Mörderisches Kreta (eBook)

Kommissar Galavakis ermittelt
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
300 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98824-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mörderisches Kreta -  Nikola Vertidi
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Der verschrobene Kommissar Hyeronimos Galavakis ermittelt in seinem zweiten Fall mit deutscher Gründlichkeit und kretischem »Siga-Siga«. Ein Griechenland-Krimi zum Wegträumen und eine Reise zu den schönsten Flecken Kretas sowie in die urigsten kretischen Tavernen Der bekannte Palmenstrand Vai im Osten Kretas wird durch ein furchtbares Verbrechen erschüttert: Drei schaurig zugerichtete Männerleichen hängen an dem vielbesuchten Strand an Palmen. Die drei Toten gehörten zur homosexuellen Szene auf der Insel und stammten aus wohlhabenden Familien. Galavakis erhält von höchster politischer Stelle den Auftrag zu ermitteln und befindet sich schnell in einem Drahtseilakt zwischen Diplomatie und Abgründen.

Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von 'Gott geküsst' wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...

Die deutsche Autorin lebt seit drei Jahren mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein halbes Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von "Gott geküsst" wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki...

Kapitel 1


»Ich muss wieder rein«, sagte Lysandros, zog seine Boxershorts mühselig hoch, beugte sich vor und streifte mit seinem Mund sein Ohr. »Du verrückter Kerl, ich liebe dich.«

»Ich liebe dich.« Stephanos packte ihn glücklich am Hemd, zog ihn an sich und küsste ihn erneut leidenschaftlich.

»Was hältst du von einem Wochenende unter Palmen«, fragte Lysandros halb im Gehen, »Stavros hat für kommenden Samstag einige Liegen in der ersten Reihe gemietet, und wir könnten im Anschluss schön essen gehen und vielleicht in einem der kleinen Hotels dort übernachten.«

»Das ist eine tolle Idee, oder wir schlafen einfach am Strand und schauen uns die Sterne an«, schlug Stephanos begeistert vor.

»Ich würde lieber ein Zimmer buchen, sodass wir uns frisch machen können.« Lysandros schaute ihn an, lächelte und sagte: »Was ja nicht heißt, dass wir nicht nackt… ähm … nachtbaden können.«

Er kam noch einmal zurück und wuschelte ihm liebevoll durch das Haar, küsste ihn sanft und ging dann mit schnellen Schritten auf das Gebäude zu.

Stephanos fühlte sich noch immer aufgeputscht und erregt. Er hatte seinen Freund einfach nur überraschen wollen, und dass sich daraus eine seiner sexuellen Fantasien in Realität verwandelt hatte, war mehr als atemberaubend. Stephanos blieb noch einen Augenblick an die Wand gelehnt stehen, sein Atem beruhigte sich, und er zupfte sein T-Shirt zurecht, bevor er auf die Straße trat. Er schlenderte entspannt durch die Sonne zu seinem Wagen, als er ein sonderbar schabendes Geräusch hörte. Sein Körper versteifte sich, und er merkte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Es hörte sich an, als würde eine knisternde Jacke an einer Mauer reiben. Hatte sie etwa jemand beobachtet? Vorsichtig blickte er sich um, in der Erwartung einer Bedrohung direkt hinter ihm, doch da war nichts. Die schäbige Gasse war leer. Trotzdem überkam ihn ein mulmiges Gefühl und machte ihn atemlos.

Sie hatten geknutscht und auch heftig rumgefummelt. Es war irgendwie alles noch so neu für ihn, er wollte alles erleben und erfahren. Lysandros hatte bereits seine Erfahrungen gesammelt und erfüllte seine Wünsche nur zu gern. In einer Hausecke rumzumachen war reizvoll, aber dabei wirklich beobachtet zu werden, ohne zu wissen, von wem, fühlte sich nicht gut an. Es war einfach zu gefährlich, denn wenn seine Neigung ans Tageslicht kommen würde, landete er gewiss irgendwo in einer Klinik, um ihm diese Krankheit auszutreiben.

Er hatte schon lange gespürt, dass mit ihm etwas anders war. Aber erst eine lange Europareise mit seiner Mutter hatte ihm die Augen geöffnet, denn es waren nie die Mädchen gewesen, die er bewundernd angeblickt hatte, weil ihr Streetstyle so großartig war. Es waren die schlanken Franzosen, die ihn um den Verstand gebracht hatten – und nicht selten hatte er im Anschluss Probleme gehabt, seine Erektion zu verbergen. In den noblen Designerläden der pulsierenden Großstadt arbeiteten die attraktivsten Männer, die er je gesehen hatte. Seine Gefühle hatten ihn verwirrt und er hatte an sich zu zweifeln begonnen. Das Internet war voll von Schmähungen, aber gleichzeitig auch voller Verlockungen. Als sie in Irakleio von Bord gegangen waren und er wieder zu Hause in seinem Zimmer gesessen hatte, war er sich klar darüber gewesen, dass er schwul war und dass sein Vater das nie erfahren durfte.

Michalis Lamdakis saß nämlich jeden Sonntag in der ersten Kirchenbank, und der Bischof war einer seiner engsten Freunde. Die Familie Lamdakis spendete jedes Jahr hohe Summen, und die Verbundenheit des Vaters zur Kirche war enorm. Daher wusste Stephanos, dass sein Vater es niemals akzeptieren würde, dass er sich gegen die Ideologie der klassischen Familie wandte. Anfangs hatte er mit dieser Erkenntnis gehadert und sich von sich selbst abgewandt, voller Scham über seine »Entgleisung«. Doch dann war ihm klar geworden, dass es nicht nur um Sexualität ging, sondern auch um Liebe, und diese Liebe bezog sich auf einen Menschen. Es war gleichgültig, welches Geschlecht die Liebe hatte. Sich seinem Vater zu stellen traute er sich dennoch nicht, und so lebte er sein Leben als homosexueller Mann im Verborgenen.

Sein Schwager Achilles hatte ihm im letzten Sommer angeboten, in seinem Hotel einige Verbesserungen am Buchungssystem vorzunehmen und als Gegenleistung ein schickes Zimmer mit direktem Zugang zum Meer zu bewohnen. Freudig hatte Stephanos zugestimmt und so die Semesterferien in Saus und Braus verbracht.

Dabei hatte er Lysandros kennengelernt. Der junge Psychologe saß regelmäßig in dem für die Öffentlichkeit zugänglichen Barbereich und schien sich dort glänzend zu amüsieren. Irgendwie wurde dann rasch mehr daraus als nur leichtfüßiges Flirten. Sie trafen sich in Stephanosʼ Zimmer, und der erfahrene Mann verführte und beglückte den Jüngeren nach allen Regeln der Kunst. Obwohl Stephanos dann wieder nach Irakleio an die Uni zurückgemusst und Lysandros den Job in Sithia angenommen hatte, war der Kontakt nicht abgerissen. Stephanos war verliebt, und zwar zum ersten Mal in seinem Leben. Er nutzte die Wochenenden, um die Insel zu erkunden, traf sich mit Lysandros und lernte einige weitere Männer aus dessen sozialem Umfeld kennen. Es war ein illustrer Kreis, und die Verschwiegenheit zwischen ihnen war wie ein ungeschriebenes Gesetz.

Die Menschen auf der Insel waren zwar auf ihre Art offen und durch den Tourismus viel gewöhnt, in ihren eigenen Reihen jedoch herrschten Tradition und eine klassische Rollenverteilung vor – vor allem bei der älteren Generation. All die jungen Männer, mit denen er Kontakt hatte, entstammten den besten Familien der Insel und hatten nun einmal Eltern in genau dieser traditionsbewussten und engstirnigen Altersklasse. Also lebten sie ihre Liebe unerkannt. Es war wie eine Art Geheimklub, und man kam nicht so einfach hinein.

Nach außen mimten sie das reine Partyvolk. Sie waren lustig, tranken teuren Whiskey und gaben gutes Trinkgeld. Sie luden auch immer hübsche Mädchen ein, und so kam nie ein Verdacht auf. Die Clique war gern gesehen und fiel nie negativ auf.

Das Geräusch war verklungen, und er stakste weiter in Richtung Auto. Plötzlich glaubte er Schritte hinter sich zu hören. Diesmal drehte er sich nicht um. Er beschleunigte seine Bewegungen. Kurz bevor er den Wagen erreicht hatte, hörte er erneut dieses seltsame Geräusch. Es war, als würde jemand mit eigentlich laut klappernden Sohlen versuchen, leise schlurfend zu gehen. Er wollte nicht rennen, spürte aber den kaum zu kontrollierenden Impuls in sich, es trotzdem zu tun. Was war nur los mit ihm, er war doch sonst kein solcher Angsthase? Vielleicht hätten sie sich doch zurückhalten und die Situation nicht so zur Eskalation bringen sollen, sie konnten es sich einfach nicht erlauben, ihre Sexualität so offen zu leben. Sein Atem ging schnell, als er die Fahrertür erreichte, die sich dank moderner Technik durch seine Berührung öffnete. Er schlüpfte in die Sicherheit des Innenraums und verschloss die Türen per Knopfdruck. Dann spähte er hinaus, sah aber nichts und kam sich daher ein wenig verrückt vor. Sein Herz pochte. Er schalt sich selbst einen Narren, ließ den Wagen an und drehte die Musik auf. Ein Wochenende am Palm Beach von Vai, bequeme Liegen in der ersten Reihe, Alkohol, Musik und vor allen Dingen den muskulösen, erregenden Körper seines Freundes neben sich, wie er sich in der engen Badehose in der Sonne rekelte … Es würde wunderbar werden.

Sie brauchten eigentlich nicht viel, um glücklich zu sein. Die Woche würde mit seinen Aufgaben an der Uni rasch verfliegen. Wenn er mit der Clique unterwegs war, verzog sein Vater den Mund nur ein wenig, denn seine Freunde waren nicht als Partyboys verschrien, sondern studierten oder gingen wie Lysandros bereits einer sinnstiftenden Arbeit nach. Das war für das Familienoberhaupt wichtig, und Stephanos wusste nicht, ob der Vater ihn sonst einfach so hätte losziehen lassen.

Stephanos runzelte seine Stirn in Denkerfalten, Lysandros streichelte oft mit seinem Daumen darüber und frotzelte, dass sein Gesicht so stehen bleiben könne. Würde er sich von seinem Vater tatsächlich aufhalten lassen? Der Mann würde ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, alle Vergünstigungen streichen und ihn sogar auf die Straße setzen. Dessen war er sich sicher. Auch wenn seine Mutter ihn nicht mittellos dahinvegetieren lassen würde, wäre es doch etwas anderes, auf all die lieb gewonnenen Dinge zu verzichten … angefangen bei seinem Wagen mit der Tankkarte, bis hin zum prall gefüllten Kühlschrank, seinen Klamotten und all den diversen Pflegemitteln, die er so gern benutzte. Er war eben privilegiert aufgewachsen, und das wurde ihm vor allem dann bewusst, wenn er sich vorstellte, ob er tatsächlich nur von Luft und Liebe würde leben können. Auch wenn die Zuneigung zu Lysandros und der körperliche Rausch des perfekten Sex seine Sinne vernebelten, so war ihm doch klar, dass er nicht ohne all das leben wollte. Er genoss es, reich zu sein, daher widersetzte er sich seinem Vater nicht, brachte gute Bewertungen nach Hause und sorgte auch dafür, dass über seine Jobs gesprochen wurde, sodass der Alte es immer mitbekam, wie fleißig und gut sein Junge war. Er hatte sogar schon darüber nachgedacht, wie es sein könnte, eine komplette Lebenslüge zu etablieren und sich eine Freundin zu suchen, mit der er den Sex bis zur Hochzeitsnacht hinausschieben würde, um sie dann zu einem Teil seines Arrangements zu machen. Nichts davon hatte er bisher besonders ausführlich mit Lysandros besprochen, der es ähnlich hielt wie er. Sie gehörten denselben gesellschaftlichen Kreisen an, und auch die Eltern seines Freundes waren alles andere als aufgeschlossen. Doch Lysandros war mutiger als er, denn er sagte oft: »Bevor ich eine...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2021
Reihe/Serie Griechenland-Krimis
Griechenland-Krimis
Griechenland-Krimis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bücher für den Sommer • Griechenland • Griechenland Krimi • Inselkrimi • Kriminalroman • Nicole de Vert • spannende Bücher für den Urlaub • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-492-98824-5 / 3492988245
ISBN-13 978-3-492-98824-7 / 9783492988247
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