Geschichten aus dem Ei -  Michael Graf

Geschichten aus dem Ei (eBook)

Was Sie schon immer über Ü-Ei-Sammler wissen wollten!

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
256 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-8521-8 (ISBN)
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Die Zusammenfassung der bereits erschienenen Bücher "Eierleben", "Von Eiern und anderen Verrückten" und "Aus dem Ei geschlüpft". All diese Bücher sind lange ausverkauft. Dieses Buch enthält neben neuen Geschichten ein Best of davon. Da ja nun doch einige Zeit seit der Veröffentlichung der drei o.g. Bücher vergangen ist, wurden die Geschichten zeitlich an die jetzt wesentlich digitalere Welt angepasst und aufgemotzt, sodass ein völlig neuer Lesespass entsteht.

Michael Graf ist der Auto so einiger Bücher im Bereich der Jäger und Sammler. Seit über 25 Jahren ist er in der Sammlerszene aktiv und zählt dort zu den bekanntesten Gesichtern.

Der Fressfeind


Sonntag – 4:50 Uhr

Der Wecker klingelt. Boah...bin ich müde.

"Bleib doch liegen, Schatz" murmelt meine Frau neben mir.

Die hat gut reden. Liegenbleiben! Klar würde ich gerne liegen bleiben, aber wenn ich das tue, lese ich nachher im Ü-Ei-Forum wieder, was mein "Freund" Peter wieder alles so gefunden hat auf dem Flohmarkt. Immer mit dem Einleitungssatz "Guck mal Micha". Oja, das mag ich besonders.

"Du weißt doch. Von nichts, kommt nichts." sage ich gähnend.

"Jaja....!"

"Jaja, was?"

"Jaja, heißt Leck mich...........Schatz!"

"Ohhhh, wir sind heute zickig! Dann geh ich besser und vergiss nicht mein Frühstück zu machen, Weib."

Ein Kissen, ich glaube sogar meines, klatscht mir ins Gesicht und ich meine im Halbdunkel eine Zunge gesehen zu haben. Lachend geh ich aus dem Zimmer.

Die Sonne geht schon auf. Höchste Zeit. Kurz Zähne putzen und rein in die Klamotten. Geduscht wird später.

Da wo ich hin will, ist es egal, ob man stinkt. Heute zieh ich ihm die Hosen runter. Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, das ist die Tour.

5:30 Uhr Frankfurt Höchst Jahrhunderthalle

In einer großen Schlange stehen die Autos vor dem riesigen Parkplatzareal der Jahrhunderthalle. Einige Händler waren schon am Vorabend da, um sich ihren Platz zu sichern. Ich parke nicht weit weg. Es ist ja außer den Händlern noch niemand da. Die erste Reihe ist schon am auspacken. Ich gehe sie ab und sehe gleich am ersten Stand eine Keksdose mit Ü-Ei-Spielzeug. Ich greife danach, aber schon der erste Blick sagt mir, dass da nichts dabei ist.

"Die hat gerade jemand leer geräumt." sagt die nette Dame zu mir.

Ich stutze. Halb Sechs... und schon leer geräumt. Ich drehe den Kopf und ein paar Meter weiter steht Peter aus dem Ü-Ei-Forum. Er hebt kurz die Hand, grinst und geht weiter. Na supi. Ich weiß genau, dass ich dort, wo der war, nicht mehr zu suchen brauche und gehe direkt in die zweite Reihe. Doch hier ist noch nichts aufgebaut. Also wieder zurück und einen Schritt schneller. Vielleicht hat er ja was übersehen. Nach zwei Ständen denke ich mir, warum ich nach den Sachen suchen soll, die er vielleicht übrig gelassen hat. Wer bin ich denn, dass ich so etwas nötig habe? Ich überhole ihn kurzerhand. Natürlich beschleunigt er sofort seinen Schritt und wir kommen gleichzeitig beim nächsten Stand an. Gehetzt gucke ich auf dem Tisch herum. Sehe aber nichts.

"Haben Sie Überraschungseifiguren?" höre ich seine Stimme neben mir.

"Ja, gucken Sie mal hier. Das ist noch alles im Auto."

"Ha ha...danke." sagt es und verschwindet im Kofferraum, während ich wie ein geplatzter Arsch vor dem Stand stehe. Ich sehe noch, wie er zufällig eine 10er Kiste Tao Tao ins Licht hält. Nicht etwa, weil er schlecht sieht, sondern weil er möchte, dass ich es sehe. Ich gehe einen Schritt näher.

"15 Euro für alle 30?" höre ich seine Stimme.

"Ok, prima." höre ich und könnte heulen. 30 Tao Tao für 15 Euro. Hastig drehe ich mit weg. Jetzt bin ich in Führung. Die Taos werden aus meinem Kopf gestrichen. Ich konzentriere mich auf Reihe zwei und biege in den Weg ein. Jetzt ist aufgebaut, aber ich finde nichts. Reihe drei. Ich finde einen Happy Hippo mit Schwimmreif für 50 Cent. Na also. Von meinem Sammlerkollegen sehe ich nichts mehr. Reihe vier. Am letzten Stand liegt ein alter Koffer mit Gummifiguren auf dem Boden. Ich beuge mich darüber und sehe hier und da vereinzelt Ü-Ei-Figuren darin liegen. Benny Beule von den Crazy Crocos wandert in meine Tasche. Als ich dem Händler 20 Cent dafür gebe, raschelt es neben mir und Peter taucht auf, als ob er unter dem Tapeziertisch war.

"Hallo Micha"

"Hallo Peter. Na, Erfolg gehabt."

"Och ja, es geht so. Hab hier eben einen Fernsehturm gefunden."

Er hält mir eine offene Kapsel hin. Ich sehe die Einzelteile des Fernsehturms aus der Hafenwelt mit den Aufklebern dazu noch auf der Folie. Der Beipackzettel steckt zusammengefaltet daneben

„Wo hast du das gefunden? Hier an diesem Stand?"

"Ja, eben gerade. War kurz vor dir da. Bin von der

anderen Seite gekommen. 20 Cent hat er gekostet. Was hast du gefunden?"

Ich denke kurz an Benny Beule, aber nur kurz.

"Nichts besonders bis jetzt. Ich muss weiter."

"Ich mach nachher Bilder für das Forum, dann kannst du alles sehen."

Bestimmt machst du das, du Sack, denke ich für mich und gehe zum Auto. Unterwegs stelle ich mir Blitze vor, die ihm beim kacken in den Arsch fahren. Einen Fernsehturm für 20 Cent, nicht zu fassen!

6:45 Offenbach - Mainufer

Eine lange Reihe Stände schlängelt sich am Main entlang. Ich parke auf dem, für Besucher vorgesehen, Parkplatz und steige von hinten ein. Nach links und rechts fliegt mein Kopf, hin und her. Ich bin schnell, doch ich finde nichts. Hier und da ein paar Funny Fanten oder Zwerge. Sonst nichts. Ich hab die Hälfte der ca. 800 Meter langen Schlange geschafft, als ich Peter sehe, wie er einem Händler die Hand gibt. Anschließend nimmt er eine große Sortierkiste, so eine, wo man sonst Schrauben darin aufbewahrt, und dreht sich in meine Richtung. Wann gibt man als Flohmarktgeher einem Händler die Hand?

Wenn man ihn kennt oder wenn man ein gutes Geschäft gemacht hat und das muss dann schon ein sehr Gutes sein. Ich ducke mich weg, damit er mich nicht sieht und verschwinde auf dem schnellsten Weg, um wenigstens noch in Wiesbaden zum Stich zu kommen.

7:50 Wiesbaden - Kulturzentrum

Ich bin zuerst da. Zuvor bin ich heim gefahren und hab meine Frau geholt, damit sie auch noch etwas von mir hat. Doch ausgerechnet hier ist es so, als ob sie alle Ü-Eier unter den Tisch gestellt haben, damit ich sie nicht finde. Um 8:20 Uhr resigniere ich. Planlos laufen wir noch ein bisschen auf dem Markt herum. An einem Stand verkauft eine hübsche Dame Girly-Shirts. Ich gehe etwas näher, um zu schauen, ob für meine Töchter was dabei ist, da beugt sie sich vor und ihr Pullover fällt ihr fast bis auf ihre Füße. So große Ohren hab ich noch nie gesehen und als ich da so hin starre, spüre ich plötzlich ein Brennen, wie von einem Laser auf der Backe. "Meine Frau!" denke ich und reiße meinen Kopf in eine andere Richtung. Naja Planscher Pauli und Benny Beule sind in meinem Rucksack. 112 gefahrene Kilometer auf meinem Tacho. Bei 1,50 Euro/Liter Benzin und 10l auf 100 KM haben mich die Beiden 17,20 € gekostet. Ich bin bedient. Sinke in die Couch und traue mich nicht, den PC an zumachen und ins Ü-Ei-Forum zu gehen. Meine Frau spricht mich gar nicht erst an. Sie sieht an meinem Gesicht, was auf den beiden anderen Flohmärkten passiert war. Irgendwann kann ich dennoch nicht anders.

Ich gucke ins Forum. "Flohmarktfunde" heißt der Beitrag, wo alle User ihre Tagesfunde veröffentlichen und sich bei guten Funden feiern lassen oder bei Schlechten trösten.

Letzter Beitrag im Forum 10.45 Uhr - Peter

"Guck mal Micha, hab heute das hier gefunden. Für alles hab ich ca. 30 Euro bezahlt, ist doch gut. Du postest deinen Fund bestimmt auch gleich. War toll heute." Darunter ist ein Foto. Ich sehe die 30 Tao Tao Figuren und diversen Kleinkram wie Wiking Autos und alte Kapselfiguren. Den Fernsehturm hat er schon aufgebaut hingestellt. Die Aufkleber und den Beipackzettel daneben gelegt. Dann kommt der große Sortierkasten. Darin befinden sich etwa 35 Altfiguren aus den Disneyserien der 70er Jahre. Alleine dreimal sehe ich Bruder Tuck aus Robin Hood II. Zähneknirschend schreibe ich darunter, dass ich Benny Beule und Planscher Pauli gefunden habe und ernte ein paar Ahhhs und Ooohs des Mitleids. Nächste Woche wird der Spieß umgedreht!

Eine Woche später

5:30 Uhr Frankfurt Höchst Jahrhunderthalle

Wie ein Leopard springe ich durch die Büsche zwischen den Gängen. Es ist mein Revier und ich bin heute der Erste. Fühle die Spannung. Heute finde ich etwas. Es ist genau das Gefühl, das ich immer habe, bevor etwas Richtungsweisendes passiert. Ich bin ein Schatten, ein Teufel. Ein....

"Moin Micha."

Ha....! Hat der mich erschreckt!

"Moin Peter. Bist ja schon wieder so früh auf. Du wirst dir irgendwann mal was am Herzen holen, wenn du so früh durch die Gegend läufst."

"Keine Angst, du stirbst vor mir."

Wir blicken uns in die Augen. Jeder weiß, dass heute ein harter Kampf zwischen uns stattfindet und ist sich über den Ernst der Lage völlig im klaren. Ich lasse keinen Zweifel daran, wer heute der Gewinner sein wird.

"Du oben, ich unten!" knirsche ich.

"Worauf wartest du?" fragt er süffisant.

Im nächsten Moment schon schießen wir in verschiedene Richtungen davon. Die Sonne kommt gerade heraus. Ich verzichte auf eine Taschenlampe und gleite sanft in den aggressiven Stechschritt über. Meine Augen schießen durch die Dämmerung und spähen zielsicher in jede Tüte. Da sehe ich ihn plötzlich. Aus einem großen Bus holt eine junge Frau eine dieser Faltkisten heraus. In üblicher Routine werfe ich seitlich einen Blick darauf. Sofort sehe ich das Schlumpfdiorama. Ich schieße zwischen zwei Ständen durch. Der Bus ist drei Gänge weiter oben und ich stehe mittig im untersten Gang. Meine Sensoren alarmieren...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7534-8521-7 / 3753485217
ISBN-13 978-3-7534-8521-8 / 9783753485218
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