Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem! (eBook)

Isadora Duncan. Eine Biografie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
448 Seiten
btb Verlag
978-3-641-26008-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem! - Michaela Karl
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Von der Autorin des Bestsellers 'Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber'
Sie war der erste weibliche Superstar des 20. Jahrhunderts - kompromisslos und radikal. Die Tänzerin Isadora Duncan (1877 - 1927) war eine champagnertrinkende Rebellin mit Hang zum großen Drama und den falschen Männern. Ihrer Zeit stets ein Stück weit voraus, lebte sie eine Freiheit, die für Frauen bis dato undenkbar schien. Mit ihrer Kunst begeisterte sie die Massen. Auguste Rodin hielt sie für die bedeutendste Frau, der er je begegnet war, und es hieß, man müsse Isadora Duncan tanzen gesehen haben, um glücklich sterben zu können. Doch bei all ihrem Ruhm war die göttliche Isadora auch die Königin des Scheiterns, des Aufstehens und des Überlebens größter Katastrophen und Tragödien. Mit ungebrochener Leidenschaft für das Leben und einem schier unerschütterlichen Humor bot sie einem grausamen Schicksal die Stirn. Michaela Karl macht aus einem hollywoodreifen Leben eine fesselnde Biografie, detailreich und aktuell. Ein großes Lesevergnügen.

Michaela Karl, geboren 1971, promovierte 2001 an der FU Berlin mit einer Arbeit über Rudi Dutschke. Ihre Biografien über Dorothy Parker, Zelda und F. Scott Fitzgerald, Unity Mitford, Bonnie & Clyde, Maeve Brennan und Isadora Duncan wurden vom Publikum geliebt und von der Presse hochgelobt. Michaela Karl ist Mitglied der Münchner Turmschreiber. 2020 erhielt sie den Kulturpreis Bayern, 2022 wurde sie mit dem Bayerischen Poetentaler ausgezeichnet.

Berauscht euch, Freunde, trinkt und liebt und lacht
Und lebt den schönsten Augenblick,
Die Nacht, die man in einem Rausch verbracht,
Bedeutet Seligkeit und Glück.

(Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da)

Prolog: Ein Tanz auf dem Vulkan


Glückwunsch! Sie halten gerade ein außergewöhnlich spannendes Leben in den Händen! Im Idealfall können Sie daraus vielleicht Strategien zur Bewältigung eigener Krisen ziehen – und falls nicht, werden Sie sich zumindest keine Sekunde langweilen! Und das nicht, weil dieses Leben in jeder Hinsicht mehr Hollywood als kleines Fernsehspiel ist. Auch nicht, weil die Frau, um die es geht, ihr Leben in jeder Lage im Griff hatte. Ganz im Gegenteil. Aber mal ehrlich, wer möchte so etwas Langweiliges auch lesen, geschweige denn schreiben? Nein, Isadora Duncan war die Königin des Scheiterns, des Aufstehens, des Überlebens größter Katastrophen und Tragödien – und das alles mit einer ungebrochenen Leidenschaft fürs Leben und einem schier unerschütterlichen Humor: »Mein Leben ist eine Abfolge von Niederlagen. Dagegen bin ich schon seit langer Zeit immun.«

Sie war der erste weibliche Superstar des 20. Jahrhunderts und eine wahnsinnig anstrengende Person, kompromisslos und radikal. Starrköpfig, selbstbewusst und keck, litt sie auch unter schrecklichem Lampenfieber. Dennoch waren ihr Mut, ihre Großherzigkeit, ihre Loyalität, ihre Tollkühnheit, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihr schier unerschütterliches Vertrauen in sich selbst grenzenlos.

Die Frontfrau des Modern Dance hatte blaue Augen, schwarzes Haar, das sie später mit Henna rot färbte, war nur etwas mehr als 1,50 Meter groß und redete, ganz gleich in welcher Sprache, immer mit einem leicht amerikanischen Akzent, der ihre Herkunft verriet. Sie gilt als eine der meistporträtierten Frauen der Geschichte, und zweifellos schieden sich an ihr die Geister.

Auguste Rodin hielt sie für die bedeutendste Frau, der er je begegnet war, ja, vielleicht sogar für die bedeutendste Frau, die je gelebt hat. Andere waren eher geneigt, dem amerikanischen Massenprediger Billy Sunday zuzustimmen, der sie als »bolschewistisches Flittchen« bezeichnete, »das nicht einmal genug Kleidung trug, um ihren Intimbereich zu bedecken«. Isadora Duncan war eine champagnertrinkende Rebellin mit Hang zum großen Drama und den falschen Männern. Manche fanden sie überspannt, andere göttlich, und der amerikanische Journalist Floyd Dell schrieb, man müsse Isadora Duncan tanzen gesehen haben, um glücklich sterben zu können.

Isadora Duncan war eine Weltfigur im hegelschen Sinne, die auch außerhalb ihrer Kunst eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Jahrhundertwende war. Schon zu Lebzeiten war die Duncan der Inbegriff einer unabhängigen Frau, die auf die herrschenden Moralvorstellungen pfiff und stattdessen Werte verkörperte, die zeitlos und universell sind. Politisch immer auf Seiten der Unterdrückten stehend schloss ihre aufrechte Haltung Genuss und Leidenschaft niemals aus. Der irische Künstler John Butler Yeats, Vater des Dichters W. B. Yeats, erlebte sie 1908 in New York und schrieb anschließend an seinen Sohn: »Ich habe sie in einem Restaurant getroffen, und mir war sofort klar, dass sie die außergewöhnlichste Person der Welt sein muss. Sie macht ihre eigenen Pläne, und es ist ihr völlig egal, was man von ihr denkt oder über sie sagt. Sie unternimmt keinerlei Anstrengungen, irgendjemandem zu gefallen. Die Leute sind in ihrer Meinung über sie äußerst gespalten, und die sich gegenüberstehenden Parteien hassen sich wie die Capulets und die Montagues.«

Isadora Duncan selbst führte viele ihrer Charaktereigenschaften auf die Natur des Nordwestens der USA und spezifisch amerikanische Einflüsse zurück: »Ich war ein Produkt des amerikanischen Puritanismus (…) – Amerika hat mich in meiner Jugend tief geprägt; ich war eine Puritanerin und eine Mystikerin auf der Suche nach dem Ausdruck von Heldenmut, weit mehr als nach dem Ausdruck von Sinnlichkeit, und ich glaube, dass die meisten amerikanischen Künstler vom gleichen Schlag sind.« Dass ihr Selbstbewusstsein, ihr Mut und ihr Gerechtigkeitsempfinden unmittelbar mit ihrer Herkunft zu tun hatten, wurde zu ihren Lebzeiten sogar von Historikern so gesehen, stand sie mit dieser Einschätzung doch in völligem Einklang mit der bis heute berühmtesten soziohistorischen These über die USA: der Frontierthese von Frederick Jackson Turner. Im Juli 1893 hielt der junge Professor der University of Wisconsin-Madison einen Vortrag, der ihn zu einem der angesehensten Historiker des Landes machte. Turner erklärte, dass die Entwicklung der USA grundverschieden sei von der Europas, weshalb sich europäische Kategorien auf Amerika nicht übertragen ließen. Bis 1890 sei Amerikas Historie eine Geschichte der Erweiterung des Landes in Richtung Westen gewesen: das freie Vorrücken einer freien Bevölkerung in einem freien Land. Die von ihm so bezeichnete »Frontier« sei dabei der immer wieder neu entstandene Grenzraum gewesen, der sich in einem immer wieder von neuem beginnenden Prozess beständig weiter westwärts verlagerte, wobei es an jeder neuen Grenze zu einer Wiedergeburt der Demokratie kam: ein evolutionärer Prozess unter den spezifischen Umweltbedingungen Nordamerikas.

Noch in den 1850er Jahren war das Territorium jenseits des Mississippi weitgehend unbekannt. Ein schier endloser Strom an Einwanderern führte schließlich zur staatlichen Förderung der Westexpansion. 1862 unterzeichnete Abraham Lincoln den Homestead Act, wonach sich jede Person über 21 Jahren bis zu 64 Hektar unbesiedeltes Land abstecken durfte, um es zu bewirtschaften und zu besiedeln. Nach fünf Jahren ging das Land dann in den Besitz der Siedler über. Spätestens als sich am 10. Mai 1869 die beiden Teilstrecken der Eisenbahn aus Ost und West in Promontory Summit/Utah trafen und somit ganz Nordamerika von Küste zu Küste durch die Eisenbahn miteinander verbunden war, war klar, dass der Westen endgültig Teil der USA war.

Die Westexpansion hat nach Turner besondere Institutionen und eine neue demokratische Kultur hervorgebracht: »Die Besonderheit amerikanischer Institutionen besteht darin, dass sie gezwungen waren, sich an den Wandel eines expandierenden Volkes anzupassen – einen Wandel, der mit dem Durchqueren eines Kontinents, dem Erobern der Wildnis und damit einer Entwicklung verbunden war, die in jedem erreichten Gebiet von den primitiven wirtschaftlichen und politischen Bedingungen des Grenzraums, der Frontier, zur Komplexität eines städtischen Lebens führte.« Unabhängigkeit, Selbstvertrauen und Individualismus, Eigenschaften, die auch Isadora im Übermaß verkörperte, wurden dadurch ausgebildet. Die Frontier wurde zum Dreh- und Angelpunkt der amerikanischen Geschichte, aus der sich alle weiteren Entwicklungen ableiten lassen. Damit widersprach Turner der bis dahin geltenden Keimzellentheorie, wonach die amerikanische Entwicklung von Europa abgeleitet war. Diese war seiner Ansicht nach falsch, weil die amerikanische Frontier nicht wie eine europäische Grenze starr und befestigt war, sondern der stetigen Veränderung unterlag. Je weiter sie sich nach Westen verschob, umso geringer wurde der europäische Einfluss. Darum sei die amerikanische Demokratie durch und durch amerikanisch und keineswegs aus Europa importiert: »Amerikas Demokratie ist nicht eine Kopfgeburt irgendwelcher Theoretiker; sie wurde weder auf der Sarah Constant nach Virginia getragen noch auf der Mayflower nach Plymouth. Sie kam aus den amerikanischen Wäldern, und sie sammelte neue Kraft, jedes Mal, wenn sie eine neue Frontier erreichte. Nicht die Verfassung, sondern freies Land und eine Fülle natürlicher Ressourcen, die einem gesunden Volk zur Verfügung standen, schufen während drei Jahrhunderten die demokratische Gesellschaftsform in Amerika und gleichzeitig eine Art Imperium.«

Mit der endgültigen Eroberung des Westens war diese Entwicklung Ende des 19. Jahrhunderts zu ihrem Abschluss gekommen, was zu den vielen Problemen führte, mit denen die USA zu Isadoras Lebzeiten zu kämpfen hatten. Die Nation war sozial tief gespalten, niemals hatte es so viele Millionäre und zugleich so viele arme Schlucker gegeben. Die Grenzen des Wachstums waren offenkundig erreicht, Wirtschaftskrisen erschütterten das Land. Für einen Staat, in dem es keinen Ausgleichsmechanismus zwischen Arm und Reich gibt, war dies eine explosive Situation. Den Millionen Neuankömmlingen begegnete man längst mit offener Feindschaft, die Demokratie an sich schien in Gefahr.

Die stetige Erneuerung der Demokratie an der Frontier, die wie eine Selbstheilungskraft funktioniert hatte, fiel mit dem Ende der Frontier weg. Doch Turner war überzeugt davon, dass der demokratische Geist und seine Ideale unabhängig von der Frontier in den Köpfen der Menschen weiterlebten, was die amerikanische Demokratie so einzigartig macht. Die außergewöhnliche Rolle, die die USA in der Weltpolitik seit dem 20. Jahrhundert spielen, wäre für Turner, der sich als Exzeptionalist begriff, nur folgerichtig: »Das Beste aber war, dass der Westen nicht nur den Amerikanern, sondern auch den Unglücklichen und Unterdrückten aller Länder eine Vision der Hoffnung und die Gewissheit vermittelte, dass die Welt einen Ort bereithielt, wo man großes Vertrauen in den Menschen setzte und wo der Wille und die Macht bestanden, ihm die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Fähigkeiten voll zu entfalten.« Turner war einer der ersten Historiker, der soziale, wirtschaftliche und kulturelle Faktoren ebenso wie Geografie und Umwelteinflüsse in die historische Analyse miteinbezog und Geschichte nicht mehr nur...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2021
Zusatzinfo 8 Seiten s/w-Bildteil
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Bayerischer Poetentaler 2022 • Bestsellerautorin • Biografie • Biographien • eBooks • "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber" • spannende Biografien • Starke Frauen
ISBN-10 3-641-26008-6 / 3641260086
ISBN-13 978-3-641-26008-8 / 9783641260088
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