Dorian Hunter 65 - Horror-Serie (eBook)

Die Orgie der Teufel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1091-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 65 - Horror-Serie - Ernst Vlcek
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Der Großmeister Thomas Becker blies fünf der sechs Lichter aus. »Schließe dich, Auge ... höre nichts, Ohr ... sprich nicht, Mund ... entziehe dich den Gerüchen und fühle nicht.« Er ließ nur eine einzige Flamme brennen und sagte dazu: »Öffne dich, Sinn aller Sinne. - Wir rufen dich, Geist, der du auf unseren Anruf wartest, in der Ewigkeit ...«
Da fühlte sich Dorian auf einmal so leicht, als schwebe er ... Er entfernte sich von dem gläsernen Tisch und den sechs Männern, die an ihm saßen.
Aber wieso sechs? Ohne ihn waren es doch nur fünf!
Dorians Herz setzte für einen Moment aus, als er in einem der Männer sich selbst erkannte. Er hatte seinen eigenen Körper verlassen ...


1. Kapitel


Der Medizinmann hatte seinen größten Zauber angewandt – doch der tro ließ sich auch davon nicht verjagen. Da gab der Medizinmann Bhawa das Zeichen, und der junge Ewe betrat in vollem Kriegsschmuck den Kreis der Tänzer. Die Stammesnarben an seinem kraftvollen Körper waren noch frisch, denn der Initiationsritus hatte erst vor wenigen Tagen stattgefunden. Dennoch ruhten nun die Hoffnungen des ganzen Stammes auf ihm. Er hatte den Dämonenbaum entdeckt, und deshalb stand er mit dem tro in besonderer Beziehung.

Schon als sich Bhawa mit den ersten Tanzschritten dem Affenbrotbaum näherte, spürte er, dass er es hier mit einem überaus mächtigen und bösartigen tro zu tun hatte. Er würde sich mit keinem geringen Opfer zufriedengeben. Vielleicht wollte er sogar Bhawas Leben. Der junge Ewe nahm die Herausforderung des Baumes an. Er ging zum Angriff über, stieß schrille Schreie aus, die den tro reizen sollten, und richtete drohend seinen Speer gegen ihn. Da begann der Dämon im Baum zu heulen und rascheln. Ein Windstoß fuhr in die Reihen der Tänzer, wirbelte sie durcheinander und riss den Medizinmann von den Beinen. Nur Bhawa blieb hoch aufgerichtet stehen. Doch als er schon triumphieren wollte, schlug etwas wie ein Blitz in seinem Körper ein. Es war der tro! Bhawa erstarrte. Schwärze senkte sich über ihn. Die Sonne erstarb, und der Affenbrotbaum wurde von der Dunkelheit verschluckt. Der junge Ewe hielt sich noch immer tapfer auf den Beinen.

Aber er war allein.

Im Nichts.

Langsam lichtete sich das Dunkel und zeigte ihm eine fremde Umgebung.

Zur selben Zeit setzte sich in London der Vertreter Laurence Wytton in den Sessel eines Augenarztes. Es war nach Greenwich mean time – ebenso wie in Togo – Punkt neunzehn Uhr, als der Augenarzt die Bemerkung machte, dass Wytton sein letzter Patient sei. Laurence Wytton hatte plötzlich ein unerklärliches Gefühl der Beklemmung, als es in der Praxis dunkel wurde und die kleine Taschenlampe des Arztes die einzige Lichtquelle war. Panik ergriff ihn. Er konnte nicht sagen, was der Anlass war, aber es schien ihm, als stürze er in einen bodenlosen Abgrund.

»Na, na, na«, tadelte der Augenarzt. »Wer wird denn gleich ... Öffnen Sie die Augen weit, Mr. Wytton. Noch weiter ... Ich träufle Ihnen jetzt eine Flüssigkeit in die Augen, die Ihre Pupille weitet. Das spüren Sie nicht einmal.«

Laurence Wyttons Augen öffneten sich tatsächlich weit, als er die Pipette mit dem Tropfen glasklarer Flüssigkeit auf sich zukommen sah.

»So ist es recht, Mr. Wytton.«

Aber seine Augen weiteten sich vor Angst. Er dachte mit Schrecken daran, was geschehen würde, wenn der Augenarzt die harmlose Flüssigkeit gegen eine Säure ausgetauscht hätte.

Wie kindisch von ihm. Narr!, schalt er sich. Aber das verringerte seine Angst nicht. Im Gegenteil – er bäumte sich auf, als sich ein Tropfen von der Pipette löste. Er sah ihn langsam, wie in Zeitlupe, auf sein Auge niedersinken, ihn größer und immer größer werden ... Und dann kam der Aufprall, und es brannte wie Feuer, und er glaubte von einer Flut hinweggespült zu werden, und er wurde in einem wirbelnden Strudel hinabgerissen, und er schrie vor Schmerz und schloss die brennenden Augen und machte mit Armen und Beinen rudernde Bewegungen, um irgendwo einen Halt zu finden.

Ich bin blind!, dachte er entsetzt.

Endlich stießen seine Hände auf Widerstand. Er hatte Boden unter den Füßen. Wo war er? Gerade hatte er sich noch in der Praxis des Augenarztes befunden – und jetzt tasteten seine Hände über nasskalten rissigen Fels.

Neunzehn Uhr in London – Punkt 14 Uhr in New York.

Claire Douglas registrierte es geistesabwesend, als sie auf die Uhr über dem Lift blickte, die die Uhrzeit aller größeren Weltstädte angab. Ungeduldig wartete sie, bis sich die Lifttür öffnete.

Die Kabine war leer. Wo war der Fahrstuhlführer?

Sie zuckte die Schultern. Auch Liftboys waren nur Menschen, die gelegentlich ihren Bedürfnissen nachgeben mussten. Sie drückte die Taste für das dreiunddreißigste Stockwerk. Die Schiebetüren schlossen sich, und der Aufzug setzte sich ohne jeden Ruck nach oben in Bewegung. Wie seltsam, ganz allein in einer so großen Liftkabine zu fahren. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie das bisher noch nie erlebt. Sonst herrschte in den Liften des American West Building immer dichtes Gedränge. Claire hatte es trotz ihrer dreiundzwanzig Jahre bereits zur Chefsekretärin gebracht. Und das keineswegs wegen ihres guten Aussehens. Sie war einfach tüchtig. Sie hatte einen nüchternen Verstand, der logisch arbeitete, und sie war alles andere als abergläubisch.

Aber jetzt, während sie ganz allein in der Liftkabine zum 33. Stock hinauffuhr, beschlich sie ein eigenartiges Gefühl. Sie wusste, dass etwas Derartiges während der Bürostunden noch nie vorgefallen war. Das Ausbleiben des Fahrstuhlführers und anderer Menschen war ein eigenartiges Zusammentreffen. Und auf einmal wusste sie, dass das kein Zufall sein konnte. Irgendetwas stimmte nicht. Und der Lift fuhr so langsam. Sie hätte längst schon am Ziel sein müssen. Sie fühlte sich in der großen Kabine auf einmal eingeengt. Gefangen wie ein Tier im Käfig. Sie wollte hinaus! Ein Krachen und Knirschen erschütterte die Kabine. Claire wurde gegen eine Wand geschleudert. Aus der Steuerungskonsole zuckte ein Blitz.

Die Tasten flogen wie Geschosse durch die Kabine. Die Wände beulten sich aus und bekamen lange Risse, und ein lang gezogenes schrilles Geräusch betäubte sie fast. Metall und Kunststoff verkeilten sich ineinander. Dichte Rauchschwaden drangen von allen Seiten in den Lift und legten sich schwer auf Claires Atemwege. Sie schaffte es gerade noch, aus ihrer Tasche ein Tuch zu reißen und es sich vor Mund und Nase zu halten, bevor der Qualm sie endgültig einhüllte.

Das Denken fiel ihr immer schwerer. Alles begann sich um sie zu drehen. Sie glaubte noch zu spüren, dass der Lift mit einem letzten Ruck anhielt, bevor sie das Bewusstsein verlor und in einem Schlund aus Glut und Schwärze versank.

Das ist der Tod!, dachte sie.

»Einen ungünstigeren Zeitpunkt haben Sie sich wohl nicht aussuchen können«, knurrte Jakob Ehrlich missmutig. Er warf dem Mann einen giftigen Blick zu, der ihn vor einer Viertelstunde aus dem Bett geläutet hatte. Jetzt war es gleich fünf Uhr morgens. Den Besucher rührte das nicht. Er wirkte gelassen und keineswegs so unausgeschlafen wie Jakob Ehrlich.

»Hätte das nicht Zeit gehabt, bis ich den Laden aufmache?«, fragte Jakob, als er den Besucher in sein Antiquitätengeschäft führte.

»Nein«, sagte der Fremde.

Jakob ließ eine Jalousie hoch, so dass die ersten Strahlen des neuen Tages durchs Fenster fielen. Der Antiquitätenhändler war vor zehn Jahren von Deutschland nach Australien ausgewandert, und sein kleines Geschäft in Sydney hatte ihm zu einem bescheidenen Wohlstand verholfen. Nicht zuletzt deshalb, weil er für seine Kunden und Geschäftspartner jederzeit zu sprechen war.

Seine besten Geschäfte hatte er zu den ungewöhnlichsten Zeiten und unter seltsamsten Bedingungen gemacht. Er war auch diesmal seinem Grundsatz treu geblieben, dass Geschäft allem anderen vorging. Und deshalb hatte er den Fremden nicht abgewiesen, der ein seltenes Stück anzubieten hatte und von einem Notverkauf sprach.

»Also zeigen Sie her!«, verlangte Jakob.

Er blickte dem Fremden zum ersten Mal ins Gesicht – es war nichts sagend, alltäglich. Ein Dutzendgesicht.

Jakob blickte auf die Hand des Fremden, als diese in einer ledernen Handtasche verschwand. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Hand wieder zum Vorschein kam.

Der Antiquitätenhändler wollte schon ungeduldig werden. Da tauchte die Hand auf. Sie kam blitzschnell auf ihn zugeschossen – so schnell, dass er nicht einmal Zeit fand, zurückzuweichen – und erstarrte dicht vor seinen Augen. Die Finger der Faust öffneten sich, und Jakob blickte auf einen seltsamen Gegenstand, eine Art Amulett oder Talisman aus Stein oder Metall. Er war sich da nicht sicher.

Was ist das?, wollte er fragen. Aber er kam nicht mehr dazu, die Worte auszusprechen. Als er die Hand nach dem seltsamen Gegenstand ausstreckte, begann dieser auf einmal zu glühen und explodierte.

Die Explosion fand völlig lautlos statt – oder aber der Knall zerriss Jakob das Trommelfell, so dass er sofort taub wurde. Der Explosionsblitz war so grell, dass er überdies geblendet war. Er stützte sich an einer Vitrine ab, verlor den Halt und taumelte blind durch sein Geschäft, ohne gegen etwas zu stoßen. Endlich berührten seine Hände ein Hindernis, doch es fühlte sich wie nasskalter Fels an. Und als schließlich auch die Blendung wich und seine Augen ihre Sehkraft wiedererhielten, da war ihm, als befände er sich in einer Höhle.

Wo aber war er wirklich?

Nach mitteleuropäischer Zeit war es zwanzig Uhr.

Zu diesem Zeitpunkt sollte die Aktion in der Düsseldorfer Avantgarde-Galerie...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2021
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-1091-4 / 3751710914
ISBN-13 978-3-7517-1091-6 / 9783751710916
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