Die Mutanten des Hochadmirals (eBook)
400 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-5037-3 (ISBN)
Der erste Treffer saß punktgenau.
Die linke Antriebsdüse zerbarst in zahllose kleine Trümmerstücke und diese stoben in alle Richtungen auseinander. Einige von ihnen knallten in die rechte Antriebsdüse. Die wurde zwar nicht zur Gänze zerstört, aber es genügte, die Manövrierfähigkeit des Raumers arg zu behindern.
Hurgad knurrte zufrieden.
Seine klauenartige Hand schloss sich wieder um den Knüppel der Waffensteuerung.
Die Antennen des gegnerischen Schiffes für das Kommunikationssystem waren nun an der Reihe, zerstört zu werden.
Er zielte genau, doch durch die fehlenden Steuerdüsen schlingerte das gegnerische Schiff so gewaltig, dass der erste Schuss danebenging. Der nächste traf jedoch exakt ins Ziel.
Hurgad stieß einen Ruf des Triumphs aus. „Jetzt sind sie geliefert. Sie können uns nicht mehr entkommen!“ Triumphierend blickte er sich in der Zentrale des Raumers um. Hurgad nahm seine Klauen von dem Waffenknüppel und legte sie beglückt auf seinen runden Bauch.
Hurgad gehörte der Spezies der Jelzen an. Alles an seinem Aussehen erinnerte auf den ersten Blick an eine dicke, fette Kröte, vor allem der runde Körper und die Gesichtspartie entsprachen dem Idealbild, das sich die Abkömmlinge der Menschen von einer Kröte machten. Die Vorderbeine hatten sich zu gelenkigen Armen entwickelt, mit denen die Jelzen geschickt werken konnten. Anstelle der Finger hatte sich bei ihnen so etwas wie ein Mittelding zwischen Finger und Klaue entwickelt. An den Handballen wiesen sie zusätzlich so etwas wie Saugnäpfe auf. Sie hatten es nicht nötig, Gegenstände mit den Fingern zu umgreifen. Ihre Saugnäpfe hielten diese fest, solange es nötig war. Diese Sogwirkung konnten sie relativ genau steuern.
Damit endete jedoch die Ähnlichkeit mit einer Kröte. Die Beine der Jelzen hatten, wenn sie überhaupt jemals eine besessen hatten, jegliche Sprungkraft verloren. Ihre Beine wirkten sogar relativ schwach entwickelt. Aus diesem Grund trugen sie, wenn sie sich in einem kriegerischen Einsatz befanden, vermutlich einen Kampfanzug, der durch zusätzliche Stahlstreben verstärkt war, die vor allem ihren Unterkörper stützten.
„Jetzt könnt ihr das Schiff stürmen!“, sagte er zu den drei Jelzen, die neben ihm in der Zentrale bereits in ihren Raumanzügen saßen und nur darauf warteten, dass sie zum Einsatz kamen. „Es ist wehrlos! Ihr wisst, worauf es ankommt. Die beiden dürfen nicht sterben. Wenn die anderen nicht überleben, haben sie halt Pech gehabt.“
Die drei zischten Zustimmung, dann schlossen sie ihre Raumhelme und verließen die Zentrale, die sie hinter sich sorgfältig verschloss.
Das Schiff der Jelzen war namenlos und klein. Neben der Zentrale besaß es außer den technischen Räumen lediglich zwei weitere Räume. Einen davon bewohnten die Jelzen, aber die hielten sich die meiste Zeit ohnehin in der Zentrale auf, der andere war als Gefängnis gedacht.
Das namenlose Schiff war das Beiboot einer größeren Einheit, die in der Materiewolke auf Lauer lag.
*
Ohne jegliche Vorwarnung hatte der erste Treffer das Schiff erschüttert.
Prinz Luk Tandem schleuderte dieser erste Treffer aus seinem Sitz. Da nichts auf Gefahr hingedeutet hatte, hatte er ungesichert neben dem Bordpersonal gesessen und den Ausblick, den er über den Außenbildschirm erhielt, genossen. Da er sich – neben seiner Hochzeitsreise - auf diplomatischer Mission befand, wollte er ein echtes, selbst erlebtes Gefühl für den Weltraum erhalten, das er bei seinen Verhandlungen geschickt anzubringen gedachte.
Der Stoß warf ihn zu Boden und er konnte seinen Schwung nur mit Mühe abfedern, dennoch krachte er mit Wucht gegen den nächststehenden Maschinenblock.
An seine Mission dachte er jetzt natürlich nicht mehr.
„Was war das!“, brüllte er in seinem ersten Schreck, während er sich gleichzeitig bemühte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Wir werden angegriffen!“, rief Corn Lister, der Schiffsführer, mit sich fast überschlagender Stimme erregt und griff zu den Kontrollen der Steuerdüsen. Er wollte retten, was es noch zu retten gab.
„Das sind Piraten!“
Gleichzeitig mit diesen Worten hieb der Funker auf die Nottaste, die automatisch einen Funkspruch mit den Positionsdaten auslöste.
Im selben Moment gellte der Alarm durch das Schiff. Der rief die gesamte Besatzung in die Zentrale
„Verdammt, sie haben unsere Steuerdüsen ...“, begann der Corn Lister. Er sprach nicht weiter, stattdessen versuchte er verzweifelt, mit den verbliebenen Steuereinrichtungen das Schiff aus dem Kurs der Angreifer zu bringen. Er brauchte nur wenige Sekunden, um die Sinnlosigkeit seines Tuns einzusehen.
„Die haben ganze Arbeit geleistet!“, rief er wütend. Er warf einen Blick auf den Außenschirm, der das gegnerische Schiff zeigte. Das Schiff wies keine Kennzeichnung auf. „Was wollen die von uns?“, murmelte er düster.
Seine Augen versuchten den Bildschirm regelrecht zu durchbohren, als könnte er auf diese Weise zusätzliche Informationen erlangen. Doch auch sein stechender Blick änderte nichts an der Situation. Er musste sich mit den Gegebenheiten abfinden.
„Empfangen wir einen Spruch?“, erkundigte er sich beim Funker.
„Negativ. Nichts. Weder eine Aufforderung zum Stoppen noch zum Öffnen der Außenschleuse.“
„Die Schleuse bleibt zu!“, rief Tandem.
„Verdammt, Prinz, haben wir diesen Überfall etwa Ihnen zu verdanken?“
„Der Angreifer ist ein Schiff der Jelzen“, stellte Tandem fest. „Meine Heimatwelt befindet sich so gut wie im Kriegszustand mit den Jelzen. Es kann also sein ...“
„Woher wissen die Jelzen denn, dass Sie auf diesem Schiff fliegen?“
„Der diplomatische Dienst hat meine Reise offiziell angekündigt.“
„Auch das noch“, schimpfte der Schiffsführer, dann blickte er Prinz Tandem scharf an. „Sie sollten sich in Ihre Kabine zurückziehen. Und raten Sie Ihrer Gattin, sich einen Raumanzug anzuziehen. Das gilt für Sie natürlich ebenso!“
*
Nachdem Hurgad das Boot bis auf wenige Meter an das axaraboranische Schiff heran manövriert hatte, begaben sich drei seiner Gefährten in die Schleuse.
„Funktioniert die Verständigung?“, informierte sich Hurgad.
„Wir hören dich einwandfrei“, erwiderte Sukresk
Die Schleuse glitt beiseite und gab den Blick auf das andere Schiff frei. Scheinbar bewegungslos schwebte es gar nicht so weit entfernt von dem Raumer der Jelzen.
„Wir setzen über“, sagte Sukresk, der erste des Kommandos, und stieß sich mit seinen Füßen vom Rand der Schleuse ab. Als er nur mehr wenige Meter von ihr entfernt war, setzte er hinzu:
„Nimm Kontakt mit ihnen auf. Sie sollen die Schleuse öffnen, sonst dringen wir gewaltsam ein!“
„Mach ich“, knurrte Hurgad.
Das Manöver seiner Männer konnte er vorerst auf keinem Bildschirm mitverfolgen, denn entweder war die entsprechende Kamera ausgefallen oder aus diesem Blickwinkel war nie eine Beobachtung vorgesehen.
Letzteres konnte er sich nicht vorstellen. Er schimpfte über den schlechten Zustand des Bootes. Die Jelzen selbst hatten keine eigenständige Raumfahrtindustrie entwickelt und versorgten sich über den öffentlichen Markt mit Raumern. Da auch sie auf günstige Angebote scharf waren, orientierten sie sich hauptsächlich auf dem Raumschiff-Gebrauchtmarkt. Veraltete, gebrauchte Maschinen und nicht mehr aktuelles Zubehör war bei ihren Schiffen beinahe schon Standard. Dementsprechend anfällig waren ihre Raumer. Das hinderte sie jedoch nicht daran, über die Geschäftsmethoden der Menschen zu schimpfen. Die Menschen speisten sie mit dem Letzten an Qualität ab und verlangten selbst dafür noch überhöhte Preise.
Aber das sollte sich bald ändern – zumindest für ihn!
Er öffnete den Funkkanal.
„Außenschleuse öffnen!“, brüllte er in das Mikro der Funkanlage, „sonst dringen wir gewaltsam ein! Und zwar gleich!“
Er schaltete den Funk gleich nach dem Spruch aus. Ihm stand verdammt nicht der Sinn danach, mit einem Menschen zu sprechen.
Das Geschehen auf den Außenbildschirmen interessierte ihn viel mehr, denn jetzt rückte sein Trupp endlich in das Bild. Ganz am rechten Rand eines Bildschirmes tauchte die erste Gestalt auf, vermutlich Sukresk. Er übernahm stets die Spitze. Er schwebte mit den Füßen voran auf die Schleuse zu. Die war noch immer geschlossen.
Nur einmal überlegte er kurz, ob er das axaraboranische Schiff nochmals anrufen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens wurde durch das gewaltsame Eindringen sicherlich verstärkt.
Jetzt schwebten alle drei vor der Schleuse.
„Aufsprengen!“, befahl Hurgad. „Aber das innere Schleusentor muss intakt bleiben.“
„Ich weiß, wir brauchen den...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-5037-0 / 3738950370 |
ISBN-13 | 978-3-7389-5037-3 / 9783738950373 |
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