Gefährliches Kreta (eBook)
300 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98825-4 (ISBN)
Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von 'Gott geküsst' wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...
Die deutsche Autorin lebt seit drei Jahren mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein halbes Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von "Gott geküsst" wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki...
2. Kapitel
»Denkst du, es wird den ganzen Winter über so nass und kalt sein?« Penelope klapperte theatralisch mit den Zähnen, während sie ihm einen Becher Kaffee reichte.
»Titika hat gesagt, dass so ein Regen im Dezember darauf hindeutet, dass es bis Ostern so bleibt.« Hyeronimos spürte, dass ihm bei dieser Erläuterung ein Schauer über den Rücken lief. Er war für regnerisch kaltes Wetter einfach nicht gemacht. Das war einer der Gründe gewesen, die ihn dazu gebracht hatten, Deutschland für immer zu verlassen.
»Und deine Großmutter weiß, was sie sagt«, die Rechtsmedizinerin seufzte, »denn schließlich ist sie fast hundert Jahre alt.«
Hyeronimos nickte bestätigend, trank einen Schluck des heißen Gebräus und reichte Penelope ein cremiges Törtchen mit Schokoladensplittern obendrauf, während er seines mit einer Gabel in mundgerechte Stücke zerteilte.
»Was ist los mit dir?«, fragte seine beste Freundin, und ihre Stimme klang jetzt leicht beunruhigt.
»Titika hat auch gesagt, dass dieses Wetter Unglück mit sich bringt.«
»Aberglaube oder Wahrheit?«, fragte sie, und er spürte ihren aufmerksamen Blick.
»Du kennst mich gut. Ich habe tatsächlich überprüft, ob die regnerischen Winter mehr Unheil bringen, und siehe da, meine Yaya hat recht. Wenn es zu lange kalt und grau wird, ist das nicht gut für uns. Wir werden depressiver oder angriffslustiger, je nach Persönlichkeit«, erklärte er und schob sich eine Gabel voll Kuchen in den Mund.
»Köstlich, nicht wahr?«, fragte Penelope kauend. »Also gibt es mehr Selbstmorde und Übergriffe, richtig?«, fasst sie das Gehörte zusammen.
Er nickte bestätigend.
»Dann haben wir zumindest was zu tun«, unkte sie, »und ich weiß, dass das makaber klingt.«
»Es geht mir ähnlich«, gab er zu, »wenn ich zu lange in diesem Büro sitze, werden meine Eigenheiten stärker, und ich brauche dann wirklich viel Energie, um sie im Zaum zu halten.«
Sie hob ihren Blick und sah ihn fragend an.
»Es ist okay, Penelope, ich komme zurecht.«
»Ich bin für dich da«, sagte sie, und er wusste, dass es ihr ernst war.
Im Job waren sie voneinander abhängig, denn ohne Penelopes Hilfe war es für ihn, den Kommissar der Mordkommission, kaum möglich, ein Verbrechen aufzuklären. Das hatte sie schon oft unter Beweis gestellt, und nachdem sie im Frühjahr einen spektakulären Mehrfachmord gemeinsam aufgeklärt hatten, hatte sich herausgestellt, dass sie auch als Ermittlungsteam wirklich gut funktionierten. Gleichzeitig brauchte sie als leitende Pathologin der Insel auch ihn, um dem Einerlei klinischer Obduktionen entfliehen zu können. Sie waren echte Freunde geworden und unterstützten einander, wo immer es möglich war, gleichzeitig waren sie beide auf ihre Art auch besonders. Hyeronimos war als Kriti in Deutschland großgeworden, das hatte ihn in Bezug auf seine Gründlichkeit geprägt, auch ganz besonders, da er im schwäbischen Tübingen aufgewachsen war, das ihn in Bezug auf Ordnungsliebe, Fleiß und die Fähigkeit, sich in ein Problem zu verbeißen, geformt hatte. In der Kombination mit dem kretischen Credo »Siga-siga« – was so viel wie »immer langsam, immer mit der Ruhe« bedeutete –, war dies ein Verhaltensmix, der ihn zu einem außergewöhnlichen Ermittler geformt hatte.
Penelope war auf der Insel aufgewachsen, hatte sich dann aber von den Fesseln der Tradition befreien müssen, um sich selbst treu zu bleiben. Lange hatte sie auf dem Festland gearbeitet, doch ihre Art zu leben und zu lieben hatte ihr auch dort Stöcke zwischen die Füße geworfen, und sie war über eine Beziehung gestolpert und danach wieder auf der Insel gelandet. Ihre humorvoll sarkastische Art und ihre ehrliche Offenheit hatten dafür gesorgt, dass Hyeronimos ihr vertraute, und das wiederum hatte auch ihr Vertrauen in ihn wachsen lassen. Obwohl er sich sein ganzes Leben lang schwergetan hatte, Freundschaften zu schließen, und ein Einzelgänger gewesen war, verband ihn mit der Pathologin etwas Außergewöhnliches.
»Hast du in letzter Zeit etwas von Eleni gehört?«, wechselte er das Thema. Die junge Bloggerin und Influencerin war ihnen beiden sehr ans Herz gewachsen.
»Wir haben gerade gestern geskypt«, sagte Penelope lächelnd, »sie hat wirklich einiges bewegt in diesem Jahr, und es läuft gut mit der T-Shirt-Kollektion, aber auch mit ihrem Blog. Sie hat viel Aufmerksamkeit bekommen und nutzt das außerordentlich sinnvoll.«
»Du klingst stolz«, bemerkte Hyeronimos und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: »Wie eine Mutter!« Er wusste, dass das etwas provokativ war, denn das, was sich zwischen den beiden Frauen entwickelt hatte, war weit entfernt von einem Mutter-Tochter-Verhältnis. Doch wer war er, dass er über andere urteilen durfte. Er saß mit seiner Beziehung schließlich auch im Glashaus, und dann warf man nicht mit Steinen. Doch so intensiv seine Verbindung zu Penelope auch war, er bewahrte dieses Geheimnis für sich.
»Iiiiih!«, reagierte sie auch sogleich, »das klingt furchtbar. Klar bin ich stolz auf sie. Sie ist mutig und geht ihren Weg. Eleni ist ein echtes Vorbild für all die jungen Frauen, die etwas aus ihrem Leben machen und dem Patriarchat den Rücken kehren wollen.«
»Hört, hört!«, er war ganz ihrer Meinung, und doch zog er sie gern etwas auf, denn sie hatte ihn gelehrt, Scherze nicht nur zu verstehen, sondern auch zu machen. Es gelang ihm nicht leicht, doch er gab sich redlich Mühe. Normal zu erscheinen war recht anstrengend, denn man musste intensiv an sich arbeiten, und bei dieser Tätigkeit hatte man quasi nie frei.
»Du hast vollkommen recht«, er nahm einen weiteren Bissen Kuchen, »sie ist ein Vorbild, und sie ist wirklich clever und tough, aber sie kommt nicht zurück, oder?«
»Nein«, seufzte Penelope, »das ist wohl der Tribut, den man dem Ruhm zollt. Sie bleibt erst einmal weiter in Athen, und dann macht sie tatsächlich eine kleine Europatour. Sie soll die Kollektion in Mailand, Berlin und Paris präsentieren, und sie will sich dort auch für die LGBTQ-Szene einsetzen.«
Hyeronimos nickte erstaunt und kaute zufrieden, er hatte nicht gewusst, dass es so gut für das Mädchen aus Chania lief, und er gönnte es ihr von Herzen. Ihr Knochenfund in der Samaria-Schlucht vor einem Jahr hatte sie zusammengebracht und ihr tatsächlich einen Karriere-Push verschafft.
»Ich habe schon überlegt, mit ihr zu kommen, doch eine alternde Begleiterin ist wahrscheinlich eher hinderlich. Also bleibe ich hier bei dir.« Sie grinste schief.
»Klingt eigentlich mehr nach Beleidigung als nach einem Kompliment.« Er zwinkerte ihr verstehend zu.
Es klopfte leise an die Tür, und kurz darauf streckte Giorgia, Penelopes Sektionsassistentin, den Kopf durch den Spalt: »Wir bekommen Besuch.« Sie deutete mit dem Zeigefinger nach oben. Es kam also ein ungeklärter Todesfall aus dem Klinikum, in dessen Kellergeschoss sich das rechtsmedizinische Institut befand, zur Klärung zu ihnen.
Er konnte sehen, wie Penelopes Augen zu leuchten begannen. Sie war mit Leib und Seele Pathologin, und daher hatte man ihr die Leitung für die Insel übertragen. Doch auf eine gewisse Art war es auch eine Bestrafung, denn es gab wirklich nicht viel zu tun auf Kreta. Das Eiland zählte rund 625.000 Einwohner, da war es nicht an der Tagesordnung, komplizierte Todesfälle zu sichten, und auch die Patienten aus dem Krankenhaus, die starben und obduziert werden mussten, hielten sich im Rahmen. Man konnte deshalb manchmal wirklich in Langeweile vergehen. Daher war es eine Art Segen für sie, dass sie die Möglichkeit bekommen hatte, den Kommissar immer wieder bei seinen Ermittlungen zu unterstützen. Ihre Behörde unterstand in gewisser Weise der Polizei, und doch arbeitete sie eigenverantwortlich und konnte sich daher als Chefin die Freiheit nehmen, mit ihm rauszufahren. Das half ungemein gegen das dröge Abarbeiten von Papierkram im Büro, das ihr regelmäßig ein Gräuel war.
Hyeronimos ging es auch oft so, und allzu viel Büroarbeit gab es nicht, sodass man in ruhigen Zeiten täglich acht Stunden zu tun hatte. Stelios Mentakis, sein Chef, war zudem ein großer Penelope-Fan, auch wenn er nie bei ihr landen würde, und unterstützte die Zusammenarbeit zwischen den beiden Behörden nur allzu gern.
»Nun hau schon ab«, scheuchte er...
Erscheint lt. Verlag | 24.2.2022 |
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Reihe/Serie | Griechenland-Krimis |
Griechenland-Krimis | Griechenland-Krimis |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bücher für den Sommer • Griechenland • Griechenland Krimi • Inselkrimi • Kriminalroman • Nicole de Vert • spannende Bücher für den Urlaub • Urlaubskrimi |
ISBN-10 | 3-492-98825-3 / 3492988253 |
ISBN-13 | 978-3-492-98825-4 / 9783492988254 |
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