Die Seifenmanufaktur - Die Rezeptur der Träume (eBook)

Roman

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60004-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Seifenmanufaktur - Die Rezeptur der Träume -  Farina Eden
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Die Seifenmanufaktur - ein Ort der Träume, der Hoffnung und des Schicksals  Als Tochter eines Seifensieders wird die siebzehnjährige Hanna 1865 in das Seifenhandwerk eingeführt. Schnell zeigt sich ihr Talent, doch als Frau hat sie keine Chance in diesem Beruf. Unterstützt von ihrem Bruder, der die Manufaktur übernehmen soll, entwickelt Hanna heimlich weiter neue Rezepturen für herrlich duftende Seifen. Auch ihre große Liebe Louis steht ihr zur Seite. Als ihre Beziehung einer Intrige zum Opfer fällt und außerdem Hannas Bruder schwer erkrankt, steht alles auf dem Spiel. Hanna beschließt zu kämpfen - für ihre Liebe und ihren Traum einer eigenen Seifenmanufaktur. Der erste Band der mitreißenden Saga um die wechselvolle Geschichte einer Seifensiederei im 19. und 20. Jahrhundert! Band 1: Die Seifenmanufaktur - Die Rezeptur der Träume Band 2: Die Seifenmanufaktur - Der Duft des Neubeginns Band 3: Die Seifenmanufaktur - Die Essenz des Glücks

Farina Eden, 1977 in Berlin geboren, entdeckte bereits als Kind ihre Begeisterung für Bücher und begann früh mit dem Schreiben. Nach Schule und Abitur fand sie einen Weg, die Leidenschaft fürs Schreiben mit ihrem Beruf zu verbinden. Sie studierte Deutsch und Englisch und unterrichtet heute an einer Realschule in Baden-Württemberg. Historischer Roman, Liebesroman, Jugendbuch oder Kurzgeschichten - Farina Eden ist in vielen Genres zuhause. 

1977 in Berlin geboren, entdeckte Farina Eden bereits als Kind ihre Begeisterung für Bücher und begann früh mit dem Schreiben. Nach Schule und Abitur fand sie einen Weg, die Leidenschaft fürs Schreiben mit ihrem Beruf zu verbinden. Sie studierte Deutsch und Englisch und unterrichtet heute an einer Realschule in Baden-Württemberg, wo sie gemeinsam mit Mann und Tochter lebt. Kreativität kennt keine Grenzen. Genau das ist der Grund, warum sich die Autorin bisher weder auf ein Genre, noch auf eine Zielgruppe festlegen wollte. Historischer Roman, Liebesroman, Jugendbuch oder Kurzgeschichten – die Autorin schreibt nieder, was sie nicht mehr loslässt.

Kapitel 1


Sonntag, 23. Juli 1865

Hanna


Hanna hasste es, eine große Schwester zu sein. Fast schien es, als hätten ihre Eltern Friedrich nur in die Welt gesetzt, um ihr eine Aufgabe zu geben. Sie war inzwischen siebzehn, hatte das Mädchenlyzeum beendet und konnte ganz und gar nicht nachvollziehen, warum ihre Eltern ihr ausgerechnet zu Beginn der Hundstage, wie die schulfreien Wochen während der größten Sommerhitze genannt wurden, die Aufsicht über ihren oft viel zu verträumten Bruder übertragen hatten.

Ihr Vater hatte auch auf ihr Betteln hin nicht nachgegeben, obwohl sie ihn sonst mit einem einzigen Augenaufschlag um den Finger wickeln konnte. Hanna war an diesem heißen Sonntag mit Henriette und Sophie verabredet. Sie wollten den Hügel hinunterspazieren, um den Nachmittag im Flussbad nahe der Tauberbrücke zu verbringen.

»Aber Vater, warum kann er nicht etwas mit seinen eigenen Freunden unternehmen, statt mir und meinen auf den Geist zu gehen?«

Hanna wusste genau, dass der Seitenhieb ihren Bruder traf. Friedrich war ein ruhiger Bursche. Er wurde zwar nicht gemieden und hatte den einen oder anderen Schulkameraden, mit dem er sich wohl unterhielt, doch von echten Freunden konnte keine Rede sein.

Sie warf dem Dreizehnjährigen einen finsteren Blick zu. Er ließ die Schultern hängen und biss sich auf die Unterlippe.

»Musste das sein?«, zischte Christina Grieb ihrer Tochter zu, doch Hanna war zu aufgebracht, um die verletzenden Worte zurückzunehmen.

»Du nimmst deinen Bruder mit und Schluss!«

Am Tonfall ihres Vaters erkannte Hanna, dass er soeben ein Machtwort gesprochen hatte, an dem nicht mehr zu rütteln war. Sie kniff die Augen zusammen und starrte Anton Grieb wütend an.

»Du wirst Friedrich kaum bemerken, denn er geht ohnehin nicht baden. Er kann am Ufer sitzen, die Beine ins Wasser hängen, und auf dem Rückweg nimmst du ihn wieder mit heim. Das ist wohl kaum zu viel verlangt«, versuchte er, Hanna zu beschwichtigen. Er wollte seiner Tochter die Hand auf die Schulter legen, doch sie wandte sich trotzig ab.

Was wusste ihr Vater schon? Ihre Freundinnen würden sie wegen ihres Bruders aufziehen. Hinzu kam, dass vermutlich auch die Knaben der Lateinschule den ersten heißen Feriennachmittag am Fluss verbringen würden. Wie sah es denn aus, wenn sie dort mit ihrem schmächtigen Bruder erschien, der eher an einen Zehnjährigen erinnerte?

»Aber welchen Sinn hat das denn? Er muss im Männerbereich des Bads bleiben, ich bei den Frauen. Ich kann ja doch nur aus der Entfernung achtgeben! Und wenn er nicht ins Wasser geht, bekommt er am Ende noch einen Hitzeschlag. Da kann er auch gleich im Haus bleiben!«

»Entweder du gehst mit ihm oder gar nicht!«, kürzte Christina Grieb die Diskussion zwischen ihrer Tochter und ihrem Gatten ab.

 

Das restliche Frühstück verlief schweigsam, und je häufiger Hanna in das verletzte Gesicht ihres Bruders blickte, desto mehr plagte sie das schlechte Gewissen.

»Bevor ihr euch am Nachmittag ins Badegetümmel stürzt, brauche ich noch deine Hilfe. Ich weiß, es ist Sonntag. Aber diese Entscheidung kann nicht warten.« Die Worte ihres Vaters ließen sie den Streit sofort vergessen. Sie strahlte ihn über den Tisch hinweg an, wusste sie doch, was nun folgte: Sie würden Seife sieden, und in Hannas Augen kam kein anderes Handwerk an dieses heran.

»Werde ich auch gebraucht?«, fragte Friedrich, seine Stimme klang noch immer eingeschüchtert.

»Nein, mein Junge. Heute ist das gute Näschen deiner großen Schwester gefragt.«

In der Hoffnung, die Mutter würde ohne Standpauke darüber hinwegsehen, dass Vater und sie auch diesen Sonntag wieder der Frühmesse ferngeblieben waren, half Hanna ihr eilig dabei, das Frühstücksgeschirr abzuräumen. Dann lief sie hinter den breiten Arbeitstresen und öffnete die Tür, die in die Abstellkammer führte. Für einen Moment hielt sie inne und sah sich um.

Die Vorratskammer konnte sich in diesem Sommer sehen lassen. Es war vor allem dieser Raum, der Hanna zeigte, wie gut es ihnen im Vergleich zu vielen anderen Rothenburgern inzwischen ging. Als Kind hatte sie Jahre erlebt, in denen nicht einmal mehr Eier und Korn übrig waren. Heute platzte die Kammer aus allen Nähten. Da hingen geräucherte Salzheringe von der Decke, das Kornfass war noch zu einem Viertel voll und würde mit der neuen Ernte wieder ganz aufgefüllt sein. Prall gefüllte Quarkbeutel hingen oberhalb des Butterfasses, und ihre Mutter hatte in diesem Jahr sogar die kleine Honigtonne gefüllt. Es gab Eier, Kraut, eingelegten Kohl, getrocknete Kräuter, geräucherten Schinken und ein halb volles Schmalzfass.

Hanna konnte es auch diesmal nicht lassen: Sie öffnete die kleine Honigtonne, steckte ihren Zeigefinger in die goldene Flüssigkeit und leckte ihn danach genüsslich ab. Sie wusste, dass Friedrich und ihr Vater es ebenso machten, sobald sie die Kammer betraten, und dass sich das trotz der Schimpftiraden ihrer Mutter erst ändern würde, wenn der Honig leer war.

Eine schmale Verbindungstür am Ende der Vorratskammer führte in den vorderen Bereich des Hauses, der aus der Siederei und dem Verkaufsraum bestand. Links neben der Tür hingen ihre Schürzen. Hanna griff danach und reichte ihrem Vater, der ihr gefolgt war, die seine. Gemeinsam traten sie an die offene Feuerstelle, die sich rechts von der Tür befand und über der ein kegelförmiger Siedekessel aus Kupfer hing.

Hanna hatte schon oft versucht, ihren Vater dazu zu überreden, endlich Eisenkessel anzuschaffen, da diese für größere Seifenmengen besser geeignet waren. Doch Anton Grieb hatte nur abgewunken und erklärt, dass die derzeitige Menge vollkommen ausreichte, um die Familie zu ernähren und ihnen ein halbwegs sorgenfreies Leben zu ermöglichen.

Auf der anderen Seite des Raums stand der Kühlkasten. Er war aus Holz, wurde durch große Schrauben zusammengehalten und war mit Kalkbrei ausgekleidet, damit sich die erstarrte Seife lösen ließ. Auch bei der Kühlung weigerte sich der Vater beharrlich, eine modernere Apparatur in Betracht zu ziehen. Inzwischen gab es längst erste eiserne Formen, die sich weniger stark abnutzten und dafür sorgten, dass die Kühlung schneller vonstattenging.

»Die Grundseife ist fertig«, erklärte ihr Vater und deutete auf einen kleineren, flachen Behälter, der in der Mitte des Raums auf dem großen Arbeitstisch stand.

»Welche Methode?«, fragte Hanna, die wusste, dass es nun darum gehen würde, den Riechstoff so in die halb fertige Masse einzuarbeiten, dass er sich nicht verflüchtigte.

»Umschmelzen. Für den ersten Riechtest wäre Pilieren zu aufwendig.«

Hanna griff nach dem Kasten auf dem Tisch, löste die erkaltete Seifemasse heraus und gab sie in den Kessel, wo sie sich unter Hitze wieder verflüssigte.

»Und wofür brauchen Sie nun mein Näschen, Vater?«, fragte sie, während sie die Masse vorsichtig umrührte.

Statt zu antworten, öffnete Anton ein Schraubglas und hielt es seiner Tochter vors Gesicht.

»Und?«, fragte er.

»Pfefferminzöl.«

»Ganz genau. Was sagst du?« Er nahm ihr den Holzstab ab und rührte betont gelassen im Topf. Hanna wusste genau, dass seine Ruhe nur vorgetäuscht war. Wann immer er etwas Neues ausprobierte, war es ihr Urteil, auf das er wartete, das ihn ermutigen, ihn aber auch von einer allzu gewagten Rezeptur abhalten konnte.

Hanna ließ sich Zeit, griff noch einmal nach dem Glas und roch daran.

»Ich finde den Einfall großartig!«, sagte sie endlich, und Anton ließ erleichtert die hochgezogenen Schultern sinken.

»Was halten Sie davon, der Seife zerkleinerte Blätter beizumischen? Die grüne Farbe der Minze wäre sicher ein Hingucker für unsere Kundschaft. Überlegen Sie doch nur«, rief sie begeistert, »ein heißer Sommer, dazu eine Toilettenseife, die nicht nur erfrischend riecht, sondern sogar ein Gefühl von Kühle auf der Haut hinterlässt. Wir könnten sie als die Sommerseife schlechthin anpreisen! Vielleicht erklären sich ja Apotheker und Barbiere bereit, kostenlose Probestücke an ihre Kunden auszuhändigen. Ich bin mir sicher, dass die neue Seife ein Erfolg werden wird.«

Sie klatschte aufgeregt in die Hände und strahlte.

»Nicht gleich wieder übertreiben, Liebes«, dämpfte er ihre Begeisterung. »Eine grüne Seife könnte Kunden auch abschrecken. Wir belassen es beim Pfefferminzöl.«

Hanna ließ die Schultern hängen und seufzte. Sie kannte ihren Vater. Ihr Urteil war ihm wichtig, doch keine der Neuerungen, die je Einzug in die Siederei gehalten hatten, durfte ihrer Fantasie entsprungen sein. Sie war eben nicht Friedrich. Hätte er in diesem Moment die Beimischung der Minzblätter vorgeschlagen, hätte ihr Vater zumindest darüber nachgedacht.

Schweigend mengte sie das Natronsalz bei, das für eine feste Konsistenz der Seife nötig war. Sie liebte die Innigkeit, die zwischen ihr und dem Vater in Momenten wie diesen herrschte. Die Handgriffe hatten für sie fast schon etwas Beruhigendes. Nicht selten kam es vor, dass sie sich so sehr in ihre Arbeit vertieften, dass die Mutter sie nach Stunden aus der Werkstatt holen musste, weil sie die Zeit vergessen hatten.

Und dann gab es wieder kreative und aufregende Tage, die dem heutigen ähnelten: nämlich wenn sie eine neue Rezeptur ausprobierten. Diese Stunden hatten etwas Magisches, wenn die Arbeit von Erfolg gekrönt war, oder sie endeten in verzweifeltem Gelächter, wenn die Mixtur sich als Misserfolg herausstellte und gerade gut genug war, um als häusliche Scheuerseife verwendet zu werden. Genau diese Abwechslung war der Grund dafür, warum Hanna sich auch in Zukunft nirgendwo anders sah als in ihrer eigenen Seifensiederei.

Sie füllten die zähe Masse in Kastenformen, deckten diese ab und...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2021
Reihe/Serie Die Seifenfabrikantin
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Altes Handwerk • Belletristik Neuerscheinung 2021 • Charlotte Jacobi • Der Duft des Neubeginns • Die Essenz des Glücks • Die Tuchvilla • Familiensaga • Familienunternehmen • Historischer Roman für Frauen • Judith Lennox • Liebesgeschichte • Rothenburg ob der Tauber • Schicksal • Seife • Seifenherstellung • Seifenmanufaktur-Trilogie • Seifensiederei • starke weibliche Protagonistin
ISBN-10 3-492-60004-2 / 3492600042
ISBN-13 978-3-492-60004-0 / 9783492600040
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