Blutflamme (eBook)

Die Rachel-Morgan-Serie 16 - Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
576 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-26108-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutflamme - Kim Harrison
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Cincinnati hat eine neue Meistervampirin - und Rachel Morgan ein Problem. Denn die Neue will, dass Rachel verschwindet. Constance folgt ihr auf Schritt und Tritt, bedroht ihre Freunde und sorgt überall in der Stadt für Chaos. Der Grund für ihren Hass auf Rachel ist ganz einfach: Seit diese einen Weg gefunden hat, die Seelen der Vampire zu retten, schwindet die Macht der Ältesten. Aber Constance will eine Rückkehr zu den alten Traditionen erzwingen - und sie hat Verbündete. Rachel mag zwar die mächtigste Hexe der Stadt sein, doch ist sie auch einer Armee von Meistervampiren gewachsen?

Kim Harrison, geboren im Mittleren Westen der USA, wurde schon des Öfteren als Hexe bezeichnet, ist aber - soweit sie sich erinnern kann - noch nie einem Vampir begegnet. Sie hegt eine Vorliebe für Friedhöfe, Midnight Jazz und schwarze Kleidung und ist bei Neumond nicht auffindbar. Mit ihren RACHEL MORGAN-Romanen hat sie einen internationalen Bestseller gelandet.

2

»Die elektrischen Leitungen sind in Ordnung, Rache«, verkündete Jenks, der mit leise schabenden Libellenflügeln vor mir schwebte. Die Sonne, die durch das große, mit Straßenstaub bedeckte Fenster schien, leuchtete in seinem kurzen blonden Haar und dem silbernen Staub, den er verlor. So sah er weitaus unschuldiger aus, als er war. Spinnweben klebten an dem Gartenschwert an seiner Hüfte, und Staub bedeckte das rote Bandana, mit dem er anderen Pixies signalisierte, dass er nicht in ihrem Territorium wildern wollte. Nachdem ein solches Eindringen den Tod bedeuten konnte, war es eine angemessene Vorsichtsmaßnahme. »Warte kurz, dann sehe ich mir noch die Rohrleitungen an.«

»Super«, sagte ich und dachte, dass Pixies sich mit ihrer unersättlichen Neugier und der Fähigkeit, sich zwischen Wänden hindurchzuquetschen, ein Vermögen als Immobiliengutachter verdienen könnten – wenn sie nur jemand damit beauftragen würde. »Und schau auch gleich, ob du herausfinden kannst, woher der Gestank kommt.«

»Und ob man die Quelle beseitigen kann«, fügte David hinzu, der mit in die Hüften gestemmten Händen und dem Rücken zu uns am Schaufenster stand und den vorbeirauschenden Verkehr beobachtete. Er warf nur einen kurzen Schatten auf den Eichenboden, aber dass die Sonne es überhaupt in das zweistöckige Gebäude mitten in den Hollows schaffte, war schon so etwas wie ein Wunder.

Neben ihm presste Sharron ihr Notizbuch wie ein Feigenblatt an sich und lächelte. »Denken Sie daran, David, dass man alles ändern kann bis auf die Lage. Und, Rachel, die Lage dieses Objekts ist unschlagbar.«

Ich nickte, und Jenks summte den kurzen Flur hinunter, um sich genauer in dem kleinen Klo im Erdgeschoss umzusehen. Sharron war die personifizierte Professionalität in einem leuchtend gelben Kostüm und einem Anstecker von »Cincy Realty«. Die Maklerin arbeitete schon seit drei Monaten für uns. Jeder andere hätte längst aufgegeben, aber sie war immer noch so munter wie an dem Tag, als ich sie wegen einer Wohnung am Fluss kontaktierte. Sie war schon vermietet, bevor ich sie mir ansehen konnte, aber Jenks mochte die Brünette mit dem voluminösen Haar, die ihn vom ersten Moment an wie eine vollwertige Person behandelt hatte, indem sie ihn mit einem strahlenden Lächeln fragte, was er sich denn von der neuen Immobilie erwarte.

David war derjenige, der uns auf dieses alte Ladengeschäft aufmerksam gemacht hatte. Es würde erst in wenigen Wochen auf den Markt kommen, und genau deshalb hatten Jenks und ich uns sofort darauf gestürzt. Jetzt, da Constances Leute nach und nach eintrudelten, wurde uns alles unter dem Hintern weggekauft.

Das schmale zweistöckige Gebäude stand an einer einigermaßen geschäftigen Straße im Zentrum der Hollows. Der untere Bereich war bereits für den geschäftlichen Betrieb eingerichtet, während sich oben eine Wohnung für eine Person – oder zwei, wenn einer davon ein Pixie war – befand. Autos fuhren langsam an den großen Schaufenstern vorbei, und kostenpflichtige Parkplätze sorgten dafür, dass alles in Bewegung blieb. Die Böden waren alt, die Decke mit lackierten Metallplatten verkleidet, aber mir gefiel, dass die dicken Wände einigermaßen schalldicht waren, und die ausgeprägten Zierleisten waren ideal für Jenks, um sich darauf niederzulassen. Als wir über die Schwelle traten, hatte ich sofort die Restmagie in dem Gebäude geprüft, und es erwies sich als überraschend unbelastet. Bis auf einen rudimentären Schutzkreis auf dem Küchentresen hatte ich nichts finden können, und gar nicht so weit entfernt verlief eine Kraftlinie.

In Sharrons Maklersprache könnte man das Haus »charmant« nennen, was klein bedeutete. Außerdem hatte es »einen ausgeprägten Charakter«, also eine unsinnige Raumaufteilung und alte Armaturen. Darüber hinaus befand es sich in einer »aufstrebenden« Gegend, was laut Jenks hieß, dass wir ordentlich würden blechen müssen, obwohl die Läden links und rechts von uns eher … na ja … heruntergekommen waren.

»Sharron! Können Sie das mal für mich aufdrehen? Ich will den Wasserdruck prüfen«, rief Jenks aus dem zweiten Stock herunter, und die Frau steuerte sofort auf die Treppe zu. Er war nicht aus dem Klo im Erdgeschoss gekommen, was bedeutete, dass er den Leitungen durch die Wand nach oben gefolgt war.

»Was denkst du?« David trat vom Fenster zurück, als zwei Wagen der I. S. ohne Sirenen, aber mit Blaulicht, vorbeirauschten. »Die Lage ist unschlagbar«, fügte er hinzu, aber ich antwortete nicht, sondern trat hinter die Ladentheke und begann Schubladen aufzuziehen, die so alt waren, dass sie noch original sein mussten. »Der Preis stimmt.«

»Bisschen viel Straßenlärm«, sagte ich, gab den Kampf mit der klemmenden unteren Schublade auf und richtete mich wieder auf. Er bewegte sich mit der selbstsicheren Eleganz eines Alpha-Werwolfs durch den Raum, während hinter ihm ein Streifenwagen des FIB vorbeiraste. Wie immer hinkte das menschliche Gegenstück zur I. S. einen Schritt hinterher.

»Wo viel los ist, gibt es auch viel Kundschaft«, meinte er und stützte sich mit dem Ellbogen auf den Tresen. Aus dunklen Augen beobachtete er die Straße, wo der Verkehr wieder einsetzte. An seinen Schläfen zeigte sich ein Hauch von Grau, aber meiner Meinung nach sah er damit nur noch besser aus. Das Leben mit einem Rudel tat ihm gut. Er brauchte es, sich um jemanden zu kümmern, und sein Rudel wuchs rasant. Manchmal fragte ich mich, was passiert wäre, hätte ich meine Position als weiblicher Alpha nicht aufgegeben.

»Und die Wohnung oben sorgt für eine klare Aufteilung zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bereich«, fuhr David fort. »Dazwischen befindet sich eine abschließbare Tür. Die Kirche hatte das nicht, und das hat mich immer gestört.«

»Wer legt sich schon mit der letzten lebenden Tamwood-Erbin an?«, gab ich zurück und schob mir ein wenig unsicher eine rote Locke hinters Ohr. Aber Ivy war immer noch in D. C. und versuchte, die alten Untoten davon zu überzeugen, dass es besser war, dass sie die Seele ihrer untoten Geliebten in sich trug, statt sie zu entlassen, was bedeutete, dass Nina sich nicht nur von Ivys Blut, sondern auch von ihrer eigenen Seele nährte. Das verhalf Ivy zu etwas mehr Einfluss in dem traditionell eher einseitigen Verhältnis zwischen Nachkomme und Gnomon, und den alten Untoten gefiel das ganz und gar nicht. Selbst wenn Ivy in Cincy gewesen wäre, würde sie nicht mehr bei mir wohnen. Das war alles gut, auch wenn es wehtat.

Aber selbst ich musste zugeben, dass das hier eine tolle Immobilie war. Ich könnte den Verkaufstresen in eine Kaffeebar umwandeln, meinen Schreibtisch dahinter stellen und einen guten ersten Eindruck machen. Der Lagerraum im Erdgeschoss würde sich für ein kleines Zauberlabor eignen. Ich könnte arbeiten und gleichzeitig die Ladentür im Auge behalten, sodass Jenks das nicht mehr tun musste. Dann noch zwei Stühle und ein kleiner Tisch am Fenster, wo ich mit Klienten sprechen konnte, dazu ein Ständer mit Broschüren – von Anwälten, die sich auf Inderlander-Fälle spezialisiert hatten, Leichenhallen, lizenzierten Tagesquartieren für mittellose Untote, so was eben.

Aber es würde mir schwerfallen, die Kirche endgültig hinter mir zu lassen. Seit drei Monaten lag sie brach, weil die Handwerker die Arbeiten eingestellt hatten, als sie die Pentagramme auf Kistens Billardtisch sahen. Das schien sich herumgesprochen zu haben, denn ich fand keine Baufirma mehr, die auch nur bereit war, meinen Anruf entgegenzunehmen, geschweige denn einen Fuß in die Kirche zu setzen.

Jenks war bereit zu verkaufen, was mich überraschte, bis ich genauer darüber nachdachte: Er hatte seine Frau dort verloren, und jetzt, da seine Kinder in alle Winde verstreut waren, gab es für ihn keinen Grund mehr zu bleiben.

Ich stellte fest, dass ich die Schultern fast bis zu den Ohren hochgezogen hatte. Ich wollte nicht, dass David merkte, dass es mir zu schaffen machte, die Kirche einfach so aufzugeben, also zwang ich sie wieder nach unten, atmete tief durch und zog meine kurze Lederjacke glatt, ehe ich hinter dem Tresen hervortrat. Ja, eine abschließbare Tür wäre schön, aber ich würde jemanden engagieren müssen, der die Gasleitung unter dem Boden verlegte, damit ich Platz für einen unzerstörbaren Schutzkreis hatte. Außerdem würden sich die beiden kleinen Zimmer, die Wohnküche und das winzige Bad oben sehr beengt anfühlen, nach dem Platz, den ich in der Kirche und Piscarys ehemaligem Restaurant gehabt hatte. Es gab keinen Außenbereich, und innerhalb dieser vier Wände konnte ich unmöglich Sport machen. Ich würde ins Fitnessstudio gehen müssen.

Willkommen im Leben, dachte ich und lehnte mich neben David an den Tresen, während wir auf Jenks warteten. Doch dann runzelte ich die Stirn, als ich draußen auf der Straße den gleichen schrottreifen braunen Volvo entdeckte, der mir schon am Flughafen aufgefallen war. Ich erinnerte mich an ihn, weil ich es seltsam fand, dass jemand mit seinem Wagen am Randstein steht und einen Anschiss von der Polizei riskiert, statt einfach dort zu parken, wo es erlaubt ist. Dieses Mal saß ein dunkelhaariger lebender Vampir hinter dem Steuer, der mit seiner Sonnenbrille und dem Dreitagebart ein wenig gefährlich aussah. Zwei Blonde, die gekleidet waren wie er, saßen hinten im Wagen, und mir wurde unbehaglich. Vampire im Einheitslook gefielen mir nicht, selbst wenn das viele Leder eine gewisse Eleganz hatte. Ein gemeinsamer Look deutete auf ein gemeinsames Ziel hin, und bei Vampiren war das schnell mal tödlich.

»Sie drehen jetzt schon die dritte Runde«, sagte...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2022
Reihe/Serie Rachel Morgan
Rachel Morgan
Übersetzer Antonia Zauner
Sprache deutsch
Original-Titel Million Dollar Demon – Rachel Morgan Book 16
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • Dämonen • eBooks • Fantasy • Fantasy Action • Hexen • Liebe • Magie • Neuerscheinung • New-York-Times-Bestsellerautorin • Rachel-Morgan-Reihe • Spiegel-Bestsellerautorin • Urban Fantasy • Vampire
ISBN-10 3-641-26108-2 / 3641261082
ISBN-13 978-3-641-26108-5 / 9783641261085
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