Dein Tod ist nah (eBook)
576 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-25599-2 (ISBN)
Drex Easton jagt ein Phantom. Einen Mann, einen wahren Meister der Verwandlung, der schon seit vielen Jahren vermögende Frauen um ihr Geld bringt, bevor sie dann spurlos verschwinden. Noch nie konnte jemand diesen Betrüger stellen und zur Rechenschaft ziehen. Nun hat Drex einen neuen Verdächtigen: Der attraktive Jasper Ford hat vor Kurzem die deutlich jüngere Geschäftsfrau Talia Schäfer geheiratet. Drex schleicht sich als vermeintlicher neuer Nachbar in das Leben des Paares ein, um seinen Feind endlich zur Strecke zu bringen - und muss bald feststellen, dass die explosive Anziehungskraft zwischen Talia und ihm all seine sorgfältigen Pläne zu zerstören droht. Aber Talia scheint mehr über die Machenschaften ihres Mannes zu wissen, als sie zugibt. Ist sie wirklich Jaspers neues Opfer? Oder aber seine eiskalte Komplizin?
Spannung, Leidenschaft und unvergessliche Charaktere: Lesen Sie auch die anderen Romane von Sandra Brown (Auswahl):
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Sandra Brown arbeitete als Schauspielerin und TV-Journalistin, bevor sie mit ihrem Roman »Trügerischer Spiegel« auf Anhieb einen großen Erfolg landete. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten internationalen Autorinnen, die mit jedem ihrer Bücher die Spitzenplätze der »New York Times«-Bestsellerliste erreicht! Ihr endgültiger Durchbruch als Thrillerautorin gelang Sandra Brown mit dem Roman »Die Zeugin«, der auch in Deutschland zum Bestseller wurde. Seither konnte sie mit vielen weiteren Romanen ihre Leser und Leserinnen weltweit begeistern. Sandra Brown lebt mit ihrer Familie abwechselnd in Texas und South Carolina.
Kapitel 1
Drei Wochen zuvor
Die Automatiktüren öffneten sich mit einem leisen Zischen. Drex Eastons Blick schwenkte kurz prüfend durch die Hotellobby, die bis auf die hübsche junge Frau am Empfang leer war. Sie hatte einen Teint wie eine Porzellanpuppe, einen glänzenden schwarzen Pferdeschwanz und begrüßte ihn mit einem unsicheren Lächeln.
»Guten Morgen, Sir. Kann ich Ihnen helfen?«
Drex stellte den Aktenkoffer ab. »Ich habe nicht reserviert, aber ich brauche ein Zimmer.«
»Check-in ist erst ab vierzehn Uhr.«
»Hm.«
»Weil … weil wir den Gästen bis zwölf Uhr Zeit lassen, um auszuchecken.«
»Hm.«
»Das Housekeeping braucht Zeit, um …«
»Das ist mir alles bewusst, Ms. Li.« Er hatte den Namen von dem Schild an ihrem braunroten Blazer abgelesen. Er lächelte. »Ich hatte gehofft, Sie könnten für mich eine Ausnahme machen.«
Er fasste nach hinten, um die Brieftasche aus der hinteren Hosentasche zu ziehen, und öffnete das Anzugsakko dabei so weit, dass das Schulterholster unter seinem linken Arm zu sehen war. Nachdem die junge Frau es bemerkt hatte, blinzelte sie nervös, ehe sie eilig wieder in seine Augen sah, die unverwandt auf sie gerichtet waren.
»Kein Grund zu erschrecken«, sagte er ruhig. Er klappte die Brieftasche auf und zeigte ihr seine Marke und den Ausweis mit Foto, der ihn als Special Agent des Federal Bureau of Investigation auswies.
Er spielte diese Karte so selten wie möglich aus und nur, wenn er Vorschriften und Regulierungen umgehen musste. Sie zog bei Ms. Li, die sich sofort entgegenkommend zeigte.
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Sie würden mir damit einen großen Gefallen tun.«
Elegante Finger klackerten über die Tastatur. »Einzel- oder Doppelzimmer?«
»Ich bin nicht wählerisch.«
Ihr Blick flog über den Monitor. Sie scrollte abwärts und wieder aufwärts. »Ich kann Ihnen vom Housekeeping ein nettes Doppelzimmer fertig machen lassen, aber das könnte bis zu einer halben Stunde dauern. Oder ich hätte ein nicht ganz so schönes Einzelzimmer, das allerdings sofort.«
»Ich nehme das nicht ganz so schöne Zimmer sofort.« Er schob eine Kreditkarte über die Granittheke.
»Wie lange werden Sie bleiben, Mr. Easton?«
Sie war auf Zack, musste man ihr lassen, und hatte sich seinen Namen gemerkt. »Weiß ich noch nicht genau. Zwei … Zwei Partner werden in Kürze eintreffen. Ich weiß erst nach unserer Besprechung, wie lange ich bleiben werde. Dann sage ich Ihnen Bescheid.«
»Kein Problem. Sie können das Zimmer behalten, bis Sie mir sagen, wann Sie abreisen möchten.«
»Super. Danke.«
Sie zog seine Kreditkarte durch das Kartenlesegerät und checkte ihn weiter ein. Er musste auf dem Formular unterschreiben; dann reichte sie ihm die Kreditkarte zusammen mit der Schlüsselkarte fürs Zimmer zurück. »Sie öffnet auch die Tür zum Fitnesscenter im ersten Stock.«
»Danke, aber das werde ich nicht brauchen.«
»Das Restaurant befindet sich am Ende des Gangs gleich hinter Ihnen. Frühstück gibt es …«
»Auch kein Frühstück.« Er bückte sich und hob seinen Aktenkoffer an.
Sie verstand die subtile Geste und deutete auf die Aufzüge. »Das Zimmer liegt links vom Aufzug auf Ihrer Etage.«
»Danke, Ms. Li. Sie waren mir eine sehr große Hilfe.«
»Darf ich Ihren Kollegen Ihre Zimmernummer geben, wenn sie eintreffen?«
»Das ist nicht nötig, ich schicke ihnen eine Nachricht. Sie können direkt nach oben kommen.«
»Ich hoffe, Ihre Besprechung läuft gut.«
Er lächelte spröde. »Das hoffe ich auch.« Dann beugte er sich vor und raunte ihr zu: »Entspannen Sie sich, Ms. Li. Sie machen das ganz großartig.«
Sie sah ihn bedröppelt an. »Das ist erst mein zweiter Tag. Merkt man mir das so an?«
»Jemand anderer würde wahrscheinlich nichts merken, aber es gehört zu meinem Beruf, Menschen schnell einschätzen zu können. Und wenn das erst Ihr zweiter Tag ist, finde ich es umso beeindruckender, wie Sie mit einem so schwierigen Gast umgehen.«
»So schwierig sind Sie doch gar nicht.«
Er lächelte träge. »Sie haben mich an einem guten Tag erwischt.«
Das weniger nette Einzelzimmer war kein Zimmer, das je in einer Hotelanzeige auftauchen würde, aber es würde seinen Zweck erfüllen. Drex stellte den Aktenkoffer auf dem Schreibtisch ab, klappte ihn auf und fuhr den Laptop hoch. Er schickte Mike die Zimmernummer und trat dann ans Fenster. Aus dem Zimmer im dritten Stock hatte man freie Sicht auf ein Freeway-Kleeblatt, aber nur wenig mehr.
Er kehrte an den Schreibtisch zurück und checkte den Maileingang. Nichts von Bedeutung. Er verschwand im winzigen Bad und benutzte die Toilette. Als er wieder herauskam, läutete das Hoteltelefon. Er nahm den Hörer ab. »Ja?«
»Mr. Easton?«
»Ms. Li?«
»Ihre Partner sind hier.«
»Gut.« Schneller als erwartet.
»Soll ich Ihnen etwas aus der Küche nach oben bringen lassen? Vielleicht einen Obstteller? Oder eine Gebäckauswahl?«
»Danke, aber nein.«
»Zögern Sie nicht anzurufen, falls Sie es sich anders überlegen.«
»Mache ich, Ms. Li. Noch einmal vielen Dank für Ihre Mühe.«
»Gern geschehen.«
Obwohl die offenen Vorhänge reichlich Tageslicht ins Zimmer ließen, schaltete er die Schreibtischlampe ein. Er drehte den Thermostat um ein paar Grad zurück. Nach einem Blick in den Spiegel über der Kommode kam er zu dem Schluss, dass er präsentabel, aber nicht wirklich schick aussah. Er hatte sich in aller Eile geduscht und umgezogen.
Als er ein leises Klopfen hörte, ging er zur Tür und schaute kurz durch den Spion, bevor er öffnete. Dann trat er zur Seite und ließ die beiden Männer herein.
Im Vorbeigehen eröffnete ihm Gifford Lewis: »Das Mädchen am Empfang hat uns aufgehalten und gefragt, ob wir Mr. Eastons Partner wären. Sie steht auf dich.«
»Alles, was Mr. Easton möchte«, grummelte Mike Mallory. »Also, nachdem sie es schon angeboten hatte, hätte ich mich über die Obstplatte und Gebäckauswahl gefreut. Du könntest immer noch unten anrufen.«
Aus Gewohnheit warf Drex einen prüfenden Blick in den – menschenleeren – Gang, ehe er die Tür schloss und den Riegel vorlegte. »Ihr reißt mich vor Tag und Tau aus dem Schlaf und erklärt mir: ›Such uns was, wo die Wände keine Ohren haben.‹ Und verlier keine Zeit, habt ihr gesagt. Also habe ich keine Zeit verloren, dieses Zimmer gefunden, und jetzt sind wir hier. Scheiß auf die Obstplatte und das Gebäck. Was liegt an?«
Die beiden Besucher sahen sich an, aber keiner antwortete.
»Was ist so streng geheim, dass wir es nicht über die gewöhnlichen Kanäle besprechen konnten?«, fragte Drex gereizt.
Gif lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand. Mike rollte den Stuhl unter dem Schreibtisch hervor und zwängte seine hundertfünfzig Kilo zwischen die ächzenden Armlehnen.
Drex stemmte die Hände in die Hüften und sah beide fordernd an. »Verdammt noch mal, macht einer von euch jetzt den Mund auf?«
Mike sah Gif an, der Mike mit einer stummen Handbewegung das Wort überließ. Mike sah zu Drex auf und sagte: »Ich hab ihn gefunden.«
Mikes Stimme klang fröhlich wie eine Totenglocke. Das ihn brauchte keine weitere Erklärung.
Seit Jahren wartete Drex darauf, diese Worte zu hören. In zehntausenden Versionen hatte er sich diesen Moment ausgemalt. Immer wieder hatte er sich vorgestellt, wie sein Körper reagieren würde. Vielleicht würden seine Ohren zu klingeln beginnen, sein Mund austrocknen, seine Knie einknicken, sein Atem stocken, sein Herz zerspringen.
Stattdessen lösten sich seine Hände von den Hüften, und eine geradezu übernatürliche Taubheit erfasste seinen Körper.
Auch Gif und Mike hatten offenbar mit irgendeiner Art von Ausbruch gerechnet, denn beide waren sichtlich verblüfft über sein Schweigen und die plötzliche Erstarrung, die ausgesprochen gespenstisch wirkten – sogar auf ihn selbst.
Als sich, eine volle Minute später, die Schockstarre zu lösen begann, trat er noch mal ans Fenster. Keine umwälzende Katastrophe hatte sich ereignet, seit er zuletzt hinausgeschaut hatte. Weder war der Verkehr auf den sich überschneidenden Freeways zum Erliegen gekommen, noch hatten sich zerklüftete Schluchten im Erdboden aufgetan. Der Himmel war ihnen nicht auf den Kopf gefallen, die Sonne nicht erloschen.
Er ließ die Stirn gegen die Scheibe sinken und nahm überrascht wahr, wie kalt sich das Glas anfühlte. »Bist du sicher?«
»Sicher? So wie hundertprozentig? Nein«, antwortete Mike. »Aber auf dem Papier sieht alles danach aus.«
»Alter?«
»Zweiundsechzig. Laut seinem Führerschein.«
Drex drehte den Kopf und zog in einer stummen Frage die Brauen hoch.
»Aus South Carolina«, ergänzte Mike. »Mount Pleasant. Vorort von …«
»Charleston. Ich weiß. Und welcher Name ist angegeben?«
»O nein.«
Das brachte Drex dazu, sich ganz umzudrehen. »Verzeihung? Was soll das heißen?«
»Das heißt«, antwortete Gif, »dass du den Namen erst erfährst, wenn wir wissen, was du mit der Information anfangen wirst.«
»Was zum Teufel glaubt ihr denn, dass ich damit anfange? Zuerst einmal werde ich meinen Arsch nach Charleston bewegen.«
Gif wechselte einen Blick mit Mike, stieß sich dann von der Wand ab und baute sich vor Drex auf. Seine Haltung...
Erscheint lt. Verlag | 22.11.2021 |
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Übersetzer | Christoph Göhler |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Outfox |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Betrüger • eBooks • falsche Identität • FBI • Gefährliche Liebe • Heiratsschwindel • J.D. Robb • Jetzt als Taschenbuch • Joy Fielding • Karen Rose • Karin Slaughter • Krimi neuerscheinung 2023 • Ladythriller • Leidenschaft • Liebesromane • Neuerscheinungen 2021 • Neuerscheinungen Taschenbuch 2023 • New-York-Times-Bestseller • Nora Roberts • Outfox • Romantic Suspense • Sein eisiges Herz • Serienkiller • Spiegel-Bestsellerautorin • Stachel im Herzen • Thriller • Verbotene Liebe • Verhängnisvolle Nähe |
ISBN-10 | 3-641-25599-6 / 3641255996 |
ISBN-13 | 978-3-641-25599-2 / 9783641255992 |
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