Die Herrscher der Sonne (eBook)

Echnaton und Nofretete
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
635 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-4822-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Herrscher der Sonne -  Alexander P. Dyle,  Alana M. Seymour
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Die Vision von einem Gott und die Möglichkeit, eine Revolution anzuzetteln in der Hand eines einzigen Mannes - Das Land am Nil stürzt in eine turbulente Phase des Umbruchs. Merit, eine Priesterin der Hathor wird in die politischen Intrigen von Achet-Aton hineingezogen. In der Stadt der Sonne, wo Echnaton und Nofretete ihre religiöse Revolution planen, lernt sie den Bildhauer Thutmosis kennen und lieben. Werden die beiden eine Zukunft haben?

Alexander P. Dyle ist ein Pseudonym, gewählt für die historischen Romane. Er ist als Wissenschaftler in der Geschichtsforschung tätig. https://www.alexanderdyle.com/

Prolog


Wenut-tepjt-Ra, das erste Entstehen des Sonnengottes


Dunkelheit. Ein schlanker Mann stand in der Wüste und blickte mit erwartungsvollem Blick Richtung Osten. In ziemlicher Entfernung wartete ein Wagenlenker neben dem Streitwagen, der mit Gold beschlagen war. Es dauerte nur noch wenige Minuten, dann geschah das tägliche Wunder. Der Sonnengott Ra erschien als neugeborene Sonne mit dem Namen Chepri am Horizont des Ostens. Feine, rötliche Strahlen tasteten sich an den Horizontbergen empor, wie die goldenen Finger des Sonnengottes, der aus der Unterwelt emporklettert. Tief ergriffen vom Geschehen begann der Mann zunächst leise, dann zunehmend lauter zu murmeln:

„Gegrüßt seiest du, vollendeter Ra, der jeden Tag aufgeht am Morgen ohne anzuhalten, Chepri, der sich abmüht mit Arbeiten, deine Strahlen sind im Angesicht, doch man kennt dich nicht. Weißgold kommt dir nicht gleich an deinem Glanz, Gott Ptah, der du die Glieder formst, Gebärender, der nicht geboren wurde, Einziger in seinem Wesen, der die Ewigkeit durchläuft, der auf seinen Wegen ist mit Millionen unter seiner Leitung...“ 

Tief ergriffen von der Naturerscheinung warf sich der schlanke Mann, der zuvor noch in Gebetshaltung gestanden und die Hände mit den Handflächen der Sonne entgegengestreckt hatte, auf den Boden und senkte sein Haupt auf den Sand. Die Jugendlocke auf der Seite des sonst kahlgeschorenen Kopfes, fiel auf den Sand, die Ohrgehänge klapperten und der Mann fuhr fort in seinem Gebet:

„Du bist früh auf, um aufzugehen am Morgen, dein Licht, es öffnet die Augen des Kleinviehs und wenn du untergehst im Westgebirge, dann schlafen sie, wie im Zustand des Todes. Gegrüßt seist du, Aton des Tages, der alles geschaffen hat, du bewirkst daß sie leben. Käfer, der sich selbst emporhebt, aus sich selbst entstanden, weil er nicht geboren wird, der inmitten der Göttin Nut ist, dem Jubel dargebracht wird, beim Aufgehen und gleichermaßen beim Untergehen, Erschaffender von dem, was die Erde hervorgebracht hat, Chnum und Atum des Sonnenvolkes. Starker Hirte, der seine Herde antreibt, ihre Zufluchtsstätte ist, der macht, daß sie leben. Ein Eilender, der seinen Lauf vollzieht, ausgezeichnet bei seiner Geburt, der seine Schönheit emporhebt am Leib der Nut, der die beiden Länder erhellt mit seiner Sonnenscheibe, der alleine war, der bis an das Ende der Länder vordrang, jeden Tag, im Anblick derer, die auf ihnen gehen, wenn du am Himmel aufgegangen und zu Ra geworden bist. Er macht die Zeitabschnitte in Form von Monaten, er liebt den Gluthauch des Sommers, er liebt das Kühle, er veranlaßt das Ermatten der Körper, wenn er sie mit seinen Fingern umfaßt. Jedes Land ist im Jubel bei seinem Aufgang an jedem Tag bei seinem Anbeten. Gegrüßt seist du Aton!“

Der junge Mann wartete ergriffen und vor seinem inneren Auge vollzog sich die Verwandlung des Sonnengottes: Aus dem Gott Chepri, der morgendlich verjüngten Erscheinungsform, welcher als Skarabäuskäfer die Sonnenkugel allmorgendlich am östlichen Horizont empor rollte. Nun wurde Chepri zum Gott Ra-Harachte, eine neue Form des Sonnengottes, bei welcher Ra und Horus, der zwischen den Horizonten ist. Nun erschien der Sonnengott mit Menschengestalt und Falkenkopf, der die Sonnenscheibe auf dem Haupt trug. Am Abend würde sich der Sonnengott erneut in westlichen Horizont in die abendliche Form, genannt Ra-Atum, verwandeln. Dann trat der Gott mit Menschenkörper und Widderkopf und roter Sonnenscheibe in die Unterwelt ein und verjüngt sich dort zu Chepri... Der junge Mann reflektierte noch einen Moment über das Thema, dann erhob er sich und klopfte sich den Wüstenstaub von den Beinen und dem weißen Leinenschurz. Er ging zum Streitwagen hin und sprach den Wagenlenker an: „Nun denn Juja, laß uns zurückkehren in die Stadt“.

„Zu Diensten mein Edler Herr!“ sprach der kräftig gebaute Mann, der etwa 40 Jahre alt sein mochte. Zusammen bestiegen sie die Standfläche des Wagens, Juja ergriff die Zügel und nach einem Knall mit der Peitsche brauste der leicht gebaute Streitwagen der ägyptischen Armee los. Auf der Fahrt zurück in die Stadt, konnte der junge Mann seine Gedanken nicht vom zuvor Erlebten abwenden. Er erinnerte sich, wie er bei seiner Ausbildung zum Sonnenpriester in Heliopolis, der Sonnenstadt des Gottes Re, weiter im Norden gewesen war. Wie alle männlichen Mitglieder der Königsfamilie wurde er als Priester und Krieger zugleich ausgebildet. Im großen Sonnentempel des Ra, das von seinen Gottesdienern Per-Aa, das Große Haus, genannt wurde, war er vor wenigen Jahren in die heliopolitanische Theologie und Schöpfungsgeschichte eingeweiht worden. Die Entstehung allen Lebens wurde hier der schöpferischen Kraft der Sonne zugeschrieben. Auch wenn der Sonnengott in unzähligen Formen und Namen auftrat, so blieb doch stets ein Element immer gleich: Die Sonnenscheibe, die den Namen Aton trug. Lag hierin das Geheimnis der Schöpfung, das Wesen des Gottes, konzentriert auf ein einziges Wesen? Wie oft hatte er die Rituale für Ra in den Sonnenheiligtümern verrichtet. Nach der Reinigung in einem Heiligen See, zog man, mit weißen Sandalen und weißem Leinenschurz bekleidet, den Kopf vollkommen kahlgeschoren, einen dunklen, überdeckten Aufweg entlang, bis man in die Weltenkammer eintrat. Wie sehr unterschieden sich doch die Tempel des Sonnengottes von denjenigen der anderen Götter, die in dunklen Wohnungen, verborgen in einem Kultschrein lebten. Doch der Sonnengott lebte im Licht, das von der Sonnenscheibe ausging. Daher waren seine Kultorte so anders. Aus der Weltenkammer, wo die Kraft der Sonne gebündelt wurde, traten die Priester in einen offenen Hof, der von allen Seiten mit einer festen Ziegelmauer wie eine Festung umgeben war und über unzählige Magazine und auch über Schlachthöfe verfügte. Hier im Hof wurden die Opfergaben für Ra niedergelegt. In der hinteren Hälfte des riesigen Hofes stand das Monument, das den Sonnengott repräsentierte. Keine Kultstatue, sondern ein Pyramidenstumpf auf welchem sich ein Steinmonument erhob. Es sah aus wie ein zu dicker, aber zu kurz geratener Obelisk. Die Spitze des Monuments, das die Priester den Ben-Ben-Stein nannten, war mit einer Weißgoldlegierung beschichtet, wenn der Morgen kam, und die ersten Strahlen des Sonnengottes das Land überfluteten, trafen sie zuerst auf die mit Gold beschichteten Spitzen des Ben-Ben-Steins, und der vielen Obelisken im Land. Doch zuerst waren es immer die riesigen Pyramiden im Land, die wegen ihrer enormen Größe mit ihren goldenen Spitzen das Licht des Sonnengottes immer als Erste einfingen. Wehmütig dachte der junge Mann an die Zeit der großen Pyramidenbauer. Cheops, der seine Pyramide „Horizont des Cheops,“ genannt hatte und Chefren, der eine fast ebensogrosse Pyramide baute, und ihr den hochtrabenden Namen „Grosse Pyramide“ gab, obwohl sie kleiner als die des Cheops war. Damals war Ra der absolute König aller Götter gewesen und Chefren war der erste König gewesen, der sich zum „Sohn des Ra“ erklärte. Seither waren alle Könige in ihrer Titulatur die Söhne des Sonnengottes gewesen, bis auf den heutigen Tag. Doch die Welt hatte sich verändert, in den tausend Jahren seit dem Bau der Pyramiden waren neue Götter aufgetreten und die Menschen waren zwischen den verschiedenen Götterkulten hin und hergerissen. Jeder größere Ort, jede Stadt hatte ihren lokalen Gott, welcher seinen Anhängern irgendetwas versprach und seien es nur die beim Volk äußerst beliebten Götterfeste. Dann hatte man freie Tage, wurde mit Opferfleisch, Brot und Bier aus den Tempeln beschenkt und konnte sich einen schönen Tag machen. Was die Priester in den dunklen Tempelräumen für Rituale praktizierten war dem Volk fremd, es hatte keinen Zutritt in die Räume des Allerheiligsten, die Rituale waren unverständliche Rezitationen und Opfer. Doch die geheimen Rituale zu Ehren der Götter wirkten, die Nilflut kam, Getreide und Gemüse wuchs im Überfluß und die Götter spendierten regelmäßig Götterfeste und Schenkungen aus dem Tempeln.

Schon rumpelte der Streitwagen durch die ersten Häusergassen, die noch vor dem Stadttor lagen.

„Men-Nefer (Memphis)“, dachte der junge Mann, „ein seltsames Schicksal das mich hierher verschlagen hat. Wäre mein älterer Bruder Thutmosis nicht vor einem Jahr bei einer Militärübung vom Streitwagen gestürzt und kurz darauf an seiner Kopfverletzung gestorben, dann wäre ich gar nicht hier, sondern immer noch Priester im Tempel der Sonne.“

Doch nun war er der Thronfolger und sein Vater Amenhotep III. war ein kranker alter Mann. Niemand wußte wie lange es noch dauern würde, ehe der König zu seinen Vorfahren in die Unterwelt gehen würde. Bis zu diesem Tag würde der Prinz in Men-Nefer (Memphis) einzurücken und dort mit der notwendigen Ausbildung zum Soldaten zu beginnen. Diesem Befehl des Gottkönigs hatte er sich zu fügen und wurde Soldat. Das Volk erwartete von einem König, daß er besonders in jungen Jahren, sich durch körperliche Leistungen in Jagd und Krieg hervortat. Sein Urgroßvater, Amenhotep der Zweite, hatte fast sein ganzes Leben lang diesen körperlichen Aktivitäten und der Gewalttätigkeit des Krieges gehuldigt. Die Kupferplatten, die Amenhotep II. in voller Fahrt aus dem Streitwagen mit seinen Pfeilen durchschoß, wurden in Tempel des Ptah aufbewahrt und seither allen Thronfolgern gezeigt. Nun also erwartete das Volk, der Vater und die Götter, daß auch er zum Krieger wurde. Sein Vater hatte ihm auch einst seinen Namen gegeben. Amenhotep, „dem Amun wohlgefällig“...  Wie sehr hätte er sich gewünscht, den Sonnengott Ra im Namen zu führen…, dachte er bei sich… Wieder wurde der junge Mann aus seinen Tagträumen gerissen, der Streitwagen hatte das Stadttor passiert und brauste auf das nahe dem...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Ägypten • anchesenamun • Echnaton • Historischer Roman • Nofretete • Semenchkare • Tutanchamun
ISBN-10 3-7526-4822-8 / 3752648228
ISBN-13 978-3-7526-4822-5 / 9783752648225
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