Die Tote auf dem Maskenball (eBook)

Pentecost & Parker ermitteln - Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-26851-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tote auf dem Maskenball -  Stephen Spotswood
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Wer hat die Hausherrin auf dem Maskenball ermordet? Pentecost und Parker ermitteln in ihrem ersten Fall!
New York, 1942: Will Parker ist eine junge Frau mit ungewöhnlichen Talenten und als diese der Privatdetektivin Lilian Pentecost das Leben retten, nimmt sie Will als ihre Assistentin unter ihre Fittiche. Drei Jahre später bittet Becca Collins die beiden um Hilfe. Beccas Mutter wurde während eines Maskenballs im Anwesen der Familie ermordet - mit einer Kristallkugel erschlagen, in einem von innen verschlossenen Zimmer. Aber in einem Fall, der Nachrichten aus den Jenseits, eine mysteriöse Wahrsagerin und zwielichtige Verwandtschaft involviert, gestalten die Ermittlungen sich verzwickt. Und als Will mehr als nur professionelles Interesse an ihrer Auftraggeberin Becca entwickelt, wird die Sache kompliziert - und Will rückt ins Visier des Mörders ...

Wie eine weibliche Version von Sherlock Holmes und Dr. Watson mit der Atmosphäre einer Partie Cluedo - frisch, clever, cosy!

Stephen Spotswood ist ein preisgekrönter Autor von Theaterstücken, Journalist und Theaterpädagoge. Zusammen mit seiner Frau, der Jugendbuchautorin Jessica Spotswood, ihrer Katze und einer stetig wachsenden Büchersammlung lebt und arbeitet er in Washington, D.C.

Kapitel zwei

Mrs. Pentecosts Versprechen, bei mir zu bleiben, hatte noch ungefähr zehn Minuten Bestand, nachdem wir die Polizeiwache betreten hatten. Wir wurden voneinander getrennt, und man führte mich in ein fensterloses Verhörzimmer, wo ich während der kommenden Stunden wieder und wieder von einander ablösenden Männern in billigen Anzügen ausgequetscht wurde, die mich mit rot gefleckten Wangen anstarrten.

Anfangs überlegte ich, ob ich es mit weiblichem Charme versuchen sollte, aber diese Masche hatte ich irgendwie nie besonders gut draufgehabt. Flirten ging ebenfalls nicht. Zum einen war ich nicht entsprechend gekleidet, zum anderen gab ich mich bezüglich meines Aussehens keinerlei Illusionen hin. Ich hatte die Boxernase und schlammbraunen Augen meines Vaters geerbt, und die Sommersprossen von der mütterlichen Seite hatten die Tendenz, sich irgendwo über meinen Wangenknochen zu unförmigen Pfützen zu vereinigen.

Also entschied ich mich, ihnen eine nahezu vollständige Version der Wahrheit zu präsentieren.

Zuerst waren da zwei Sergeants, die mich die Ereignisse des Abends vorwärts, rückwärts und von innen nach außen gekehrt aufsagen ließen. Ich verriet ihnen beinahe alles – nur nicht das mit der Geheimfachuhr, was aber ja auch kein wirklich relevantes Detail war, weshalb es sich mühelos unter den Tisch kehren ließ.

Irgendwann wurden die Sergeants von einem Detective abgelöst, der noch so grün hinter den Ohren war, dass man ihm meiner Meinung nach besser keine Dienstwaffe hätte anvertrauen sollen. Auch er ließ mich die Ereignisse des Abends abspulen, ihm schien allerdings wichtiger zu sein, was Mrs. Pentecost über diesen Jonathan Markel gesagt hatte.

Wieder bekam er das Gesamtpaket, abzüglich eines Details.

Nach ungefähr einer Stunde kletterte ich die Leiter wieder ein Stückchen höher hinauf. Der nächste Detective – diesmal einer mit einem so reglosen und kalten Gesicht, dass es aus Granit hätte sein können, halb versteckt hinter einem grau melierten Bart, der ihm bis auf den Windsorknoten fiel. Das war ein alter Hase. Zumindest schloss ich das aus seinem Alter, seinem Auftreten und der Art, wie der Babydetektiv sich katzbuckelnd aus dem Verhörraum verabschiedete. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem bärtigen Riesen – er war über eins achtzig groß – um Lieutenant Lazenby, ebenjenen Ermittler, dessen Namen Mrs. Pentecost ganz am Anfang erwähnt hatte. Sollte ich dem Irrtum aufgesessen sein, die beiden wären Freunde, belehrte er mich schnell eines Besseren.

»Was zahlt Pentecost Ihnen dafür?«

»Wann hat sie Ihnen den Auftrag erteilt?«

»Hat Pentecost die Waffe platziert, oder sollten Sie das für sie erledigen?«

»Wer ist ihr Klient?«

»Hat sie Ihnen gesagt, wer Markel tatsächlich umgebracht hat? Wenn Sie uns das verraten, werden wir dem Staatsanwalt nahelegen, sich auf einen Deal mit Ihnen einzulassen.«

So ging es eine ganze Weile.

Für jemanden, der noch nie mit Gesetzeshütern zu tun hatte, kann so etwas sicher Furcht einflößend sein. Da ich aber Teil einer Zirkustruppe war, die öffentliche Anordnungen hin und wieder großzügig auslegte (oder einfach ignorierte), saß ich nun nicht zum ersten Mal auf einer Polizeiwache und war schon von einer bunten Wundertüte voller Cops herumgeschubst worden, bis hin zu den State Troopers oder dem ein oder anderen Kleinstadtsheriff. Und ehrlich gesagt, machten mir diese Hinterwäldlersheriffs grundsätzlich mehr Angst als Großstadtbullen.

Sollte Lazenby also gedacht haben, er könne mich von meiner Geschichte abbringen, wurde er enttäuscht. Irgendwann wurde ihm das ebenfalls klar, und man gab mir meine getippte Aussage und forderte mich auf, sie zu unterzeichnen. Ich las sie gründlich durch, prüfte, ob nichts hinzugefügt worden war, und unterschrieb.

»Willowjean Parker? Ist das Ihr richtiger Namen?«, fragte er, nachdem ich meinen Friedrich Wilhelm daruntergesetzt hatte.

»Glauben Sie echt, ich würde mir so etwas wie Willowjean ans Knie nageln, wenn ich mir einen falschen Namen ausdenke?« Probehalber setzte ich ein charmantes Lächeln auf, das aber irgendwie nicht zu meinem Gesicht zu passen schien.

»Ich weiß nicht, ob ich auch nur ein Wort davon glauben soll.« Er hielt meine Aussage hoch. »Und ich vermute, dass es dem Staatsanwalt ähnlich gehen wird. Meine Männer und ich werden die Details prüfen. Sollte Ihnen in der Zwischenzeit noch etwas einfallen, das Sie hinzufügen möchten, lassen Sie es mich wissen.«

»Klar doch. Unter welcher Nummer kann ich Sie erreichen?«

Nun war er mit Grinsen dran. Dann ordnete er mit knappen Worten an, dass ich in den Haftraum hinuntergebracht werden solle.

Der Wachhabende wollte mich zuerst in den Männerbereich stecken, doch als ich meine Kappe abnahm und ihm meine langen roten Locken zeigte, bugsierte er mich hastig ans andere Ende des Gebäudes in den kleineren (und minimal saubereren) Frauentrakt.

Während der kommenden drei Tage in der Zelle bekam ich eigentlich niemanden zu sehen außer den Wachen. Nur am ersten Morgen wurden drei Mädchen reingebracht, die man in einem Freudenhaus in Chinatown hopsgenommen hatte. Anscheinend hatte der Betreiber seine üblichen Zahlungen an einen Richter vergessen, und nun mussten die Mädchen dafür geradestehen. Irrtümlicherweise hielten sie mich für eine Kollegin und versorgten mich prompt mit dem Namen und der Telefonnummer ihres Arbeitsgebers. Wie sie mir erklärten, gäbe es einen Markt für Mädchen, die als Junge durchgingen (und andersrum). Eine Tatsache, die mir schon lange bekannt war.

Jedenfalls erfuhr ich während der kommenden Stunden so einiges über die Besonderheiten des ältesten Gewerbes der Welt in seiner Ausführung am oberen Ende von New York City. Bis zum Mittagessen war die Kaution der drei hinterlegt worden, und ich blieb mit den unsichtbaren Horden von Bettwanzen allein zurück. Schließlich gelang es mir, einer der Wachen eine alte Zeitung abzuschwatzen, die ich sorgfältig auf der Pritsche ausbreitete, in der Hoffnung, so eine Barriere gegen das Ungeziefer zu schaffen. Trotzdem musste wohl meine gesamte Kleidung geschrubbt, gescheuert oder am besten gleich verbrannt werden, sobald ich wieder bei Hart and Halloway aufschlug.

Falls ich jemals wieder dort aufschlug.

Der Zirkus würde in drei Tagen weiterziehen, und bisher hatte mir noch niemand gesagt, was mit mir passieren sollte.

Lustigerweise war die Möglichkeit, wegen Mordes angeklagt zu werden, nicht das, was mich am meisten beunruhigte. Nein, es war der Ausdruck in Lazenbys Augen, als ich ihm gesagt hatte, Willowjean Parker sei mein richtiger Name. Denn das war gelogen.

Also, die Willowjean war offiziell. Nicht gerade ein Allerweltsname, schon klar, aber meine Mutter hatte mich so genannt, und ich hatte es einfach nicht über mich gebracht, ihn abzulegen. Dafür war ich meinen Familiennamen losgeworden, sobald ich dem Zirkus beitrat. Das Parker hatte ich einer Figur aus einem Black Mask-Heft geklaut, meiner bevorzugten Groschenromanreihe.

Ich sagte mir immer wieder, dass die Chancen meiner Familie, mich aufzuspüren, ungefähr hundert zu eins standen. Und selbst wenn, was sollte schon groß passieren? Ich war inzwischen erwachsen, nicht mehr das verängstigte kleine Mädchen, das vor Jahren von zu Hause fortgelaufen war.

Aber in dieser Zelle bekamen meine Befürchtungen enormen Auftrieb, und wie bei den Bettwanzen wurde es nur schlimmer, wenn man anfing zu kratzen. Die zweite Nacht verbrachte ich allein. Eine trübe Glühbirne am anderen Ende des Korridors war die einzige Lichtquelle. Und so verflüchtigte sich nach und nach die aufgesetzte Tapferkeit, mit der ich hier eingelaufen war und die mir als Schutzschild gedient hatte. Ich stellte mir vor, wie sich die Zellentür öffnete und mein Vater hereinkam, knallrot im Gesicht, den Ledergürtel bereits griffbereit um die Hand gewickelt.

Hab ich dich.

Ich presste die Lider aufeinander und hielt die Augen fest geschlossen, bis ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf fiel.

Am dritten Tag wurde die Zellentür gegen Mittag tatsächlich geöffnet, doch es kam niemand herein. Stattdessen holte man mich raus und scheuchte mich wieder nach oben in ein Verhörzimmer. Diesmal hatte ich die Luxusausführung erwischt – mit Fenster und Stühlen, die nicht wackelten. Und diesmal ließ man mich auch nur eine halbe Stunde schmoren, bevor plötzlich die Tür aufflog und Dee-Dee hereingestürmt kam wie eine Lawine mit rot gefärbter Föhnfrisur und hochgestemmtem Busen.

»Will, Baby, ich habe mir solche Sorgen gemacht!« Sie wollte mich umarmen, aber ich hielt sie davon ab.

»Besser nicht«, erklärte ich ihr. »Erst nachdem ich entlaust wurde.«

Also begnügte sie sich mit einem Luftkuss und setzte sich gegenüber von mir an den Verhörtisch.

»Was ist los, Dee-Dee? Die lassen mich hier jetzt schon seit drei Tagen komplett im Dunkeln.«

»Ich weiß es nicht genau, Honey. Offenbar haben die Cops die Details rund um den Mord an diesem Markel abgeklopft. Doch es scheint festzustehen, dass McCloskey ihn umgebracht hat. Zumindest steht es so in der Zeitung.«

»Das ist in der Zeitung gelandet?«

»Auf allen Titelseiten, schon seit zwei Tagen«, sagte Dee-Dee lächelnd. »Und dass McCloskey so etwas wohl früher schon abgezogen hat, aber nie verdächtigt wurde. Und dass diese Pentecost offenbar geschafft hat, was der Polizei nicht gelungen ist. Wie dem auch sei, sie wollen dich heute Nachmittag...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2022
Reihe/Serie Pentecost & Parker
Übersetzer Charlotte Lungstrass-Kapfer
Sprache deutsch
Original-Titel Fortune Favors the Dead (A Pentecost & Parker Mystery 1)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1940er • 2022 • Agatha Christie • Cluedo • Cozy Crime • Detektivin • eBooks • Flavia de Luce • Hardboiled • Historische Kriminalromane • Klassische Detektivgeschichte • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Lesbische Liebe • Miss Marple • Neuerscheinung • New York • New York City • Noir • weibliche Ermittlerin • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-641-26851-6 / 3641268516
ISBN-13 978-3-641-26851-0 / 9783641268510
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