Der Franke II - Farangi (eBook)

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2019 | 1. Auflage
483 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7394-6298-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Franke II - Farangi -  Klaus Haidukiewitz
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Nach einer Fügung des Schicksals nimmt Jesco von Hohengreif das Kreuz und begibt sich zurück ins Heilige Land. Doch bereits auf Sizilien wird er von seiner Vergangenheit eingeholt und muss sich dort Anfeindungen erwehren, die ihn für lange Zeit begleiten werden. Er besteht die Gefahren der Seereise und erreicht schließlich das gelobte Land, in dem er einst aufwuchs und zum Ritter wurde. Doch auch dort stehen die Räder des Schicksals nicht still, denn er muss erneut zum Schwert greifen und Dinge mitansehen, die ihn mehr denn je an seinem Glauben zweifeln lassen. Als zudem noch eine geheimnisvolle Orientalin auftaucht und Jesco um sein Leben fürchten muss, entzündet sich die Glut in seinem Inneren zu einer lodernden Flamme der Rache.

Autor lebt in Süddeutschland und befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema Mittelalter. Er entschloss sich für dieses Erstlingswerk, nachdem er historische Orte aus der Epoche der Kreuzzüge in ganz Europa sowie in Syrien und Israel besucht hatte.

Autor lebt in Süddeutschland und befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema Mittelalter. Er entschloss sich für dieses Erstlingswerk, nachdem er historische Orte aus der Epoche der Kreuzzüge in ganz Europa sowie in Syrien und Israel besucht hatte.

Jerusalem

Spätsommer 1131


»Ich muss mich auf den Weg machen.« Borchwei zog seinen Gürtel über dem Waffenrock fest und schnappte sich eine der Pergamentrollen vom Tisch. »Man sollte einen König nicht warten lassen, wenn er einem schon mal die Aufwartung macht.«

»Er wird erst noch beweisen müssen, ob er ein würdiger Nachfolger Balduins ist«, antwortete ich.

   »Das wird er, glaube mir, das wird er.«

Durch die halbrunde Fensteröffnung fiel ein Sonnenstrahl herein, in dessen sanftem Licht Sandstaub schwirrte, welchen die Wüste nun schon seit Tagen in die Stadt wehte. Ganz Jerusalem war von einem gelben Sandpuder bedeckt, der auch vor den Innenräumen nicht Halt machte und sie mit einer feinen Staubschicht überzog. Ich lehnte in einem Stuhl in Borchweis Stube, hatte meine Beine lässig auf dem Tisch übereinandergeschlagen und versuchte, Borchweis Geheimniskrämerei etwas zu entlocken.

»Dann weißt du also mehr als ich. Na los, alter Knabe, rück schon raus mit der Sprache.«

Borchwei grinste gewieft und zwinkerte mir zu. »Zu gegebener Zeit, mein junger Freund, zu gegebener Zeit.«

Ich stieß ungeduldig den Atem aus. »Ich weiß doch, dass König Fulko euch Heerführern bereits seine Pläne vorgelegt hat.«

   »In der Tat, das hat er, und heute trifft er sich mit uns, um seine Pläne zu erläutern. Also gedulde dich und kümmere dich lieber um Alberts Ausbildung am Pferd.« Borchwei nahm seinen Becher in die Hand, trank einen Schluck und lächelte dann verschmitzt. »Dein Knappe kennt sich zwar mit Pferden aus und reitet gut. Aber es wäre von erheblichem Vorteil, wenn er auch bei einem gegnerischen Lanzenstoß auf ihnen sitzen bliebe. Also geh und sieh zu, dass er seinen kleinen Hintern im Sattel behält!«

»Genauso gut könnte ich versuchen, kaltes Eisen zu schmieden«, frotzelte ich. »Vielleicht sollte ich ihn an den Sattel festnageln.«

Borchwei lachte kurz auf und stellte seinen Becher ab. »Es wird Zeit, sonst ist der König noch vor mir da.«

Ich erhob mich aus meinem Stuhl und begleitete ihn zur Tür, doch nicht ohne ihm noch einen Seitenhieb mitzugeben.

»Mein alter Burgvogt Linhardt sagte einmal: Wer einem König nahe ist, der ist dem Galgen meist nicht fern.«

»Und du bist fern jeglichen Vertrauens«, erwiderte Borchwei meine vorwitzigen Worte, doch dann wurde seine Miene ernst.

»Jesco, ich war König Balduin ebenso zugetan wie du. Doch nun trägt Fulko von Anjou die Krone, und ob er dieser würdig ist, wird sich zeigen. Jedenfalls ist er nun unser König und wir werden ihm, so wie es sich geziemt, mit all unserer Kraft und Treue dienen.« Bevor er die Tür hinter sich schloss, drehte sich Borchwei noch einmal zu mir um, wobei sein schelmischer Gesichtsausdruck wieder zurückgekehrt war. »Und jetzt sorge dafür, dass Albert auf diesem verdammten Gaul sitzen bleibt.«

Borchwei war mein früherer Ausbilder und Förderer und auch ein guter Freund meines Vaters gewesen. Alles, was ich war und bin, verdankte ich ihm. Er hatte mich erzogen und vieles gelehrt, vor allem aber, im Leben wie auch im Kampf meinen Verstand einzusetzen. Im Kampf war es mir zumeist gelungen, im Leben nicht immer.

Nach unserer Ankunft vor zwei Jahren hatte Borchwei mich und meine Gefährten in seinem Haus aufgenommen. Seitdem teilten wir vier uns ein geräumiges Zimmer und waren damit vollauf zufrieden. Shamsa, die ich bereits seit meiner Jugend kannte, umsorgte uns wie eine Mutter und ließ es uns an nichts mangeln. Sie stammte aus Kairo, und was sie mit Borchwei verband, war mehr als nur die fleischliche Liebe, denn ihre zwei Seelen schienen wie miteinander verschmolzen zu sein. Beide wussten um Marie und meinen totgeborenen Sohn, sprachen jedoch nur darüber, wenn auch ich es tat. Es bedurfte darüber auch nicht vieler Worte zwischen uns, sie verstanden mich auch so.

Borchwei bildete nach wie vor die Knappen aus und hatte auch Albert mit unter seine Fittiche genommen. Seine Ausbildung am Pferd überließ er jedoch mir, was Albert nicht immer schmeckte, denn ich war ihm ein unnachgiebiger und strenger Lehrmeister. Unter Borchwei hatte sich der Junge zu einem eifrigen Schüler entwickelt und sich in Palästina schnell eingelebt. Wenngleich ihm die großen Vierbeiner mit ihrem Höcker auf dem Rücken immer noch unheimlich waren. Bei seiner ersten Begegnung mit einem Kamel hatte er es für ein Wesen aus dem Dämonenreich gehalten und wäre fast davongelaufen. Inzwischen war ihm natürlich klar, dass es nur Tiere waren, dennoch schienen sie ihm nicht geheuer und er hielt stets Abstand zu ihnen.

Gilbert und ich waren, wie damals unter König Balduin, wieder Teil des Heeres geworden, nur dienten wir jetzt König Fulko von Jerusalem. So dachten wir zumindest, doch es gingen Gerüchte um, dass seine Gemahlin Melisende, die Tochter Balduins, sich nicht mit zweiter Reihe begnügen, sondern selbst regieren wollte. Man sprach darüber aber nur hinter vorgehaltener Hand, denn der momentane Frieden zwischen Muslimen und Christen war zu zerbrechlich, um ihn mit inneren Machtstreitigkeiten und unnötigen Intrigen zu gefährden. Die Mächtigen waren bestrebt, nach außen hin Stärke zu demonstrieren, denn Uneinigkeit wäre von den Muslimen als Schwäche gewertet worden und hätte die Gefahr eines Krieges heraufbeschworen.

Struan hatte sich anfangs als Söldner verdingt, zog es jetzt aber vor, reiche Kaufleute auf den Händlerrouten zu begleiten, da sie für Schutzdienste mit guter Münze bezahlten. Manchmal war er tagelang mit einer Karawane unterwegs, und das dabei verdiente Silber ließ ihn der sengenden Hitze der Wüste trotzen. Die meiste Zeit verbrachte Struan jedoch bei uns in Jerusalem, wobei wir uns dann seiner wenigen Worte erfreuen durften. Alles in allem führten wir ein gutes Leben, waren zufrieden und hatten keinen Grund zu klagen. Bis auf Struan, der weiterhin über die Sonne fluchte und sich nichts sehnlicher wünschte, als kalten schottischen Regen.

Gilberts Bruder Guillaume hielt sich mit seinen normannischen Rittern im Grenzgebiet von Antiochia auf, um es gegen die Seldschuken zu sichern. Er und Gilbert tauschten sich oft mit Briefen aus, um sich auf dem Laufenden zu halten. Erst Wochen nach unserer Ankunft hatten wir erfahren, dass damals ein normannisches und zwei der französischen Schiffe im Sturm gesunken waren.

In manchen Nächten träumte ich immer noch von Marie, was mein Herz mit Wärme, aber auch mit Sehnsucht erfüllte. Wenn ich dann am Morgen erwachte, dachte ich mit Wehmut daran, wie gerne sie dieses Land gesehen und wie gerne ich es ihr gezeigt hätte. Ich hatte ihr oft und lange vom gelobten Land erzählt und sie hatte mir dabei immer fasziniert zugehört. Ich erinnere mich mit einem Lächeln daran, wie ihr Blick dann oft sehnsuchtsvoll und verträumt in die Ferne geschweift war.

Die unbekannte Orientalin war mir nur noch ein Mal im Traum erschienen, und seitdem nie wieder.

Ali, der alte aus Kairo stammende Medicus, den ich schon seit meiner Kindheit kannte, war vor drei Jahren gestorben. Mein alter und gütiger Lehrmeister, Bruder Philippe vom Orden der Templer, der mich einst Lesen und Schreiben lehrte, war zum letzten Weihnachtsfest von uns gegangen. Ihr beider Verlust war mir nahegegangen und ich vermisste sie. Vor seinem Tod hatte Philippe in der Komturei noch einen Brief von Anslin erhalten. Darin hatte er mir mitgeteilt, dass auf Hohengreif alles zum Besten stand, die Ernte ertragreich gewesen war und Frieden herrschte. Mit seinem letzten Satz hatte er mich gefragt, wann ich denn gedenke, wieder zurückzukehren. Ich schickte ihm ein Schreiben, in welchem ich ihn wissen ließ, dass ich in Jerusalem bin und es mir gut gehe, mehr jedoch nicht.

Am letzten Tag des Augusto 1131 starb König Balduin II. von Jerusalem. Auch sein Tod schmerzte mich. Ich hatte vor Jahren an seiner Seite gekämpft, hatte ihn persönlich kennenlernen dürfen und hatte ihn als großen und gerechten Herrscher geschätzt. Möge ihn Gott in sein Himmelreich aufnehmen.

So wie es Balduins Wunsch war, wurde seine Tochter Melisende mit Graf Fulko von Anjou verheiratet, den man anschließend in der Grabeskirche zum neuen König von Jerusalem krönte. Als Mitgift erhielt er die Kreuzfahrerstädte Akkon und Tyrus.

 

Shamsa saß mit dem Rücken zu mir und der angenehme Duft von Heilkräutern empfing mich. Ich betrat gerade unsere Stube und konnte noch im selben Augenblick erahnen, was mir gleich bevorstand. Denn Shamsa war nicht nur in der Kräuterkunde bewandert, sondern auch darin, mir die Meinung zu sagen. Sie musste mich schon beim Eintreten an meinen Schritten erkannt haben, denn ohne sich nach mir umzudrehen, stemmte sie ihre Arme resolut in die Hüften.

»Da ist er ja, dein nobler Herr!« Ihr langes schwarzes Haar wirbelte zur Seite und der Blick aus ihren dunklen Augen war ein einziger Vorwurf. »Jesco! Willst du ihn umbringen?!«

Ich trat zu Albert ans Bett und betrachtete die dunklen Stellen auf seinem Oberkörper, die Shamsa gerade mit einer Salbe betupfte. Sein schmerzverzerrtes Gesicht ließ mich erst recht den Kopf schütteln. »Die paar blauen Flecken werden ihn schon nicht umbringen.«

Shamsa wischte sich ihre Hände an einem Tuch ab und erhob sich von der Bettkante, ihre Augen mich immer noch...

Erscheint lt. Verlag 3.8.2019
Reihe/Serie Der Franke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Christentum • Glaubenskrieg • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Kreuzritterroman • Kreuzzug • Kreuzzüge • Krieg • Kriegsroman • Liebesroman • Militär • Mittelalter • Mittelalterroman • Religionskrieg • Ritterroman • Roman • Templerroman • Wikingerroman
ISBN-10 3-7394-6298-1 / 3739462981
ISBN-13 978-3-7394-6298-1 / 9783739462981
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