Viele Erben verderben das Sterben (eBook)

Ein neuer Fall für Pippa Bolle
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
432 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2427-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Viele Erben verderben das Sterben -  Auerbach &  Auerbach
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Sterben ist silber, erben ist gold! Hobbydetektivin Pippa Bolle freut sich auf einige schöne Tage in Venedig. Dort soll sie auf Mara, die blinde Tochter ihrer Schwägerin, aufpassen. Doch dann kommt alles anders und plötzlich steckt Pippa mitten in einem handfesten Erbstreit, ausgelöst von Benito Pazzoli, Venedigs größtem Frauenheld seit Casanova. Als hätte sie damit nicht schon genug um die Ohren, taucht auch noch ein Toter im Kanal auf. Die Hobbydetektivin ist ganz in ihrem Element und stürzt sich Hals über Kopf in die Ermittlungen.

Frau Auerbach lebt und arbeitet als freie Autorin im Rheingau. Sie schreibt Krimis, Kurzgeschichten und Drehbücher. Sie liebt einsame Inseln aller Längen- und Breitengrade, auf denen und über die sie schreibt. Ihre lebenslange Passion gilt Shakespeare und einem guten Glas Single Malt Whisky.

Frau Auerbach lebt und arbeitet als freie Autorin im Rheingau. Sie schreibt Krimis, Kurzgeschichten und Drehbücher. Sie liebt einsame Inseln aller Längen- und Breitengrade, auf denen und über die sie schreibt. Ihre lebenslange Passion gilt Shakespeare und einem guten Glas Single Malt Whisky.

Prolog

Mittagsruhe senkte sich über die kurze Wasserstraße, die am Ende des Sestiere Castello wie eine flüssige Sackgasse direkt in die Lagune von Venedig mündete. Der Kanal lag so still in seinem künstlichen Bett, als wäre er als Spiegel der wenigen Gebäude angelegt worden, die ihn umsäumten.

Im einzigen Palazzo, den der Canal Corto zu bieten hatte, sah Benedetta Pazzoli mit strengem Blick über den Esstisch und zählte die Häupter ihrer Lieben. »Wo ist Cressida?«, fragte sie, als ihr linker Hand ein unbesetzter Stuhl ins Auge stach.

In diesem Moment schwang die Tür auf, und ihre jüngste Schwester hastete ins Esszimmer. »Entschuldigt bitte«, sagte sie und hielt dabei den Kopf gesenkt. »Die Hitze macht mich fertig. Ich hatte mich kurz hingelegt und bin leider eingeschlafen.«

»Es ist wirklich viel zu heiß für Mitte Oktober«, meldete sich Bruna von Benedettas rechter Seite, als wollte sie durch diesen Einwurf von der Verspätung der jüngsten Schwester ablenken. »Erst tagelang Dauerregen, als sollten sämtliche Kanäle durchgespült werden, und dann kommt der Sommer noch mal mit Wucht zurück. Ich bin auch ganz …«

»Wir sind nicht hier, um über das Wetter zu reden«, unterbrach Benedetta, »sondern um uns über unsere Zukunft Gedanken zu machen. Eine Zukunft«, sie zeigte auf den ­üppig gedeckten Tisch, »in der Köstlichkeiten wie Parmaschinken, Büffelmozzarella, Provolone mit Trüffel und ­perlender Raboso bald zur Seltenheit werden könnten.« Zufrieden registrierte sie die sofortige und ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, fixierte dann wütend den leeren Platz am anderen Ende der Tafel, auf dem ihrer Meinung nach Benito Pazzoli residieren und seine Töchter vor Unbill solcher Art bewahren sollte.

Gleich neben der schmerzlichen Lücke hatte sich der Ehemann ihrer Schwester Aida eingenistet. Renzo dal Cero sah sich mit seiner Werkstatt und dem angeschlossenen Laden für handgeschöpfte Papiere als traditioneller venezianischer Künstler statt als Händler. Aber wer kaufte heute noch Geschenkpapier, welches mehr wert war als das Präsent selbst? Wer schrieb noch Liebesbriefe, die länger aufgehoben wurden, als die Beziehung dauerte?

Benedetta Pazzoli verzog den Mund. Ihr Schwager hatte die Zeichen der Zeit falsch gedeutet, und als Ergebnis saßen er und Aida nun täglich zweimal mit am Tisch und belasteten Benedettas Haushaltskasse, um die eigene zu schonen. Das durfte so nicht weitergehen.

Zum Glück war die Älteste die einzige ihrer drei Schwestern, die die Dummheit begangen hatte, zu heiraten. Benedetta fixierte Cressida unverhohlen und dachte: Ich werde alles Erdenkliche tun, damit diese Ehe ein bedauerlicher Einzelfall bleibt.

Gestern Nacht war Cressida erneut heimlich aus dem Haus geschlüpft und erst Stunden später wiederaufgetaucht. Kein Wunder, dass sie jetzt müde war. Die Zwanzigjährige traf sich ständig mit irgendwelchen windigen Verehrern, die offenbar hofften, sich bald als weitere Made im Speck des kleinen, aber traditionsreichen Imperiums der Familie Pazzoli niederlassen zu können. Das konnten sie sich definitiv nicht leisten, wenn der Herr Papa nicht baldigst geruhte, nach Venedig zurückzukehren, und das Zepter wieder in die Hand nahm: für die Radicchiofelder bei Treviso, das Weingut auf der nahe gelegenen Insel Le Vignole, das Wochenendhaus in den Euganeischen Hügeln und die stillgelegte Gondelwerft.

»Es ist eine Schande, dass Vater nach dem … Auszug deiner Mutter so Hals über Kopf nach Berlin aufgebrochen ist, um seine Wunden zu lecken«, sagte sie an Cressidas Adresse.

»Sieht ganz so aus, als würde er auf seine alten Tage weich werden. Sonst hätte er sich einfach eine neue Frau genommen. Hat er ja sonst auch jedes Mal gemacht, wenn ihm eine abhandenkam«, warf Renzo dal Cero ein.

Benedetta schloss kurz die Augen, um ihren Schwager nicht barsch in seine Schranken zu weisen. Schließlich hätte dieser Satz ihr zugestanden. Und niemand anderem. Aber er hatte recht. Anders als mit echter Trauer war nicht zu er­klären, warum Benito Pazzoli vor einer gefühlten Ewigkeit auf Reisen gegangen war, ohne Instruktionen zu hinterlassen, wie sie mit der Vielfalt der Aufgaben umzugehen hatte.

»Wenn Vater seine Auszeit um ein weiteres Mal verlängert – was Gott verhüten möge –, werde ich nach Deutschland fliegen, um ihn zurückzuholen, oder mir Prokura geben lassen müssen.« Benedetta versuchte gar nicht erst, den vorwurfsvollen Ton aus ihrer Stimme herauszuhalten. Aber sowohl ihre Aussage als auch ihre anklagende Miene verfehlten bei Cressida ihre Wirkung. Die Jüngste starrte weiter auf den leeren Teller vor sich, als würde sie mit offenen Augen schlafen.

»Prokura? Wie willst du das denn schaffen?«, fragte Bruna, um erneut von der kleinen Schwester abzulenken. »Vater hat sich doch noch nie durch Bitten und Betteln beeindrucken lassen.«

»Durch Bitten und Betteln nicht«, antwortete Benedetta. »Aber durch Drohungen. Ich habe mit Notar Nino Taffon alles besprochen. Es gibt da so einige Möglichkeiten …«

Ihr Schwager schnaubte verächtlich. »An was denkst du da? Die Übernahme aller Liegenschaften durch Entmündigung? Durch Einleiten eines Konkurses, weil wir uns keinen Raboso mehr leisten können?«

Benedetta beachtete ihn nicht, sondern wandte sich gnädig an Aida. »Sprich du bitte heute das Tischgebet, meine Liebe«, wies sie die fünf Jahre ältere Schwester an, obwohl diese, sehr zu ihrem Missfallen, für den einzigen Mann am Tisch verantwortlich war.

Aida nickte ernst, faltete die Hände und öffnete den Mund.

Im selben Moment durchbrach das Knattern eines Motorbootes die Stille. Gleich darauf gab es einen Schlag, dann lautes Knirschen, als wäre ein Boot mit Wucht gegen die Hauswand des Palazzos gedonnert und dann daran entlanggeschrammt. Acht verschreckte Augenpaare richteten sich auf Benedetta, die für einen winzigen Atemzug damit haderte, die Familiensitzung zu unterbrechen. Dann eilte sie aber doch auf den Balkon, um zu sehen, wer die Paline, die Pfähle zum Festmachen der Boote, um den entscheidenden Meter verpasst hatte.

Als Benedetta sich über die Brüstung des Balkons beugte und in die Tiefe sah, öffneten sich auch am gegenüberliegenden Ufer Fenster und Türen. Die Bewohner der von ihr stets als ›Gegenseite‹ bezeichneten, bunt bemalten Häuserreihe wurden ebenso vom Lärm nach draußen getrieben wie die Pazzoli.

»Was zum Teufel geht hier vor?«, rief Benedetta zum Motorboot hinunter, auf dessen Seite in großen Lettern ›Kanal­reinigung Sottofondo – Wir arbeiten im Untergrund‹ prangte.

Zwei Männer in Arbeitsanzügen winkten ihrem Publikum fröhlich zu, als würden sie sich für die ihnen erwiesene Aufmerksamkeit bedanken wollen. »Das ist mein Kollege Ugo Zen«, stellte der Größere von beiden vor, »und ich bin Rocco Stigato. Wir sind im Auftrag der städtischen Abwasserbetriebe hier. Unsere Firma hat den Zuschlag für diesen Abschnitt von Castello bekommen.« Er schlug sich an die Brust. »Wir gucken uns heute hier die ganze Geschichte genauer an. Vermessen und berechnen. Und dann kann der Kanal in Kürze leer gepumpt und saniert werden.«

Sein Kollege strahlte, als würde er seinen Zuhörern ein Geschenk machen. »Freuen Sie sich: Sie bekommen eine nigelnagelneue Kanalisation, umweltfreundlich und zukunftsweisend. Verstopfungen gehören der Vergangenheit an.« Er breitete die Arme aus, als wollte er für diese Ankündigung Applaus entgegennehmen, der ihm auch tatsächlich von den Bewohnern der Häuserreihe entgegenbrandete.

Benedetta Pazzoli fluchte leise. Dann hob sie den Arm und wischte mit einer Handbewegung die Freude über die Modernisierung in den Kanal. »Unsinn, junger Mann«, rief sie, obwohl zumindest Ugo Zen ihr eigenes Alter von Mitte vierzig deutlich überschritten haben musste. »Dies ist ein privater Kanal. Hier hat die Stadt keinerlei Mitspracherecht. Der Canal Corto gehört der Familie Pazzoli.«

Benedetta zeigte auf das Ende des Kanals zu ihrer Linken, an dem eine stillgelegte Industrieanlage von besseren Zeiten kündete. »Er wurde gebaut, damit unsere Gondeln sozusagen direkt in die Lagune geboren werden konnten.« Stolz schwang in ihrer Stimme mit, aber auch ein wenig Überheblichkeit und Unverständnis darüber, sich gegenüber Kanalarbeitern erklären zu müssen. »Nur weil die Arbeit auf der Werft ruht, wir derzeit keine Schiffe bauen und die da drüben«, sie wies auf die Zuhörer des anderen Ufers, »jetzt ihr Geld allesamt auf andere Art und Weise verdienen müssen, ist dieser Sonderstatus nicht aufgehoben. Der Canal Corto ist und bleibt eine private Wasserstraße.« Aus den Augenwinkeln konnte Benedetta sehen, wie ein Mann um die siebzig aus dem Nachbarhaus trat, durch seinen Garten bis zur Steinmauer ging, die sein Grundstück vom Kanal trennte, und erstaunt zu ihr hinaufblickte. »Haben wir diese Aktion dir zu verdanken, Alfredo Bui?«, fragte sie den früheren Kompagnon ihres Vaters wütend. »Reicht dir nicht, dass Papa dir für deinen Anteil des Pazzoli-Imperiums das Gesindehaus zugeschustert hat? Von mir aus mach damit, was du willst. Aber über den Rest dieses Kanals bestimmen immer noch wir!«

»Ganz genau«, sagte eine Dame, die sich am Fenstersims des mittleren Hauses festzuklammern schien, um die Kon­trolle über sich nicht zu verlieren. »Über diesen Kanal bestimmen wir!«, wiederholte sie Benedettas Worte. »Und wir wollen moderne Bäder, saubere Abwasserbeseitigung, umweltfreundliche Maßnahmen, um …«

Weiter kam sie nicht, denn Benedetta beugte sich gefährlich weit über die Brüstung in ihre Richtung. »Ida Valente, du bist hier nicht in...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2021
Reihe/Serie Ein Pippa-Bolle-Krimi
Ein Pippa-Bolle-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte achtes Buch • Band 8 • COSY • Cosy Crime • Erbe • ermitteln • ertränkt • Frauen • Gondel • Hobbydetektiv • Humor • Italien • Krimi • Leiche • Mord • Mörder • Mystery • Opfer • Palazzo • Pippa Bolle • private Ermittler • Reise • Roman • Spannung • Täter • Testament • Urlaub • Venedig • weibliche Heldin
ISBN-10 3-8437-2427-X / 384372427X
ISBN-13 978-3-8437-2427-2 / 9783843724272
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