Vom wörscht Käs zum best Käs (eBook)

Das Maddin-Prinzip
eBook Download: EPUB
2021
240 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-27951-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vom wörscht Käs zum best Käs - Maddin Schneider
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Was tun, wenn nichts so läuft, wie man es sich vorgestellt hat?

Nachdem seine geliebte Katze und seine hochbetagte Oma von ihm gegangen sind, sein Vermieter ihm gekündigt und sich seine Freundin von ihm getrennt hat, erleidet Maddin den nächsten Schicksalsschlag: Er kann die Tür eines Dixiklos nicht mehr öffnen und muss eine gefühlte Ewigkeit in dem stickigen Gefängnis zubringen - ohne Aussicht auf Rettung. In diesen bangen Stunden reflektiert Maddin sein Leben und besinnt sich auf die zahlreichen Weisheiten seiner Oma. Denn schon sie wusste: 'Mer muss des Beste hoffe; des Schlimmste kommt von allein!' Es bringt also nichts, sich die gute Laune durch miese Gedanken verderben zu lassen.

Seine Überlebensstrategien fürs Dixiklo - oder andere kleine und große Katastrophen im Leben - fasst Maddin in seinem 'Maddin-Prinzip' zusammen und gibt sie gern an seine Leserinnen und Leser weiter. So wird aus jedem 'wörscht Käs' der 'best Käs'!

Maddin Schneider gehört zu Deutschlands bekanntesten Comedians. Seine Laufbahn begann er beim Hessischen Rundfunk. Seit den 90er-Jahren ist er einem großen Publikum durch zahlreiche Auftritte im 'Quatsch Comedy Club', 'Sieben Tage, sieben Köpfe' und vor allem in der 'Schillerstraße' bekannt. In den '7-Zwerge'-Filmen mit Otto Waalkes spielte er den Zwerg Speedy. Mit seinen Soloprogrammen tourt er seit über 30 Jahren.

Mehr über Maddin und aktuelle Tourdaten finden Sie unter: www.maddin.de

Kapitel 1:
Schicksalsschläge – nichts für Gewohnheitsmenschen!


Lieber Martin,

als ich dich das erste Mal sah, dachte ich, das gibt es doch nicht. Es gibt Menschen, die füreinander geschaffen sind. Menschen, die man sieht und weiß, mit dieser Person möchte man sein Leben verbringen. Für immer füreinander da sein, gemeinsam lachen und weinen, zusammen im Aufzug (oder meinetwegen sogar im Dixi-Klo eingesperrt sein), weil es zu zweit nicht schlimm ist, sondern einfach immer nur schön. Zwei, die zusammen Paleo-Diät machen, Auralesen und Lachyoga, die Dinkelvollkorn- Apfelkuchen mit Bio-Rohrohrzucker backen, mit Äpfeln aus dem gemeinsamen Garten hinterm gemeinsamen Haus, hach, Martin, solche Menschen – sind wir nicht.

Wegen dir.

Natürlich vermisse ich nach all der Zeit doch etwas.

Den Butterstreusel und den Kater.

Ja, ich vermisse auch dich. Aber ich kann jetzt Weißmehl-Raffinade-Zucker-Industriekuchen im Bett essen und dabei rauchen. Ich kann endlich mal eine andere Serie gucken als »Dick und Doof« oder »Pippi Langstrumpf«. Und erfriere nachts nicht bei Minusgraden und offenem Fenster.

Ja, ich vermisse dich auch nachts an meiner Seite, aber ich habe endlich einen neuen Pyjama gekauft – nicht bei Grüner Erde, sondern bei H&M in goldenem Glanzsatin, worin ich mir dich 15 Jahre lang vorgestellt habe und wo du nie im Leben hineingeschlüpft wärst, nicht einmal für mich, nicht einmal für die erotischsten Stunden, Martin! Jetzt liegt ER neben mir auf der unbezogenen Bettseite, glänzend, golden und ich sage jede Nacht zu ihm: »Das hast du nun davon!«, bevor ich mir noch ein Toffifee in den Mund schiebe und einschlafe. Wenn ich dann nachts rübertaste, seufze ich glücklich: »Der Frottee ist weg!«

Martin. Nichts, von dem, was du sagtest, stimmte. Als du zu mir sagtest, du hast mir grad noch gefehlt, hat es gar nicht gestimmt. Ich fehlte dir überhaupt nicht. Als ich weg war, hast du sofort den Burgholzhäuser Dorfkern mit allen Menschen aus Kastanien und Streichhölzern nachgebaut und stolz auf Facebook und Instagram gepostet, mit dem Kommentar: »Endlich mal allein daheim!«

Boah, war ich sauer!!!

Wisst ihr, was das Schlimme ist an so einem Schicksalsschlag?

Man kann sich so schlecht darauf vorbereiten!

Die stehen nämlich meistens nicht im Kalender. Wenn ich jetzt beispielsweise wüsste: Am Montagvormittag um 10:45 Uhr werde ich von einem Tanklastzug überfahren, hätte ich die Möglichkeit, an dem besagten Montag einfach nicht vor die Türe zu gehen! Durch mein Wohnzimmer fahren nun mal gewöhnlich keine Tanklastzüge.

Schicksalsschläge ereignen sich aber meistens sehr spontan, weshalb sie gerade für Gewohnheitsmenschen wie mich immer etwas ungelegen kommen. Angenommen, ich würde jeden Vormittag um 10:45 Uhr von einem Tanklaster überfahren, könnte ich viel besser damit leben …

Übrigens fahre ich selbst sehr ungern und eigentlich so gut wie nie mit einem Auto, zumindest nicht als Selbstfahrer. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass sich die Verkehrslage ständig ändert, quasi von Sekunde zu Sekunde. Wie kann ich entspannt eine bestimmte Strecke mit dem Auto fahren, ohne vorher genau zu wissen, wie viele andere Fahrzeuge mir wo und wann begegnen werden? Oder wie viele Fußgänger an welchem Zebrastreifen über die Straße laufen? Oder wo eine Katze auftaucht oder eine Wespe durch das Fenster in den Wagen fliegt? Oder wo plötzlich Glatteis auftritt oder es wie aus Eimern schüttet?

Wirklich, ich bewundere all die Autofahrer, die sich jeden Tag todesmutig in den Verkehr stürzen, obwohl sie überhaupt nicht wissen, welche Gefahren da draußen auf sie lauern. Damit möchte ich jetzt nicht sagen, dass ich besonders ängstlich bin. Obwohl Jeannette mir das oft unterstellt hat. Aber ich wollte halt nur ganz einfach immer die Risiken im Leben einigermaßen abschätzen können. Wenn man schon mal täglich seine Überlebenschancen ein bissje vergrößern kann, warum soll man es dann nicht tun?

Ich war immer schon der Meinung, ein geregeltes Leben und ein strukturierter Tagesablauf geben mir eine gewisse Sicherheit. Bestimmte Dinge im Leben sollten sich einfach nicht großartig ändern, finde ich. Zu Jeannette sagte ich einmal: »Ich brauche einfach dieses Gefühl von Kontinenz. Was ich hasse, ist Inkontinenz!« Als studierte Germanistin korrigierte sie mich, beziehungsweise vielmehr meinen Wortgebrauch bei solchen Diskussionen meistens erst einmal:

»Du meinst Kontinuität!«

»Stimmt, die brauche ich auch!«

Im Laufe der Jahre bildeten sich bei mir eine Reihe kleiner Rituale und liebgewonnener Gewohnheiten heraus. So trinke ich jeden Morgen nach dem Aufstehen einen halben Eimer voll warmes Wasser, in dem ich eine Messerspitze Salz aufgelöst habe. Das nächste Ritual, das ich morgens noch vor Sonnenaufgang praktiziere, stieß bei Jeannette jedes Mal auf großes Unverständnis und harte Kritik, wenn sie bei mir die Nacht verbringen durfte. Ich stelle mich unter die Dusche, drehe das Wasser so kalt wie möglich auf und rufe dann mit lauten, kehligen Tönen die Geister meiner Ahnen. Sie meinte dann immer, ich wäre nicht ganz dicht, um diese Uhrzeit so herumzubrüllen. Glaubte sie denn, ich könnte die Ahnen mit Flüstertönen herbeilocken? Wer sich mit schamanischen Praktiken nicht auskennt, sollte besser einfach mal den Mund halten. Das habe ich auch zu meinem Vermieter gesagt, der sich einmal an einem Sonntagmorgen bei mir über »das Herumgeschreie« beschwert hatte. Diese uralten Techniken haben sich seit Jahrtausenden bewährt, warum soll man sie dann ohne wichtigen Grund abschaffen?

Ich will es ja auch nicht übertreiben, aber ein paar Traditionen und Gepflogenheiten sollte man schon beibehalten.

Um 11:00 Uhr lege ich dann täglich eine Frischobst-Pause ein, in der ich einen ungespritzten Apfel der Sorte Roter Boskoop esse. Hier bin ich sogar sehr flexibel, es kann auch mal ein Gelber Boskoop sein oder die Gelbe Goldparmäne, also von wegen stur und verbohrt!

Als Gewohnheitsmensch bin ich zum Beispiel auch von Anfang an ganz entschieden gegen den Klimawandel! Weil ich mich so sehr an das alte Klima gewöhnt habe. In bin ja in dem alten groß geworden! Wenn unbedingt ein Klimawandel stattfinden soll, dann bitteschön hübsch langsam. Innerhalb von 10.000 Jahren würde ich mir das gefallen lassen. Aber doch nicht in diesem wahnsinnigen Tempo!

Das mit dem Klima war übrigens auch immer so ein Thema zwischen mir und meiner Freundin Jeannette. Sie fand den Klimawandel eigentlich richtig toll. Jedes Jahr im Frühling wurde sie total hibbelisch. Dann hat sie sich tonnenweise neue Klamotten gekauft, getreu ihrem Lieblingsspruch: Alles neu macht der Mai!

Wenn sie stunden- und tagelang auf der Jagd nach neuen Kleidern durch Geschäfte und Einkaufszentren lief, nannte ich das einmal einen Amokkauf. Dieses Wort hat sie mir danach streng verboten, ich sollte es nie wieder benutzen.

Ihre Lust an neuen Dingen war so groß, dass sie nicht nur ihre alten Kleider wegwarf, sondern sich auch von alten Möbeln trennte. Kein Wunder also, dass sie sich im Mai auch von mir trennte. Ja, wirklich – jedes Jahr! Immer im Mai. Plötzlich hatte sie ganz viele Hummeln im Hintern. Und diese Arschhummeln trieben sie dazu an, alles Mögliche wegzuschmeißen. Sogar Sachen von mir, in meiner Wohnung! Das ging einmal so weit, dass sie schließlich – jetzt festhalten! – meinen Adventskranz wegschmeißen wollte!! Obwohl sie noch kurze Zeit vorher – im Dezember – gesagt hatte, wie schön der doch sei! Solch ein plötzlicher Meinungswandel ist für einen Mann freilich schwer nachvollziehbar. Es kostet schließlich harte Jahre des Denkens und der geistigen Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Leben, um sich seine Prinzipien zurechtzulegen. Und dann wird alles, was Mann sich über die Jahre hinweg zusammengezimmert hat, innerhalb von Sekunden über Bord geworfen – nur wegen einer einzigen Frühlingsarschhummel!

Wenn ich dann gesagt habe: »Nein, der Adventskranz wird nicht weggeschmissen, der nadelt ja noch nicht einmal!« (Weil er natürlich keine Nadeln mehr hatte ...) – war das für sie der Auslöser, sich von mir zu trennen. Die Trennung war also praktisch Teil ihres Frühjahrsputzes.

Ende Juni sind wir dann immer wieder zusammengekommen. Und in zehn Jahren feiern wir was? Ihr werdet es bestimmt schon erraten haben – genau:

Unsere Silbertrennung!

Wenn alles so gut weiterläuft wie bisher ...

Die Arschhummel – Brombus Anus

Die Arschhummel (Brombus Anus) ist eine in Mitteleuropa verbreitete Untergattung der gemeinen Brombus. Sie gehört zur Gattung der Hauptflügler (Hymenoptera), die der Überfamilie Apoidea (Biene) zuzuordnen ist. In der Familie Echte Bienen (Apidae) entstammt sie einer weiteren Unterfamilie (Apinae), der Gattung Hummeln. Ihren Namen verdankt sie ihrer spezifischen Fähigkeit zum Überleben in einer feucht-dunklen Kultur, deren olfaktorische Spezifikation zum Himmel stinkt.

Ursprung und erste Erwähnung

Wann diese Untergattung des ansonsten possierlichen Flügelwesens der Hummel entstanden ist, entzieht sich dem heutigen Wissensstand. Eine ihrer ersten Erwähnungen findet sich bei dem großen Gelehrten Martin Luther, der feststellte: »Er...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2021
Zusatzinfo Bilder im Text
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte 7 Zwerge • Comedian • Comedy • comedy buch • eBooks • Hessen • Hessischer Dialekt • RTL Samstag Nacht • Schillerstraße • Sieben Tage, sieben Köpfe
ISBN-10 3-641-27951-8 / 3641279518
ISBN-13 978-3-641-27951-6 / 9783641279516
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