Maddrax 548 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0842-5 (ISBN)
Auf ihrer Mission, die Bewohner der Parallel-Universen in ihre Ursprungswelten zurückzubringen, kehren die Freunde nach Fort Knox zurück. Doch hinter dem Portal dort wartet bereits die nächste Bedrohung auf Matthew Drax und seine Gefährten.
Gleichzeitig schreitet die Vernichtung des Raum-Zeit-Kontinuums voran. Matt muss erneut mit Colonel Kormak zusammenarbeiten - nicht ahnend, dass der 'echte' Aran Kormak den Platz seines Parallelwelt-Doppelgängers eingenommen hat. Und welche düsteren Pläne er verfolgt ...
Der Feind, mein Verbündeter
von Ian Rolf Hill
Gelegenheiten sind dazu da, um genutzt zu werden. Wer wusste das besser als er, Colonel Aran Kormak? Sein gesamtes Leben über hatte er nichts anderes getan, als die sich ihm bietenden Chancen zu ergreifen.
Im Gegensatz zu den meisten Menschen fühlte sich Kormak dem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Er war keine willenlose Marionette einer höheren Instanz. Wer etwas erreichen wollte, musste Risiken eingehen und Niederlagen in Kauf nehmen. Doch am Ende, davon war er überzeugt, würde er der Gewinner sein.
All dies ging ihm durch den Kopf, während er in sein halbverwestes Antlitz blickte, das vor seinen Augen zu dampfender Schlacke zerschmolz.
Ironischerweise war es das Narbengewebe über seinem linken Auge, das der alles zersetzenden Säure am längsten Widerstand leistete. Ausgerechnet der Teil seines Körpers, der durch eine Verletzung zu einem derben, nutzlosen Klumpen Fleisch geworden war.
Kormak hatte die Narbe nie als Zeichen von Verwundbarkeit oder Schwäche gesehen. Im Gegenteil, sie war für ihn stets ein Symbol von Stärke gewesen. Ausdruck von Unbeugsamkeit und Willenskraft.
Dank ihr stand nun er vor dem gekachelten, fensterlosen Raum mit der rechteckigen Vertiefung und schaute zu, wie der Schädel seines Doppelgängers von der Säure zersetzt wurde. Stück für Stück hatte er die Leiche des früheren Befehlshabers dieses Forts hier herunter geschafft, um sie in der Verwertungsanlage zu entsorgen.
Durch Zufall war er auf diesen unterirdischen Komplex gestoßen, der noch unter dem ehemaligen Tresorraum lag, in dem sich mittlerweile das Waffenlabor von Trevor Garrett befand. Dass es darunter ein weiteres Tiefgeschoss gab, hatte Kormak nicht gewusst und konnte sich auch nicht daran erinnern, ob das in der Festung, die er aus seiner Realität kannte, ebenfalls der Fall gewesen war.
Zum Glück war sein Doppelgänger offenkundig doch nicht der tadellose Gutmensch und Weltenretter gewesen, für den er sich selbst gehalten hatte. Immerhin war es ihm gelungen, Commander Matthew Drax von seiner Integrität zu überzeugen, wofür Kormak seinem Parallelwelt-Duplikat noch nachträglich dankbar war.
Was ihn jedoch nicht daran gehindert hatte, ihm das Genick zu brechen. Die Leiche hatte er hinter einem Wandpaneel seines Quartiers versteckt, wissend, dass er sie dort nicht lange würde lagern können.* Er musste eine Möglichkeit finden, sie zu entsorgen.
Und er hatte sie gefunden. In den Aufzeichnungen seines Doppelgängers.
Das Tiefgeschoss, in dem er sich befand, beherbergte eine Reihe von Labors zur Entwicklung und Erprobung biologischer und chemischer Kampfmittel. Nach der Entwicklung des Paralysators waren die Forschungen allerdings eingestampft worden.
Auf Befehl von General Drax.
Kormak war aus purer Neugier hier heruntergekommen. Wenn sein Doppelgänger tatsächlich mit ihm identisch war, bis auf einige mehr oder weniger gravierende Unterschiede im Lebenslauf, dann konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Pendant aus der Parallelwelt den Befehl blind befolgt hatte. Kein Soldat war so dumm, sich nicht sämtliche Optionen zur Vernichtung des Feindes offenzuhalten.
Und er hatte recht behalten.
Hier unten, tief in den Eingeweiden der am stärksten befestigten Militär-Basis des Weltrats, befand sich der Grundstock für seine eigene Machtergreifung. Zwar waren die meisten Exemplare der Siragippenzucht in der Säurekammer vernichtet worden, doch in einem der Kühlräume lagerten noch genügend Eier, um ganz von vorne zu beginnen.
Es sprach für die Weitsicht seines Doppelgängers, dass er sie nicht ebenfalls zugunsten des Paralysators vernichtet hatte.
Da der Zugang zu diesem Komplex beschränkt war, gab es auch nur wenige Menschen, die überhaupt von diesem Plan B wussten. Außer ihm gehörten dazu eigentlich nur seine rechte Hand Vasraa sowie der Chefingenieur Garrett. Zumindest waren das die Einzigen, die den Übergang mitgemacht hatten und noch am Leben waren. Aber selbst bei ihnen zweifelte Kormak an, dass sie Kenntnis von den übriggebliebenen Siragippen-Eiern besaßen.
Sein Pendant hatte es zwar nicht explizit erwähnt, doch Kormak konnte zwischen den Zeilen lesen. Am Staub, der hier unten beinahe fingerdick auf den Armaturen lag, war abzulesen, dass diese Anlage schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Die Beseitigung des Leichnams seines Doppelgängers war eine willkommene Gelegenheit, die Funktionsfähigkeit der Säurekammer und der Knochenmühle zu testen.
Beides funktionierte zu seiner vollsten Zufriedenheit.
Kormak wartete, bis sämtliches Gewebe zusammen mit der Säure im Ausfluss versickert war. Dann aktivierte er die Entlüftung und spülte die Leitungen der Düsen mit Wasser, das den Rest der ätzenden Flüssigkeit von den Kacheln wusch, sodass er gefahrlos die Kammer betreten konnte.
Natürlich erst nachdem er die Armaturen gesichert hatte. Er hatte keineswegs vor, den Löffel abzugeben, nur weil eine abgemagerte Ratze versehentlich zur falschen Zeit auf den falschen Knopf sprang.
Kormak zog sich die unterarmlangen Sicherheitshandschuhe über, setzte sich die Schutzhaube auf und griff nach Greifzange und Eimer. Derart gewappnet, betrat er die Säurekammer. Nicht zum ersten, aber vorerst zum letzten Mal. Mit den Armen und Beinen hatte er begonnen, ehe er sich des Rumpfes angenommen hatte.
Dass er den Schädel zuletzt entsorgt hatte, besaß für ihn mehr eine symbolische Bedeutung. Kormak war keineswegs so abgebrüht, dass er nichts bei dem Anblick seines halbverwesten Doppelgängers gefühlt hätte. Er hatte kein perverses Vergnügen dabei empfunden, als er ihn getötet hatte, ja nicht einmal Befriedigung. Es war eine reine Notwendigkeit gewesen, nicht mehr und nicht weniger.
Rückblickend hatte Kormak keine andere Wahl gehabt. So pathetisch es auch klingen mochte, aber die Welt war zu klein für zwei von ihnen.
Die Leiche seines Doppelgängers hier herunterzuschaffen, war kein Problem gewesen. Niemand hatte es gewagt, Fragen zu stellen. Selbst Vasraa hatte ihn in den vergangenen Tagen und Wochen nur mit den nötigsten Anliegen behelligt, nachdem er sie um eine Auszeit gebeten hatte, um über ihre Situation nach dem Weltenwechsel in Ruhe nachzudenken. Allzu lange würde diese Schonzeit jedoch nicht anhalten, darüber war er sich im Klaren. Er war immerhin der Kommandant dieser Basis und konnte es sich nicht leisten, den Kopf in den Sand zu stecken.
Vor allen Dingen durfte er kein Misstrauen erregen. Änderungen in seinem Wesen und seinen Reaktionen konnte er durch die Besonderheit ihrer Lage erklären, immerhin waren sie mit begrenzten Ressourcen in einer fremden, möglicherweise feindlich gesonnenen Welt gestrandet.
Unkenntnis über die Realität, aus der sein Doppelgänger kam, war jedoch unentschuldbar. Zumal Vasraa wusste, dass es auch in dieser Welt einen Colonel Kormak gegeben hatte.
Dass Drax ihn für tot hielt, hatte ihn allerdings überrascht. Dabei konnte der Colonel von Glück reden, dass der Commander nicht mit seiner telepathisch begabten Barbarin hier aufgetaucht war. Die hätte seine wahre Identität schnell durchschaut.
Früher oder später würde er aber auf Aruula treffen, so viel stand fest. Deshalb galt es, Vorkehrungen zu treffen. Selbst wenn Drax davon überzeugt war, dass sein Parallelwelt-Pendant ein Günstling des Weltrats und damit ein Verbündeter war, bedeutete das noch lange nicht, dass er ihm vertraute. Er würde ihn auf jeden Fall von Aruula scannen lassen. Es musste ihm also gelingen, seine Gedanken irgendwie abzuschirmen.
Auch hier waren die Aufzeichnungen seines Doppelgängers nützlich. Je mehr Kormak sich auf das Material konzentrierte, desto weniger dachte er an die Vergangenheit. Auf keinen Fall durfte er sich durch Erinnerungen an Novis, Knocks, Glesgo und die Reenschas sowie den Hort des Wissens oder die Oase der Hundert verraten.
Zunutze machen konnte er sich dagegen seine Abneigung Miki Takeo gegenüber, denn in der Parallelwelt war der Androide ein gefährlicher Terrorist. Es musste ihm lediglich gelingen, die Ursache für ihre Feindschaft zu verschleiern. Er hoffte, dass ihm noch genug Zeit blieb, um die Selbsthypnose abzuschließen.
Das dritte Problem war Vasraa.
Wie schon in seiner Realität, fungierte sie auch in der Parallelwelt als seine Stellvertreterin und Vertraute. Nur dass sie hier noch viel mehr verbunden hatte.
Sie hatten ein gemeinsames Kind gehabt, Zekiya, die jedoch kurz nach der Geburt gestorben war. Ein Schicksalsschlag, an dem die Beziehung zwischen Vasraa und seinem Doppelgänger zerbrochen war. Trotzdem waren sie weiterhin Kollegen geblieben, und nach ihm war Major Vasraa Uon die ranghöchste Offizierin des Forts. Eine Offizierin, die ihn besser kannte als jeder andere Soldat oder Zivilist innerhalb des Areals.
Daher stellte sie auch die größte Bedrohung dar. Egal, wie er es drehte oder wendete, es gab keine andere Lösung: Er würde Vasraa ebenfalls beseitigen müssen.
Allerdings war Vorsicht geboten. Auf ihn durfte nicht der geringste Verdacht fallen. Am besten wäre es, wenn sie einem fingierten Unfall zum Opfer fiele. Aber alles zu seiner Zeit. Zunächst kam es darauf an, die Spuren seines...
Erscheint lt. Verlag | 19.1.2021 |
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Reihe/Serie | Maddrax |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-0842-1 / 3751708421 |
ISBN-13 | 978-3-7517-0842-5 / 9783751708425 |
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