Die Landärztin - Aufbruch in ein neues Leben (eBook)

Roman
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2022 | 1. Auflage
560 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27452-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Landärztin - Aufbruch in ein neues Leben -  Felicia Otten
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Eine starke junge Ärztin, eine neue Heimat, eine Zeit voller Herausforderungen
Deutschland Anfang der 1950er-Jahre. Obwohl die Ärztin Thea Graven in ihrem jungen Leben schon schwere Schicksalsschläge verkraften musste, hat sie sich stets ihre Lebensfreude und ihren Glauben an das Gute bewahrt. Nachdem sie bei einer Operation Zeugin eines tödlichen Kunstfehlers durch einen Chefarzt wird und diesen zur Anzeige bringt, ist es mit ihrer Karriere in Hamburg vorbei. Thea flieht zu ihrer Familie in die Eifel und nimmt dort eine Stelle als Landärztin an. Wenn da bloß nicht die misstrauischen Dorfbewohner wären und ihr neuer Chef Georg Berger - ein bewundernswerter Mediziner, wie Thea zugeben muss, doch ansonsten offenbar ein absoluter Rüpel. Ein Glück, dass ihre Schwestern Marlene und Katja fest an Theas Seite stehen, denn die frischgebackene Landärztin entdeckt bald nicht nur die schönen Seiten ihrer neuen Heimat, sondern auch einige brisante Geheimnisse ...

Folgen Sie der jungen Landärztin Dr. Thea Graven in die malerische Eifel und begleiten Sie sie auf ihrem Weg in ein neues Glück!

Die »Landärztin«-Reihe:
Band 1: Die Landärztin. Aufbruch in ein neues Leben
Band 2: Die Landärztin. Der Weg ins Ungewisse

Felicia Otten ist das Pseudonym der erfolgreichen Autorin Beate Sauer. Geboren in Aschaffenburg, studierte sie zunächst Philosophie und katholische Theologie in Würzburg und Frankfurt am Main. Nach ihrem Diplom absolvierte sie eine journalistische Ausbildung. Doch dann erkannte sie, dass sie viel lieber Geschichten erzählen wollte. 1999 erschien ihr erster Kriminalroman, diesem folgten zahlreiche weitere Krimis und historische Romane. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Bonn und zahlreiche Ausflüge in die malerische Eifel haben sie zu ihrer Geschichte um die junge Landärztin Thea Graven inspiriert.

Kapitel 1

Dr. Thea Graven starrte durch das Fenster des Busses. An diesem kalten Märzmorgen war es ganz beschlagen und die Straße mit ihren Gründerzeithäusern dahinter nur zu erahnen. Nun tauchte der schemenhafte Umriss einer Kirche draußen auf. Gleich darauf verlangsamte der Bus seine Fahrt und kam zum Halten. Zwei Stopps waren es noch bis zum Hamburger Universitätsklinikum. Bis zu ihrem Dienstbeginn um sechs Uhr hatte Thea noch reichlich Zeit. Rasch stand sie auf und schob sich zwischen den Passagieren hindurch zur Tür.

Trotz der Kälte und der Dunkelheit hing eine Ahnung von Frühling in der Luft. Was vielleicht am Gesang der Vögel lag oder auch an den Schneeglöckchen, die jetzt, Ende März, durch das Gras in den Vorgärten spitzten. Thea vergrub die Hände in den Taschen ihres Mantels und ging schnellen Schrittes in Richtung Kirche. Mit dem niedrigen Turm und dem breiten, gedrungenen Schiff wirkte St. Johannis wehrhaft und wie ein Zufluchtsort. Fast auf den Tag genau hatten Hans und sie vor neun Jahren dort geheiratet. Und in dieser Nacht hatte sie auch wieder von ihm geträumt. Thea erinnerte sich nicht mehr an Einzelheiten, nur an ihr tiefes Glücksgefühl beim Aufwachen. Denn in dem Traum war Hans am Leben und bei ihr gewesen.

Dieses Gefühl begleitete sie nun schon seit dem Aufstehen. Wie ein zartes Gespinst oder ein schützender Kokon umgab es sie. Aber da war ebenso eine große Wehmut. Denn Hans war tot. Er ruhte auf einem Friedhof am Rand eines italienischen Bergdorfes.

Erklang in der Kirche gedämpfte Orgelmusik, oder bildete sie sich das nur ein? Thea lauschte. Ja, tatsächlich, jemand spielte zu dieser frühen Stunde auf der Orgel, und hinter den Kirchenfenstern war ein schwacher Lichtschein zu sehen. Eigentlich hatte sie nur ein paar Minuten vor der Kirche innehalten wollen. Doch nun drückte sie versuchsweise auf die Klinke. Die Tür ließ sich öffnen, und Thea schlüpfte nach drinnen. In einer der hinteren Bänke ließ sie sich nieder.

Der Altar und das schlichte Kreuz dahinter waren auch in dem dämmrigen Licht gut zu erkennen. Dort hatten Hans und sie während der Trauung gekniet. Die Hochzeit war improvisiert gewesen, wie so viele während des Krieges, mit zwei zufällig vorbeikommenden Passanten von der Straße als ihre Trauzeugen und ohne Gäste. Aber in dem Moment, als sie sich die Ringe übergestreift und sich das Eheversprechen gegeben hatten, war das alles unwichtig gewesen. Nur Hans’ Lächeln, sein inniger Blick und die Hoffnung auf eine gemeinsame, glückliche Zukunft hatten gezählt.

Thea schloss die Augen. So viele Träume und Pläne hatten Hans und sie gehegt! Der schönste war der von einem kleinen Haus in einem Hamburger Vorort gewesen. Immer wieder hatten sie es sich beschrieben und ausgemalt. Es sollte grüne Fensterläden und ein weit heruntergezogenes Dach haben und Raum für Theas gynäkologische Praxis bieten. Ihre Kinder würden durch die Zimmer und den Garten toben. Und unter dem Dach oder in einem Schuppen würde Hans sein Atelier einrichten und dort malen und zeichnen und seinen Weg als Künstler weiterverfolgen. Aber der Krieg hatte dies durchkreuzt.

Hans, ihre große Liebe … Für ihn hatte sie mit dem Vater gebrochen und auf ein komfortables Leben als Tochter aus großbürgerlichem Hause verzichtet. Sie hatte es nie bereut.

Noch für einige Momente gab sich Thea den bitter-süßen Erinnerungen hin. Dann verschloss sie ihren Kummer in sich. Bei aller Wehmut und Trauer um den geliebten Mann wollte sie dem Schicksal gegenüber nicht undankbar sein. Schließlich war ihr ein Traum geblieben. Schon als kleines Mädchen hatte sie Ärztin werden wollen, und mit ihrer Prüfung zur Fachärztin für Gynäkologie in einem knappen Jahr würde er endgültig in Erfüllung gehen.

Thea blickte noch einmal zum Altar. »Danke, Hans, für deine Liebe«, flüsterte sie. Dann stand sie auf und verließ die Kirche.

Thea schritt schnell aus, und nach zehn Minuten hatte sie das Universitätsklinikum erreicht. Ihre melancholische Stimmung verflog endgültig. Welche Herausforderungen würde ihr dieser Tag wohl bringen? Gespannt sah sie ihrem Dienst entgegen.

Hinter dem Eingangsgebäude erstreckte sich das riesige, wie ein Park angelegte Krankenhausareal. Inmitten von ausgedehnten Rasenflächen standen die Backsteinhäuser, in denen die einzelnen Stationen untergebracht waren – links von der zentralen Straße die der Frauen, rechts die der Männer. Vor einem der »Pavillon« genannten Gebäude begegnete Thea einer Gruppe junger Schwestern und erwiderte freundlich ihren Gruß.

Fünf Jahre nach dem Ende des Krieges lagen einige Häuser immer noch in Trümmern. Doch die meisten waren wieder in Stand gesetzt und jetzt, kurz vor sechs Uhr morgens, hell erleuchtet. Krankenhausdiener schoben das Frühstück von der Küche auf Karren zu den einzelnen Stationen. In den Sälen füllten die Hilfsschwestern Malzkaffee und Tee aus großen Blechkannen in die Tassen, und die ersten Patienten wurden zum Operationshaus transportiert. Der Krankenhausalltag nahm seinen Lauf.

Seit einigen Wochen arbeitete Thea auf der Männerstation für Chirurgie. Wegen der vielen Kollegen, die aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrten, waren die Stellen für Assistenzärzte rar und gerade die für Chirurgie heiß begehrt. Deshalb war Thea froh, wenigstens eine bei den Männern ergattert zu haben, wenn sie schon keine auf der Frauenstation bekommen konnte. Denn sie wollte ihr allgemeines medizinisches Wissen unbedingt noch vertiefen.

»Frau Dr. Graven …«

Thea hatte den Eingang der chirurgischen Station fast erreicht, als sie ihren Namen rufen hörte. Sie blieb stehen und drehte sich um. Eine rundliche Frau in einem abgetragenen Mantel hastete auf sie zu. »Ach, Frau Dr. Graven, wären Sie vielleicht so nett und würden meinem Karl die Schneeglöckchen und die Wurstkonserve bringen?«, stieß sie atemlos hervor. »Ich schaff’s heute Nachmittag nicht, zur Besuchszeit zu kommen, ich hab keine Aushilfe für den Laden.«

»Das tue ich gern«, erwiderte Thea herzlich und nahm das Sträußchen und die Dose entgegen. Sie mochte Frau Hansen und deren Mann, der wegen eines komplizierten Beinbruchs auf der Station lag, wirklich sehr. Das Ehepaar betrieb im Stadtteil Moorburg einen Kolonialwarenladen, und trotz des weiten Wegs kam Frau Hansen ihren Gatten jeden Tag besuchen. Es berührte Thea, wie sehr die beiden aneinander hingen. Und Herr Hansen war immer freundlich und geduldig, obwohl er schon einige Operationen über sich hatte ergehen lassen müssen.

»Das ist sehr nett von Ihnen, Frau Doktor. Und sagen Sie meinem Karl bitte, dass im Laden alles in Ordnung ist. Und er soll genug essen und trinken. Seit er im Krankenhaus ist, hat er abgenommen.«

Dieser Meinung war Thea zwar nicht, aber sie versprach, auch das auszurichten. Dann verabschiedete sie sich.

»Guten Morgen, Frau Kollegin.« Dr. Julius Engelhardt, der Nachtdienst auf der Station gehabt hatte, war vor den Eingang getreten und zündete sich eine Zigarette an. »So so, Sie haben also einen Botendienst übernommen.«

»Ja, warum nicht?« Nach Theas Geschmack achtete der Kollege manchmal zu sehr auf seine ärztliche Würde. »Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse heute Nacht?«

»Nein, nur das Übliche. Ein paar Patienten haben über Schmerzen nach der Operation geklagt. Ich hab ihnen die entsprechenden Medikamente gegeben und das jeweils im Patientenbogen vermerkt. Ein junger Mann hat sich erbrochen. War wahrscheinlich eine Folge der Narkose. Ansonsten verlief die Nacht ruhig und gesittet. Wobei ich natürlich nichts über die unkeuschen Träume einiger Patienten weiß.« Dr. Engelhardt grinste.

»Hauptsache, Sie waren nicht so tief in einem unkeuschen Traum versunken, dass Sie die Notfallklingel überhört hätten«, erwiderte Thea trocken.

»Jetzt seien Sie doch nicht immer so protestantisch prüde und pflichtbewusst!« Der Kollege stieß den Zigarettenrauch aus. »Aber vielleicht wollen Sie ja wenigstens die wichtige Neuigkeit hören?«

»Nein, eigentlich nicht.« Thea reichte es allmählich mit dem Geplänkel.

»Das wäre aber dumm von Ihnen.« Dr. Engelhardt machte eine Kunstpause und vollführte eine theatralische Geste. »Der Alte wird heute die Visite leiten. Das hat mir der Oberarzt vorhin mitgeteilt.«

»Oh, tatsächlich? Aber heute ist doch gar nicht Mittwoch?« Thea schreckte auf. Der Alte, Professor Dr. Friedrich Arnhem, war der Chefarzt der Chirurgie und eine Koryphäe. Seine wöchentliche Visite war immer ein Fegefeuer für die Assistenzärzte, denn er war äußerst penibel und duldete keine noch so kleine Nachlässigkeit.

»Na, dachte ich es mir doch, dass Sie das interessiert.« Dr. Engelhardt wirkte sehr zufrieden mit sich. »Der Professor hat ab Mitte der Woche wohl für ein paar Tage Urlaub genommen. Deshalb findet die Visite schon heute statt.«

Noch ein Grund mehr, die Zeit nicht mit Geplänkel zu vergeuden. Thea nickte dem Kollegen zu. »Dann bis zur Visite.« Sie eilte in das Arztzimmer.

Dort zog sie ihren Mantel aus und schlüpfte in den gestärkten weißen Kittel. Nachdem sie ihn zugeknöpft hatte, betrachtete sie sich prüfend im Spiegel. Aus ihrem straff zurückgekämmten und im Nacken zu einem Knoten gebundenen Haar löste sich keine Strähne. Dies, verbunden mit der dunklen, wuchtigen Hornbrille, verlieh ihrem ungeschminkten Gesicht eine gewisse geschlechtslose Strenge.

So war es gut. Während des Studiums und dann in den Jahren als Assistenzärztin...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2022
Reihe/Serie Die Landärztin-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1950er • 2022 • Arztroman • Call the midwife • Charité • Die Wunderfrauen • eBooks • Eifel • Eva Völler • Familiensaga • Frauenromane • Große Gefühle • Hafenärztin • Heimat • Helene Sommerfeld • Henrike Engel • Historische Liebesromane • historische Romane Neuerscheinung • Historischer Roman • Hohes Venn • kleine geschenke für frauen • Liebesgeschichte • Liebesromane • Monschau • Nachkriegszeit • Neuerscheinung • Romane Frauen • Saga • starke Heldin • Taschenbuch Neuerscheinung 2022
ISBN-10 3-641-27452-4 / 3641274524
ISBN-13 978-3-641-27452-8 / 9783641274528
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