Der Schlüssel der Magie - Der Meister (eBook)

Roman
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2021
576 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-25720-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Schlüssel der Magie - Der Meister - Robert Jackson Bennett
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Ein Mensch, der die Magie entschlüsselt.
Ein Magier, der die Welt erschüttert.
Ein Meister, der den Tod besiegt.

Die Diebin Sancia Grado und ihre Verbündeten haben ein eigenes Handelshaus gegründet. Das war ihre einzige Möglichkeit, nicht durch die mächtigen Familien von Tevanne einfach zu Verbrechern erklärt zu werden. Nun müssen sie sich gegen die etablierten Familien durchsetzen. Doch deren Rache ist nicht ihr größtes Problem. Der vielleicht mächtigste Magier der Vergangenheit ist ins Leben zurückgekehrt und will nun die Realität nach seinen Wünschen neu formen. Sancia und ihre Freunde benötigen dringend Unterstützung, wenn sie ihre Heimat retten wollen. Aber der magische Schlüssel Clef, einst ihr bester Berater, schweigt - und der Preis für andere Hilfe könnte noch höher sein, als wenn Sancia den Meistermagier einfach gewähren ließe ...
Die Trilogie Der Schlüssel der Magie:
1. Die Diebin
2. Der Meister
3. Die Götter

Robert Jackson Bennett wurde bereits mehrfach für seine Fantasy-Romane ausgezeichnet, unter anderem mit dem Edgar Award, dem Shirley Jackson Award und dem Philip K. Dick Award. Außerdem war er Finalist beim World Fantasy Award, dem Locus Award, dem Hugo Award und bei dem British Fantasy Award. Neben den Kritikern und zahllosen Lesern gehören auch die größten seiner Autorenkollegen zu seinen Fans, zum Beispiel Brandon Sanderson und Peter V. Brett. Robert Jackson Bennett lebt mit seiner Frau und seinen Söhnen in Austin, Texas.

Kapitel 1


»Das Tor ist genau vor uns«, sagte Gregor. »Mach dich bereit.«

Sancia holte tief Luft und wappnete sich. Ihre Kutsche holperte durch den strömenden Regen. Von hier aus sah sie kaum mehr als die grellen, kalten Lichter auf den Campo-Mauern. Sie rieb sich die Hände und strich über die Schwielen an ihren Handflächen und Knöcheln, die allerdings längst nicht mehr so groß waren wie früher, zur Blütezeit ihrer Diebeszüge.

»Halt dich einfach an den Plan«, sagte Berenice. »Weich nicht davon ab, dann geht nichts schief.«

»Ich befolge den Plan«, erwiderte Sancia. »Allerdings sieht er an vielen Stellen vor, dass ich improvisieren muss. Was nicht gerade beruhigend ist, weißt du?«

»Werden wir dahinten etwa nervös?«, fragte Orso aus der Fahrerkabine. Er drehte sich um und sah die beiden an. Seine blassblauen Augen funkelten in seinem markanten Gesicht.

»Ein wenig Angst ist unter diesen Umständen verständlich«, meinte Berenice.

Orso schnaubte. »Aber da wir uns fast sechs Monate lang abgerackert haben, um an diesen Punkt zu gelangen, bin ich wenig gewillt, dafür Verständnis aufzubringen.«

»Orso …«, setzte Gregor an.

Orso wandte sich um. »Wir sind einfach nur Skriber, die mit einem Handelshaus ins Geschäft kommen wollen. Vier schmierige Skriber, die ihre Entwürfe verkaufen und schnelles Geld verdienen wollen. Das ist alles. Kein Grund zur Sorge.«

»Ich sehe die Mauer.« Gregor drehte das Steuerrad und verlangsamte die Fahrt auf Kriechtempo.

Orso schaute nach vorn. »Äh, tja … Ich gebe zu, das ist ein wenig beunruhigend.«

Die Campo-Mauern der Michiel-Handelsgesellschaft tauchten im strömenden Regen auf. Anscheinend hatten die Michiels seit Sancias letztem Besuch wesentliche Umbauten vorgenommen. Die Mauerwände waren mit grauen Steinen um etwa zwölf Meter erhöht worden, was recht aufwändig gewesen sein musste. Doch was Sancias Aufmerksamkeit erregte, war das, was sich obenauf befand: eine Reihe großer, langer Bronzekästen, etwa alle hundert Fuß auf der Mauer verankert, jeder einzelne auf einer Art Drehgestell.

»Das sind verdammt viele Arbalesten-Geschütze«, murmelte Orso.

Sancia musterte die reglosen, dunklen Geschütze im Regen. Ein Vogel flog dicht an einem davon vorbei, dessen Luke sogleich aufschnappte. Langsam drehte sich der längliche Kasten und verfolgte die Flugbahn des Tiers wie die Augen einer Katze eine vorbeiziehende Fledermaus. Das Geschütz stufte den Vogel offenbar nicht als Gefahr ein und kehrte in seine ursprüngliche Position zurück.

Sancia wusste, wie diese skribierten Waffen funktionierten: Die Kästen waren mit Bolzen gefüllt, deren Sigillen sie davon überzeugten, dass sie übernatürlich schnell fliegen konnten. Das Entscheidende war jedoch, dass man die Geschütze darauf skribiert hatte, Blut zu erkennen. Nahm eine Geschützbatterie Blut wahr, das einer unbekannten Person gehörte, richtete sie sich auf sie aus, feuerte alle Bolzen ab und zerfetzte das Ziel. Die Skriber, die die Geschütze entworfen hatten, hatten viel Mühe darin investiert, dass die Geschütze keine Munition mehr an streunende Tiere vergeudeten. Vor allem nicht auf die Grauaffen, die die Batterien anfangs sehr verwirrt hatten.

Ihre Lösung war zwar nicht elegant, aber sie funktionierte. Die Leute näherten sich inzwischen keiner Campo-Wand mehr.

»Wer garantiert uns, dass diese Dinger nicht uns in Stücke schießen?«, fragte Gregor.

Ihr Wagen rollte durch eine Pfütze, graubraunes Wasser spritzte zu beiden Seiten auf und sickerte in die Bodenbretter.

»Ich schätze, das finden wir gleich heraus«, erwiderte Orso.

Das Tor des Michiel-Campos lag direkt vor ihnen. Sancia sah die Wachen aus ihren Ständen treten, die Waffen im Anschlag.

»Da kommen sie«, sagte Gregor.

Der Wagen hielt an einem Kontrollpunkt vor dem Tor an. Zwei Wachmänner näherten sich, beide schwer gepanzert, einer trug eine sehr moderne Arbaleste. Der zweite Michiel-Wachmann blieb etwa sechs Meter von der Kutsche entfernt stehen, die Waffe gesenkt, während sich der erste Gregor näherte und ihm bedeutete, sich zu erkennen zu geben.

Gregor öffnete die Tür und kletterte hinaus, was den Michiel-Wächter nervös machte – Gregor war etwa einen Kopf größer als er und trug eine leichte Lederrüstung mit dem Symbol von Haus Gründermark.

»Ihr kommt aus Gründermark?«, fragte der Wachmann.

»Ja«, antwortete Gregor.

»Ich habe den Befehl, Euch alle zu durchsuchen, bevor Ihr ins Campo eingelassen werdet.«

»Verstanden.«

Sie stiegen einer nach dem anderen aus der Kutsche und standen im Regen, während der Mann sie abtastete. Danach kontrollierte er das Fahrzeug, einen ziemlich schlecht skribierten Wagen, den Gregor von einem Eisenhändler gemietet hatte; die Räder vergaßen manchmal, in welche Richtung sie rollen sollten. Aber das gehörte zur Strategie: Je mehr sie wie glücklose Geschäftsleute aussahen, desto glaubhafter war ihre Tarnung.

Der Wachmann öffnete das Heckfach. Darin befand sich eine große Holztruhe mit Bronzeschloss.

»Und das«, sagte die Wache, »ist die vereinbarte … Ware?«

Orso schnaubte. »In der Tat.«

»Ich muss sie untersuchen.«

Orso zuckte mit den Schultern und schloss die Truhe auf. Im Inneren lagen einige Bronzeplatten, in die zahlreiche Sigillen eingearbeitet waren, ein paar Skribier-Werkzeuge und viele große Bücher.

»Das ist alles?«, fragte der Wachmann.

»Geistiges Eigentum bietet nie einen sonderlich eindrucksvollen Anblick«, behauptete Orso.

Die Wache schloss die Heckklappe. »Sehr gut. Ihr könnt weiterfahren.« Er überreichte jedem von ihnen eine Passierplakette: einen kleinen Bronzeknopf mit eingravierten Sigillen. »Die sorgen dafür, dass die Mauergeschütze und die anderen Abwehranlagen euch nicht als Bedrohung einstufen. Beachtet nur: Die Plaketten verlieren in fünf Stunden ihre Gültigkeit. Danach werden euch alle Abwehrmaßnahmen des Campos als Eindringlinge betrachten.«

Orso seufzte. »Und ich dachte schon, ich würde das Campo-Leben vermissen.«

Sie stiegen wieder in den Wagen. Das Bronzetor knackte, schwang langsam auf, und Gregor lenkte ihr kleines, schäbiges Gefährt hindurch.

»Teil eins ist erledigt«, sagte Orso vom Vordersitz aus. »Wir sind drin.«

Aber Sancia wusste, dass dies nur der leichte Teil gewesen war. Sehr bald würde alles deutlich schwieriger werden – besonders für sie.

Erneut drückte Berenice ihre Hand. »Wir handeln überlegt«, flüsterte sie. »Und schenken anderen die Freiheit. Das ist doch, was wir tun, stimmt’s?«

»Ja«, sagte Sancia. »Es ist nur so: Normalerweise breche ich einfach ein, wenn ich ein Handelshaus ausrauben will, und mache vorher keinen Termin und spaziere durchs Vordertor.«

Ratternd drang der Wagen aufs Gelände vor.

Sancia war nie in den inneren Enklaven des Michiel-Campos gewesen, daher wusste sie nicht genau, was sie hier erwartete. Die Michiels zeigten das größte Geschick, wenn es um die Manipulation von Wärme und Licht ging. Sie waren dafür bekannt, unerträgliche Kunstsnobs zu sein, und besaßen einen der beeindruckendsten Campos von Tevanne. Doch während Gregor den Wagen in die Tiefen des Campos steuerte, stellte Sancia fest, dass sie diesen Anblick nicht erwartet hatte.

Gläserne Gebäude säumten die Straßen, wanden sich empor und liefen ineinander. Ihre Innenräume schimmerten in einem warmen, bezaubernden Licht. Ganze Wände waren dazu umfunktioniert, Kunstwerke zur Schau zu stellen, ihre Oberflächen verschoben und veränderten sich und zeigten wunderschöne Entwürfe, die sich bewegten.

Und dann waren da noch die Sonnen.

Sancia stierte eines der Gebilde an, das sich soeben näherte. Die meisten Campos bevorzugten Schwebelaternen, die Michiels hingegen hatten sich anscheinend nicht damit zufriedengegeben. Statt Laternen hatten sie eine Art riesige glitzernde Leuchtkugel geschaffen, die langsam wie eine Miniatursonne etwa hundert Meter über den Straßen der Stadt schwebte und alles in eine Art Tageslicht tauchte. Bereits am helllichten Tag wäre der Anblick verblüffend gewesen, im strömenden Regen jedoch war er besonders eindrucksvoll.

»Verrogelte Hölle«, brummte Sancia.

»Allerdings«, stimmte ihm Berenice zu. »Angeblich kann man die Sonnen von oben sehen, wenn man auf manchen Türmen der Stadt steht.«

»Selbstgefälliger Blödsinn«, murmelte Orso. »Dummes Geschwätz.«

Sie rumpelten weiter zwischen den Türmen hindurch, bis man sie am nächsten Tor anhielt und anwies, in eine Kutsche voller Michiel-Wachen umzusteigen. Die Gründermarker gehorchten. Gregor holte die verschlossene Kiste, und der Wagen fuhr weiter zum innersten Heiligtum des Michiel-Campos, nahe beim Illustris, dem Hauptgebäude des Handelshauses.

Das war jedoch nicht ihr Ziel. Stattdessen rumpelte die Kutsche auf ein hohes violett schimmerndes Bauwerk zu, das mit winzigen Rundfenstern versehen war: der Amtssitz des Hypatus, in dem die Michiel-Skriber mit Sigillen und Logik experimentierten, stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, die Realität umzugestalten.

Sie hielten an der Eingangstreppe und kletterten aus der Kutsche, während die Michiel-Wachen ihre verschlossene Kiste trugen. Niemand war da, um sie zu begrüßen. Vielmehr wurden sie hineingeführt, durch Glaskammern und leuchtende Wände die Treppe hinauf, bis sie schließlich in einen hohen Raum gelangten. Er wirkte wie eine Art...

Erscheint lt. Verlag 20.12.2021
Reihe/Serie The Founders
The Founders
Übersetzer Ruggero Leò
Sprache deutsch
Original-Titel Shorefall (The Founders Trilogy 2)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Diebin • Diversität • Diversity • eBooks • Fantasy • Gauner • Heroische Fantasy • High Fantasy • Industrialisierung • LBGTQ • Leigh Bardugo • Magie • Neuerscheinung 2021 • Scott Lynch • starke Heldin • Überfall, Verbrechen, Einbruch • Zeit der Krähen
ISBN-10 3-641-25720-4 / 3641257204
ISBN-13 978-3-641-25720-0 / 9783641257200
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