Das Geheimnis um die alte Dame (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
329 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2506-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis um die alte Dame -  Simone Jöst
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Royale Ermittlungen.

Klara Golders neue Putzstelle ist mehr als außergewöhnlich: Die alte, reiche Dame wird von allen nur 'die Queen' genannt, sammelt alles über das englische Königshaus und lässt sich von einem Chauffeur in einem englischen Taxi durch die Gegend fahren. Immer wieder behauptet sie, dass wertvolle Gegenstände und Geld aus ihrer Wohnung entwendet werden. Als die Polizei ihr nicht glaubt, bitte sie kurzerhand Klara um Hilfe. Das lässt sich die couragierte Reinmachefrau nicht zweimal sagen!

Schnell stellt sie fest: es gibt tatsächlich einen Dieb und es ist kein Unbekannter. Dann wird jedoch der Chauffeur der alten Dame tot aufgefunden und die Ereignisse überschlagen sich ...

Klara Golder - die scharfsinnige Putzfrau ermittelt in einem neuen Fall.



Simone Jöst lebt im Odenwald. Beflügelt von der Lust, sich ständig neue Geschichten auszudenken, schreibt sie humorvolle Unterhaltungskrimis, die nicht nur von Mord und Totschlag erzählen, sondern auch die Lachmuskeln ihrer Leser fordern. Für sie gibt es nichts Schöneres als schwarzen Humor und weiße Schokolade. Sie veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten und Romanserien und ist Herausgeberin von Krimi-Anthologien.

Montag


Laut Navigationsprogramm auf dem Handy stand Klara keine fünfzig Meter vor der eingegebenen Adresse. Ein breites Grinsen flog über ihr Gesicht und sie strahlte mit der heißen Augustsonne um die Wette.

»Happy Birthday, Klara«, sagte sie und lief mit ihrem Reisetrolley im Schlepptau über den gepflasterten Platz auf das Fachwerkhaus zu. Die Räder verhakten sich ständig und so kam sie langsamer von der Stelle, als ihr lieb war. Sie platzte fast vor Neugier und Vorfreude auf ihr neues Zuhause im Dachgeschoss dieses wunderschönen Hauses. Sie hatte keine Ahnung, was genau sie dort erwartete. Das winzige Bild im Internet war nicht besonders aussagekräftig gewesen. Sie hatte sich einzig und allein auf die Beschreibung der Wohnung verlassen. Worte waren geduldig. Klara nicht. Vielleicht hatte ihr Mann Harald recht gehabt, als er ihr vorwarf, dass sie blauäugig in ihr Unglück rannte, wenn sie eine Wohnung anmietete, ohne sie vorher besichtigt zu haben. Vielleicht war es aber auch nur ein verzweifelter Versuch, sie davon abzuhalten, ihn zu verlassen. Diese Möglichkeit zog Klara viel eher in Betracht. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen, als sie ihm heute früh zwischen Morgenzeitung und einer Tasse Kaffee am Frühstückstisch mitgeteilt hatte, dass sie sich von ihm trennen und ausziehen wolle. Während sie ein Jahr lang akribisch an diesem Plan gefeilt hatte, erfuhr er erst unmittelbar vor ihrer Abreise davon. Hätte sie ihn vorher eingeweiht, wäre er ausgeflippt und hätte sie wahrscheinlich noch überzeugen können, zu bleiben. Sie knickte viel zu oft ein, wenn er anfing, zu argumentieren. Dieses Mal nicht. Sie hatte ihn verlassen und das heute, an ihrem fünfzigsten Geburtstag. Halleluja!

Auf dem Marktplatz tummelten sich viele Menschen. Sie schlenderten mit bunten Einkaufstüten von Geschäft zu Geschäft oder ließen sich in Straßencafés die Sommersonne auf die Nase scheinen. Kinder sprangen juchzend in Badehosen zwischen kleinen Wasserfontänen umher, die aus dem Boden in die Höhe spritzten und prasselnd wieder in sich zusammensackten. Mütter mit Kinderwagen und Wechselwäsche saßen auf den Parkbänken und sahen ihren Sprösslingen beim Spielen zu. Es fehlte nur ein opulenter Soundtrack, und Klara hätte sich wie in einem Film gefühlt. Sie konnte es immer noch nicht fassen: Sie hatte den Absprung aus ihrer Ehe geschafft. Voller Vorfreude eilte sie über den Marktplatz und hielt die Spannung kaum noch aus. Mit jedem Schritt, den sie auf ihr neues Zuhause zulief, ihren Koffer dabei hinter sich herzerrend, rumorte ihr Magen ein wenig mehr und wurden ihre Hände feuchter.

Im Erdgeschoss des Fachwerkhauses befand sich eine Buchhandlung, die dem Vermieter gehörte. In der Etage darüber wohnte er selbst, und unter dem Dach war ihre neue Wohnung. Wie sich das anhörte: ihre Wohnung. Noch nie zuvor hatte sie allein gelebt. Klara lächelte.

Über der Ladentür der Buchhandlung stand in geschwungenen roten Lettern Le livre. Monsieur Bloque, der Besitzer, war Franzose. Seine Stimme hatte am Telefon melodisch und äußerst angenehm geklungen. Er sprach langsam, als wolle er seinen Worten genügend Raum zur Entfaltung geben. Ganz anders als ihr Mann Harald. Er sprach meist gar nicht. Links und rechts neben der Eingangstür befanden sich zwei Schaufenster mit breiten Sandsteinfensterbänken, auf denen bunte Sitzkissen und ein Stapel gebrauchter Bücher lagen, die zum Hinsetzen und Lesen einluden. Eine junge Frau saß mit angezogenen Beinen gegen den Fensterrahmen gelehnt und schmökerte mit einem Becher Kaffee in der Hand in einem Roman.

Klara bugsierte ihren Koffer über zwei Stufen zur Ladentür hinauf und betrat die Buchhandlung. Die Räder des Trolleys verhakten sich. Sie zerrte ihn ruppig zu sich, damit er wieder auf Spur kam. Von der Sonne geblendet, übersah sie leider den Prospektaufsteller auf Rollen, der direkt neben der Tür stand. Dafür hörte sie ihn, als er mit Getöse zu Boden schepperte. Eine Kundin schrie erschrocken auf. Der junge Verkäufer, der sie bediente, stellte ein Buch ins Regal zurück und eilte zu Klara. Er war schlank, hatte kurze, dunkelbraune Haare und sah nett aus. Trotz des Malheurs schenkte er Klara ein freundliches Lächeln. Hinter der Theke stand ein weiterer Mann, der zu ihr herübersah und fragte, was passiert sei.

»Alles in Ordnung, Monsieur Bloque«, sagte der junge Verkäufer, hob den Aufsteller wieder auf und steckte die Prospekte zurück.

»Oh mein Gott! Das tut mir entsetzlich leid«, rief Klara, bestürzt über ihre Schusseligkeit. Sie ließ ihren Koffer stehen, ging in die Hocke und wollte beim Auflesen der Broschüren helfen. Dabei stießen sie mit den Köpfen zusammen. Ihre Blicke kreuzten sich. Klara wäre am liebsten mit feuerrotem Kopf im Erdboden versunken.

»Entschuldigung. Das wollte ich nicht. Ich bin mit meinem Koffer hängen geblieben. So etwas Peinliches aber auch.«

»Ist doch nichts passiert«, sagte der junge Mann und lächelte. Er griff nach dem letzten Prospekt, steckte ihn an seinen Platz zurück und schob den Aufsteller ein wenig von der Eingangstür zur Seite.

»Alles in Ordnung?«, fragte er, und als Klara nickte, bat er sie, sich noch einen kleinen Moment zu gedulden, bis er seine Kundin fertig bedient habe.

Klara strich verlegen eine gelöste Haarsträhne hinter ihr Ohr und zupfte an ihrem dunkelbraunen Pferdeschwanz, nur um sicherzugehen, dass wenigstens ihre äußere Erscheinung nicht ihrem tollpatschigen Auftritt gleichkam. Der erste Eindruck zählte. Obwohl das jetzt schon der zweite wäre. Sie strich nervös über ihre geblümte Sommerbluse, die sie sich selbst zum Geburtstag geschenkt hatte und heute zum ersten Mal trug. Ihre Wangen glühten, ihr war heiß.

»Madame«, sagte plötzlich eine tiefe Stimme.

Klara erschrak und wirbelte herum. Der Mann hinter der Theke stand neben ihr. Er überragte sie um einen halben Kopf und sah verdammt gut aus. Die kurz geschnittenen Haare waren leicht ergraut, seine Figur wirkte athletisch und sein Lächeln spitzbübisch. Er trug Jeans und ein weißes Hemd, das er wegen der Hitze an den Armen hochgekrempelt hatte. Der obere Knopf stand offen.

»Kann ich Ihnen weiterhelfen?«, fragte er mit einem leicht französischen Akzent.

Diese Stimme hätte Klara unter Tausenden wiedererkannt. Das war eindeutig Monsieur Bloque, mit dem sie zuvor schon einige Male telefoniert hatte. Sie hatte sich den Mann komplett anders vorgestellt. Keine Ahnung, wie, aber anders, nicht so gut aussehend. In ihrer Phantasie war er ein staubiger Bücherwurm mit einem schier endlosen Wissen über Gott und die Welt. Und nun stand dieser Mann vor ihr und glich viel eher einem Model für Designermode. Trotzdem stimmte etwas nicht an ihm.

»Entschuldigen Sie bitte meinen missglückten Auftritt gerade eben«, stammelte Klara, »es tut mir entsetzlich leid, dass ich ...«

Monsieur Bloque hob die Hand und winkte ab.

»Pas de problème. Das kann jedem passieren.«

Obwohl Klara das bezweifelte, lächelte sie dankbar für seine Nachsicht.

»Ich bin Monsieur Philippe Bloque, und sie sind Madame Golder, wenn ich mich nicht irre?« Er reichte ihr die Hand.

»Ähm, ja, woher wissen Sie das?«, fragte Klara verwirrt. Sie hatte sich noch nicht vorgestellt.

»Sie sagten am Telefon, Sie kämen um vierzehn Uhr, und nun Sie stehen mit einem Koffer in meinem Laden. Da liegt der Schluss doch nahe. N’est-ce pas?« Er lächelte verschmitzt.

Klara nickte und bemerkte plötzlich, was an ihm nicht stimmte. Oder stimmte etwas an ihr nicht? Der Mann starrte die ganze Zeit auf ihren Busen. Jetzt da es ihr auffiel, fand sie sein Verhalten mehr als taktlos. Scheinbar nebenbei griff sie mit ihrer Hand an den Ausschnitt, um sicherzugehen, dass hier nichts herausblitzte, was sie nicht zeigen wollte. Das Dekolleté saß so, wie es sollte, aber warum zur Hölle starrte der Mann unablässig dorthin? Klara trat ein kleines Stück zur Seite, doch der Blick des Mannes folgte ihr.

»Nach der langen Anreise wollen Sie sicherlich als Erstes Ihre Wohnung sehen. Wenn Sie möchten, bringe ich Sie gleich nach oben.«

»Ja, das wäre wundervoll«, sagte Klara und fühlte sich unbehaglich. Was war mit dem Kerl nur los? Vielleicht war die Miete der Wohnung nur deshalb so günstig, weil der Vermieter ein Perverser war und niemand lang hier wohnen blieb?

»Würden Sie mir bitte Ihren Koffer geben?«, fragte Monsieur Bloque und streckte die Hand aus, die direkt neben ihrem Gepäck in der Luft schwebte.

Sein Verhalten war merkwürdig. Er brauchte nur fünf Zentimeter weiter zur Seite zu greifen und hätte den Koffer in der Hand. Was sollte das? Sie zögerte.

»Excusez. Entschuldigen Sie bitte.« Er zog die Hand zurück. »Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig.«

»Mir?«, fragte Klara und überlegte, was sie von diesem Mann halten sollte.

»Ich bin blind, kann also nicht sehen, deswegen erscheine ich manchmal ein wenig merkwürdig.« Er lachte, als ob diese Tatsache das Selbstverständlichste der Welt sei.

»Sie sind blind?«, fragte Klara. Das erklärte, weshalb er auf ihre Brust starrte, die er gar nicht sah, warf aber eine ganz andere Frage auf. »Woher wissen Sie dann, dass ich mit meinem Koffer hier in Ihrem Laden stehe?«

Monsieur Bloque grinste.

»Sie hatten ihn vorhin als Verursacher Ihres kleinen Malheurs beschuldigt.«

Hatte sie das? Faszinierend, welche Rückschlüsse dieser Mann zog.

»Ich bin beeindruckt«, sagte sie und war es...

Erscheint lt. Verlag 18.5.2021
Reihe/Serie Klara Golder ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Bunburry • cherringham • Cosy Crime • Cozy Crime • Helena Marchmont • Mordermittlung • Putzfrau • Schwarzwälder Kirschmorde
ISBN-10 3-8412-2506-3 / 3841225063
ISBN-13 978-3-8412-2506-1 / 9783841225061
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