Blutland (eBook)

Ein Fall für Juncker und Kristiansen
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2022 | 1. Auflage
560 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-25791-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutland -  Kim Faber,  Janni Pedersen
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Ein neuer Tatort in Kopenhagen: Der dritte Fall für das dänische Ermittlerduo Juncker und Kristiansen.
Martin Juncker ist gerade zur Kopenhagener Polizei zurückgekehrt, da entbrennt in der dänischen Hauptstadt ein Kampf zwischen Neonazis und Rechtsradikalen auf der einen Seite und autonomen Gruppen und Einwandererbanden auf der anderen. Dabei wird ein Neonazi erstochen, und Junckers frühere Partnerin Signe Kristiansen übernimmt die Untersuchung des Mordes. Kurz darauf wird die Leiche einer Frau in einem Naturschutzgebiet gefunden: erdrosselt und sexuell missbraucht. Martin ermittelt in diesem Fall, und zum ersten Mal seit langer Zeit arbeitet er wieder mit Signe zusammen. Denn die beiden vermuten, dass die Taten von demselben Mann verübt wurden - einem eiskalten Killer, der es vermag, auch die erfahrensten Polizisten auf die falsche Fährte zu locken.

Alle Fälle von Juncker und Kristiansen:
1. Winterland
2. Todland
3. Blutland

Kim Faber ist Architekt und Journalist bei »Politiken«, einer der größten dänischen Tageszeitungen.

Zusammen mit seiner Frau, der Journalistin Janni Pedersen, schrieb Kim Faber mit »Winterland« einen explosiven und packenden Kriminalroman über Terror, Gewalt, Trauer und Einsamkeit. Das Erstlingswerk des Autorenehepaars ist der Auftakt der Reihe um das dänische Ermittlerduo Martin Juncker und Signe Kristiansen, gefolgt von den Romanen »Todland« und »Blutland«, die ebenfalls die dänische Bestsellerliste im Sturm eroberten.

Kapitel 2 


Signe Kristiansen quetscht ihr Auto zwischen einen Streifenwagen und ein Lieferfahrzeug, dann stellt sie den Motor ab. Einen Moment lang bleibt sie mit den Händen am Steuer sitzen und starrt durch die Frontscheibe. Sie spürt immer noch das Gewicht seiner linken Hand auf der Schulter, das Gefühl von Ekel und die aufwallende Wut, die sie ums Haar die Fassung verlieren ließ. Seine diskrete Art, sie wissen zu lassen, dass sich im Laufe des einen Jahres, das sie der Abteilung für Gewaltkriminalität fern gewesen ist, nichts verändert hat. Dass ihrer beider kleines Geheimnis noch immer gewahrt ist.

Dass das Gesetz des Schweigens nach wie vor gilt.

Wie sie Troels Mikkelsen hasst.

Signe versucht, den Kopfschmerz zu ignorieren, der sich hinter ihrer Stirn bemerkbar macht. Sie öffnet das Handschuhfach, nimmt das Schild mit der Aufschrift POLIZEI he­raus und legt es hinter die Windschutzscheibe. Dann steigt sie aus und schnuppert einen Moment wie ein eifriger Jagdhund in der Luft. Augen und Kehle beginnen zu brennen, Reste des Tränengases hängen noch immer im feuchtkalten Novembernebel. Es ist kurz nach drei Uhr nachmittags, die Dunkelheit ist noch nicht hereingebrochen, aber das spielt zu dieser Jahreszeit ohnehin keine Rolle. Nacht oder Tag? So oder so fließt alles in Grautönen zusammen.

Sie schaut sich um. In der normalerweise recht ruhigen Straße von Nørrebro wimmelt es von Menschen, darunter Horden von Journalisten und Fotografen, die rastlos wie Hyänen auf der Suche nach jemandem umherstreifen, der etwas gesehen hat – oder zumindest eine Meinung hat dazu, was passiert ist. Signe hat vor einem gepflegten fünfstöckigen Gebäude geparkt. Sie schaut an der Fassade hinauf. Trotz der Kälte stehen viele Fenster weit offen, und die Bewohner haben neugierig die Köpfe herausgestreckt, um das Geschehen unten auf der Straße mitzuverfolgen. Auch wenn man, gelinde gesagt, in Nørrebro Tumult auf den Straßen gewohnt ist, arten die Dinge doch selten so aus wie bei den blutigen Ereignissen innerhalb der letzten Stunde.

Signe öffnet den Kofferraum und nimmt eine Tüte mit weißem Schutzanzug, Mundschutz und Einwegüberzügen für die Schuhe heraus. Polizisten in voller Einsatzmontur stehen schweigend in Grüppchen zusammen, und fünfzig Meter weiter parken zwei Mannschaftswagen mit leuchtendem Blaulicht quer auf der Straße. Signe fröstelt und stößt einen leisen Fluch aus, schon jetzt merkt sie, dass die Windjacke, die sie heute Morgen über einen nicht sonderlich dicken Wollpulli gezogen hat, völlig unzureichend ist. Aber sie hat ja nicht ahnen können, dass ihr erster Tag zurück an ihrem alten Arbeitsplatz so enden würde.

Sie geht auf den Balders Plads zu und kommt an vier auf dem Bürgersteig stehenden Kollegen vorbei.

»Scheiße, Kristiansen.«

Eine hochgewachsene Gestalt tritt vor und zieht die Sturmhaube aus.

»Teis«, sagt sie und schlägt dem Beamten lächelnd auf die Schulter. Im letzten Jahr, während ihrer Versetzung zur Schutzpolizei, ist sie unzählige Schichten mit Teis Olsen Streife gefahren.

»Na, schön, die Uniform wieder los zu sein?«, fragt er.

Sie zuckt mit den Schultern. »Tja … schon, auf jeden Fall. Davon abgesehen, dass ich mir gerade den Arsch abfriere.«

»Das kann ich von mir nicht gerade behaupten. Wir hatten in der letzten Stunde ausreichend Bewegung.«

»Mann, ja, kann ich mir denken.«

»Aber was machst du hier?«

»Habt ihr gar nicht Bescheid bekommen? Einer ist an seinen Verletzungen gestorben. Höchstwahrscheinlich ein Neonazi, aber er ist noch nicht eindeutig identifiziert. Anscheinend wurde er mit einem Messer erstochen. Bei ein paar weiteren ist der Zustand kritisch.«

»Ja, den Sanis war anzusehen, dass es um mehrere der Verwundeten ziemlich schlecht stand.«

»Was war eigentlich los? Die Sache scheint ja total aus dem Ruder gelaufen zu sein.«

»Kann man so sagen. Also, wir waren hier, um Claes Sidenius zu schützen, diesen rechten Vollidioten. Er hatte ordnungsgemäß eine Demo angemeldet und im Voraus verkündet, öffentlich ein paar Korane abfackeln zu wollen. Deshalb waren wir mit dreißig Mann vor Ort, um sein verfassungsmäßiges Recht zu sichern, seinen geistigen Gülle-Ergüssen freien Lauf zu lassen – um es mal freiheraus zu sagen.«

»Dreißig? Hört sich von der Größenordnung her doch eigentlich okay an.«

»Erst lief es auch gut. Jedenfalls weitgehend. Es gab natürlich eine Gegendemo … Flüchtlingssympathisanten, Bandenmitglieder und Autonome, du weißt schon, und die hatten wir so weit auch im Griff. Bis …« Er schüttelt den Kopf.

»Bis was?«

»Bis auf einmal praktisch aus dem Nichts an die drei Dutzend Neonazis vom Tagensvej anmarschiert kamen. Nicht lange, dann haben sich alle möglichen Schlägertypen und Bandenmitglieder aus der Gegend dazugesellt, und ruckzuck war Polen offen. Erst jetzt beruhigen sich die Leute so langsam wieder, von kleineren Keilereien in den Straßen mal abgesehen. Bis wir Feierabend machen können, dürfte es noch ein Weilchen dauern.«

»Weißt du, wo der Einsatzleiter ist?«

»Als ich seinen Wagen das letzte Mal gesehen habe, stand er … also, wenn du auf den Balders Plads kommst, links, am Spielplatz vorbei und dann die Baldersgade runter.«

»Wer ist es?«

»Der Einsatzleiter? Damgaard.«

»Axel Damgaard, na dann, wenigstens etwas.«

»Auf jeden Fall. Na dann, wir sehen uns, Kristiansen.«

Ein Stück weiter weist sich Signe gegenüber zwei Beamten aus, die die Leute zurückhalten. Sie taucht unter dem rot-weiß gestreiften Absperrband durch und geht Richtung Baldersgade. Die Bäume haben ihre Blätter abgeworfen, die nasse bunte Schlitterbahnen auf den genoppten Betonplatten bilden. Axel Damgaard steht neben dem Befehlskraftwagen, wie es im Amtskauderwelsch so prägnant heißt, und spricht mit einem uniformierten Beamten. Signe hat schon etliche Male mit Damgaard zu tun gehabt. Er ist bei einer langen Reihe von Einsätzen auf der Straße dabei gewesen, behält stets den Überblick und greift nie zu schwererem Geschütz als notwendig.

»Signe Kristiansen! Zurück in Zivil!«, sagt er mit einem Lächeln, das Signe erwidert.

»Jepp. Ein neues Leben hat begonnen. Na ja, wobei, was heißt neu …«

»Nein, an diesem Punkt warst du ja sozusagen schon mal. Und du bist natürlich wegen des Toten da.«

Sie nickt. »Scheint ja recht heftig gewesen zu sein.«

»Aber hallo.« Er nimmt seine Kappe ab, kratzt sich das spärliche Haar und setzt die Kappe wieder auf. »Es wird immer brutaler.«

»Und ihr musstet echt Tränengas einsetzen?«

»Ja. Selbst mit der nachrückenden Verstärkung hätten wir sie ohne das Gas wahrscheinlich nicht trennen können. Und dann hätte es ziemlich sicher noch mehr Tote gegeben.«

Signe reibt sich die Hände, um sie ein bisschen warm zu bekommen. »Wie konnten sich überhaupt so viele Nazis zusammenrotten, ohne dass wir es mitkriegen? Die sehen ja nicht eben aus wie eine Gruppe friedliebender Touristen.«

»Gute Frage. Hätten wir gewusst, dass sie im Anmarsch sind, hätten wir natürlich ganz anders reagiert.«

Sie dreht sich um und blickt über den Platz. »Wo wurde er abgestochen?«

»Da drüben, auf der anderen Seite steht eine Tischtennisplatte.«

Signe tritt ein paar Schritte zur Seite.

»Siehst du sie?«

Sie nickt. »Mhm. Vollgesprüht mit Graffiti?«

»Genau. Da haben wir ihn gefunden. Eine riesige Blutlache, nicht zu übersehen.«

»Könntest du dafür sorgen, dass der Fundort abgesperrt wird?«

»Na klar, mach ich sofort.«

Am Platz gibt es eine Kaffeebar, in der Signe schon ein paarmal gewesen ist. Tische und Bänke des Außenbereichs liegen umgeworfen über eine größere Fläche verteilt. Sie kann genauso gut hier anfangen, nach Zeugen der Messerstecherei zu fragen, und die Gelegenheit nutzen, um etwas Heißes zu trinken; doch sie bemüht sich vergeblich, weder die Gäste noch die Bedienung haben etwas gesehen, also kauft sie einen großen Latte to go und tritt wieder auf den Platz.

Allmählich wird es dunkel. Die Kriminaltechniker und Signes Kollegen aus der Abteilung für Gewaltkriminalität sind angekommen. Sie zieht ihre Schutzausrüstung über und geht hinüber zur Tischtennisplatte. Hinter der Absperrung sind zwei Techniker bereits mit der Spurensicherung beschäftigt. Signe grüßt die drei Ermittler.

»Wo kommst du denn her?«, fragt Geir Jensen, ein dürrer, humorloser Typ mit roten Haaren, der stets so aussieht, als sei er gerade aus einem Windkanal getreten. Er ist in Signes Alter, schon ewig in der Abteilung für Gewaltkriminalität, länger als Signe, und Leiter einer der drei Mordsektionen. Signe weiß nicht zu sagen, ob er fähig ist oder bloß geschickt darin, fähig zu wirken.

»Von der Kaffeebar da drüben. Ich wollte mich erkundigen, ob jemand etwas gesehen hat. Leider nein. Leitest du die Ermittlungen?«

Geir nickt. »Wir sollten wohl nicht damit rechnen, dass die Techniker allzu viel finden. Das Ganze hier ist garantiert ein Cocktail aus Blut und DNA-Material. Und soweit ich weiß, wurde keine Tatwaffe gefunden, wenn wir also ehrlich sind, dürfte unsere einzige Chance darin bestehen, jemanden aufzutreiben, der etwas gesehen hat.«

»Und dann brauchen wir außerdem so viel Glück, dass diejenigen, die eventuell etwas mitbekommen haben, uns auch davon erzählen möchten«, sagte Signe. »Auf die Bandenmitglieder sollten wir wohl...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2022
Reihe/Serie Juncker & Kristiansen
Juncker & Kristiansen
Übersetzer Franziska Hüther
Sprache deutsch
Original-Titel Kvæler
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • Anne Mette Hancock • Bestseller 2022 • Dänemark • Die Brücke • eBooks • Ermittlerkrimi • Ermittlerpaar • Jens Henrik Jensen • Jørn Lier Horst • Kommissarin Lund • Kopenhagen • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Lina Bengtsdotter • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 • Ragnar Jónasson • Skandinavische Krimis • skandinavische Spannung • Thriller • Todland • Winterland
ISBN-10 3-641-25791-3 / 3641257913
ISBN-13 978-3-641-25791-0 / 9783641257910
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