Mordseestrand (eBook)

Ein Borkum-Krimi. Spannender Küstenkrimi: Zwei Hobbydetektive ermitteln auf beliebter Urlaubsinsel
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
287 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-0353-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mordseestrand -  Emmi Johannsen
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Hochsommer auf Borkum, am Strand tummeln sich die Feriengäste. Auch Hobbydetektivin Caro Falk freut sich auf einen sonnigen Tag am Meer, da schreckt ein schriller Schrei die Urlauber aus ihren Strandkörben auf. Ein kleiner Junge steht knietief im Wasser und brüllt wie am Spieß - in seinem Eimer schwimmt ein abgetrennter Finger. Als wenig später die dazugehörige Leiche auftaucht, ist Caros Neugier geweckt. Der tote Wattführer war ein engagierter Umweltschützer, der auf der Insel einige Feinde hatte - und noch mehr Geheimnisse verbarg ....



Emmi Johannsen ist das Pseudonym von Christine Drews. Ihre Romane, Thriller und Krimis konnten bereits etliche Leser im In- und Ausland begeistern. Mit ihren Borkum-Krimis erfüllt sie sich einen besonderen Traum: Inspiriert von ihrer liebsten Urlaubsinsel schreibt sie nun als Emmi Johannsen eine humorvolle Krimireihe um Caro Falk und Jan Akkermann, die gemeinsam auf Borkum Verbrecher jagen.

Emmi Johannsen ist das Pseudonym von Christine Drews. Ihre Romane, Thriller und Krimis konnten bereits etliche Leser im In- und Ausland begeistern. Mit ihren Borkum-Krimis erfüllt sie sich einen besonderen Traum: Inspiriert von ihrer liebsten Urlaubsinsel schreibt sie nun als Emmi Johannsen eine humorvolle Krimireihe um Caro Falk und Jan Akkermann, die gemeinsam auf Borkum Verbrecher jagen.

1


Drei Wochen vorher.

Trotz der frühen Uhrzeit war es schon recht warm. Das Thermometer in Hinnerks Garten hatte heute Morgen um kurz vor sieben bereits zwanzig Grad angezeigt. Es versprach, ein heißer Tag zu werden, weshalb Caro lieber schon vor der Schule mit Aila spazieren ging. Die finnische Lapphündin mochte die Hitze nicht und würde sich später in Hinnerks Keller verziehen, wenn das Thermometer die 30-Grad-Marke überschritt. Jetzt war es hier am Strand aber noch herrlich. Eine frische Brise wehte Caro durch die Haare und Aila durch das dicke weiße Fell.

Caro blieb stehen und schaute auf das Meer. Die Sicht war klar, und sie konnte den Windpark gut sehen, der mitten in der Nordsee aus Dutzenden Windkrafträdern errichtet worden war. Es war Ebbe, und die Möwen stürzten sich scheinbar todesmutig vom Himmel herab, um Krebse und anderes Meeresgetier zu fangen. Es kam ihr fast brutal vor, wie die Vögel die Schalentiere in die Luft schleuderten, damit sie kurz darauf halb tot oder mit einem Bein zu wenig wieder auf den Boden krachten, um dann von ihren Angreifern leichter gefressen werden zu können. Ebbe war Essenszeit. Jedenfalls für die Möwen.

Durch zahlreiche kleine Priele lief das Wasser zurück in die Nordsee und gab immer mehr von dem schlickigen Boden frei. Der schwarze Schlamm, der hartnäckig an der Haut kleben blieb, sollte angeblich Wunder wirken, Zeichen der Hautalterung bekämpfen und für feinere Poren sorgen. So hatte man es ihr vor ein paar Jahren in einem Berliner Schönheitssalon gesagt, als ihr für viel Geld der Meeresboden ins Gesicht geschmiert wurde, der ihr hier nun täglich um die Füße schwappte.

Caro musste schmunzeln. Wie fern kam ihr dieses Hauptstadtleben heute vor. Wie sehr genoss sie es jetzt, jeden Tag an der frischen Luft zu sein und in der schönsten Natur leben zu können, die dieser Planet zu bieten hatte.

Während Aila mal wieder einer Möwe hinterherjagte, von denen sie zum Glück noch nie eine erwischt hatte, fiel Caros Blick auf die Strandpromenade, die in der Ferne sichtbar wurde. Die weißen Bauten, die Hotels, aber auch Gästehäuser beherbergten, wirkten wie eine Trutzburg im Meer. Das Farbenspiel aus blaugrauem Wasser, gelblichem Sand und strahlend weißer Häuserfassade vor leuchtend blauem Himmel hatte so eine entschleunigende und beruhigende Wirkung auf sie, die sie immer wieder von Neuem überraschte. Es machte einfach einen Unterschied, ob man morgens als Erstes auf eine dreispurige Straße oder auf Strand und Meer blickte.

Caro atmete die frische Luft tief ein. Der endlose Strand war noch menschenleer. Das war zum einen der frühen Uhrzeit geschuldet, zum anderen der Tatsache, dass es noch eine Woche dauerte, bis die Sommerferien beginnen sollten. Dann wäre hier auch morgens um sieben schon was los, und die ersten Jogger, Walker und Hundebesitzer würden ihre Runden ziehen. Das Saugbaggerschiff, das vor der Küste die Fahrrinne erweiterte, damit der Urlauberverkehr auch problemlos über die Bühne gehen konnte, war schon seit Tagen aktiv und spuckte den angesaugten Sand Richtung Insel. Alles bereitete sich auf die Hauptsaison und den großen Gästeansturm vor, der die Insel in einen einzigen Bienenstock verwandeln würde. Dann würde die Luft wieder erfüllt sein vom Lachen und Weinen der zahllosen Kinder, vom gut gelaunten Geplauder und schlecht gelaunten Geschimpfe ihrer Eltern, vom lauten Klingeln der Fahrräder und den nicht weniger lauten »Rechts fahren!«-Rufen ihrer Besitzer. Aber jetzt hatte Caro den Strand noch für sich, und sie liebte die Ruhe und Einsamkeit, die sie nur hier erleben konnte.

Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie in den drahtigen Mann hineinlief, der plötzlich hinter der Düne auftauchte. Er trug einen zerschlissenen grauen Pulli, der dieselbe Farbe hatte wie seine dünnen Haare, die ihm bis in den Nacken fielen.

»Himmel! Was schleichst du denn schon so früh hier rum? Ich hab fast ’nen Herzinfarkt gekriegt!«

Jo Hammert grinste sie breit an. »Dafür bist du noch zu jung, Mädchen.« Er hielt einen großen Jutesack hoch, der in allen Farben des Regenbogens schimmerte. »Der Müll kennt keine Tageszeit. Je eher er wegkommt, desto besser. Und morgens ist es jetzt noch nicht so heiß.«

Caro nickte. Sie hatte den kauzigen Jo schon häufig am Strand getroffen, wenngleich noch nie so früh. Der engagierte Umweltschützer hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Müll einzusammeln, den das Meer mit jeder Welle auf die Insel brachte. Und in den letzten Jahren war es immer mehr geworden. Jo hatte ihr mal erzählt, dass er vor zehn Jahren vielleicht einen Sack am Tag vollbekommen hatte. Heute leerte er ihn mehrmals in den Mülltonnen und konnte immer wieder von Neuem losgehen und ihn mit Plastikteilen füllen. Inzwischen gab es am Strand sogar Sammel-Aktionen mit den Urlaubern. Mit kleinen Sachpreisen versuchte man, gerade die Kinder für das Müllsammeln zu begeistern. Eigentlich eine gute Idee, wie Caro fand, aber als Justus dann irgendwann drei Mini-Gummibärchentüten als seinen Müll-Lohn vorzeigte, konnte sie nur mit dem Kopf schütteln. Zehn Gummibärchen in Mini-Plastiktüten verpackt, waren in ihren Augen kein Beispiel dafür, wie man Müll am besten vermeiden konnte.

»Ich finde es super, dass du das machst, Jo. Wirklich vorbildlich.«

»Du weißt ja, wie sehr mein Herz an der Natur hängt. Neulich habe ich das leere Nest einer Sumpfohreule gefunden. Das bestand zu bestimmt neunzig Prozent aus Plastik. Ein totes Küken lag noch im Nest, verheddert in einem alten Plastiknetz. Es hatte sich quasi aufgehängt.« Jo wirkte betroffen und wütend zugleich.

»Schlimm ist das«, stimmte Caro ihm zu.

»Ja. Zumal diese Eulenart vom Aussterben bedroht ist. Es gibt nicht mehr viele von den Biestern.« Jo öffnete seinen Sack und holte die Plastikhalterung eines Dosen-Six-Packs heraus. »Und hieran erwürgen sich Vögel und Fische. Warum wird so etwas überhaupt hergestellt?« Sein sonnengegerbtes Gesicht verfärbte sich rot vor Wut.

Caro sah ihn bedauernd an. In Jos Sack befand sich fast ausschließlich Plastik, wie sie mit einem Blick feststellte. Plastikflaschen, Plastiktüten, mehrere schwarze Plastikpäckchen und andere Plastikverpackungen. Plastik, Plastik, Plastik.

»Solange wir diese ganzen Verpackungen kaufen, wird sich vermutlich nie was ändern«, meinte sie.

»Ich kauf so was nicht!« Er sagte das mit so einer Vehemenz, als handelte es sich nicht um Plastik-, sondern um Atommüll.

»Ich weiß.« Jo kaufte nur frische Sachen im Bioladen, den es seit ein paar Jahren gegenüber vom City Center gab, und pflanzte außerdem viel in seinem eigenen Garten an. Caro bewunderte, wie konsequent er seine ökologische Lebensweise verfolgte, wusste aber auch, dass es für sie in dem Maße nicht praktikabel war. Als alleinerziehende berufstätige Mutter konnte sie kein Gemüse im eigenen Garten anbauen. Außerdem hatte ein Zehnjähriger auch Wünsche, die manchmal eben nicht bio waren und die sie ihm nicht alle verwehren wollte. Es war einfach etwas anderes, ob ein alleinstehender Mittfünfziger komplett auf Plastik verzichtete oder eine Frau mit Kind und Job. »Dein Einsatz für die Umwelt ist großartig, Jo.«

»Die einen sagen so, die anderen so«, grummelte er und strich sich über sein markantes Kinn, das wie der Rest seines Gesichtes von Sommersprossen übersät war.

»Gegen das Müllsammeln hat doch nun wirklich keiner was«, meinte Caro schmunzelnd, die ahnte, worauf er anspielte.

Bei einigen Borkumern war der Umweltschützer nämlich ganz und gar nicht beliebt. Der Tourismus war nun mal die Haupteinnahmequelle fast aller Insulaner und ließ sich nicht immer so mit dem Naturschutz verbinden, wie es sich ein Jo Hammert wünschte. Der hatte schon gegen die Surfschule protestiert, weil die mit ihren Schülern zu nah an die Seehundbank gekommen war, und sich vehement dafür eingesetzt, dass Borkum komplett autofrei wird, selbst den Taxiverkehr wollte er verbieten lassen. Mit solchen Aktionen machte man sich nicht nur Freunde.

Jo strich sich eine seiner langen grauen Strähnen aus den Augen. »Jeder sollte immer den Müll aufsammeln, den er sieht«, sagte er.

Caros Blick fiel auf Jos Finger. Die oberen Glieder waren auffällig rundlich verformt, und die Nägel wölbten sich wie Uhrglas, bogen sich zum Ende fast wie Krallen zu den Fingerspitzen hin. »Da hast du bestimmt recht. Aber vielleicht solltest du beim Sammeln besser Handschuhe tragen?« Sie musste an ihren alten Schönheitssalon in Berlin denken, in dem ihr nicht nur der Meeresschlamm ins Gesicht geklatscht worden war, sondern sie auch jahrelang zur Maniküre ging. Wenn die jungen Damen dort Jos Fingernägel sehen würden, würden sie Schnappatmung bekommen.

Jo war ihr Blick nicht entgangen, und er lachte heiser. »Bei diesen Händen ist ohnehin Hopfen und Malz verloren«, sagte er und hielt sie demonstrativ hoch. »Hat aber nix mit dem Müll zu tun.«

»Sondern?«

»Trommelschlegelfinger heißen die im Fachjargon«, erklärte er, »meine kranke Lunge ist schuld daran. Die versorgt die Finger nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff.« Er räusperte sich kurz und blickte in die Ferne. Caro merkte, wie sehr ihn das Thema berührte.

»Das hört sich ja nicht gut an«, sagte sie besorgt. »Bist du in Behandlung?«

»Natürlich. Die Lunge ist ja der Grund, warum ich vor über zwanzig Jahren nach Borkum gezogen bin«, antwortete Jo und atmete tief durch, als wollte er ihr zeigen, wie gut er das hier konnte. »Solange ich täglich meine Medikamente nehme und keinen großen Stress habe, passiert nichts. Sonst ist das Risiko...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2021
Reihe/Serie Bork
Bork
Borkum-Krimireihe
Borkum-Krimireihe
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Friesen • Friesland • Hobbydetektiv • humorvoller Krimi • Inselkrimi • Krimikomödie • Krimis • Küstenkrimi • Naturschutz • Norddeutschland • Nordsee • Nordseeinsel • Privatermittler • regional • Urlaubskrimi • Vogelschutz • Whodunnit
ISBN-10 3-7517-0353-5 / 3751703535
ISBN-13 978-3-7517-0353-6 / 9783751703536
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99