John Sinclair Sonder-Edition 153 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1257-6 (ISBN)
Will Mallmann alias Dracula II hatte es geschafft. Luzifer selbst hatte ihm Pate gestanden bei der Gründung seines neuen Reichs, der Vampirwelt. Eine kalte, tödliche Welt und ein Hort des Bösen, in den Mallmann nun die Menschen lockte. Auch mich holte er, mein Blut sollte sein Trank werden. Und tatsächlich war ich ihm und seiner Helferin Assunga wehrlos ausgeliefert. Nie zuvor waren meine Chancen geringer gewesen ...
Vampirwelt
von Jason Dark
Will Mallmann alias Dracula II hatte es geschafft. Luzifer selbst hatte ihm Pate gestanden bei der Gründung seines neuen Reichs, der Vampirwelt. Eine kalte, tödliche Welt und ein Hort des Bösen, in den Mallmann nun die Menschen lockte. Auch mich holte er, mein Blut sollte sein Trank werden. Und tatsächlich war ich ihm und seiner Helferin Assunga wehrlos ausgeliefert. Nie zuvor waren meine Chancen geringer gewesen ...
»Tommy!«
Der angesprochene Moderator, Tom Hayer, schaute hoch, als er die Stimme hörte. »Was gibt's denn?«
»Zwanzig Sekunden! Hast du noch einen Wunsch?«
Durch die Scheibe sah Tom die drei grinsenden Gesichter. Es waren seine Kollegen. Der Regisseur der Sendung, der Tontechniker und dessen Assistent.
»Keinen.«
Sie wollten ihn aufziehen, das war klar. Tom Hayer starrte den roten Mikrofonkopf an, der wie ein eingefrorener Blutstropfen auf der Halterung saß. »Doch, ich habe noch einen Wunsch«, korrigierte er sich, während er auf die Studiouhr schaute.
»Raus damit!«
»Ihr könnt mich mal alle kreuzweise ...« Die nächsten Worte musste er verschlucken, da genau in diesem Moment das Rotlicht aufleuchtete. Er war gleich auf Sendung.
Hayer rückte den Kopfhörer in die richtige Position und wollte seine Hörer begrüßen. Wie jeden Tag. Ein lockerer Spruch wurde erwartet.
Diesmal aber blieb er Tom im Hals stecken, denn der Moderator erlebte ein nie gekanntes Grauen!
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Wie mehrere Blitzschläge zugleich trafen ihn die Schmerzen. Sie waren nicht zu kontrollieren, sie wuchteten sich von verschiedenen Seiten in seinen Kopf, und sie waren so schlimm, dass er sie nicht mal beschreiben konnte. Für einen Augenblick saß er da wie erstarrt. Als wäre er auf dem Sitz festgefroren. Er hatte den Mund weit aufgerissen, die Augen schienen ihm aus den Höhlen zu quellen. Er konnte auch keinen Atem mehr holen, die Starre und die unerträglichen Schmerzen verhinderten es.
Seine drei Kollegen beobachteten ihn genau. Sie hatten noch nicht richtig mitbekommen, was sich da abspielte. In den folgenden Sekunden sollten sie es merken.
Toms Schreie wären mit »furchtbar« nur unzureichend beschrieben gewesen. Es waren Urlaute, wilde, schreckliche Signale, übertourig und schrill, und sie liefen über den Sender. Zumindest so lange, bis der Regisseur eingriff und Musik einspielte. Seine Kollegen waren bleich wie gestrichene Kirchenwände, während Tom Hayer noch immer in dem Studio saß und gellend schrie.
Plötzlich schüttelte er den Kopf. Der Kopfhörer rutschte ihm bis auf die Schulter und blieb dort hängen. Sein Mund stand weit offen. Speichel lief über die Unterlippe und rann als glänzender Faden über Kinn und Hals.
Seine Schreie waren noch immer zu hören, nur klangen sie jetzt nicht mehr so abgehackt, sondern wie eine Sirene.
Das Schlimmste aber folgte noch.
Blut spritzte plötzlich aus seinen Ohren, verteilte sich im Studio und klatschte gegen die schallgeschützten Wände, auf denen dicke Flecken zurückblieben.
Blut schoss auch aus dem Mund des jungen Mannes und aus der Nase, während der Schrei zu einem Wimmern geworden war, das nur allmählich verklang.
Als der Regisseur die Studiotür aufriss, achtete er nicht auf das Blut, nur auf den Mann, der sehr langsam zur Seite kippte. Gerade langsam genug, um ihn auffangen zu können, bevor er hart auf den Boden aufgeschlagen wäre.
Tom lag in den Armen des anderen. »Einen Arzt, verdammt!«, schrie der Regisseur. Er zitterte, holte stoßweise Luft und wusste nicht einmal, ob er nicht längst einen Toten festhielt.
So etwas hatte er noch nie erlebt, das würde er auch nicht mehr erleben. Er konnte sich keinen Reim auf die Geschichte machen. Schließlich war Tom Hayer völlig in Ordnung gewesen.
Jetzt das.
Inzwischen hatten sich mehrere Personen versammelt. Der Chef vom Dienst drängte sich in das Studio. Er sah das Blut, er starrte blicklos auf die beiden jungen Männer und konnte nur immer wieder den Kopf schütteln. Wie die anderen, begriff auch er nichts, gar nichts ...
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Manchmal gibt es Zufälle im Leben, die begreift man nicht. Ich bin ein Mensch, der im Prinzip nicht an den Zufall glaubt, ihn aber auch nicht völlig ausschließen mag. Natürlich war ich nicht der Typ, der den Zufall mathematisch berechnen konnte – so etwas gibt es ja auch –, aber in diesem Fall sah ich ihn ohnehin eher als Bestimmung an.
Aber der Reihe nach.
Es war Sommer, ein kühler Sommer mit viel Regen. Heiß war es dagegen im Frühjahr gewesen.
Die Menschen sehnten sich nach Sonne. Immer wieder schielten sie gen Himmel oder hörten den Wetterbericht, in der Hoffnung, dass man ihnen mehr Sonne in Aussicht stellen würde.
Und es gab solche Tage.
Zwischendurch heiterte es immer wieder auf, wenn auch nur für wenige Stunden. Diese Zeit musste genutzt werden. Besonders von den Gartenfreunden, dazu zählten auch die Conollys. Hin und wieder bekamen sie Lust, ein Gartenfest zu veranstalten. Das wurde dann immer groß geplant. Sheila gab sich viel Mühe bei den Vorbereitungen, in diesem verregneten Juli aber musste jeder improvisieren, auch sie. Und so konnten die Einladungen nur sehr kurzfristig erfolgen.
Da die kleinen Feste immer etwas länger dauerten, war das Wochenende ideal. Und an einem solchen Freitag, an dem eigentlich alles passte, wollten die Conollys nun zuschlagen.
Jane Collins und Sarah Goldwyn hatten keine Zeit. Sie waren für einige Tage weggefahren. Die Horror-Oma wollte Verwandte besuchen, die irgendwo in der Nähe von Bristol lebten, und hatte Jane gebeten, sie dorthin zu fahren.
Wer blieb?
Suko, Glenda Perkins und ich.
Ein freies Weekend. Auch das gab es bei uns. Eine dämonenlose Zeit zumindest für einige Tage, wo sich die Gedanken einmal nicht um den Schrecken drehten, den diese Geschöpfe verbreiteten.
Bill und Sheila wollten es bei der geringen Personenzahl aber nicht bewenden lassen. Sie hatten zusätzlich Nachbarn eingeladen, die allerdings erst gegen Abend eintreffen wollten, da sie am Nachmittag anderweitig beschäftigt gewesen waren.
Im Gegensatz zu Suko und mir.
Schon am Mittag waren wir aus dem Büro geschlichen, hatten uns umgezogen – der leichte »Bieranzug« war Vorschrift –, und uns anschließend auf den Weg zu den Conollys gemacht.
Suko, der nichts trinken wollte, fuhr. Ich wusste um die Qualität der Bowle, die Sheila immer perfekt zubereitete, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Und ein kühles Bier tat bei diesem Wetter ja ebenfalls sehr gut.
Beide waren wir bester Laune, als wir bei den Conollys eintrafen – Glenda Perkins war bereits dort. Ein herrliches Wetter war wie aus dem Nichts entstanden. Über uns ein strahlendblauer Himmel, der mit nichts erkennen ließ, dass er vor Kurzem noch von dicken Regenwolken gesäumt war. Das hier war ein Sommertag zum Sündigen.
Und danach sah Glenda auch aus. Sie trug ein luftiges rotes Kleidchen mit weißen Punkten, und der Rocksaum schwang wie eine Glocke über ihren Knien.
»Na?«, fragte sie zur Begrüßung und schwenkte ihr Glas, in dem sich die Bowle befand.
»Ohhh«, sagte ich nur.
»Wieso ohhh?«
»Du siehst ja super aus.«
Glenda knurrte mich an. »Wer das so sagt wie du, John Sinclair, dem kann ich einfach kein Wort glauben. Ich kenne dich einfach zu lange. Du hast es mal wieder übertrieben.«
»Habe ich das?«, fragte ich Suko.
»Nein ...«
»Ihr beide steckt doch unter einer Decke. Und den da kannst du gleich dazu stecken«. Sie deutete auf Bill und fügte dann noch hinzu: »Als einzige Unterstützung habe ich Sheila ...«
»Wo ist sie denn?«, fragte ich.
»In der Küche«, antwortete Bill. Er reichte mir ein Glas. »Zuerst einmal ein kräftiges Cheers. Ich freue mich, dass es noch geklappt hat.«
Suko trank ebenfalls ein Bier. Es sollte an diesem Tag das erste und auch das letzte für ihn sein.
Glenda schaute uns lächelnd zu. Ihre Augen strahlten dabei, auch sie freute sich auf den Abend, der sicherlich lustig und unterhaltsam werden würde, zumal der Wettergott versprochen hatte, keinen Regen zu schicken.
Ich stellte das Glas zur Seite und nickte Bill zu. »Du hast dich ja mächtig in Unkosten gestürzt«, sagte ich.
»Aber immer.«
»Und deine Frau ist nicht hier.«
»Sie wartet auf dich in der Küche.«
»Dann werde ich sie besuchen.«
»Wo steckt denn Johnny?«, fragte Suko.
»Unser Sohn ist unterwegs.« Bill hob die Schultern. »Schließlich sind Ferien. Er und ein Freund haben sich eine preiswerte Bahnkarte gekauft, mit der sie kreuz und quer durch Europa reisen können. Vielleicht läuft er jetzt in Frankreich, Germany oder Italien herum. Ich habe keine Ahnung. Sein bisher letzter Anruf hat uns aus Brüssel erreicht.«
»Hat er denn Nadine inzwischen vergessen?«
»Nein, Suko, das nicht. Aber er hat sich daran gewöhnt, dass sie nicht mehr zur Familie...
Erscheint lt. Verlag | 13.4.2021 |
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Reihe/Serie | John Sinclair Sonder-Edition |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead |
ISBN-10 | 3-7517-1257-7 / 3751712577 |
ISBN-13 | 978-3-7517-1257-6 / 9783751712576 |
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