Der Wüstenplanet – Der Herzog von Caladan (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021
544 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-28148-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Wüstenplanet – Der Herzog von Caladan - Brian Herbert, Kevin J. Anderson
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Herzog Leto Atreides, der Vater von Paul Muad'Dib, ist dem Imperator Shaddam loyal ergeben. Wo andere planen, handelt Leto lieber schnell und entschlossen. Doch die Familie Harkonnen glaubt, dass der Herzog von Caladan mächtiger wird, als es ihm ihrer Meinung nach zusteht. Während jede seiner Bewegungen von den Spionen seiner Feinde argwöhnisch betrachtet wird, muss Leto eine Entscheidung treffen: Sind Pflicht und Ehre wirklich wichtiger als sein Leben, seine Familie und Lady Jessica, seine große Liebe?

Brian Herbert, der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst Science-Fiction-Romane verfasst, darunter den in Zusammenarbeit mit seinem Vater entstandenen »Mann zweier Welten«.

Wer am wenigsten erreicht hat, prahlt oft am lautesten.

MAFEA-Analyse der offiziellen
Geschichte des Imperiums

Er war weit weg von zu Hause und wollte nicht hier sein, aber wenn der Padischah-Imperator alle Angehörigen des Landsraads einlud, musste auch Leto Atreides kommen. Er war das Oberhaupt eines Hohen Hauses, der Herzog des wunderschönen Caladan und Shaddams entfernter Cousin. Sein Fehlen wäre aufgefallen.

Glücklicherweise musste er dafür nicht zu der grellen, lärmenden Hauptwelt Kaitain reisen. Das Herz des Imperiums bot einfach nicht genug Platz für die außergewöhnliche neue Gedenkstätte, die dem Imperator vorschwebte, weshalb Shaddam sich stattdessen für einen Planeten entschieden hatte, von dem noch nie jemand gehört hatte. Er brauchte einen Ort, an dem seine Leistungen wahrhaft hervorstachen, und Otorio erfüllte diesen Zweck.

Als der Gildenheighliner über dem neuen Museumsplaneten eintraf, saß Leto ruhelos in der Atreides-Raumjacht im Rumpf des riesigen Gildenschiffs. Er wurde von einem Piloten und einem kleinen Gefolge begleitet, aber der Herzog blieb in seinen Privatgemächern. Er hatte langes, dunkles Haar, durchdringende graue Augen und eine Adlernase. Seine Haltung zeigte ein Selbstvertrauen, das sich nicht von dem Spektakel um die neue Museumsanlage beeindrucken ließ.

Während der Heighliner sich in der Umlaufbahn befand, reihten die kleineren Schiffe sich ein, um den gewaltigen Laderaum eines nach dem anderen geordnet zu verlassen. Otorio war eine bisher unbedeutende Welt, durch die Maschen geschlüpft und von Reisenden, Geschäftsleuten, Kolonisten und imperialen Steuerprüfern seit Jahrhunderten vergessen. Sie war ländlich, unbefleckt und ruhig, ein isolierter Gezeitentümpel im Ozean der imperialen Politik.

Doch nun war der Planet die Heimstatt einer gewaltigen neuen Anlage, mit der zehn Jahrtausende der Herrschaft des Hauses Corrino gefeiert wurden. Dass Otorio so wenig andere Sehenswürdigkeiten aufwies, bedeutete, dass Shaddams selbstgefälliges Museum das sein würde, was auf dieser Welt am deutlichsten herausragte. Leto wusste, wie der Imperator dachte.

Viele Adlige würden versuchen, die Aufmerksamkeit des Imperators zu erregen, ihren Reichtum zu vergrößern und ihren Einfluss auszubauen, um ihre Rivalen in die Knie zu zwingen. Leto hatte keine solchen Pläne. Er hatte seine eigenen, nicht unbedeutenden Güter, seine Herrschaft war stabil, und er hatte die Aufmerksamkeit Shaddams IV. bereits bei früheren Begegnungen im Guten wie im Schlechten auf sich gezogen. Herzog Leto hatte nichts zu beweisen, aber er würde seine Pflicht tun, indem er der Einladung Folge leistete.

So viele Adlige waren nach Otorio gepilgert, um die Gunst des Imperators zu erhaschen, dass es Stunden dauern würde, bis ein Schiff nach dem anderen den Heighliner verlassen hatte, und die Atreides-Jacht befand sich keineswegs vorne in der Schlange.

Seit dem Aufbruch von Caladan hatte der Herzog versucht, sich in seinen Gemächern mit Arbeit abzulenken, indem er die Zahlen zu den Mondfisch-Erträgen, Berichte über Schiffe, die kürzlich in einem Taifun verschollen waren, und eine Zusammenfassung von Pauls glänzenden körperlichen und geistigen Lernfortschritten gelesen hatte. Der Heighliner war von einem System zum nächsten gereist und hatte auf verschiedensten Planeten Passagiere aufgenommen, weil es keine direkte Raumgildenroute zu einer so unbedeutenden Welt wie Otorio gab. Shaddam hatte vor, das zu ändern.

Während er wartete, aktivierte Leto den Wandschirm, um den Planeten unter sich zu betrachten. Wolkenschleier ließen die Atmosphäre über den Meeren und grün-braunen Landmassen verwaschen erscheinen. Shaddams gewaltige neue Anlage hatte mit Sicherheit für grundlegende Veränderungen auf dieser ruhigen Welt gesorgt. Bautrupps waren ausgeschwärmt und hatten das einzige große Bevölkerungszentrum völlig umgestaltet. Zahllose Quadratkilometer waren zubetoniert worden. Monumente und Statuen waren emporgeschossen wie Algenblüten bei roter Flut: Regierungsgebäude, Behörden, interaktive Anzeigetafeln, Kolosseen und Hörsäle. Riesige neue Bühnen konnten hunderttausend Menschen auf einmal aufnehmen, auf einer Welt, die laut der letzten Volkszählung, die Leto gelesen hatte, weniger als eine Million Bewohner hatte.

Sein persönlicher Pilot meldete sich über die Sprechanlage der Jacht. »Unser Schiff ist jetzt an vierter Stelle, mein Herzog. Bald verlassen wir den Heighliner.« Die Stimme des Mannes hatte einen ländlichen caladanischen Akzent. Leto hatte ihn und einige andere Arbeiter aus der Gegend ausgewählt, für die die Mission ein Abenteuer war, und beim Gedanken daran wurde ihm warm ums Herz. Da sie kaum Gelegenheit bekamen, ihre Heimatwelt zu verlassen, war dies für sie die Reise ihres Lebens.

»Danke, Arko«, sagte Leto, darauf bedacht, den Namen des Mannes zu verwenden. Er schaltete die Sprechanlage ab und lehnte sich in den weichen Ledersessel zurück.

Während er durch das Aussichtsfenster schaute, dachte er sich, dass er Paul hätte mitbringen sollen. Obwohl Lady Jessica für Raumreisen ebenso wenig übrighatte wie für höfische Politik, war ihr vierzehnjähriger Sohn neugierig und intelligent und Letos ganzer Stolz. Aber der Herzog hatte beschlossen, seine Familie nicht zu einem langweiligen Ereignis mitzuschleppen, das letztendlich wieder nur ein Anlass zur Selbsterhöhung des Imperators sein würde.

Allerdings würde er Paul nicht mehr lange aus der imperialen Politik heraushalten können. Im Landsraad war Leto beliebt, und das Haus Atreides hatte beträchtlichen Einfluss, obwohl der Herzog nur über einen Planeten herrschte. Viele Landsraadsfamilien würden sich über die Aussicht auf eine Ehe mit dem Haus Atreides freuen, und mit vierzehn war Paul allmählich im richtigen Alter …

Leto beobachtete, wie sich die beiden Schiffe vor ihm durch die großen, offenen Rumpfklappen des Heighliners senkten. Manche Schiffe waren unauffällig, vielleicht sogar von Kleinen Häusern nur für diesen Anlass gemietet, während andere stolz die Farben und Wappen von Haus Mutelli, Haus Ecaz, Haus Bonner, Haus Ouard und anderen zur Schau trugen.

Nachdem ein weiteres Schiff ins Wolkengespinst eingetaucht war, löste sich auch die Atreides-Jacht von den Andockklammern. Die Suspensortriebwerke brummten. Leto hielt sich an seinem Sitz fest, als die Jacht durch die Orbitalbahnen in die obere Atmosphäre fiel.

Arko teilte ihm mit: »Es wird vielleicht holperig, Mylord. Es liegen mehrere Hindernisse in hohen Umlaufbahnen auf unserem Weg, zurückgebliebene Abwurfcontainer und Frachter von den Bauarbeiten. Die Flugkontrolle auf Otorio leitet uns um.«

Leto sah zum Fenster hinaus und stellte fest, dass klobige Wracks in blinden, endlosen Umlaufbahnen um Otorio dahintrieben. »Es überrascht mich, dass Shaddam das nicht hat aufräumen lassen.«

»Die Bauarbeiten haben länger gedauert als geplant, Sire. Das da draußen sind schweres Gerät und Versorgungsfrachter – vermutlich leer. Wahrscheinlich war es für den Imperator finanziell nicht machbar, sie alle rechtzeitig zu den Feierlichkeiten zu beseitigen.«

Zu sich selbst sagte Leto: »Und Shaddam hätte die Veranstaltung niemals verschoben.« In die Sprechanlage fügte er hinzu: »Ich verlasse mich auf Ihr Können als Pilot.«

»Danke, Mylord.« Die herzogliche Jacht wich den langsam dahinstürzenden Objekten aus, die die Umlaufbahn verstopften.

Weitere Schiffe senkten sich aus dem Rumpf des Heighliners hinab, jedes mit Würdenträgern an Bord, die dem Imperator für sein neues Projekt applaudieren würden. Auch Leto würde seine Aufwartung machen und die lange Geschichte der Leistungen des Corrino-Geschlechts würdigen. Er würde sein Gesicht zeigen und damit seine Pflicht als treuer Untertan erfüllen.

»Sorgen Sie einfach für eine weiche Landung, Arko«, sagte Leto in die Sprechanlage, »und dafür, dass die Jacht jederzeit abflugbereit ist. Ich möchte gern nach Hause, sobald ich mich halbwegs angemessen empfehlen kann.« Sein Herz war bei seinem Volk auf Caladan, genauso wie seine Prioritäten.

Der Pilot klang enttäuscht. »Werde ich genug Zeit haben, ein Geschenk für meine Liebste zu kaufen, Mylord? Und Andenken für meine Neffen?«

Leto lächelte wohlwollend. Er war sich sicher, dass sein restliches Gefolge das Gleiche dachte. »Natürlich. Ich bezweifle, dass irgendetwas bei dieser Veranstaltung schnell gehen wird.«

Während sich das Schiff der Oberfläche näherte, konnte er die geometrische Anlage von Shaddams neuem Museum betrachten, das viele Quadratkilometer hoch aufragender Gebäude, breiter Boulevards, großer Plätze und Monumente umfasste – als hätte man ein Stück von der Metropole auf Kaitain aus dem Boden gerissen und ans andere Ende der Galaxis verpflanzt.

Arko setzte die Jacht auf dem für besondere Gäste reservierten Landefeld neben dem Imperialen Monolithen auf. Der außergewöhnliche Turm hatte die Form eines schmalen Keils, der oben breiter war und genau ausbalanciert auf seinem Angelpunkt auf dem Hauptplatz ruhte. Manche behaupteten, dass er aus der Entfernung betrachtet wie ein riesiger Stachel aussah, den man Otorio ins Herz getrieben hatte.

Letos Pilot und die Besatzung wurden angesichts dieser Pracht von Ehrfurcht ergriffen. Zweifellos würden sie für den Rest ihres Lebens in den Tavernen von Cala City über dieses Erlebnis sprechen. Mit einem stillen Lächeln händigte Leto ihnen eine Bonuszahlung zur freien Verwendung aus, damit sie sich Andenken kaufen konnten, und entließ sie dann. Entzückt und dankbar zogen sie los, um sich umzuschauen, während er sich seinen...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2021
Reihe/Serie Der Wüstenplanet - The Duke of Caladan
Der Wüstenplanet - The Duke of Caladan
Übersetzer Jakob Schmidt
Sprache deutsch
Original-Titel Dune: The Duke of Caladan - The Caladan Trilogy Book 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Arrakis • Denis Villeneuve • Der Wüstenplanet • diezukunft.de • Dune • eBooks • Frank Herbert • Future History • Galaktische Imperien • SPICE
ISBN-10 3-641-28148-2 / 3641281482
ISBN-13 978-3-641-28148-9 / 9783641281489
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