John Sinclair Sonder-Edition 147 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0829-6 (ISBN)
Einer jagte die Bande der Schwarzen Henker wie ein Bluthund die Beute: Richter Jerome T. Harker. Aber die Gangster drehten den Spieß um. Sie entführten den Richter und köpften ihn.
Doch Harker kehrte zurück. Als Kopfloser und mit einer Machete bewaffnet geisterte er nun durch London - und hinterließ dabei eine lange Blutspur.
Das machte die Sache endgültig zu einem Fall für uns. Und für Suko und mich sollte die Jagd auf den kopflosen Rächer zu einem wahren Höllentrip werden ...
Der kopflose Rächer
von Jason Dark
Einer jagte die Bande der Schwarzen Henker wie ein Bluthund die Beute: Richter Jerome T. Harker. Aber die Gangster drehten den Spieß um. Sie entführten den Richter und köpften ihn.
Doch Harker kehrte zurück. Als Kopfloser und mit einer Machete bewaffnet geisterte er nun durch London – und hinterließ dabei eine lange Blutspur.
Das machte die Sache endgültig zu einem Fall für uns. Und für Suko und mich sollte die Jagd auf den kopflosen Rächer zu einem wahren Höllentrip werden ...
Seit Tagen schon lag in Brenda Tradlins Augen der leere Blick der Trauer. Sie konnte den Tod ihres Chefs noch immer nicht fassen. Ein derartig vitaler Mensch, der mitten im Leben gestanden hatte. Dreiundfünfzig Jahre war doch kein Alter.
Ihre Arbeit am Gericht würde sie behalten, doch jeder Schritt würde sie in der ersten Zeit an den Verstorbenen erinnern.
Brenda dachte daran, Urlaub zu nehmen. Allerdings wäre das jetzt der falsche Zeitpunkt. Auch im Urlaub würde sie den Richter wohl kaum vergessen können.
Vor seinem Büro blieb sie stehen. Es war ungewöhnlich ruhig. Kein Klappern hochhackiger Absätze, keine Stimmen, nur die abendliche Leere und das kalte Licht der Kugellampen, das sich auf dem glatten Boden spiegelte.
Reiß dich zusammen! befahl sie sich. Alles im Leben hat einmal ein Ende. Warum zittere ich denn? Sie lachte nervös, als sie den Arm hob und gegen die Bürotür klopfen wollte.
Die alte Gewohnheit eben ...
Das Schild mit dem Namen ihres toten Chefs hing noch immer dort. Die schwarzen Buchstaben hoben sich deutlich vom matten Untergrund ab.
JEROME T. HARKER
Nicht mehr und nicht weniger. Keine Berufsbezeichnung, kein Schnickschnack, aber dieses Schild stimmte. Es gab in seiner Schlichtheit eigentlich das Wesen des Verstorbenen wieder.
Die Frau schüttelte sich, als sie die Klinke nach unten drückte. Wie immer klemmte die Tür etwas. Selbst diese Tatsache packte Brenda in die Schublade ihrer Erinnerungen.
Sie betrat das Büro. Den Kopf hielt sie gesenkt und schaute auf den graugrünen Teppichboden. Sie war diesen Weg nicht sehr oft gegangen, normalerweise betrat sie das Büro durch die Seitentür des Sekretariats.
Heute nicht.
Er war ja nicht mehr da.
Doch, er war da!
Er saß hinter seinem Schreibtisch. Brenda sah ihn im Licht der Lampe überdeutlich.
Er trug sein braungraues Jackett, darunter das weiße Hemd mit dem Stehkragen und der korrekt gebundenen Fliege. Seine Arme lagen auf dem Schreibtisch, die Hände waren leicht gekrümmt, als wollten sie den Besucher näher bitten.
Es war wie immer.
Oder fast wie immer.
Nur etwas fehlte bei Jerome T. Harker!
Sein Kopf!
Brenda Tradlin schrie, schrie und schrie – bis sie von einer Ohnmacht erlöst wurde und umfiel ...
✰
Erinnerungen
Wie so oft war es ein harter Tag gewesen, und wie so oft hatte sich wieder einmal alles auf den Freitag konzentriert. Dabei hatte sich Jerome T. Harker vorgenommen, einmal pünktlich das Gericht zu verlassen, um in sein Landhaus zu fahren. Doch das war ihm wie so oft nicht gelungen. Zusammen mit seiner Sekretärin, Brenda Tradlin, hatte er noch einige Akten durcharbeiten müssen, und beide hatten sich anschließend gefreut, auf den Sachverhalt gestoßen zu sein, der ungemein wichtig war. Sie hatten die Beweise gefunden, jetzt konnten sie einer der gefährlichsten Banden Londons etwas ans Zeug flicken und sie ausheben.
Der Richter war ein Tüftler, der am Ball blieb, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Er wollte nicht an die kleinen, sondern an die großen Fische herankommen. Fleißig arbeitete er die Akten durch und bereitete sich sorgfältig auf die Prozesse vor. Die Täter sollten überführt und bestraft werden. Und das sollte bei diesem Fall nicht anders sein.
Es war bisher noch gar nicht zu einer Anklage gekommen, die Polizei hatte nicht mal zugegriffen. Aber man war im Begriff eine Falle vorzubereiten für den Chef der schwarzen Henker, Mac Maschke
Harker gab den Gangster nicht mehr als zwei Wochen. Dann würden die Kollegen zuschlagen können.
»Fahren Sie noch in Ihr Landhaus?«, erkundigte sich Brenda, als sie das Gericht verließen.
»Ja, das werde ich.«
»So allein?«
Harker hob die Schultern. »Was wollen Sie machen, Brenda? Meine Frau ist vor zwei Jahren gestorben. Das sitzt noch tief, wissen Sie? Jeden Abend muss ich daran denken.«
»Verstehe, Sir.«
Sie gingen gemeinsam auf den Parkplatz, der um diese Zeit ziemlich leer war. Wochenendwetter war das nicht, was der Himmel bot, zeigte er sich doch arg bedeckt. Es würde Regen geben und natürlich Wind, doch das war für Oktober auch nicht ungewöhnlich.
Der Richter reichte ihr die Hand. »Ja, Brenda, dann machen Sie es mal gut. Wir sehen uns am Montag.«
»Auch Ihnen ein schönes Weekend, Sir. Ich hoffe nur, dass Sie sich nicht zu viel Arbeit mitgenommen haben.«
»Nein, nein, nur Kleinigkeiten.«
Brenda lächelte noch einmal, drehte sich um und ging. Sie ärgerte sich ein wenig darüber, dass ihr Chef zwar nett und freundlich war, ihrer Ansicht ruhig noch etwas netter hätte sein können. Schließlich war die Frau mittlerweile seit zwei Jahren tot.
Was nicht ist, kann ja noch werden, dachte sie und setzte sich in ihren Wagen.
Der Richter hatte seinen Jaguar schon gestartet. Er liebte diesen alten Wagen, und solange das Auto noch fuhr, sah er keinen Grund, ihn zu verkaufen.
Der Moloch London schluckte nun den Jag in dem für die Marke typischen British Racing Green. Harker wusste, dass es seine Zeit dauerte, bis er den abendlichen Verkehr hinter sich gelassen haben würde.
Um sich zu entspannen, legte er eine Kassette ein. Musik von Vivaldi, die auch seine Frau so gern gehört hatte. Als er an sie dachte, überkam ihn wieder eine sanfte Trauer. Obwohl es schon zwei Jahre her war, setzte sich bei dem Gedanken an sie noch immer ein Kloß in seinem Hals fest, und er spürte auch den Druck hinter seinen Augen. Hinzu kam die Musik, die seine Einsamkeit nicht vertrieb, sondern ihm nur noch deutlicher bewusst machte, in welch einer Leere er sich nach Dienstschluss bewegte.
Zudem gefiel es ihm nicht, dass er allein im Wagen saß. Er hätte seine Frau Mary liebend gern neben sich auf dem Sitz gehabt. Zum Glück aber musste er sich auf den Verkehr konzentrieren, und die depressive Stimmung verschwand wieder.
Die Fahrt führte ihn in südliche Richtung. Sein Wochenendhaus lag nicht direkt an der Küste, sondern in den Hügeln. So entging er dem Trubel, der sich in Küstennähe abspielte, und konnte noch etwas von der Natur genießen.
Jenseits der Millionenstadt lichtete sich der Verkehr. Noch brauchte er kein Licht einzuschalten, aber die Wolken zogen sich immer mehr zusammen, und bis zum Einbruch der Dämmerung würde es nicht mehr lange hin sein.
Beiläufig sah er sein Gesicht im Rückspiegel. Nach dem Tod seiner Frau waren die Falten noch tiefer und die Haare weiß geworden. Er hatte sie kurz geschnitten, sie standen nun in die Höhe wie das Gras im Garten.
Der blaue Wagen war ihm schon vor einiger Zeit aufgefallen. Einem anderen Menschen wäre es kaum passiert, doch Harker hatte sich angewöhnt, auf seine Umgebung zu achten. Auch Richter lebten gefährlich, und er besonders, weil es sich herumgesprochen hatte, dass er vor den großen Fischen keine Angst zeigte. Immerhin aber ging es ihm noch besser als den italienischen Richtern und Staatsanwälten, die das organisierte Verbrechen bekämpften. Die konnten keinen Schritt mehr ohne Bewachung gehen und schliefen jede Nacht woanders, weil sie sich permanent im Fadenkreuz der Mafia befanden.
Der hellblaue Peugeot beschleunigte plötzlich, glitt an den Jaguar heran und überholte ihn dann.
Harker sah, dass das Fahrzeug mit zwei Männern besetzt war. Viel konnte er von ihnen nicht erkennen. Sie trugen wohl dunkle Jacken, und einer hatte eine flache Mütze auf dem Kopf. Sie wischten an ihm vorbei, aber Harker lächelte kalt. Er war davon überzeugt, dass sie ihn beobachteten.
Wenig später zweifelte er an seiner eigenen Meinung, denn der Peugeot beschleunigte und war bald aus seinem Gesichtsfeld verschwunden.
Harker lächelte und nannte sich einen alten Narren. Er sah überall Gespenster, glaubte, dass ihm jeder auf den Fersen war. Die Zeitungsberichte aus Italien hatten ihn nervös werden lassen. Seine Kollegen lebten dort mehr als gefährlich.
Aber hier war England ...
Dennoch beschäftigten sich seine Gedanken mit den vergangenen Fällen. Bei der Bande der schwarzen Henker blieben sie hängen. Angeführt wurde sie von einem Typ namens Mac Maschke. Woher der Knabe gekommen war, wusste niemand so richtig, er gehörte aber zur Spitze der Unterwelt.
Mit der Mafia und damit mit ihrem Chef Logan Costello hatte Maschke aber nichts zu tun. Er kochte sein eigenes Süppchen, das heißt, er war der Abkocher. Seine Bande lebte von Raub, Erpressung und auch von Mord. Sie nahm sich die kleinen Geschäftsleute vor. Und es spielte keine Rolle, ob jemand einen Gemüsestand auf dem Wochenmarkt betrieb oder sein Geld...
Erscheint lt. Verlag | 19.1.2021 |
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Reihe/Serie | John Sinclair Sonder-Edition |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead |
ISBN-10 | 3-7517-0829-4 / 3751708294 |
ISBN-13 | 978-3-7517-0829-6 / 9783751708296 |
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