Maddrax 554 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1324-5 (ISBN)
Zurück in Orléans-à-l'Hauteur, gönnen wir unseren Helden eine kurze Verschnaufpause. Denn ein anderer Charakter aus dem letzten Zyklus meldet sich zurück!
Da Professor Dr. Jacob Smythe nunmehr davon ausgeht, dass seine Erzfeinde das Zeitliche gesegnet haben, wendet er sich neuen Zielen und seiner alten Heimat zu. In Meeraka will er endlich zu neuer Größe finden. Doch zunächst findet er ein Wesen, das ihn gleichermaßen fasziniert wie abschreckt: Choyganmaa Aksinja Jevdokija Ewgenija, genannt: Haaley
Erster Akt
Jacob und Haaley
Die Welt, die auf seine Eroberung wartete, war eine Kloake!
Bildlich gesprochen. Nichtsdestotrotz war Jacob Smythes Euphorie ob der ungeahnten Möglichkeiten, die ihm mit dieser Welt zu Füßen lagen, schneller verweht als eine Flatulenz im Sturm. Sicher, diese Welt mochte frei von Daa'muren sein, doch was sie hinterlassen hatten, war ein Trümmerhaufen, bevölkert von debilen Kretins und abscheulichen Mutationen.
Jenseits der Dornenhecke erstreckte sich eine Ruinenlandschaft, die an Trostlosigkeit kaum zu überbieten war. Die Menschen, die hier hausten, lebten von der Hand in den Mund. Eine Obrigkeit schien es nicht zu geben, es herrschte das Gesetz des Stärkeren. Das wiederum kam Professor Doktor Jacob Smythe sehr zupass. Denn eines hatte er schnell begriffen: Er war der Stärkste!
Vielleicht nicht, was körperliche Kraft betraf, aber eindeutig, was die geistigen Fähigkeiten anging. Er benötigte kein Zahlungsmittel, um für sich und sein Horsay zu sorgen. Alles, was er benötigte, war sein messerscharfer Verstand.
Ab und zu verdiente er sich eine warme Mahlzeit, indem er Gerätschaften und Werkzeuge reparierte, deren Funktionsweisen auf lächerlich einfachen Prinzipien beruhten. So wie die Kettensäge eines Holzfällers. Der Idiot wusste nicht mal, was für ein Schatz in seinem Schuppen lag, bis ihm Smythe erklärte, wie er seinen Selbstgebrannten in Treibstoff umwandeln und Öl aus Tierfett herstellen konnte.
Dem Holzfäller und seiner Frau standen die Tränen in den Augen, und als Smythe das Gehöft verließ, war sein Horsay mit Satteltaschen voller Schnaps, selbstgebackenem Brot und getrocknetem Fleisch beladen.
Viel wichtiger waren jedoch die Informationen, die er nebenbei erfahren hatte. Neuigkeiten über diese Welt, in die es ihn verschlagen hatte. So erfuhr er von dem Beinahezusammenstoß mit dem Mond, von Überschwemmungen und Unwettern, die in der Folge Land und Leute gebeutelt hatten. Aber es gab auch Gerüchte von einem fernen Land, in dem Wohlstand und Frieden herrschten, jenseits des großen Meeres.
Er brauchte nicht das Genie zu sein, das er nun mal war, um zu begreifen, dass mit diesem Paradies Meeraka gemeint war. Zu seiner Zeit hatte man die Vereinigten Staaten von Amerika das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« genannt. Ein Ruf, den es vor allem seiner raffinierten Propaganda zu verdanken hatte. Angeblich konnte dort jeder vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen. Wie viele Existenzen dabei unter die Räder kamen, hatte niemanden interessiert.
In der Parallelwelt, aus der Smythe stammte, war Meeraka aber auch Sitz des mächtigen Weltrats gewesen, einer der letzten Bastionen gegen die allmächtig erscheinenden Daa'muren. Sollte es eine ähnliche Organisation auch in dieser Welt geben, verfügte sie mit Sicherheit über ungeahnte Ressourcen. Insbesondere, wenn es dem hiesigen Weltrat gelungen war, den Krieg gegen die Daa'muren für sich zu entscheiden.
Dennoch blieb Professor Dr. Jacob Smythe zunächst skeptisch. Er wusste schließlich, wie einfältig Menschen sein konnten. Und je einfacher und desolater die Verhältnisse waren, in denen sie existierten, desto empfänglicher wurden sie für die Gerüchte und Wunschvorstellungen eines gelobten Landes, in dem einen die gebratenen Chiiks quasi in den Mund flatterten.
Andererseits konnte es in Meeraka auch nicht viel schlimmer sein als hier in Euree, und so hatte Smythe es kurzerhand zu seinem nächsten Ziel erkoren. In erster Linie aus Mangel an Alternativen.
Landán, wo es in seiner Welt zumindest eine mächtige Bunker-Community gegeben hatte, war hier von einer Flutwelle überschwemmt worden, wie er in einer Spelunke nahe dem Städtchen Nees* erfuhr. Aber es gab wohl einen Hafen hinter Tysburk, und damit stand Smythes nächstes Ziel fest.
Seine Übernachtung in der namenlosen Absteige bezahlte er mit einigen Flaschen Selbstgebranntem, für den er ohnehin keine Verwendung hatte. Seinem Gastgeber genügte das, einigen seiner »Kunden« allerdings nicht. Die hatten nämlich ein Auge auf Smythes Erfindung geworfen, die er wie seinen Augapfel hütete.
Es war die Schallkanone, die er mit Rulfans Hilfe entwickelt und mit der er sich einen Weg durch die Dornenhecke gebahnt hatte, die Coellen wie ein Ring umgab.**
Das Gerät war einen Meter lang und bezog seine Energie aus Trilithiumkristallen. Je nach Einstellung erzeugte es Schallwellen in verschiedenen Frequenzen, die einen Gegner nicht nur kampfunfähig machen, sondern auch töten konnten.
Die Schallkanone war Waffe und Werkzeug in einem. Seine Lebensversicherung. Doch so wirkungsvoll sie auch sein mochte, so sparsam musste er sie einsetzen. Der Energieverbrauch war exorbitant hoch, und Trilithiumkristalle wuchsen schließlich nicht an Bäumen.
Das war ja auch der Hauptgrund dafür, dass er sich seinen Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit und Tauschgeschäften verdiente. Ganz abgesehen davon, dass er nur ungern Aufmerksamkeit erregte. So rückständig die Bevölkerung sein mochte, die Kunde von dem Mann, der eine Waffe besaß, die mit unsichtbaren Schockwellen tötete, würde sich verbreiten wie ein Lauffeuer. Und das Letzte, was er momentan gebrauchen konnte, war, dass sich jemand an seine Fersen heftete.
Nur leider schien es so, als würde sich eine kleine Machtdemonstration nicht vermeiden lassen. Das feiste Grinsen im Gesicht des Stallburschen, der ihm sein Horsay ausgehändigt hatte, hätte ihn bereits warnen müssen.
Wie aus dem Boden gewachsen, standen plötzlich zwei weitere Kerle im offenen Scheunentor und grinsten so breit, dass sie Smythe ihre sanierungsbedürftigen Kauleisten präsentierten. Mit ihrer vor Schmutz starrenden Haut, den verfilzten Bärten und Haaren und der zerlumpten Kleidung stellten sie das Klischee eines Wegelagerers dar. Wahrscheinlich bestand ihre Hauptbeschäftigung darin, die Bewohner von Nees zu drangsalieren.
Nicht, dass Smythe das sonderlich gestört hätte. Wer sich von solch verkrachten Existenzen terrorisieren ließ, hatte es seiner Meinung nach nicht besser verdient.
Bedauerlicherweise litten diese Kerle alle an einer ungesunden Form der Selbstüberschätzung, die ihnen früher oder später zum Verhängnis wurde. Heute war es also für diese drei Halunken so weit, auch wenn sie es noch nicht wussten.
»Na, Männeken«, sagte der Größere der Idioten, die ihm den Weg versperrten. »Haste nich was vergessen?«
Smythe unterdrückte ein Seufzen. »Ich wüsste nicht, was!«
Der Mann streckte eine dreckige Hand aus. »Uns'ren Lohn, weil wir so gut auf dein Horsay aufgepasst ham.«
»Seltsam, davon hat der Wirt nichts gesagt.«
»Is auch nich sein Biir. Das rechnen wir selber ab.«
»Und was wollt ihr? Tofanen-Schnaps*?« Würden sie sie sich mit ein, zwei Flaschen zufriedengeben, Smythe hätte vielleicht Gnade vor Recht ergehen lassen. Doch ein Blick in die löcherigen Visagen genügte, um zu wissen, dass es so einfach nicht ablaufen würde.
Dabei ging die eigentliche Gefahr nicht von den zwei Evolutionsverweigerern vor ihm aus, sondern von dem Stallburschen, der sich von hinten anschlich. Die Typen vor dem Tor sollten Smythe bloß ablenken, damit ihr Kumpan ihm gefahrlos eins überziehen konnte.
»Nee, kein Schnaps.«
»Na schön, also was dann?«
»Alles, was du hast!«
»Das ist zu viel. Wie wäre es stattdessen... hiermit?« Smythe wollte die Schallkanone, die schräg über seiner Schulter hing, in Anschlag bringen, doch der Stallbursche war schneller. Er packte die Waffe von hinten und hielt sie fest.
Smythe blieb gerade noch genügend Zeit, um zu begreifen, dass er sich gar nicht erst auf ein Palaver mit den Kerlen hätte einlassen dürfen, da traf ihn schon der Fausthieb in den Magen.
Der Professor hatte das Gefühl, als würde sein voller Magen platzen. Er fiel zwischen den drei Kretins auf die Knie und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Wütend zerrte der Stallbursche an der Schallkanone, bis er es schließlich leid war und Smythe einen Tritt verpasste, der ihn zur Seite kippen ließ.
Verkrümmt blieb Smythe liegen und beobachtete mit verschwommenem Blick, wie der Stallbursche seine Trophäe in die Höhe hielt und sich dabei aufführte wie ein Affe, der die dickste Kokosnuss ergattert hatte, aber nicht wusste, wie sie knacken sollte.
»Her damit!«, brüllte der Kerl, der Smythe angesprochen hatte. »Du Arschloch weißt doch gar nicht, wie man mit so 'nem Ding umgeht.«
Der Stallbursche wich instinktiv zurück und stieß dabei gegen das Horsay, das dem Treiben der Menschen bislang nur stoische Gelassenheit entgegengebracht hatte. Erst als der Stallbursche gegen das mutierte Pferd stieß, erwachte es aus seiner Lethargie und schnappte nach dem Störenfried.
Die fingerlangen Hauer bohrten sich in seine Schulter. Der Stalljunge brüllte vor Schmerzen, als das Schlüsselbein knackte.
Der Sprecher der Bande lachte wiehernd und riss die Schallkanone an sich. Der Stallbursch sank wimmernd auf die Knie und tastete ungläubig nach der Schulterwunde....
Erscheint lt. Verlag | 13.4.2021 |
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Reihe/Serie | Maddrax |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-1324-7 / 3751713247 |
ISBN-13 | 978-3-7517-1324-5 / 9783751713245 |
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