames Verhalten auch schon bemerkt, aber keine plausible Erklärung dafür gehabt. Und weil Nina gerade einen längeren Artikel für DIE ZEIT abgeschlossen hatte, konnte sie sich ein paar Tage freinehmen. Gleich am nächsten Tag hatte sie sich in einen Flieger gesetzt.

Sie kannte Georgy Anasias schon, seit sie ein kleines Mädchen war. Nachdem ihre Eltern als politisch Verfolgte aus der DDR hatten flüchten und sie zurücklassen müssen, hatte er sich zusammen mit Ninas Großmutter um sie gekümmert. Er hatte in ihr die Liebe zur Wissenschaft geweckt, sodass sie nach dem Abitur Mikrobiologie studiert hatte. Sehr zu seinem Leidwesen war sie jedoch nicht in die Forschung gegangen, sondern hatte ihre zweite große Leidenschaft, das Schreiben, mit der ersten verbunden und sich für eine Laufbahn als Wissenschaftsjournalistin entschieden. Seit einigen Jahren schrieb sie erfolgreich für mehrere angesehene Magazine. Ein Jahr vor Corona hatte sie sogar eine vielbeachtete Reportage über Antibiotikaresistenzen geschrieben und war damit für den Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus nominiert worden.

Gähnend wandte Nina sich vom Fenster ab und ging in das winzige, weißgekachelte Bad. Der Flug hierher war unbequem gewesen. Sie hatte keine Direktverbindung bekommen, darum war sie über Istanbul geflogen, wo sie fast vier Stunden auf den Anschluss hatte warten müssen. Sie drehte den Wasserhahn auf, gab sich zwei Portionen Flüssigseife in die Handfläche und wusch sich gründlich die Hände. Danach kehrte sie ins Zimmer zurück. Ein leichter Wind bauschte die altmodischen Gardinen und brachte den Geruch von Pinien mit sich.

Sollte sie sich gleich bei Georgy melden, oder sollte sie sich erstmal die Reisemüdigkeit aus den Knochen laufen? Nina entschied sich für Letzteres. Sie hob ihre Reisetasche auf das Bett, zog den Reißverschluss auf und nahm ihre Joggingklamotten heraus.

Als sie anderthalb Stunden später verschwitzt und zufrieden wieder im Hotelzimmer ankam, war ihr Bedürfnis, Georgys Stimme zu hören, so groß, dass sie noch in Laufklamotten nach ihrem Handy griff. »Hallo, Georgy!«, begrüßte sie ihn.

»Nina!« Er klang überrascht und euphorisch. »Wie schön, deine Stimme zu hören! Du, ich habe es dir vor lauter Arbeit noch gar nicht erzählt. Stell dir vor: Ich habe das Dutzend zusammen! Auch der zwölfte Phagencocktail arbeitet perfekt! Das Schätzchen lysiert die Bakterien zuverlässig, wie Pacman die Punkte im Labyrinth.« Er lachte. Es klang, als habe er vor langer Zeit vergessen, wie es ging, und es gerade eben wiederentdeckt.

»Das ist wunderbar!«, stieß Nina hervor. Während er ohne Punkt und Komma geredet hatte, war sie ins Bad gegangen und hatte sich halb in die Dusche gebeugt, um das Wasser anzustellen, aber jetzt richtete sie sich wieder auf. Ein Gefühl wie ein Stromstoß durchfuhr sie. Seit fast zehn Jahren arbeitete Georgy Anasias daran, gegen jene zwölf multiresistenten Bakterienstämme alternative Therapien zu finden, die von der WHO als höchstgefährlich eingestuft worden waren. Dabei hatte er sich ganz auf sogenannte Bakteriophagen, kurz Phagen, konzentriert, die in Osteuropa seit über hundert Jahren erfolgreich Verwendung fanden, um Infektionen zu bekämpfen. Schon die Soldaten der Roten Armee waren in Ermangelung teurer Medikamente wie Antibiotika mit Phagen behandelt worden, und mittlerweile erwies sich die Phagentherapie als ernstzunehmende Alternative besonders bei der Behandlung von Menschen, die auf die geläufigen Antibiotika nicht mehr ansprachen. Im Delbrück Phage Research Center, das Georgy leitete und das nach dem weltberühmten Eliava-Institut das nächstgrößere war, bewahrten sie Patienten davor, dass ihnen Arme oder Beine amputiert werden mussten, oder sie fanden Mittel, um schwerstentzündete Wunden zu heilen.

»Schätzchen?«

Georgys Stimme holte Nina aus ihren Gedanken, und sie begriff, dass sie eine Weile lang nicht richtig zugehört hatte. Während er geredet hatte, war sie ins Zimmer gegangen und hatte sich auf der Bettkante niedergelassen. Jetzt rieb sie sich die noch verschwitzte Stirn. »Ja. Entschuldige, ich bin ziemlich erschossen.«

»Ich sagte gerade, dass es so schade ist, dass du in Berlin bist. Ich würde so gern mit dir und Maren diesen Erfolg feiern!«

Sie richtete den Blick auf das Bild an der Wand neben dem Bett, ein gerahmter Druck von van Goghs Sonnenblumen. In wie vielen Hotelzimmern überall auf der Welt hatte sie das schon gesehen? »Ich bin in Tiflis, Georgy«, würgte sie den nächsten Redeschwall ihres Mentors ab.

»… eben das nächste Mal …« Er verstummte. »Was?«, fragte er verdattert.

Nina musste lächeln. »Ich bin in Tiflis«, wiederholte sie.

»Wieso das?«

Auf einmal klang er misstrauisch. Natürlich: Er vermutete, dass sie sich Sorgen um ihn machte, und genau das hasste er wie die Pest. Dass ihre Sorge groß genug gewesen war, um sie ganze neun Stunden mit Dutzenden anderer Menschen in einen engen Flieger gepfercht hierher kommen zu lassen, würde sie ihm ganz gewiss nicht auf die Nase binden. Also dehnte sie die Wahrheit ein kleines bisschen. »Ich will eine Reportage schreiben und dachte mir, dass dein aktuelles Projekt da gut reinpasst.«

»Aber Kind! Liebe Güte, warum hast du mir nichts gesagt!«

»Ich wollte dich überraschen.«

»Du weißt, dass ich keine Überraschungen mag.« Er klang beleidigt. »Sag jetzt nicht, Maren wusste Bescheid, dass du kommst.«

»Nein.«

»Gut für sie! Du hast mich um den Genuss der Vorfreude gebracht, und das nehme ich dir übel, weißt du das?«

Nina wusste, dass er sich anstrengen musste, schmollend zu klingen. »Dafür ist die Überraschung jetzt umso größer.«

»Ja. Das ist sie in der Tat.« Nina konnte leises Klirren hören. Es klang, als würde er Gläser aus einem Schrank holen, »Weißt du was? Komm her! Am besten sofort! Ich wollte eigentlich Feierabend machen, aber ich rufe Maren an und sage ihr, sie soll nochmal herkommen. Lass uns zusammen feiern, an dem Ort unseres Triumphs! Was meinst du?«

Bei dem Wort feiern musste Nina unwillkürlich an diverse feuchtfröhliche Episoden denken, die sie und Maren verbanden. Sie kannten sich seit Studienzeiten, in denen sie einmal kurz in denselben Mann verliebt gewesen waren. Aber beide hatten sie schnell gemerkt, dass der Typ ein Blender war. Ihrer beider Liebeskummer hatten sie einen Abend lang gemeinsam in sehr viel Alkohol ertränkt, was dazu geführt hatte, dass sie kichernd von der Polizei aufgegriffen und nach Hause eskortiert worden waren. Die Vorstellung, Maren wiederzusehen und mit ihr Georgys und ihren Triumph zu feiern, freute Nina.

»Natürlich komme ich«, sagte sie. »Aber ich war gerade joggen. Ich muss erst duschen und mich umziehen.«

»Wo wohnst du?«

Sie nannte ihm den Namen des Hotels und war froh darüber, dass er nicht schon wieder beleidigt war. Seine Wohnung lag ganz in der Nähe des Instituts, war allerdings winzig und so vollgestopft mit Büchern, dass es keinen einzigen freien Quadratmeter gab. Aus diesem Grund machte Georgy jedes Mal einen Riesenaufwand daraus, auf eigene Faust ein Hotel für Nina auszusuchen, zu buchen – und natürlich auch zu bezahlen.

»Sehr gut«, sagte er jetzt aber nur. »Nimm ein Taxi, dann kannst du in spätestens einer Stunde hier sein.«

Victor Wolkows Augen brannten vom langen Starren auf das hell erleuchtete Delbrück Phage Research Center. Er kniff sie zusammen, kurz nur, damit Misha auf dem Beifahrersitz es nicht bemerkte. Auf keinen Fall wollte er, dass sein Partner glaubte, er würde hier anfangen zu flennen....

Erscheint lt. Verlag 30.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Antibiotika • antibiotikaresistente Keime • Antibiotikaresistsenz • Bakterien • Krankheitserreger • Multiresistente Keime • Phagen • Phagen-Forschung • Thriller • Tuberkulose • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-0980-0 / 3751709800
ISBN-13 978-3-7517-0980-4 / 9783751709804
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99