Dragon Princess: Dragon Princess. Sammelband der märchenhaften Fantasy-Serie (eBook)
756 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60675-1 (ISBN)
Teresa Sporrer hegte schon ihr ganzes Leben lang eine große Leidenschaft für Bücher: zunächst als Leserin, später auch als Bloggerin und mittlerweile ist sie selbst eine erfolgreiche Autorin. Ihre Reihe über verwegene Rockstars spielte sich in die Herzen vieler Leser*innen. Neben witzig-romantischen Lovestorys schreibt sie auch Fantasy-Romane über Antihelden wie chaotische Hexen und ruchlose Piraten.
Teresa Sporrer hegte schon ihr ganzes Leben lang eine große Leidenschaft für Bücher: zunächst als Leserin, später auch als Bloggerin und mittlerweile ist sie selbst eine erfolgreiche Autorin. Ihre Reihe über verwegene Rockstars spielte sich in die Herzen vieler Leser*innen. Neben witzig-romantischen Lovestorys schreibt sie auch Fantasy-Romane über Antihelden wie chaotische Hexen und ruchlose Piraten.
I.
Ruby
Ruby wusste, dass man Piraten nicht vertrauen durfte. Und genau darum kamen auch nur Piraten für ihren Plan infrage.
Obwohl sie in ihrem Leben noch nie einem echten Piraten begegnet war, hatte sie in ihren alten Büchern viel über diese Seeräuber gelesen und einige sehr wilde und sicher übertriebene Gerüchte von den Stadtbewohnern aufgeschnappt. Sie konnte sich ein gutes Bild von den Männern und Frauen machen, die dieses unehrenhafte Leben bevorzugten. Die meisten von ihnen waren Verbrecher oder andere Ausgestoßene der Gesellschaft. Es waren Menschen, die in ihrem Leben nichts mehr zu verlieren hatten. Und sie waren gierig nach Gold und Silber, Edelsteinen und Juwelen.
Genau das brachte die Piraten nach Yevel, die Stadt, die Ruby ihr Zuhause nennen musste. Yevel war bekannt für seinen Reichtum, insbesondere für seine nie enden wollende Quelle an reinen Edelsteinen: Smaragde, Rubine, Saphire, aber auch Topase, Turmaline, Granate und viele weitere gab es hier. Das unglaubliche Vermögen der Bewohner spiegelte sich auch im Alltäglichsten wider: Schmuck und Gewänder mit bunten Steinen waren ganz normal – selbst bei Bewohnern aus der Mittelschicht. Adelige besaßen nicht selten Essbesteck aus Edelsteinen und Gold. Einmal hatte Ruby sogar ein Zahnstocher-Set aus Saphiren und Smaragden gesehen – und natürlich sofort mitgehen lassen. Nun lag es mit mehreren kleineren Edelsteinen und einem geklauten Dolch auf ihrem Schlafplatz. Für Ruby war es mehr als nur irgendwelches Diebesgut. Es waren ihre kleinen Schätze. Sie würde die Steine nicht weiterverkaufen, da sie ihr ein Gefühl der Geborgenheit vermittelten.
Obwohl sie keinen ihrer kleinen Schätze jemals wieder hergeben würde, hasste Ruby es, stehlen zu müssen. Sie hasste es fast so sehr wie diese verlogenen Piraten.
Aber eins musste Ruby dann doch zugeben: Piraten waren alle frei und darauf war Ruby unglaublich neidisch. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Ruby mehr besessen als die Kleidung, die sie am Leib trug, und die wenigen Habseligkeiten, die sie sich zusammengestohlen hatte. Sie hatte nicht in einer Höhle leben müssen. Sie hatte nicht auf einem kalten Boden mit Fellen geschlafen, sondern in einem richtigen Bett mit Matratze und einer weichen Daunendecke. Aber eines war Ruby schon vorher nie gewesen: frei. Sie war immer schon eingesperrt gewesen, auch wenn man es vielleicht nicht direkt gesehen hatte.
Sie schob die Gedanken an ihr altes Leben schnell beiseite. Wenn ihr Plan gelingen würde, würde sie bald alle Freiheit der Welt haben.
Während Ruby in ihrer Höhle herumlief und die Sachen suchte, die sie brauchte, um möglichst unauffällig in die Stadt zu gehen, folgte ihr aufmerksam ein Augenpaar in der Dunkelheit.
»Ihr wollt Euch wirklich an Piraten wenden?«, fragte ihre treue – und einzige – Freundin Onyx. In ihren hellgrünen Augen spiegelte sich Besorgnis. »Piraten sind nicht gerade für ihre Hilfsbereitschaft bekannt. Eigentlich für das genaue Gegenteil …«
»Ich werde auch nicht an ihre Hilfsbereitschaft appellieren«, erwiderte Ruby. Sie wischte den alten Dolch an ihrer Lederhose ab und steckte ihn sich an ihren breiten Gürtel aus Schlangenleder, welchen sie selber gefertigt hatte. »Sie haben ihre Interessen und ich verfolge meinen eigenen Plan. Die beiden Sachen lassen sich einfach nur gut kombinieren.«
Ruby hatte jahrelang ihren Rachefantasien nachgehangen. Monatelang hatte sie versucht einen Plan zu schmieden, der nicht ihren sicheren Tod in den Händen der Drachentöter bedeutete.
Zugegeben, die Idee, Piraten miteinzubeziehen, war ihr erst gestern Abend gekommen, als sie gesehen hatte, wie ihr Schiff an einer abgelegenen Stelle der Küste angelegt hatte – weit weg vom eigentlichen Hafen und dafür in der Nähe des Elendsviertels, in dem sich auch Ruby immer herumtrieb. Herumtreiben musste, verbesserte sie sich grimmig in Gedanken.
Zuerst hatte Ruby gedacht, dass sie ihren Verstand verlieren würde und deswegen Piratenschiffe halluzinierte. Es war Jahre her, dass sie mit einem Menschen geredet hatte, und es wäre deshalb auch nicht verwunderlich, wenn sie langsam durchdrehte.
Es kam nicht sehr selten vor, dass Piraten in die Stadt kamen – aber die meisten machten augenblicklich wieder kehrt, wenn sie die schwer bewaffneten Drachentöter erblickten, die in der Stadt patrouillierten. Erst recht, wenn das Drachenfest bevorstand und nahezu alle Palastwachen ausnahmsweise mit dem Festzug durch die Straßen der Stadt marschierten.
Je näher sie dem Schiff gekommen war, desto sicher war sie sich gewesen, dass sie nicht nur halluzinierte. Die Menschengrüppchen, an denen sie wie ein Schatten vorbeigehuscht war, redeten über das Schiff mit dem schwarz-roten Segel. Dem Anschein nach hatten die Piraten unter ihrem Kapitän schon zweifelhaften Ruhm erlangt: Man erzählte sich, dass sie einmal zwanzig adelige Mädchen in einem fremden Königreich entführt haben sollten. Das bezweifelte Ruby allein aus logistischer Sicht: Was hatten sie mit den Mädchen gemacht? Wo hatten sie sie untergebracht? Ruby glaubte nicht, dass das Schiff mehr als fünfzehn Personen fassen konnte.
Ein anderes Gerücht hatte Ruby schon mehr aufhorchen lassen: Einer der Piraten sollte ein gesuchter Mörder sein, der aus dem Gefängnis ausgebrochen war.
Einbrechen oder ausbrechen war für Ruby ein und dasselbe. Wer gut ausbrechen konnte, der war sicher auch gut im Einbrechen.
Ab diesen Moment war sich Ruby sicher gewesen, dass sie diese Piraten brauchte, um ihren Plan umzusetzen. Denn entweder sie waren dumm oder sie waren furchtlos. Ruby hoffte insgeheim jedoch auf eine Mischung aus beidem.
Schließlich hatte sie ein waghalsiges Unterfangen vor: Sie wollte in den Königspalast von Yevel einbrechen und den einzigen Gegenstand stehlen, der sie von den Fesseln ihrer Vergangenheit lösen konnte.
»Ich will nur in den Palast«, sagte Ruby mit fester Stimme. »Die Piraten können dabei gerne ein paar Kleinigkeiten mit sich nehmen. Solange ich heil rein- und wieder rauskomme, ist mir egal, was sie der Königsfamilie stehlen. Ich denke, dass das ein guter Ansporn für sie ist.«
»Das ist gefährlich, Herrin.«
Bei dem Wort ›Herrin‹ bekam Ruby sofort ein ungutes Gefühl im Bauch. In Onyx hatte Ruby ihre allererste Freundin gefunden und sie wollte, dass sie sich auch als Rubys Freundin fühlte. Wenn dem nicht so war, machte Ruby etwas falsch. »Ich habe es dir schon hundertmal gesagt, Onyx«, sagte sie mit sanfter Stimme zu ihr. »Ich bin und war nie deine Herrin.«
Onyx nickte nur. »Du musst das trotzdem nicht für mich tun«, warf sie daraufhin ein. »Fliehe! Lass dieses Land ein für alle Mal hinter dir. Beginne ein neues Leben weit weg von hier, bevor jemand rausfindet, dass du noch lebst! Was–«
»Ich gehe nicht ohne dich!«, unterbrach Ruby Onyx scharf. »Wir verlassen dieses Land gemeinsam oder gar nicht.«
Onyx wusste, dass sie ohne Ruby verloren war. Wenn Ruby nicht mehr hier wäre, wäre es nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten, bis jemand die Höhle entdeckte und die fast wehrlose Onyx tötete. Sie hatte nicht mehr viel Kraft übrig, um sich zu schützen. Trotzdem wollte Onyx lieber ihr Leben geben, als Ruby in Gefahr zu bringen. Und das alles, obwohl ihr Onyx sie schon mal vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.
Ruby erinnerte sie daran.
»Ich wusste damals aber nicht, ob ich dir damit das Leben retten kann«, gab Onyx zu bedenken. »Du hättest genau so gut sterben können. Es war nichts als Glück.«
»Aber du hast es zumindest versucht. Du hast wenigstens etwas getan, während mich all die anderen sterbend zurückließen.«
»Du bist mir nichts schuldig, He– Ruby.«
»Genau. Ich tue das nicht, weil ich Schuldgefühle habe, sondern weil du meine Freundin bist.«
In Onyx’ Gesicht erschien etwas, das man wohl als müdes Lächeln deuten konnte. Natürlich war sie nicht im Geringsten beruhigt.
Onyx hatte sich schon vor Jahren damit abgefunden, dass sie bald sterben würde, und schien von Tag zu Tag mehr zu schwinden. Sie wirkte noch abgemagerter als Ruby, wobei dies bei Onyx’ Körperbau schwer zu sagen war. Ihren schwindenden Lebensmut erkannte Ruby aber am eindeutigsten in ihren Augen. Manchmal tat es Ruby im Herzen weh, wenn sie sah, wie Onyx litt.
Ruby kannte dieses Gefühl der Hilflosigkeit und der Apathie nur zu gut, da sie selbst einmal geglaubt hatte, sterben zu müssen. Aber dann hatte Onyx sie gerettet. Sie hatte ihr so etwas wie ein Zuhause gegeben, als sie nirgendwo mehr hinkonnte, und sei es nur eine feuchte Höhle in der überall Pilze wucherten. Pilze waren zumindest ein gutes Kopfkissen …
Onyx hatte es verdient, frei zu sein.
Solange Ruby nicht tot war, würde sie die Hoffnung nicht aufgeben.
»Du wirst sehen«, sagte Ruby. »Spätestens morgen Abend wirst du wieder mal etwas anderes sehen als diesen schäbigen dunklen Stein und diesen endlosen Wald. Du wirst endlich wieder etwas anderes essen können als Hase und Eichhörnchen. Und vor allem wirst du endlich wieder den Wind auf deiner Haut spüren können.«
Nach diesen aufmunternden Worten, beeilte Ruby sich beim Zusammenpacken. Sie hatte noch einen langen Marsch vor sich und wenn sie zu spät kam, waren die Piraten vielleicht schon sturzbetrunken und deshalb unbrauchbar.
Ruby zog ihre gestohlenen Stiefel an und den Mantel, den sie sich aus verschiedenen Lederteilen zusammengenäht hatte. Wenigstens eine Fähigkeit aus ihrem früheren Leben hatte sich damit als nützlich erwiesen.
Ruby steckte sich zur Sicherheit auch noch zwei Dolche an den Ledergürtel. Diese hatte sie ausnahmsweise nicht gestohlen. In den...
Erscheint lt. Verlag | 15.4.2021 |
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Reihe/Serie | Dragon Princess | Dragon Princess |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Bundle • Drachen Fantasy Bücher • Drachen Liebesromane • ebook bundle • Fantasy Liebesromane • fantasy romance deutsch • High Fantasy • impressbundle • impress ebooks • Märchenadaption • Piraten Fantasy • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher |
ISBN-10 | 3-646-60675-4 / 3646606754 |
ISBN-13 | 978-3-646-60675-1 / 9783646606751 |
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