Ragins Nürnberg (eBook)
312 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-23256-3 (ISBN)
Der in Nürnberg geborene Verfasser dieses Buchs absolvierte zuerst in Nürnberg eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Nach Ableistung des damals verpflichtenden Wehrdienst, studierte er am Ohm-Polytechnikum Nürnberg Technische Chemie, das er mit der Ernennung zum Chemie-Ingenieur abschloss. Anschließend nahm er an der Technischen Universität Berlin die Studien der Mathematik und der Chemie auf und promovierte an dieser Hochschule im Fach Chemie. Nach mehreren Jahren als Lehrer für Mathematik und Chemie an Gymnasien in Bayern, übernahm er die Leitung eines Schulzentrums in Thüringen. Seitdem lebt der Autor im thüringischen Mühlhausen. Um seine zahlreichen pädagogischen und wissenschaftlichen Erfahrungen nicht dem Vergessen preiszugeben, schrieb der Autor seine Erinnerungen in einigen Büchern nieder, auch um seine Freude an den Wissenschaften weiterzuvermitteln.
Der in Nürnberg geborene Verfasser dieses Buchs absolvierte zuerst in Nürnberg eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Nach Ableistung des damals verpflichtenden Wehrdienst, studierte er am Ohm-Polytechnikum Nürnberg Technische Chemie, das er mit der Ernennung zum Chemie-Ingenieur abschloss. Anschließend nahm er an der Technischen Universität Berlin die Studien der Mathematik und der Chemie auf und promovierte an dieser Hochschule im Fach Chemie. Nach mehreren Jahren als Lehrer für Mathematik und Chemie an Gymnasien in Bayern, übernahm er die Leitung eines Schulzentrums in Thüringen. Seitdem lebt der Autor im thüringischen Mühlhausen. Um seine zahlreichen pädagogischen und wissenschaftlichen Erfahrungen nicht dem Vergessen preiszugeben, schrieb der Autor seine Erinnerungen in einigen Büchern nieder, auch um seine Freude an den Wissenschaften weiterzuvermitteln.
Erfindungen und Entwicklungen
Im Folgenden werden chronologisch Nürnberger Innovationen und Persönlichkeiten vorgestellt, die seit dem Mittelalter für den „Nürnberger Witz“ standen und stehen.
Der Schockenzug
Gegen Mitte des 14. Jahrhunderts wurde in Nürnberg der Schockenzug entwickelt, der eine große Erleichterung für das Drahtziehen brachte.
Drähte wurden damals unter anderem zur Herstellung von Eisenringen für Kettenhemden benötigt. Diese mussten mühselig aus Draht gebogen werden.
Noch heute werden für die Drahtherstellung Metallstangen rund vorgeschmiedet und dann durch eine sich verjüngende Öse (Hol) eines Zieheisens gezogen. Dafür sind mehrere Ziehgänge nacheinander erforderlich. Das Ziehloch muss so gestaltet sein, dass möglichst wenig Reibung entsteht, damit die Anstrengung etwas erträglicher ist.
Dieses kraftaufwändige Drahtziehen konnte erstmals durch den Nürnberger Schockenzug erleichtert werden.
Das germanischstämmige Wort „schocken“ wurde ursprünglich als militärischer Begriff für das Aufeinanderprallen von Schilden oder von gewappneten Kämpfern benutzt.
Beim Schockenziehen wird Draht mithilfe einer Schaukel gezogen. Drahtzieher konnten dadurch ihr gesamtes Körpergewicht nach hinten stemmen und so optimal zum Ziehen einsetzen (s. Abb.).
Dies geschah ruckweise und jeweils nur wenige Zentimeter. Die Schaukel wirkte wie ein langer Hebelarm. Dadurch konnte die Kraft auf den zu ziehenden Draht effektiver übertragen werden.
Da mit einer Zange gezogen wurde, musste der Drahtzieher die in den Draht eingedrückten Spuren der Zange nachträglich noch mühsam ausfeilen oder aushämmern.
Das Schockenziehen war trotzdem ausgesprochen anstrengend und erlaubte nur geringe Produktionsmengen. Dementsprechend waren Drähte teuer und damit auch die Folgeprodukte, zum Beispiel Nadeln, Nägel, Ketten und Bürsten.
Im Jahre 2013 wurde der Ausbildungsberuf zum Drahtzieher durch den Begriff „Fachkraft für Metalltechnik“ ersetzt, wobei die Fachrichtung Umform- und Drahttechnik noch eigens Erwähnung findet.
Bildquelle: Fembo-Haus
Verbesserung der Drahtziehtechnik
Die Nürnberger Sandmühle besaß schon im 14. Jahrhundert achtzehn Mühlräder zum Mahlen von Getreide und zur Tuch- und Lederbearbeitung.
Ab dem Jahre 1402 begann man in dieser Mühle mittels Wasserkraft Draht zu ziehen. Die Schockenzugmethode, bei der Muskelkraft nötig war, wurde durch die Kraft des Wassers ersetzt. Durch diese Neuerung konnte Nürnberg seine Führungsrolle in der Drahtherstellung weiter ausbauen.
Die Herstellung von Draht mittels Wasserkraft blieb bis 1510 ein streng gehütetes Geheimnis der Nürnberger Handwerkszunft. In Jahre 1510 erlaubte Kaiser Maximilian I. einer Augsburger Firma Drahtzieher aus Nürnberg anzuwerben. Seitdem verbreitete sich diese Nürnberger Erfindung auch außerhalb der Stadt.
Noch heute wird zum Drahtziehen ein durch Walzen gefertigter grober Draht durch eine sich verjüngende Öffnung eines Zieheisens gezogen. Dabei wird der Ausgangsdurchmesser des Drahts, ohne Materialverlust, auf einen immer kleiner werdenden Durchmesser reduziert. Der Draht wird während dieses Prozesses laufend länger und dünner. Je nach Anforderung müssen mehrere Produktionsgänge, mit stets kleiner werdendem Ziehhol, bis zum gewünschten Durchmesser durchlaufen werden.
Leonischer Draht
Im Jahre 1569 wurde in Nürnberg das leonische Drahtziehen durch den aus Frankreich vertriebenen Hugenotten Anthoni Fournier eingeführt. Damit verfügte Nürnberg als erste deutsche Stadt über die Fertigkeit, versilberte oder vergoldete Kupferdrähte herzustellen.
Vermutlich stammt der Name „Leonische Waren“ von der französischen Stadt Lyon, wo sich bereits im 15. Jahrhundert ein Zentrum zur Herstellung feinster Gold- und Silberdrähte befand.
Georg Fournier, ein Sohn von Anthoni, floh 1574 aus dem Nürnberger Schuldturm ins benachbarte Roth, das damals die Funktion einer Asylstadt hatte. Dort legte er den Grundstein dafür, dass sich auch Roth als ein Zentrum der leonischen Industrie entwickelte.
In zahlreichen Rother Betrieben wurden gold- und silberhaltige Drähte bzw. Gespinste hergestellt und weiter verarbeitet.
Aus dem Betrieb von Georg Fournier gingen die Firmen: Johann Balthasar Stieber & Sohn in Nürnberg, Johann Philipp Stieber in Roth und die Vereinigten Leonischen Fabriken in Nürnberg hervor. 1917 schlossen sich diese Firmen zur Leoni AG, mit Werken in Nürnberg und Roth zusammen.
Die erste Gewerbestatistik Deutschlands
Zünfte waren Zusammenschlüsse mittelalterlicher Handwerker. Sie bildeten eine eigene soziale Gruppe mit festgelegten Rechten und Pflichten. In eine Zunft konnte ein Handwerker erst aufgenommen werden, wenn er nach Beendigung einer Lehre zum Gesellen ernannt wurde und schließlich nach der Anfertigung eines Meisterstücks sowie einer Prüfung den Meisterbrief erhielt. Der Meister war selbstständig tätig, beschäftige Gesellen, bildete Lehrlinge aus und beteiligte sich an der Verwaltung des Gemeinwesens.
Nürnberg erstellte 1363 das erste Handwerksmeisterverzeichnis Deutschlands. Darin wurden 47 Handwerksgruppen mit 1.171 Meistern benannt.
Das sogenannte „Ämterbüchlein“ wurde jährlich um Ostern neu aufgelegt. Abgehende Meister wurden gestrichen, neu hinzugekommene angefügt.
Im damaligen Nürnberg war fast jeder zweite Einwohner als Handwerker tätig. Heutzutage gibt es in Deutschlang mehr als 5,6 Millionen Handwerksbetriebe, was einem Handwerkeranteil an der Gesamtbevölkerung von ungefähr 6,7 Prozent entspricht. Damit ist erkennbar, wie bedeutend das Handwerk im mittelalterlichen Nürnberg war.
Die Leistungskraft und der Erfindungsreichtum der Nürnberger Handwerker war hauptverantwortlich für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Handwerker versorgten die Nürnberger Bürger und mithilfe der Kaufmannszüge das europäische Umland. Kaufleute erwarben dann die von den Handwerkern benötigten Rohstoffe und brachten diese nach Nürnberg.
Nadelwaldsaat oder Not macht erfinderisch
Bereits im 14. Jahrhundert waren die Wälder rund um die Reichsstadt Nürnberg, wegen des großen Holzbedarfs der Stadt, vor allem als Folge der Großproduktion des Handwerks, stark abgeholzt. Es zeichnete sich die weitere erdumspannende „Energiekrise“ nach dem Verlust der Sklaverei in der Antike ab.
Die Gewinnung und Nutzung von Holzkohle war seit der Bronzezeit (etwa 2200 - 800 v. Chr.) bis ins 19. Jahrhundert eine bedeutende Tätigkeit und eine sehr wichtige Energiequelle. Der Wirkungsgrad war jedoch, gemessen an der benötigten Holzmenge gering, da ein großer Teil des eingesetzten Holzes verbrannte, um den Verkohlungsprozess überhaupt starten und die Karbonisierung am Laufen halten zu können.
Der Nürnberger Patrizier Peter Stromer suchte eine Möglichkeit, um die Holzversorgung zu sichern. Nach genauer Naturbeobachtung und ausgiebigen Versuchsreihen gelang ihm 1368, mit einer neuartigen Technik, die Nadelwaldsaat zu entwickeln. Mit diesen Überlegungen war er seiner Zeit weit voraus. Dadurch rettete er die rasch wachsende Nürnberger Wirtschaft aus einer Notlage, welche die Stadt in den Jahrzehnten zuvor gezwungen hatte, bestimmte energieintensive Gewerbe aus dem Stadtgebiet zu weisen.
Stromer entdeckte während seiner Experimente bis dahin unbekannte biologische Zusammenhänge. Darauf aufbauend entwickelte er neuartige Verfahren. Er ließ Baumzapfen sammeln, daraus die Samen entnehmen und nach Lagerung in die Waldböden einpflanzen. Dies war im Mittelalter völlig ungewöhnlich und daher bahnbrechend.
Außergewöhnlich war auch, dass Stromer Nadelbäume wählte, die bis zu jener Zeit als schlechte und keine Früchte tragende Bäume galten.
Auch die langfristig ausgerichtete Planung war fortschrittlich, da die Pflanzung ja erst den nachfolgenden Generationen zugutekommen würde.
Sein Bruder Ulman Stromer schrieb dazu im Jahre 1395:
„Mein bruder pracht aus, daz man den walt und holtz seet, davon nu gross vil weld kumen sein.“
Bald bildete sich in Nürnberg die Zunft der Tannensäer, die mit großer ökologischer Fachkenntnis, auch in anderen Ländern gerodete Wälder, mit der Methode von Stromer neu bepflanzten.
Peter Stromers kulturelle Leistung prägt bis heute das Selbstverständnis der Förster und Waldbesitzer.
Nürnberger „Steckerleswald“
Wenn Ragin nach Nürnberg fährt, freut er sich stets, den von Stromer begründeten „Steckerleswald“ zu sehen, der die weite Umgebung des Stadtgebiets prägt. Wegen ihrer langen astfreien Stämme sehen die Kiefern wie Stöcke aus, weshalb die Nürnberger ihren Reichswald als...
Erscheint lt. Verlag | 5.2.2021 |
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Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Bedeutung • Geschichte • Kunstwerke • Nürnberg • Persönlichkeiten |
ISBN-10 | 3-347-23256-9 / 3347232569 |
ISBN-13 | 978-3-347-23256-3 / 9783347232563 |
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