Priest of Lies (eBook)

Der Kampf um den Rosenthron 2

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
464 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12108-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Priest of Lies -  Peter McLean
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»Tomas Piety ist zurück mit Intrigen, Chaos und viel Blut. Wer Fantasy besonders dunkel und ungeschönt mag, sollte das hier nicht verpassen.« Christina Henry, Autorin von »Die Chroniken von Alice« Tomas Piety war in seinem Leben schon vieles: Soldat, Priester, Gangster und sogar Spion. Aber jetzt hat er ein neues Ziel, das er erobern und sich untertan machen will: die Welt des Adels. Als Tomas Piety aus dem Krieg zurückkehrte, wollte er vor allem eins: mit Hilfe seiner Gang sein Verbrechensimperium wiederaufbauen. Aber seine Vergangenheit als Spion für die Queen's Men holte ihn ein und brachte ihm mehr Macht, als er sich erhofft hatte. Jetzt, wo halb Ellinburg in Schutt und Asche liegt und mit den Queen's Men in seinem Rücken, kann Tomas den politischen Intrigen nicht mehr entkommen. Zeit, sich in die Höhle des Löwen zu wagen, Zeit, nach Dannsburg aufzubrechen. In der Hauptstadt kämpft der Adel jedoch nicht mit Schwertern, sondern mit Worten, aber das ist am Ende nicht weniger tödlich. In dieser Schlangengrube muss sich Tomas endgültig entscheiden, ob er ein Kämpfer für die kleinen Leute ist ... oder eben nur ein Lügenpriester.

Peter McLean wurde in der Nähe Londons geboren und wuchs im alternativen Milieu Norwichs auf. In den heruntergekommenen Nachtklubs bildete er sich sowohl im Nahkampf aus als auch in angewandter Magie, bis er schließlich zur IT wechselte. Nach der Urban Fantasyreihe »The Burned Man« bilden »Priest of Bones« und »Priest of Lies« sein zweites großes Fantasywerk.

Peter McLean wurde in der Nähe Londons geboren und wuchs im alternativen Milieu Norwichs auf. In den heruntergekommenen Nachtklubs bildete er sich sowohl im Nahkampf aus als auch in angewandter Magie, bis er schließlich zur IT wechselte. Nach der Urban Fantasyreihe »The Burned Man« bilden »Priest of Bones« und »Priest of Lies« sein zweites großes Fantasywerk. Jochen Schwarzer, geboren 1967 in Nienburg/Weser, lebt als Übersetzer englischsprachiger Literatur in Berlin. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen Stephen King, Redmond O'Hanlon, Patrick Rothfuss und Hunter S. Thompson.

Eins


Fünfhundert Leichen.

Das war mein Hochzeitsgeschenk von Ailsa und den Queen’s Men. Von der Frau, die ich als meine Gemahlin bezeichnete. Fünfhundert oder sogar noch mehr verkohlte Leichen hatte man aus den rauchenden Trümmern von Wheels geborgen, nachdem wir den Stadtteil an jenem Göttertag mit Sprengladungen in Schutt und Asche gelegt hatten.

Ich hatte ihr das immer noch nicht verziehen.

Und mir auch nicht.

Sechs Monate waren seither ins Land gegangen, und Ellinburg ächzte unter der Sommerhitze. Der Fluss stank schlimmer denn je, und dennoch kamen die Anwohner der Dock Road heraus, um uns zu sehen. Hoch zu Ross zogen wir an ihnen vorbei, Jochan, Bloody Anne, der dicke Luka und ich, und alle standen am Straßenrand und wollten einen Blick auf uns erhaschen. Wir waren die Pious Men, und in Ellinburg wurden wir empfangen wie Fürsten.

Sechs Monate zuvor war Wheels ein einziges Trümmerfeld gewesen. Am Tag meiner Hochzeit hatte Ailsas Pionierkompanie den Stadtteil praktisch dem Erdboden gleichgemacht – mit genug Sprengpulver, um einen Krieg damit zu beginnen. Ich hatte ja eher gehofft, dass ein Krieg damit verhindert würde.

Die Schlachterrechnung unserer Hochzeit war wahrlich horrend ausgefallen, und meiner Meinung nach ging diese Rechnung voll zu Ailsas Lasten.

Wenn wir diese Infiltration nicht aufhalten können, wird es wieder Krieg geben, und diesmal werden wir verlieren. Es wird ein weiteres Abingon geben, hier in unserem eigenen Land.

Das hatte Ailsa mir gesagt, und mit diesen Worten hatte sie mich für ihre Sache gewonnen und dazu gebracht, in die Dienste der Queen’s Men zu treten. Mit diesen Worten und mit Drohungen. Es war entweder das oder der Galgen, das war mir klar, aber wenn ich daran dachte, wie die Straßen von Wheels am Tag nach unserer Hochzeit ausgesehen hatten, wurde ich das Gefühl nicht los, dass Ailsa selbst, im Dienste der Krone, in Wheels ein weiteres Abingon herbeigeführt hatte.

Meine Gemahlin hatte das getan, diese mörderische Fremde, mit der ich gezwungen war, unter einem Dach zu leben. Ja, mit der ich mein Leben teilen musste, ob mir das nun gefiel oder nicht. Ich hatte keine Wahl, denn andernfalls drohte mir der Galgen. So weit reichte die Macht der Queen’s Men durchaus.

Damals hatte ich einen Wiederaufbau versprochen, und ich hatte Wort gehalten.

Die Dock Road verlief mitten durch Wheels, und ein Jahr zuvor wäre es undenkbar gewesen, mich dort blicken zu lassen. Damals gehörte der Stadtteil, wie jedermann wusste, den Gutcuttern, doch am Tag meiner Hochzeit hatte sich all das geändert. Jetzt gehörte Wheels – und auch der Hafen – mir. Ganz Ost-Ellinburg gehörte den Pious Men, und das behagte mir sehr. Es ging also aufwärts, und die Geschäfte liefen besser denn je, aber sicher war es dort längst noch nicht.

»Ich sehe zwei Visagen, die hier nichts zu suchen haben«, sagte Bloody Anne leise mit ihrer Reibeisenstimme, die sie dem Pulverdampf und dem jahrelangen Befehlebrüllen verdankte. »Da vorn an der Fellmonger’s Alley. Siehst du sie?«

Ich guckte beiläufig in die Richtung, während ich einem Krämer zuwinkte, den ich erkannte. Er war mit seinen Zahlungen im Rückstand, und ich sah ihm an der Nasenspitze an, dass ihm das klar war. In meinen Straßen kam man nicht mit seinen Zahlungen in Verzug, es sei denn, man wusste nicht, was gut für einen war. Ich war der neue Chef in Wheels, und ich musste dafür sorgen, dass die Leute dort das kapierten.

»Ja«, sagte ich. »Ich sehe sie, Bloody Anne.«

Der eine war ein Harzraucher und Dieb, den ich im Jahr zuvor aus Stink vertrieben hatte, und von dem anderen wusste ich, dass er in Bloodhands’ Diensten stand. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu erschaudern, wenn ich an diesen Namen dachte. In der Öffentlichkeit nannte er sich jetzt Klaus Vhent – aber er war Bloodhands und ein räudiger Hundsfott, da gab es kein Vertun. Bei den Gutcuttern war er Ma Aditis rechte Hand gewesen, ich aber wusste, dass er mehr war als das.

Weit mehr.

Die Gutcutter waren am Tag meiner Hochzeit ausgelöscht worden, die Skanier aber keineswegs und Bloodhands schon gar nicht. Der Mann, der bei den Gutcuttern die Rolle von Ma Aditis Stellvertreter gespielt hatte, war der Anführer der Skanier in Ellinburg. Daheim in Skanien, weit im Norden, jenseits des Meeres, war er selbst so was Ähnliches wie ein Queen’s Man oder unterstand wenigstens direkt so jemandem. Und schlimmer noch, wusste ich, dass der Gouverneur stets ein offenes Ohr für ihn hatte. Bloodhands herrschte über seine Leute, indem er ihnen Angst und Schrecken einjagte. Er sicherte sich ihre Loyalität, indem er ihre Kinder als Geiseln nahm und mit dem Tod bedrohte.

Die Schlacht mochte ja geschlagen sein, aber deshalb konnten wir es uns längst nicht leisten, in Selbstgefälligkeit zu verfallen.

Ich legte meine Hände auf die Griffe der Klageweiber, die schwer an meinen Hüften hingen. Sie waren ein Paar schön geschmiedeter Kurzschwerter, die ich nach der letzten Schlacht bei Abingon einem gefallenen Oberst abgenommen hatte. Ich hatte sie Erbarmen und Gnade getauft, und der Gedanke an Bloodhands weckte in mir das Verlangen, sie irgendwem in die Eingeweide zu rammen.

Das kam aber nicht in Frage – nicht hier. Vor so vielen Leuten konnte ich mir das nicht mehr erlauben. In Ellinburg war ich ein Fürst, und Fürsten haben ja schließlich Leute, die so was für sie erledigen. Ich warf dem dicken Luka einen Blick zu.

Er nickte und ließ sein Pferd hinter unseren Tross zurückfallen. Ein guter Reiter war er immer noch nicht, machte allmählich aber Fortschritte. Und im Gegensatz zu mir wusste er, wo Cutter sich gerade in der Menschenmenge befand.

Cutter konnte sich, wenn er wollte, praktisch unsichtbar machen, und ich wusste nur, dass er uns zu Fuß folgte. Er war ein Kerl von nicht ganz vierzig Jahren, drahtig und bärtig wie viele Arbeiter in Wheels und Stink und in seiner unscheinbaren Proletenkluft nur ein weiteres beliebiges Gesicht in der Menge.

Er war nicht mein Gefolgsmann, sondern der meines Bruders Jochan, und ich wusste immer noch nicht, wo er herkam und welche Hebel ihn bewegten. Er besaß jedoch gewisse Fähigkeiten – Fähigkeiten, die er sich bestimmt nicht beim Militär angeeignet hatte.

Luka lenkte sein Pferd wieder an meine Seite und nickte mir knapp zu. Dann war die Sache also erledigt, und man musste keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden. Die beiden Visagen würden sich in Wheels nicht mehr blicken lassen. Und auch sonst nirgends. Das würde Bloodhands lehren, es sich künftig lieber zweimal zu überlegen, bevor er in meinen Straßen Spione auf mich ansetzte.

Von den Spionen abgesehen, verlief unser Ausritt aber recht erfreulich. Der Wiederaufbau von Wheels ging zügig voran, und viele Fabriken waren schon wieder in Betrieb. Sie zahlten ihre Steuern nun nicht mehr an die Gutcutter, sondern an mich, und so verhielt es sich auch mit sämtlichen Geschäften an der Dock Road. Sehr schön. Ich hätte nie gedacht, dass die Pious Men mal ein so großes Territorium beherrschen würden. Ich war jetzt reich, reicher als je zuvor und einer der mächtigsten Männer von Ellinburg. Und das alles behagte mir sehr.

Die Geschäftswelt von Wheels hatte natürlich jahrelang Schutzgeld an Ma Aditi gezahlt – die aber am Tag meiner Hochzeit nicht im Geringsten in der Lage gewesen war, sie zu beschützen. Denn Ma Aditi war an diesem Tag einen Kopf kürzer gemacht worden. Was ebenfalls Cutters Werk gewesen war. Als später dann die Pious Men in Wheels auftauchten, mit klingender Münze für den Wiederaufbau und der Verheißung einer besseren Zukunft, fielen mir all diese Geschäfte fast wie reifes Obst in den Schoß.

Was Gouverneur Hauer mächtig angekotzt hatte.

»Ein ganz hübscher Menschenauflauf«, bemerkte Bloody Anne.

»Ja«, sagte ich und konnte mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. »Wohl wahr.«

»Alle lieben dich, Tomas«, sagte mein Bruder Jochan, aber etwas an seinem Tonfall gefiel mir nicht, und ich warf ihm einen Blick zu.

Er missgönnte mir all das, das wusste ich nur zu gut, vor allem aber ärgerte er sich darüber, dass Anne den Platz an meiner Rechten innehatte. Er fand immer noch, dass der Posten meines Stellvertreters eigentlich ihm gebührte, so vollkommen ungeeignet er auch dafür war.

»Ja, das tun sie«, sagte ich leise. »Das tun sie.«

Nach unserem Ausritt hatte ich keine Lust gehabt, direkt nach Hause zurückzukehren – was ich ohnehin selten tat. Zu Hause wartete schließlich Ailsa auf mich, und ich war ...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2021
Übersetzer Jochen Schwarzer
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy • Götter • High Fantasy • Kampf • Kriminalität • Magie • Roman
ISBN-10 3-608-12108-0 / 3608121080
ISBN-13 978-3-608-12108-7 / 9783608121087
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