Die letzte Aufführung -  Lisa Stidl

Die letzte Aufführung (eBook)

Adalinde Addix ermittelt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99125-468-3 (ISBN)
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Ein Hotel. Ein Mordfall. Eine junge Hobbydetektivin. Das Hotel Altes Gemäuer in Wien ist seit jeher für seine Geheimnisse bekannt. Die Wände sind mit Diskretion tapeziert und machen es schwer, hinter die Fassade zu blicken. Das bemerkt auch Adalinde Addix, als sie das Hotel zum ersten Mal betritt. Das Treffen, zu dem sie eingeladen wurde, ist mit vielsagenden Blicken und stummen Worten getränkt - die gegenseitige Abneigung in den Gesichtern der geladenen Gäste abzulesen. Als ein Hotelgast im altehrwürdigen Billardzimmer tot aufgefunden wird, ist für die Hobbydetektivin klar: Sie muss den Geheimnissen der Anwesenden auf den Grund gehen und die Wahrheit herausfinden. Wird Adalinde Addix das Schauspiel des Mörders durchkreuzen, bevor Unschuldige darunter leiden müssen?

Lisa Stidl schreibt traditionelle Dektektivgeschichten zum Wohlfühlen. Wenn sie nicht gerade an einer Geschichte arbeitet, dann unterstützt sie als Lektorin andere Autoren bei der Veröffentlichung ihrer Bücher. Neben der Krimischreiberei, hört sie gerne Podcast über wahre Verbrechen, liest selbst gerne Krimis & Thriller und widmet sich der Poesie, am liebsten in Belgeitung mit einer Tasse Matcha. Besuche Lisa gerne auf Instagram/Facebook: @lisastidlautorin oder ihrer Website: www.lisastidl.at. Und vergiss nicht dir den ersten Band ihrer Krimireihe "Die letzte Aufführung" zu besorgen, wenn du gerne in traditionellen Dektektivgeschichten versinkst.

26. April 2019


Der rote Flitzer raste am Restaurant Heuer vorbei. Ein paar verwunderte Blicke wurden der jungen Blondine, die am Steuer saß, hinterhergeworfen.

Unbeirrt manövrierte die Fahrerin den roten Wagen durch eine Autoschlange auf die zweite Spur von links. Sie schenkte der Ampel vor ihr keine große Aufmerksamkeit und brauste bei dem letzten Fünkchen Orange über die Haltelinie.

In diesem Moment dachte sie an ihre Großmutter, die ihr einst eingebläut hatte, dass sie ordentlich auf das Gaspedal drücken musste, wenn sie in der Großstadt rechtzeitig an ihr Ziel gelangen wollte. Adalinde hatte zwar keinen Zeitdruck, aber sie war in Wien und man wusste nie, wann der nächste Stau in Sichtweite kam. Der Tatsache, dass sie im Urlaub ruhig langsamer machen konnte, schenkte sie keine große Beachtung.

Am Beginn der Kärntner Straße musste sie schließlich doch vor einer Ampel halten und darauf warten, auf den Opernring abzubiegen. Unnatürlich viele Menschen liefen Richtung Einkaufsstraße. Ein ganzer Tropf löste sich von dem Menschenstrom und wanderte auf das Operngebäude zu. Touristen zogen nervös die Kameras über ihre Köpfe. Noch bevor sie die Straße überquert hatten, drückten sie gefühlte hundert Male auf den Auslöser, um das Bauwerk aus jedem Winkel festzuhalten.

Adalinde setzte ihr schnittiges Cabrio nur langsam in Bewegung, als die Ampel umschaltete, um das Aussehen der Baulichkeit eine Sekunde länger studieren zu können. Die Hauptfassade mit den alten Bronzestatuen in den oberen Arkadenbögen und den Reitern am Dach des Gebäudes faszinierte sie immer wieder. Bei der Betrachtung des historischen Teils, der vom ursprünglichen Bau erhalten geblieben war, wurde sie in eine andere Zeit versetzt. 1869 – die Ziffern verwiesen auf die Vergangenheit. Das Gemäuer war über all die Jahre mit völlig verschiedenen Menschen und Geschichten gefüllt gewesen. Alte Energien lebten darin, schwebten durch die Luft und genossen die sinnliche Musik, die durch die Säle drang. All die Jahre war es immer da gewesen. Gänsehaut floss über Adalindes Unterarme und erzeugte ein Kribbeln.

Ungeduldiges Hupen lenkte sie ab. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihr, dass eine schwarze Limousine an ihrer Stoßstange klebte.

Bevor der Fahrer hinter ihr zum Überholmanöver ansetzen konnte, drückte sie das Gaspedal durch und flog mit ihrem Fliegengewicht an Wagen ein großes Stück nach vorne. Links und rechts säumten Bäume die Ringstraße. Radfahrer brausten auf den Radwegen neben der Hauptfahrbahn vorbei und waren ohne lästige Ampeln sogar schneller.

Der Burggarten erstreckte sich zu ihrer Rechten. Der Garten versprühte seinen ganz eigenen Zauber. Natürlich gab es auf dieser Welt bestimmt Gärten, die spektakulärer waren, aber Adalinde mochte die Farbenvielfalt im Sommer, den kleinen Teich in der Mitte, das Schmetterlingshaus, das ein schönes Panorama bot, wenn man in der Wiese lag, und das Mozartdenkmal, das jedes Mal zum Verweilen einlud.

Eigentlich mied sie Menschenansammlungen, aber im Burggarten fühlte es sich richtig an, wenn die Leute an heißen Sommertagen zusammenfanden und das Leben durch die Bäume, Sträucher und Blumen pulsierte.

Ein Schwenk mit dem Auto nach links, ein vorsichtiger Turn in eine Nebenfahrbahn und das Schild am Haus verriet ihr, dass sie beim Hotel Altes Gemäuer angekommen war. Sie brachte das Auto zum Stillstand, öffnete ihren Pferdeschwanz und brachte ihre Haare nach der langen Autofahrt wieder in Form. Danach nahm sie ihre Sonnenbrille ab und legte sie neben die große Handtasche.

Neugierig erkundete sie das Haus. Es fügte sich unauffällig in die Reihe an Wohnhäusern in der Nebengasse des Opernrings ein. Der überdachte Eingang, das Schild über der gläsernen Flügeltür, ein paar Sitzgelegenheiten im Freien und die mit reichlich Glas bestückte Vorderfront des Gebäudes vor ihr ließen erahnen, dass sich hier ein Hotel befand.

In Adalindes Adern kribbelte es, als sie durch die Glasfront einen Mann beobachtete, der tuschelnd am Ohr einer Frau hing. Eine ältere Dame drückte ihre Nase gegen die Glasscheibe, betrachtete zuerst Adalinde, ließ ihren Blick dann wachsam über den Rest der Umgebung schweifen und zog sich dann wieder zurück. Ein dichter Nebel an Melancholie hatte sie eingehüllt. Selbst jetzt, wo die Frau verschwunden war, sah Adalinde noch immer die dicken Schwaden des Nebels durch die Glasscheibe blitzen. Der Anblick hatte ihr Mitgefühl aufflammen lassen.

Ein Mann an der Eingangstür in dunkelblauer Uniform und weißer Hose lächelte Adalinde freundlich an, während er versuchte, eine Zigarette in seiner Hand zu verstecken. Unbeholfen fiel der Zigarettenstummel zu Boden und glühte am Asphalt weiter.

Adalinde legte ihre Hand auf den Türgriff. Ihr Gefühl versprach ihr, dass es hier noch äußerst interessant werden würde. Entschlossen trat ihr Fuß auf die Straße. Sie war bereit zu erfahren, warum diese Unterkunft unter vorgehaltener Hand auch das Hotel der vielen Geheimnisse genannt wurde.

Für Stefano, der hinter der Café-Theke des Hotels stand, war es ein ganz normaler Tag. Er bereitete Kaffee für seine geliebten Gäste zu, sorgte für eine gediegene Atmosphäre, war sofort zur Stelle, wenn etwas von ihm gebraucht wurde.

Sein Blick glitt zu Nora, die aus dem Fenster des Hotels starrte. Als würde sie auf den Anker warten, der ihr endlich Halt bieten könnte. Resigniert setzte sich die in die Jahre gekommene Dame wieder in den Sessel. Fast schon neidisch glitt ihr Blick zur jungen Lia Hubertus. Stefano war sich sicher, dass Nora gerade an das Leben dachte, das sie hinter sich gelassen hatte. Ein Leben, in dem viele nicht ergriffene Möglichkeiten stumm an ihr vorübergezogen waren. Wahrscheinlich träumte sie von Kindern. Von einem Ehemann. Unerfüllte Wünsche, die schwer auf ihren Schultern lasteten und drohten, sie durch den Boden in einen Abgrund zu reißen.

Stefano hätte noch tagelang über Noras Befinden sinnieren können, doch ein blonder Neuankömmling zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Vor dem Hotel verließ eine junge Frau ein rotes Cabrio. Ihre schulterlangen Haare waren seidenglatt und glänzten in der Sonne. Stefano erkannte sofort die große Andersartigkeit, die sie von all den anderen Besuchern des Hotels unterschied. Die Blonde strahlte eine Leichtigkeit aus, die den meisten Menschen fehlte. Er fragte sich, ob ein Mensch mit dieser Leichtigkeit auch Geheimnisse hatte. Immerhin stiegen hier fast nur Gäste ab, die etwas verbergen wollten. Warum sollte sie eine Ausnahme sein? Entschlossen ging sie auf ihren Kofferraum zu, um ihr Gepäck zu holen. Sie wartete nicht, bis Frank zu ihr eilte, um die Aufgabe zu übernehmen. Stefano wusste, dass er sicher gerade damit beschäftigt war, seine Zigarette zu beseitigen. So, wie jedes Mal.

Lia Hubertus saß ein paar Tische weiter. Ihr Leben lang hatte sie gehört, wie schön sie war. Schon ihre Eltern hatten es ihr ständig erzählt. Heute taten ihre sozialen Accounts mit Fotos, Videos und sonstigem Kram von ihr fast täglich dasselbe. Manche beneideten sie für ihre natürlichen, langen roten Haare. Andere bewunderten ihre zierliche Nase. Wieder andere wünschten sich ihre vollen Lippen oder ihre weibliche Figur.

Aber in all den Jahren hatte ihre Schönheit Lia Hubertus nichts weiter als neidische Bewunderer gebracht. Durch sie hatte sie keine Freunde gewonnen, die ihr nun zur Seite standen. Den Mann, den sie liebte, konnte sie dadurch nicht an sich binden. Und sie selbst fühlte sich durch ihre Schönheit im Moment auch nicht besser.

Lia Hubertus nippte nervös an einem Glas Wasser. Immer wieder tippte sie auf ihr Handy, aber es war keine Nachricht eingegangen. Sie hatte geglaubt, dass zumindest Patrick in all den Jahren eine treue Seele geblieben war. Aber was wusste sie schon?

Vielleicht war alles nur Show gewesen. Vielleicht nutzte er ihren Plan, um sie an die Presse zu verkaufen. Vielleicht hätte sie ihm nicht vertrauen sollen.

Die Gewissheit, dass diese eine grässliche Person bald im Hotel eintreffen würde, machte Lia krank. Sie wollte zu all ihren Problemen nicht auch noch diesen Geizhals an sich kleben haben. Ihre Situation wurde dadurch nicht besser. Das elende Gefühl, dass sich durch ihre Eingeweide fraß, wurde schlimmer.

Sie fragte sich, welche Werte sie eigentlich noch besaß. Ihr Kopf lebte so sehr in der Zukunft, dass sie die Gegenwart und deren Freuden gar nicht mehr richtig erkennen konnte. Wusste sie, dass sie das Richtige tat, wenn ihr gar nicht bewusst war, was ihre Seele tief im Inneren wollte?

Lias Handy leuchtete kurz auf. Hastig griff sie danach. Enttäuscht ließ sie ihren Kopf sinken, als sie bemerkte, dass bloß eine Werbemail eingegangen war. Außerdem eine Mail bezüglich einer Kooperation und die Mitteilung, dass ihr Autoservice bald wieder anstand. All diese für sie alltäglichen Dinge erschienen ihr im Moment so weit entfernt. Nicht greifbar. Einfach nichtig.

Diese eine Sache kreiste ständig in ihrem Kopf, trieb die Übelkeit noch schlimmer als sonst in ihr hoch, ließ ihre Augen brennen. Die Hilflosigkeit hatte sie fest im Griff, ein stummer Schrei steckte in ihrer Kehle. Die Hände zitterten. Die Angst vor den Reaktionen der anderen Menschen schwoll weiter in ihrer Brust an. Nahm ihr gesamtes Wesen ein. Ängstlich klammerte sie sich an den Stuhl. Er hatte es verheimlicht. Ihr nichts erzählt. Und nun musste sie mit zwei Lastern auf einmal kämpfen. Dabei hatte sie sich so sehr nach Erholung gesehnt und sich endlich ein paar ruhige Momente gewünscht. Nun war alles vorbei und alles musste neu geplant werden. So schnell wie möglich. Sonst gab es keine Chance mehr für sie.

Sie griff nach ihrem...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99125-468-9 / 3991254689
ISBN-13 978-3-99125-468-3 / 9783991254683
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