Fanzi - Elisabeth Schmidauer

Fanzi

Roman

**** 7 Bewertungen

Buch | Hardcover
268 Seiten
2021 | 2. Auflage
Picus Verlag
978-3-7117-2114-3 (ISBN)
24,00 inkl. MwSt
Wie Schuldgefühle über Generationen wirken: Ein Mann lernt spät, aber doch, mit seinem Schicksal Frieden zu schließen.Seine kleine Schwester Elfi ist sein Ein und Alles, nachdem Franz' große Brüder in den Krieg mussten. Für sie erträgt er die Härte der Eltern - des Vaters, der ihn nicht als Nachfolger auf dem Bauernhof eingeplant hatte, und der Mutter, die vor lauter Mühsal keine Liebe für ihn übrig hat. Doch nach einer Erkrankung wird Elfi ins Heim gebracht, aus dem sie nicht mehr zurückkehren wird.Nach dem Krieg übernimmt der verstörte junge Mann den Bauernhof. Durch die Hochzeit mit Bärbi, seiner großen Liebe, stolpert er ins vordergründige Glück. Doch er bleibt ein Leben lang zurückgezogen und wortkarg. Erst als sein Sohn und seine Enkelin Fragen stellen, gelingt es ihm, sich den Erinnerungen zu stellen.

Elisabeth Schmidauer, geboren 1961 in Linz, Studium der Germanistik und Geschichte, lebt und arbeitet in Wien. Mitglied des ur.theaters, Improvisationsschauspielerin im Theater Drachengasse in Wien. Im Picus Verlag erschienen ihre Romane »Das Grün in Doras Augen« (2015), »Am dunklen Fluss« (2016) sowie »Mord für Anfänger und Fortgeschrittene« (2019). Im Herbst 2021 erscheint ihr neuester Roman »Fanzi«.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Gewicht 455 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bauern • Biologie • Buder • Buder: • Familie • Hartheim • Krieg • Kriegskinder • Liebe • Mühlviertel • Mutter • Natur • Schuld • Schwester • Soldaten • Tod • Trauma
ISBN-10 3-7117-2114-1 / 3711721141
ISBN-13 978-3-7117-2114-3 / 9783711721143
Zustand Neuware
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4 Tiefgründig

von (Chemnitz), am 30.10.2021

Elisabeth Schmidauers erzählt eine tragische Familiengeschichte. Franz ist der dritte Sohn einer Bauernfamilie, von der kleinen Schwester liebevoll Fanzi genannt.
Es ist die Zeit des Nationalsozialismus, die Nazis kommen an die Macht. Fanzis ältere Brüder müssen in den Krieg und kommen nicht zurück.Daran zerbrechen die Eltern und die kleine Schwester von Fanzi. Sie erleidet eine schwere Krankheit und es bleibt eine Behinderung zurück. Sie wird von den Nazis ins Heim gesteckt und später von ihnen ermordet.
Dieses Schicksal verfolgt Fanzi für den Rest seines Lebens. Er hat später zwar Familie, einen Sohn und Enkelkinder. Es wurde lange nicht über die Vergangenheit gesprochen, erst als die Enkel fragen stellten, öffnet er sich und erzählt von der Vergangenheit.
Ein sehr erschütternder Roman , der sehr aufwühlt. Der Roman ist schwer zu lesen, aber ich empfehle ihn durchaus weiter.

3 Schwierig

von (Dresden), am 04.10.2021

Das Mühlviertel in Österreich. Franz ist der 3. Sohn einer Bauernfamilie. Seine kleine Schwester nennt ihn Fanzi. Die Nazis haben die Macht übernommen. Alle versuchen, so gut es geht zu überleben. Franz ältere Brüder müssen in den Krieg und kommen nicht zurück. Daran zerbrächen die Eltern. Dann erkrankt auch noch seine kleine Schwester und behält eine Behinderung zurück. Aufgrund dessen wird sie in ein Heim gebracht und dort von den Nazis ermordet. Das alles ist kaum ein Thema in der Familie und spätere Generationen wissen fast nichts davon.

Das Buch wird aus Sicht von Franz und dessen Enkelin Astrid abwechselnd erzählt. Für mich war es schwierig, das zu lesen. Speziell die Teile von Astrid waren für mich abwechselnd unverständlich und auch langweilig. Der Teil von Franz war trotz seines sehr ernsten Inhaltes gut verständlich und unheimlich berührend. Hier wird am Beispiel einer Familie deutlich, welche Verbrechen damals geschehen sind und wie sie in das Leben der Familie eingegriffen haben. Ein wichtiges Thema, doch leider hat mir die Umsetzung bei der Hälfte des Buches eben überhaupt nicht gefallen. Daher gibt es nur eine mittelmäßige Bewertung.

5 Fanzi, Schicksal einer Familie

von , am 12.09.2021

Fanzi, der dritte Sohn, lebt in Österreich auf einem Bauernhof. Der Vater führt den Hof und die Familie mit Härte und Strenge. Die Mutter agiert eher distanziert, als liebevoll.
Der Krieg ist allgegenwärtig und jeder muss seinen Teil dazu beitragen. Auch die beiden älteren Brüder müssen an die Front. Zurück bleibt Fanzi mit Nesthäckchen Elfi.
Das Schicksal ist grausam und keiner kann sich ihm entziehen.

Eine relativ kurze, dramatische, tragische Geschichte mit großer Wirkung! Nüchtern und klar erzählt der Autor die Geschichte von Fanzi vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus.
So fesselnd und emotional erlebt man Sog der Massen mit, welche bedingungslos einer fragwürdigen Ideologie folgen.

Eine Geschichte, die ihre Schatten auch auf die nachfolgenden Generationen wirft. Eine Geschichte, sehr berührend und mahnend zugleich!

5 Kriegslast und wunderbare Natur

von , am 12.09.2021

Fanzi ist ein Roman, der den zweiten Weltkrieg aus einer bisher nicht beschriebenen Seite zeigt. Franz trägt das Leid und die Schuld des Krieges über Jahrzehnte in sich. Erst durch seine Enkelin Astrid lernt
Franz nach und nach sich vor dieser Last zu lösen.
Elisabeth Schmidauer erzählt immer im Wechsel aus der Sicht von Astrid der Biologin und von Franz ihrem Großvater, der so unendlich lange unter seinen traumatischen Erlebnissen gelitten hat. Die detailgenauen Naturbeschreibungen lassen den Leser die Natur förmlich erleben. Gleichzeitig wird die Geschichte von Franz erzählt, der in einem kleinen österreichischen Dorf die Kriegszeit verbrachte.
In sehr fesselndem Schreibstil beschreibt Frau Schmidauer die große Liebe von Franz zu seiner kleinen Schwester Elfi, die ihn Fanzi nannte und damit den Titel des Buches kreierte. Durch eine Erkrankung muss sie die Familie verlassen und wird in ein Heim gebracht. Franz quälen deshalb ewige Schuldgefühle.
Sie gab ihm die Kraft, das Leid der Familie und des Krieges zu ertragen.
Gleichzeitig fühlte ich beim Lesen auch sehr stark, wie alltägliche Dinge das Leben lebenswert machen können.
Das sehr ansprechende Cover zeigt den nachdenklichen Franz alleine in der Natur.
Ein absolut lesenswertes Buch, das für mich auch geeignet wäre, im Schulunterricht zum Thema zweiter Weltkrieg eingesetzt zu werden.

4 Spirale des Lebens

von , am 07.09.2021

Elisabeth Schmidauers neuer Roman Fanzi ist schon durch das schöne Cover dem historischen Genre zuzuordnen. Sie erzählt auf sehr berührende Weise eine Familiengeschichte. Die schweren Kriegserlebnisse zeichnen die Charaktere und formen diese und ihr Verhalten, das sie an nachfolgende Generationen weitergeben. Wir lesen abwechselnd aus der Sicht Fanzis und Astrids, seiner Enkelin.
Franz hat den Spitznamen Fanzi von seiner kleinen Schwester Elfi erhalten, die er sehr liebt. Die beiden sind das dritte und vierte Kind einer Bauernfamilie, die in der Erbfolge nachrangige Positionen hatten. Doch die Kriegsereignisse greifen hier verändernd ein.
Die Zeit zwischen den Weltkriegen war für die Menschen herausfordernd, das Erstarken der Nationalsozialsten und die anschließende Zeit kann hier mitverfolgt werden. Bedrückend ist es zu lesen, wie die Menschen damit umgingen, ob sie mitliefen, wegschauen, ignorierten oder begeistert folgten. Auch die Machtlosigkeit gegenüber dem neuen System ist eindrücklich geschildert. Fanzi leidet fast bis zu Ende an seinem und Elfies Schicksal, doch es gelingt ihm noch sich seiner Familie gegenüber zu öffnen.
Ich konnte mich sehr gut in die Charaktere hineinversetzen, der klare Erzählstil hat mir nach einer kleinen Eingewöhnungszeit sehr gut gefallen. Der gelegentlich eingestreute Dialekt sorgt für Authentizität, die Naturbeschreibungen und die Schicksale fand ich sehr berührend.
Eine lesenswertes Buch, das ein bedrückendes Stück Geschichte anschaulich beschreibt.

5 Schwere Schuld bis heute

von (Rastede), am 01.09.2021

Fanzi, so nennt Elfi ihren großen Bruder, der eigentlich Franz heißt. Franz ist der drittgeborene Sohn und damit ist von Geburt an klar, dass er nicht den Hof erben wird. Deswegen will Franz Tischler werden. Doch dann kommt doch alles ganz anders als gedacht. Seine beiden älteren Brüder werden in den Krieg eingezogen und kehren nicht mehr zurück. Damit muss Franz doch den Hof übernehmen. Abgöttisch kümmert er sich um seine kleine Schwester Elfi. Sie ist sein Ein und Alles. Eines Tages erkrankt Elfi schwer an einer Hirnhautentzündung. Danach ist auch Elfi nicht mehr die, die sie einmal war. Zuerst wird sie Zuhause gepflegt, dann knicken die Eltern ein und geben sie in ein sogenanntes Pflegeheim. In der Zeit des Nationalsozialismus gilt Elfi nun als lebensunwertes Leben. Sie wird nach kurzer Zeit im Pflegeheim ermordet. An der Schuld, sich nicht für Elfi eingesetzt zu haben, dass sie nicht in dieses Heim kommt, trägt Franz sein ganzes Leben lang schwer. Und was noch schlimmer ist: Er macht diese Schuld mit sich selber aus. Nur seine Frau Bärbi weiß davon. Nach und nach gelingt es Fanzi nun aber, sich seinem Sohn und seiner Enkeltochter zu öffnen.
Ich habe ein wenig gebraucht, um mich in die Geschichte einzulesen, doch dann hat sie mich gepackt. Die Geschichte fängt ganz leise und langsam an und plötzlich hat man einen dicken Stein auf dem Herzen. Wortgewaltig zeichnet die Autorin die Geschichte und schafft so tolle Bilder. Sprachlich kann man in die Geschichte, in ihre Zeit und in ihren Raum völlig eintauchen. Die Schuld wiegt schwer. Auch heute noch. Fazit: Ich kann dieses Buch jedem nur wärmstens empfehlen und vergeben fünf Sterne!

4 Was nicht vergessen werden darf

von , am 22.08.2021

Fanzi ist ein Roman aus Österreich, der in einer gewissen Tradition steht und er sticht hervor, weil die Autorin mit der Thematik sensibel umgeht und auch einen sensiblen Protagonisten einsetzt, dessen Leben in Jugend und auch im Alter betrachtet werden.
Die nächste Generation setzt sich mit der Schuldfrage auseinander, aber Franz, der das ganze hautnah und mit dem ganzen Grauen miterlebte, mag nicht über das Thema sprechen. Zu viel schweres ist der Familie widerfahren.

Die Handlung ist in zwei Stränge aufgeteilt, zum einen Franz und sein Leben, zum anderen seine Enkelin Astrid.
Es gibt einiges an Dialog im Dialekt, auch viele wirklich sprachlich gut gemachte Beschreibungen.

Für mich war das Buch von Elisabeth Schmidauer ein beeindruckender Roman, der eine literarische Qualität besitzt, wie man es von Bücher des Picus-Verlag erwartet.
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