Ostfriesischer Matjesmord. Ostfrieslandkrimi -  Andreas Kriminalinski

Ostfriesischer Matjesmord. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2021 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-333-0 (ISBN)
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Der ostfriesische Matjes wurde vergiftet! Die Leibspeise von Röttger Meckena wird zu seinem tödlichen Verhängnis. Dabei hätte es ein großer Tag für Röttger werden sollen, denn heute wollte Redolf Ewinga, der hochbetagte Chef des traditionsreichen Krummhörner Matjesversands, seine Nachfolge bekannt geben. Ausgerechnet seinen unehelichen Sohn Röttger hatte er als Geschäftsführer auserkoren – eine Entscheidung, die innerhalb der Familie Ewinga auf wenig Gegenliebe stieß. Die Krummhörn-Cops haben es daher mit einer Reihe an Verdächtigen zu tun, zumal auch ein persönliches Motiv nicht auszuschließen ist: Das Mordopfer war für seine Rücksichtslosigkeit bekannt. Und als wäre der Fall nicht schon kompliziert genug, wartet mitten in den Ermittlungen ein Schock auf Kommissar Kalle Petersen: Sein Kollege Ferdi Morthorst verschwindet spurlos...
Stimmen zu „Ostfriesischer Matjesmord“:
Mein Leseleben: „Die Geschichte ist gut geschrieben bis hin zum überraschenden Ende - in bester Agatha-Christie-Manier. Alle Beteiligten werden versammelt und es erfolgt die Präsentation des Mörders. Tolle Idee, ich empfinde es als eine Hommage an die berühmte Schriftstellerin. Ein hochherrschaftliches Herrenhaus, alle haben was zu verbergen, Intrigen hinter den Kulissen, nichts ist, wie es scheint … herrlich.“
Buchliebhaber: „Eine mordmäßig spannende Geschichte… Diese Mischung aus Spannung und Humor ist es, die die Ostfrieslandkrimis des Autors auszeichnet. Abgerundet wird dieser Fall mit einer Auflösung des Mordfalles im Kreis von allen Verdächtigen, die selbst Hercule Poirot nicht besser hätte machen können.“
Patricia Fuchsberg: „Spannend zu lesen und typisch ostfriesisches Thema mit dem Matjes :)“
In der „Krummhörn-Cops “ -Reihe sind bisher erschienen:
1. Ostfriesische Revanche
2. Ostfriesische Lösung
3. Ostfriesischer Schuss
4. Neu: Ostfriesischer Matjesmord
Die Ostfriesenkrimis von Andreas Kriminalinski können unabhängig voneinander gelesen werden.

Für Bettina

 

Kapitel 1


Matjesessen

 

Am liebsten aß Röttger Meckena seinen Matjes filetiert und ohne Haut. Im Brötchen, mit frischem Salat und ein paar Zwiebelringen garniert. Oder in der Variante »Kopf in’n Nacken!«. Ganz im alten Stil fasste der Feinschmecker die Filets an der Schwanzflosse und hob sie über seinen Kopf. Sodann neigte er den Kopf in den Nacken, um den Matjes genüsslich in den Mund gleiten zu lassen. Bei einem traditionellen Matjesessen hingegen wurden Pellkartoffeln, grüne Bohnen mit Speckstippe und Zwiebeln gereicht.

Und zu einem solchen hatte der hochbetagte Redolf Ewinga zu Groothusen, ältester Nachkomme eines der angesehensten ostfriesischen Häuptlingsgeschlechter und Inhaber des Handelsunternehmens Krummhörner Matjesversand, den engsten Familienkreis geladen. Das traditionsreiche Familienunternehmen, Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Greetsiel gegründet, war bekannt für exzellente Matjeskreationen.

Den Matjes auf typisch norddeutsche Art zu verspeisen, bedeutete sowohl für die Ewingas wie auch für Röttger Meckena einen kulinarischen Hochgenuss. Dass ihm ausgerechnet seine Leibspeise einmal zum Verhängnis werden würde, konnte er nicht ahnen.

Das Jucken zwischen seinen Zehen fing ganz leise an, Meckena nahm es gar nicht richtig wahr. Schmatzend machte er sich über den Matjes her und schob gierig eine Gabel nach der anderen in den Mund, seine Tischnachbarn argwöhnisch betrachtend.

Wie jedes Jahr im August fand das traditionelle Essen zum Abschluss der Matjessaison auch heute in der über fünfhundert Jahre alten Osterburg in Groothusen statt.

Der Stammsitz der alten Häuptlingsfamilie Ewinga war nach seiner Zerstörung um 1490 neu errichtet worden. Die historische Anlage lag umgeben von einer Graft inmitten eines Parks mit einer alten Lindenallee. Anstelle des ursprünglichen Steinhauses war ein zweigeschossiger Saalbau getreten, der eher einen repräsentativen als wehrhaften Charakter besaß. In späteren Jahrhunderten erfolgte die Umgestaltung zu einer Dreiflügelanlage. Eine Gulfscheune sowie ein Seitentrakt mit Wohn- und Wirtschaftsräumen dienten ausschließlich der landwirtschaftlichen Nutzung. Die Osterburg befand sich bis in die Gegenwart hinein im Besitz der direkten Nachfahren der alten ostfriesischen Häuptlingsfamilie und konnte nach Absprache sogar besichtigt werden. Kultur- und kunsthistorische Sehenswürdigkeiten wie antike Möbel, Waffen, eine Bibliothek sowie eine außergewöhnliche Gemäldesammlung von Ahnenbildern aus fünf Jahrhunderten lockten Einheimische und Touristen gleichermaßen an. Das etwas abseits gelegene Burgcafé wurde noch von Edda Ewinga, der Ehefrau Redolfs, selbst geführt und bot in gemütlicher Atmosphäre hausgemachte warme und kalte Speisen an.

Es war ein schöner, wenn auch nur mäßig warmer Sonntag. Wann immer es die schnell vorbeiziehenden Wolken zuließen, fielen vereinzelte Sonnenstrahlen durch die hohen Fenster des historischen Gebäudes. Draußen zwitscherten die Vögel um die Wette. Im Gegensatz dazu machte sich drinnen eine angespannte Stimmung breit.

Als unehelicher Sohn des Familienoberhauptes war Röttger für die meisten am Tisch kein gern gesehener Gast. Dass er den Nachnamen seiner längst verstorbenen Mutter nicht ablegen wollte, schürte die Ressentiments gegen ihn zusätzlich. Eine frühere Liaison seines Vaters mit einer Meckena-Frau, die gebürtig aus der verfeindeten Matjesdynastie Otten Fischgroßhandel in Emden stammte, ließ den etwas untersetzten Mittfünfziger Bindeglied zweier ostfriesischer Häuptlingsgeschlechter sein. Zudem war Röttgers berufliche Situation pikant. So bekleidete er in der Firma seines leiblichen Vaters die Position des Prokuristen, während er im Emder Konkurrenzunternehmen seines Cousins Alf Otten nach wie vor ein und aus ging. Dort war er zuvor beschäftigt gewesen. Der außerehelich Gezeugte hielt sein Fähnchen stets in den familiären Wind, der ihm gerade günstig erschien. Darüber hinaus sah sich Röttger selbst als würdiger Nachfolger seines leiblichen Vaters. Daher machte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Ansprüche an die Thronfolge im Geschlecht der Ewingas geltend. Dafür hatte ihm sein um wenige Monate jüngerer Halbbruder Feiko schon oft die ostfriesische Lösung angedroht. Wenn auch nur im bösen Scherz. Hatte der ihm auch das Veilchen verpasst, das sein linkes Auge zierte?

Bei Harm, dem zweiten, ehelich gezeugten Sohn Redolfs, war sich Röttger nicht ganz sicher, wie dieser zu ihm stand. Dem schienen jegliche Machtansprüche innerhalb des Clans fern zu sein. Der selbstständige Krabbenfischer hatte sich vor Jahren schon von seiner Familie zumindest in geschäftlicher Hinsicht abgewandt. Dass sie sich bei den wenigen Gelegenheiten, die es gab, fast nie unterhielten, machte Röttger allerdings stutzig. Er konnte Harm nicht so gut einschätzen.

Der drittgeborene Sohn von Redolf und Edda, Bauko, ließ Röttger nur deshalb in Ruhe, weil dessen großspurigen Andeutungen bislang keine Taten folgten. Aber auch er hatte stets ein wachsames Auge auf den Halbbruder gerichtet.

Schließlich gab es da noch Frida. Die einzige Tochter von Redolf und Edda war älter als Bauko und jünger als Harm und Feiko. Als Heilpraktikerin verspürte sie keinerlei Ambitionen auf eine Führungsposition, weder im Unternehmen noch innerhalb der Familie.

Die dritte Generation der Ewingas, die Söhne von Feiko, Harm und Bauko, nahm an offiziellen Familientreffen in der Regel nicht teil. So auch heute.

Röttger Meckena hatte über die Jahre gelernt, mit der schwierigen Situation umzugehen. Ihn konnte niemand ins Watt jagen. Der Androhung der ostfriesischen Lösung maß er noch nicht einmal im Spaß irgendeine Bedeutung bei. Stattdessen verfolgte er beharrlich sein persönliches Karriereziel, wohl wissend, dass er damit auf nur wenig Gegenliebe stoßen würde. Darüber hinaus hütete er ein Geheimnis, das nie ans Licht kommen durfte. Wirklich niemals.

»Schmecht’s?«, wollte der alte Redolf wissen. Vor Kopf der langen Tafel im Ahnensaal der Osterburg sitzend blickte er in die Runde, in der das Besteckklappern nicht zu überhören war. Mit schmatzendem Nicken gab er sich als Antwort einstweilen zufrieden.

Das heutige Matjesessen war von wirklich großer Bedeutung. Denn es betraf nicht weniger als die Zukunft der Ewinga-Familie. Und so legte Redolf das Besteck behutsam neben seinem Teller ab und brachte es ohne große Umschweife auf den Punkt: »Meine Lieben, sicher ahnt ihr längst, worum es mir heute geht: Es ist an der Zeit, meine berufliche Nachfolge zu regeln.«

Ein kurzes Räuspern verriet seine aufkommende Nervosität, die man ansonsten nicht von ihm kannte. Aber es war auch ein bedeutsamer Akt in seinem langen Leben. Er wusste zu genau, seine Entscheidung würde nicht allen schmecken. Zugleich wussten alle, dass sein Entschluss unumstößlich feststand. Es bedurfte nur noch einer offiziellen Verkündung. Eine Diskussion in der Sache war nicht vorgesehen, jedenfalls nicht von Redolf. Als Clan-Chef stand ihm das alleinige Recht zu, über die Zukunft der Sippe und des dazugehörigen Familienunternehmens zu befinden.

Der Patriarch deutete das gedämpfte Gemurmel am Tisch richtig, als er mit für ihn ungewohnt brüchiger Stimme ergänzte: »Meine Entscheidung wird einige von euch überraschen.«

Ewinga sagte dies, obwohl er fest davon ausging, dass sich sein Entschluss längst herumgesprochen hatte. Offiziell informiert hatte er lediglich seinen unehelichen Sohn, für den er eine besondere Zuneigung empfand, sowie Feiko, der schon jetzt neben ihm Geschäftsführer des Unternehmens war. Mit ihnen hatte er vorab vertrauliche Gespräche geführt. Und natürlich mit seiner Frau, die ihm wie immer zu seiner Rechten saß.

»Mir ist bewusst, dass sie nicht jeder von euch gutheißen wird. Dennoch wünsche ich keine Debatte darüber«, stellte er unmissverständlich klar und ließ sich von Rena, der neunzehnjährigen Hausangestellten, eine kleine Flasche Mineralwasser bringen.

An der langen Tafel stockten die Gespräche und auch die Essensgeräusche wurden allmählich leiser. Alle Augenpaare, bis auf die von Röttger und Feiko, richteten sich auf das Familienoberhaupt. Die beiden, die den Entschluss ihres Vaters ja schon kannten, aßen weiter. Wobei Feiko ein gelegentliches Kopfschütteln nicht unterlassen konnte. Der Appetit war ihm gänzlich vergangen, seine Verärgerung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Um wieder herunterzukommen, hätte er jetzt gerne eine geraucht.

Dessen ungeachtet leerte der Clan-Chef sein Wasserglas und schenkte sich nach.

In diesem Moment fühlte Meckena ein von den Füßen her ausstrahlendes Kribbeln, so als würden Ameisen emsig an den Beinen emporklettern. Etwas irritiert rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.

»Alles gut?«, fragte ihn sein Vater.

Röttger nickte und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Dann legte auch er sein Besteck zur Seite und lobte den...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-333-9 / 3965863339
ISBN-13 978-3-96586-333-0 / 9783965863330
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