Narrenkrone (eBook)

Roman. Das Finale der dunklen Märchenadaption des deutschen Erfolgsautors

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46000-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Narrenkrone -  Boris Koch
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Ein dornenüberwucherter Palast, eine schlafende Kaisertochter und eine Sage, die die Krone verspricht. Die düstere Neuinterpretation des Märchens »Dornröschen« geht weiter. Erfolgsautor Boris Koch entführt in diesem Fantasyroman in eine dunkle Welt, und der Kampf um Ycena hat begonnen ... Der alte Palast in der Ruinenstadt Ycena ist seit Jahrhunderten von einer Dornenhecke überwuchert. Es heißt, in ihm schlafe die Kaisertochter und warte darauf, mit einem Kuss gerettet zu werden. Wer sie erweckt, soll Kaiser werden. Tausende haben versucht, an der Hecke vorbei in den Palast zu gelangen und sind gescheitert. Doch nun ist die Magie der Hecke geschwächt. Während der Narr Arlac am fernen Königshof des Tyrannen Tiban seine derben Scherze treibt, sucht Ukalion, Tibans Bastard, einen Weg in den verwunschenen Palast, um seinen grausamen Vater zu stürzen und seine große Liebe zu rächen. Doch auch die hartgesottenen Sucher Parikles und Levith streben nach dem Kuss der Kaisertochter und damit der Kaiserkrone. Die junge Perle, Trägerin der Klinge Ungehorsam, hingegen ist mit ihrem Bruder nur wegen der Schätze nach Ycena gekommen. Anders Anthia, die Schwester eines gehenkten Räubers: Sie glaubt nicht daran, dass nur Männer die Kaisertochter küssen dürfen, das hat ihr der gelehrte Schreiber Inrico aus der Schwebenden Bibliothek versichert. Sie alle treffen an der Hecke aufeinander - doch es kann nur einen Kaiser geben. Und dann taucht ein mächtiger Mitbewerber auf, mit dem niemand gerechnet hat ... Die Fortsetzung zu »Dornenthron« und der krönende Abschluss der dunklen Neuinterpretation von »Dornröschen«.

Boris Koch, Jahrgang 1973, brach das Studium von Geschichte und Literatur zugunsten des Schreibens ab. Er ist der Verfasser zahlreicher Bücher, u.a. der Drachenflüsterer-Saga und der Ycena-Dilogie um Dornenthron und Narrenkrone. Er war Mitbegründer der Berliner Lesebühne Das StirnhirnhinterZimmer und textet Comics. Heute lebt er zusammen mit der Autorin Kathleen Weise und der gemeinsamen Tochter in Leipzig. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. www.boriskoch.de instagram.com/autorboriskoch

Boris Koch, Jahrgang 1973, brach das Studium von Geschichte und Literatur zugunsten des Schreibens ab. Er ist der Verfasser zahlreicher Bücher, u.a. der Drachenflüsterer-Saga und der Ycena-Dilogie um Dornenthron und Narrenkrone. Er war Mitbegründer der Berliner Lesebühne Das StirnhirnhinterZimmer und textet Comics. Heute lebt er zusammen mit der Autorin Kathleen Weise und der gemeinsamen Tochter in Leipzig. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. www.boriskoch.de instagram.com/autorboriskoch

2


Am Abend saßen alle von Rang sowie Arlac bei einem Festmahl im großen Saal zusammen. Die hohen hellen Wände waren mit laubgrünen und gelben Ornamenten bemalt und mit den Fellen von allerlei Tieren geschmückt. Arlac sah sich nach den Häuten von Einhörnern, Lindwürmern und anderen Kreaturen um, die tief im Wilden Wald lebten, doch ausgerechnet sie fehlten. Durch die hohen Fenster fiel noch Tageslicht herein, die Sonne würde erst in einer oder zwei Stunden untergehen. Es regnete nicht mehr, und die Wolken waren weitergezogen.

Diener und Mägde brachten Silberteller voller Wild und gedünsteter Rüben und Schüsseln mit allerlei Beeren und füllten die schweren Becher mit kaum verdünntem Wein. Die Männer aßen und tranken und schwelgten schmatzend in Erinnerungen an die Jagd. Mit jeder Geschichte und jedem geleerten Becher wurden die erlegten Tiere größer und gefährlicher, bis schließlich die Sonne unterging und Diener die Fackeln entzündeten. In ihrem Schein wuchsen die Heldentaten weiter.

Lautstark prahlte Ritter Malleu, er habe ganz allein und mit einem einzigen Pfeil einen Keiler erlegt, größer als das größte Pferd im Stall des Königs. Er war Mitglied des Königsordens und litt unter der Schande, dass sein Vater sich vom Turm einer Baronesse gestürzt hatte, einem Turm, in dem er sich überhaupt nicht hätte aufhalten sollen, und schon gar nicht nachts. Malleus Augen glänzten vom Wein, und beim Erzählen stieß er seinen leeren Becher um, der scheppernd zu Boden ging.

Noch bevor irgendwer, wie üblich, nach einer Magd rufen und mit doppeldeutigen Bemerkungen auf die Knie befehlen konnte, kroch ein Diener unter den Tisch, um ihn aufzuheben.

»Eine solch gewaltige Trophäe heimzuschaffen muss eine Herausforderung gewesen sein«, bemerkte Vogt Farnoh derweil mit einem spöttischen Lächeln. »Aber liegen lassen kann man sie ja auch nicht bei der Größe, das wäre einfach zu schade, oder nicht?«

»In der Tat. Und Herausforderung ist weit untertrieben.« Malleu schüttelte den Kopf. »Einen vollen Tag habe ich gebraucht, um dem Vieh das Fell mitsamt Kopf abzuziehen, und anschließend musste ich einen langen Hebel einsetzen, um alles mit Müh und Not auf das Pferd zu heben. Dann bin ich, erschöpft und besudelt, selbst aufgestiegen und langsam losgeritten. Doch schon bald sind uns Wölfe gefolgt, ein ausgehungertes Rudel. Sie müssen das Eberblut gerochen haben, das noch an dem Fell und meiner Haut klebte. Ich trieb mein Pferd zur Flucht, und das brave Tier rannte wie noch nie, trotz der doppelten Last auf dem Rücken. Zu guter Letzt sprang es sogar über eine Spalte im Boden, und so haben wir die Wölfe abgeschüttelt. Doch für mein Pferd war es zu viel, es ist unter dem Gewicht zusammengebrochen, und wenige Atemzüge später war es tot. Ich musste zu Fuß weitergehen, und als ich zwei Tage später mit einem frischen Pferd und weiteren Männern zu der Stelle zurückkam, war das Fell verschwunden, und von dem gestürzten Pferd fanden wir nur noch ein abgenagtes Gerippe, über das die Ameisen krochen.«

»Das nennt man Pech«, sagte Vogt Farnoh, ohne eine Miene zu verziehen.

Andere lachten, und irgendwer rief: »Verschwunden, natürlich.«

Malleu fuhr zornig auf: »Nennst du mich einen Lügner?« Sein Blick huschte umher auf der Suche nach dem, der das gesagt hatte.

Alle anderen Gespräche verstummten. Jeder wusste, wie schnell Malleu gekränkt war, wie leicht er fürchtete, seine Ehre zu verlieren, und dass er sie verbissen verteidigte, mit Worten und Waffen, selbst wenn sie gar nicht angegriffen wurde. Er war groß und stark und geübt mit dem Schwert. Das brachte manche frühzeitig zum Schweigen, aber Arlac reizte es umso mehr zu Späßen.

»Lügner? Nein! Einen Helden muss man ihn nennen!« Arlac sprang auf, die Augen weit aufgerissen. Auch er sah in alle Richtungen. »Denn wer von euch hat schon eine vergleichbare Tat vollbracht? Mit einem einzigen Pfeil gleich zwei Tiere zur Strecke bringen, das ist wahrlich ein meisterhafter Schuss!« Er verbeugte sich tief in Richtung des Ritters.

Malleu war zu misstrauisch, um sich geschmeichelt zu fühlen. »Es war nur ein Tier. Hast du nicht zugehört, Narr?«

»Oh, das habe ich, sehr genau sogar. Aber bei großen Helden ist es eben so, dass eine Tat zur nächsten führt. Hättest du– sagen wir– nur einen Fuchs oder ein Kaninchen erlegt wie ein jedermann, wäre dein Pferd nicht zusammengebrochen und noch am Leben. Aber so hat dein einer Schuss …«

Weiter kam er nicht, denn weinseliges Gelächter brach los, und Fäuste wurden vor Vergnügen auf die schwere Tischplatte gehämmert.

Malleus Züge verzerrten sich, und er schrie Arlac an: »Was verstehst du hässlicher Witz von einem Mann schon von der Jagd? Hast du überhaupt jemals ein Tier erlegt, dass du jetzt so große Töne spuckst?«

»Nein«, gab Arlac zu, obwohl er damals in der Gosse zahlreiche Ratten erschlagen und gegessen hatte. Auch war er oft von anderen durch die Straßen gehetzt worden, Gejagter, nicht Jäger, und hatte dabei Dinge über die Jagd gelernt, die Malleu nicht wusste und wohl nie erfahren würde. Doch das alles sagte er nicht. Stattdessen warf er sich theatralisch in die Brust. »Aber beinahe! Einmal hätte ich beinahe einen Keiler erlegt, klein wie eine Maus– vielleicht sogar noch kleiner.« Er riss die Augen weit auf und zeigte mit Daumen und Zeigefinger, wie winzig der Keiler gewesen war.

Die Leute lachten, Prinz Aurel am lautesten, während König Tiban nur lächelte.

»Eine Maus?«, höhnte Malleu. »Und dann auch nur beinahe? Was für ein großer Jäger du bist!«

»Nun«, erwiderte Arlac, »ich habe nie behauptet, ein großer Jäger zu sein. Aber in meiner närrischen Ahnungslosigkeit finde ich es bedeutend schwieriger, eine Maus mit einem Pfeil zu treffen als ein Tier, größer als ein Pferd. Daran hätte ich wahrscheinlich nicht einmal mit verbundenen Augen vorbeigeschossen, selbst wenn ich gewollt hätte.«

Das Lachen schwoll an.

Malleu blinzelte verblüfft, der Mund stand ihm offen, und für einen Moment wusste er nichts zu erwidern. Die Männer neben ihm klopften ihm freundschaftlich auf die Schulter, und ganz langsam entspannten sich seine Züge. Er war bereit, den Scherz als Scherz zu begreifen, nicht als Beleidigung.

Doch Prinz Aurel wollte den Scherz noch nicht gehen lassen. Er war fünfzehn Jahre alt und damit sogar noch jünger, als Tiban es gewesen war, als der sein Einhorn getötet hatte, und der Stolz stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Die dichten dunklen Locken fielen ihm bis auf die breiten Schultern, die Augen waren gerötet, denn er hatte schneller getrunken als jeder sonst am Tisch. Er richtete den Finger auf Arlac und rief lachend: »Nun, wenn unser Narr gerne Mäuse jagt, so soll er die bekommen! Könnt ihr welche braten und auftragen lassen, Vogt?«

Ein paar Männer johlten.

»Vorrätig haben wir in der Küche keine«, beschied ihn Vogt Farnoh mit einer leichten Verbeugung. »Aber es sollten sich sicher welche finden und fangen lassen.« Und er scheuchte zwei junge Diener hinaus, die Mäuse zu besorgen.

»Zur Not tun es auch Ratten!«, rief Aurel ihnen hinterher und lachte laut.

Andere fielen in das Lachen ein, und irgendwer wiederholte brüllend: »Ratten!«

»Frösche!«, rief einer.

»Kröten!«, der Nächste.

Mit den meisten von ihnen hatte Arlac schon seine Scherze getrieben, es war nur zu verständlich, dass sie lachten.

Er öffnete den Mund, sah zu König Tiban, und der sah zu ihm, und Arlac schloss den Mund wieder.

»Auf dieser Fahrt wirst du keine Scherze über meinen Sohn machen«, hatte der König ihm vor dem Aufbruch unter vier Augen befohlen. »Es ist sein großer Tag, du wirst ihn nicht durch Spott kleiner machen. Verstanden?«

»Wozu benötigt Ihr dann einen Narren, wenn er kein Narr sein darf?«

»Für den Rest des Hofs. Über alle anderen kannst du lachen, wie du willst. Wir werden tagelang unterwegs sein, da brauchen wir Zerstreuung.« König Tiban hatte ihn einst von den Dächern geholt und zum Narren gemacht, er konnte ihm die Narrenfreiheit jederzeit auch wieder nehmen.

Arlac hatte nicht protestiert, sondern, wie gewünscht, unterwegs den Tross zum Lachen gebracht und den Prinzen verschont. Und auch wenn er die Einschränkung bedauerte, verspürte er Tiban gegenüber keinen Groll deswegen. Der König hatte ihm das Leben gerettet, hatte ihn zu dem gemacht, der er war, und so war Arlac ihm treu.

Er schluckte eine scharfe Entgegnung in Richtung des Prinzen hinunter und nahm noch einen Schluck Wein. Dann leckte er sich über die Lippen und sagte: »In Honig eingelegt mag ich Mäuse am liebsten.«

Sein Bauch war vom Festmahl dick und voll.

 

Eine Weile später brachte eine Küchenmagd einen großen Teller mit einem vollen Dutzend aufgespießter gehäuteter und gerösteter Tiere; es waren sechs Mäuse, vier Ratten und zwei Frösche oder Kröten.

Sie wurde mit Gejohle empfangen, irgendwer rief: »Sind sie in Honig eingelegt?«

»Nur die Mäuse«, sagte die Magd mit gesenktem Kopf. »So wie er es …«

»Los!«, fuhr Prinz Aurel dazwischen, und seine Stimme überschlug sich vor Begeisterung. »Lass es dir schmecken, Narr!«

»Aber ich kann doch nicht all die Köstlichkeiten allein beanspruchen«, jammerte Arlac in gespielter Bescheidenheit. »Mein Freund Malleu hat sicher …«

»… genug gegessen!«, fiel Aurel ihm ins Wort. »Alles für dich, Narr, alles für dich!«

Und Arlac aß gehorsam, ohne sich mit beißenden Scherzen zu wehren, ohne vorzuschlagen, dass, wenn er schon Mäuse aufgetischt bekäme, Malleu nach derselben Logik auch ein ganzes Pferd verzehren solle. Er aß,...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2021
Reihe/Serie Die Dornen von Ycena
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Anthia • Dark Fantasy Bücher • Dornenhecke • Dornenthron • Dornröschen • düstere Fantasy Bücher • Fantasy • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Magie • Fantasy Märchen • Fantasy Neuerscheinungen 2021 • Fantasy Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • High Fantasy Bücher • Kaisertochter • Krone • Levith • Magie • Märchenadaption • Märchen Fantasy • Märchen neu erzählt • Märchen Neuerzählung • Neuerzählung • Neuinterpretation Märchen • Parikles • roman magie • Tiban • Tyrann • Ukalion • Ycena
ISBN-10 3-426-46000-9 / 3426460009
ISBN-13 978-3-426-46000-9 / 9783426460009
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