Weißer Schatten & Rote Spur (eBook)

Zwei Thriller in einem E-Book

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
1027 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2727-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Weißer Schatten & Rote Spur - Deon Meyer
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Bodyguard Lemmer ermittelt im Doppelpack.

Weißer Schatten.

In den Fernsehnachrichten glaubt Emma le Roux, ihren vor zwanzig Jahren verschwundenen Bruder zu erkennen. Im Kruger-Nationalpark soll er vier Wilderer getötet haben, die ein Reservat überfielen. Emma macht sich auf die Suche - an ihrer Seite nur Lemmer, ein schweigsamer Bodyguard, der bald den ersten Anschlag auf sie abwehren muss. Doch wer steckt dahinter? Korrupte Polizisten? Ökoterroristen oder gar der Geheimdienst? Emma und Lemmer erkennen, dass sie einer Verschwörung auf der Spur sind, die tief in die Vergangenheit ihres zerrissenen Landes führt ...

Rote Spur.

Es ist nur ein Gerücht: ein islamistischer Anschlag in Südafrika. Doch warum gelingt es dem Geheimdienst nicht, Genaueres herauszufinden? Warum fährt die CIA schweres Geschütz auf? Deon Meyer legt hier einen aktuellen, atemberaubenden Roman vor. Eine Schmugglerin führt alle hinters Licht, eine Agentin verliebt sich in den Falschen, und ein Drogenboss geht über Leichen. Mittendrin der Bodyguard Lemmer, für den das Motto gilt: 'Nicht ich suche Ärger - der Ärger sucht mich.'



Deon Meyer wurde 1958 in Paarl, Südafrika, geboren. Seine Romane wurden bisher in 27 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau Marianne in Stellenbosch, in der Nähe von Kapstadt.

Im Aufbau Taschenbuch Verlag liegen seine Thriller »Tod vor Morgengrauen«, »Der traurige Polizist«, »Das Herz des Jägers«, »Der Atem des Jägers«, »Weißer Schatten«, »Dreizehn Stunden«, »Rote Spur«, »Sieben Tage«, »Cobra«, »Icarus«,  »Fever«, »Die Amerikanerin«, »Beute« und »Todsünde« sowie der Storyband »Schwarz. Weiß. Tot« vor.

Mehr zum Autor unter deonmeyer.com

1


Ich schwang den Vorschlaghammer im langsamen Rhythmus. Es war Dienstag, der 25. Dezember, kurz nach Mittag. Die Mauer war dick und von einer ungeheueren, widerspenstigen Härte. Nach jedem dumpfen Schlag brachen Ziegel- und Zementsplitter heraus und schossen wie Schrapnells über den Dielenboden. Ich spürte den Schweiß durch den Staub auf meinem Gesicht auf meinen Oberkörper rinnen. Es war heiß wie in einem Ofen, obwohl die Fenster aufstanden.

Zwischen zwei Hammerschlägen hörte ich das Telefon klingeln. Ich hatte eigentlich keine Lust, meinen Rhythmus zu unterbrechen. In dieser Hitze wäre es schwierig, den inneren Motor wieder anzuwerfen. Doch langsam legte ich den langen Griff nieder und ging hinüber ins Wohnzimmer. Ich spürte die Zementsplitter unter meinen nackten Füßen. Auf dem Display des Telefons stand JEANETTE. Ich wischte mir die schmierige Hand an den Shorts ab und nahm das Gespräch an.

»Jis

»Schöne Weihnachten.« Jeanette Louws Grabesstimme war voll unerklärlicher Ironie – wie immer.

»Danke. Dir auch.«

»Muss ganz schön heiß draußen bei dir sein.«

»Achtunddreißig Grad im Freien.«

Im Winter sagte sie: »Muss ganz schön kalt draußen bei dir sein«, und man konnte hören, was sie von der Wahl meines Wohnortes hielt. »Loxton«, sagte sie jetzt, als wäre das ein Fauxpas. »Tja, dann musst du eben schwitzen. Was macht man bei dir draußen zu Weihnachten?«

»Die Mauer zwischen Küche und Bad rausbrechen.«

»Hast du gesagt, zwischen Küche und Bad?«

»So haben sie damals gebaut.«

»Und so feierst du also Weihnachten. Alte Dorftradition, was?« Dann brüllte sie einmal: »Ha!«

Ich wusste, sie hatte nicht angerufen, um mir schöne Weihnachten zu wünschen. »Du hast einen Job für mich.«

»Mhhm – mhhm.«

»Ein Tourist?«

»Nein. Eine Frau vom Kap. Sie sagt, gestern sei ein Überfall auf sie verübt worden. Sie will dich für ungefähr eine Woche und hat schon die Anzahlung geleistet.«

Ich dachte an das Geld, das ich gut brauchen konnte.

»Oh?«

»Sie ist in Hermanus. Ich schicke dir die Adresse und Handynummer per SMS. Ihr sage ich, du bist unterwegs. Ruf mich an, wenn du Probleme hast.«

Ich traf Emma le Roux das erste Mal in einem Strandhaus, von dem aus man über den alten Hafen von Hermanus blickte. Das Haus war beeindruckend, drei nagelneue Stockwerke mit einer handgeschnitzten Eingangstür und einem Türklopfer in Form eines Löwenkopfes. Ein Spielplatz für reiche Leute.

Um Viertel vor sieben am ersten Weihnachtsfeiertag öffnete mir ein junger Mann mit langem, lockigem Haar und einer Brille mit dünnem Stahlrand die Tür. Er sagte, er heiße Henk und ich werde erwartet. Ich konnte sehen, dass er neugierig war, obwohl er es gekonnt verbarg. Er bat mich herein und sagte, ich solle im Wohnzimmer warten, während er »Miss le Roux« rufe. Ein gut erzogener Bursche. Es waren Geräusche aus der Tiefe des Hauses zu vernehmen – klassische Musik, Gespräche. Es roch nach Essen.

Er verschwand. Ich setzte mich nicht. Nach sechs Stunden Fahrt durch die Karoo in meinen Isuzu stand ich lieber. Es gab einen Weihnachtsbaum, ein großes künstliches Ding mit Plastiknadeln und künstlichem Schnee. Vielfarbige Lichter blinkten. Oben auf dem Baum stand ein Engel mit langem, blondem Haar, die Flügel gespreizt wie ein Greifvogel. Dahinter waren die Vorhänge des großen Fensters offen. Die Bucht sah schön aus am späten Nachmittag, das Meer war ruhig und still. Ich starrte hinaus.

»Mr. Lemmer?«

Ich drehte mich um.

Sie war klein und schlank. Ihr schwarzes Haar war sehr kurz geschnitten, fast wie bei einem Mann. Ihre Augen waren groß und dunkel. Das obere Ende ihrer Ohren war ein wenig spitz. Sie sah aus wie eine Nymphe in einer Kindergeschichte. Sie stand einen Augenblick da und sah mich an; sie musterte mich unwillkürlich von oben bis unten, um mich an ihren Erwartungen zu messen. Sie verbarg ihre Enttäuschung gut. Normalerweise rechnen sie mit jemandem, der durch seine Statur beeindruckt – nicht mit einer Person von durchschnittlicher Größe und Erscheinung.

Sie kam auf mich zu und streckte die Hand aus. »Ich bin Emma le Roux.« Ihre Hand war warm.

»Hallo.«

»Bitte setzen Sie sich«, sagte sie und deutete auf das Sofa im Wohnzimmer. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« In ihrer Stimme lag ein überraschendes Timbre, als gehörte sie zu einer größeren Frau.

»Nein, danke.«

Ich setzte mich. Ihr zarter Körper bewegte sich fließend, als fühlte sie sich vollkommen wohl darin. Sie setzte sich mir gegenüber, schlug die Beine unter, fühlte sich zu Hause. Ich fragte mich, ob dies ihr Heim war und wo das Geld herkam.

»Ich, äh…« Sie wedelte mit einer Hand. »Es ist das erste Mal, dass ich einen Bodyguard habe …«

Ich war nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte. Die Lichter des Weihnachtsbaums blinkten farbig und mit monotoner Regelmäßigkeit.

»Vielleicht können Sie erklären, wie es funktioniert?«, sagte Emma ohne Peinlichkeit. »In der Praxis, meine ich.«

Ich wollte sagen: Wenn Sie den Dienst bestellen, sollten Sie doch wissen, wie es funktioniert. Es gibt keine Bedienungsanleitung.

»Es ist recht einfach. Um Sie zu beschützen, muss ich wissen, was Sie am Tag vorhaben …«

»Natürlich.«

»Und worin die Bedrohung besteht.«

Sie nickte. »Nun … Ich bin nicht ganz sicher, worin sie besteht. Es sind ein paar eigenartige Dinge vorgefallen … Carel hat mich überzeugt … Sie werden ihn gleich treffen; er hat Ihre Dienste bereits in Anspruch genommen. Ich … da war ein Überfall, gestern Morgen …«

»Auf Sie?«

»Ja. Na ja, wohl schon … Sie haben die Tür meines Hauses aufgebrochen und sind eingedrungen.«

»Sie?«

»Drei Männer.«

»Waren sie bewaffnet?«

»Nein. Ja. Sie, äh … Es ging so schnell … Ich … ich habe sie kaum richtig gesehen.«

Ich unterdrückte den Drang, die Augenbrauen hochzuziehen.

»Ich weiß, das klingt … merkwürdig«, sagte sie.

Ich sagte nichts.

»Es war … merkwürdig, Mr. Lemmer. Irgendwie … surreal.«

Ich nickte, ermutigte sie.

Sie schaute mich einen Augenblick lang forschend an, dann beugte sie sich zur Seite und schaltete die Tischlampe neben sich ein.

»Ich habe ein Haus in Oranjezicht«, sagte sie.

»Sie wohnen also nicht hier?«

»Nein … das ist Carels Haus. Ich bin nur zu Besuch. Zu Weihnachten.«

»Ich verstehe.«

»Gestern Morgen … Ich wollte meine Arbeit zu Ende bringen, bevor ich für das Wochenende packe … Mein Büro … Ich arbeite von zu Hause, verstehen Sie. Gegen halb zehn habe ich geduscht …« Ihre Geschichte klang anfangs nicht flüssig. Sie schien es nicht noch einmal durchleben zu wollen. Ihre Sätze waren unvollständig, die Hände ruhig, die Stimme war von höflicher, indifferenter Monotonie. Sie berichtete mir mehr Details, als die Situation verlangte. Vielleicht hatte sie das Gefühl, das sei glaubwürdiger.

Nach dem Duschen, sagte sie, habe sie sich in ihrem Schlafzimmer angezogen, ein Bein schon in der Jeans, gerade so eben im Gleichgewicht. Sie hörte, wie das Gartentor sich öffnete und sah durch den Spitzenvorhang drei Männer schnell und zielgerichtet durch ihren Vorgarten laufen. Bevor sie auf dem Weg zur Haustür aus ihrem Blickfeld verschwanden, fiel ihr auf, dass sie Balaclavas trugen – Sturmhauben. Sie hatten stumpfe Gegenstände in den Händen.

Sie war eine moderne, vorsichtige Single-Frau. Sie hatte oft darüber nachgedacht, dass sie Opfer eines Verbrechens werden konnte und wie sie im Notfall reagieren sollte, wenn es zum Äußersten kam. Also steckte sie ihren Fuß in das andere Bein der Jeans und zog sie hastig hoch. Sie war halb angezogen und trug nur Unterwäsche und Jeans, aber jetzt ging es darum, zum Notruf zu gelangen und bereit zu sein, den Alarm auszulösen. Aber noch nicht zu drücken, schließlich waren da noch das Sicherheitsgitter vor der Haustür und die Fenstergitter. Sie wollte sich die Peinlichkeit ersparen, ohne Grund die Polizei zu rufen.

Ihre nackten Füße huschten eilig über den Teppich zum Notruf an ihrer Schlafzimmerwand. Sie hob einen Finger und wartete. Ihr Herz klopfte in ihrem Hals, aber noch konnte sie sich zusammenreißen. Sie hörte das Quietschen von Metall, das sich widerwillig bog und schließlich brach.

Die Sicherheitstür war nicht mehr länger sicher. Emma le Roux löste den Alarm aus. Er heulte von der Decke herunter, und mit diesem Ton ereilte sie eine Welle der Panik.

Ihr Bericht schien sie jetzt selbst gefangen zu nehmen, und ihre Hände begannen zu erzählen. Ihre Stimme nahm einen musikalischen Ton an, klang etwas höher.

Emma le Roux rannte durch den Flur in die Küche. Sie war sich für einen Augenblick der Tatsache bewusst, dass Diebe und Einbrecher nicht so vorgingen wie diese Leute. Durch diese Erkenntnis verstärkte sich ihre Angst noch. In ihrer Hast stieß sie mit einem dumpfen Krachen gegen die hölzerne Hintertür. Ihre Hände zitterten, als sie die Riegel öffnete und den Schlüssel im Schloss drehte. Kaum hatte sie die Tür aufgerissen, hörte sie ein Splittern im Flur, Glas zerbarst. Die Eingangstür war offen. Die Männer...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2021
Übersetzer Ulrich Hoffmann, Stefanie Schäfer
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anschlag • Attentat • Bundle • Diskriminierung • Ermittler • Ermittlungen • Geheimdienst • Gesellschaft • Kapstadt • Korruption • Kriminalität • Organisiertes Verbrechen • Politik • Polizei • Rassismus • Roman • Spannung • Südafrika • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-8412-2727-9 / 3841227279
ISBN-13 978-3-8412-2727-0 / 9783841227270
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