Der Donnerstagsmordclub (eBook)

Spiegel-Bestseller
Dieser Spiegel-Bestseller Krimi reizt das Zwerchfell und lässt das Herz schneller schlagen - allerfeinste britische Unterhaltung!
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2021 | 1. Auflage
460 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2467-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Donnerstagsmordclub -  Richard Osman
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'So schlau und lustig. Leider ziemlich gut.' Ian Rankin 'Eine warmherzige, weise und witzige Warnung davor, dass man die Älteren nie unterschätzen darf.' Val McDermid  Man möchte meinen, so eine luxuriöse Seniorenresidenz in der idyllischen Grafschaft Kent sei ein friedlicher Ort. Das dachte auch die fast achtzigjährige Joyce, als sie in Coopers Chase einzog. Bis sie Elizabeth, Ron und Ibrahim kennenlernt oder, anders gesagt, eine ehemalige Geheimagentin, einen ehemaligen Gewerkschaftsführer und einen ehemaligen Psychiater. Sie wird Teil ihres Clubs, der sich immer donnerstags im Puzzlezimmer trifft, um ungelöste Kriminalfälle aufzuklären. Als dann direkt vor ihrer Haustür ein Mord verübt wird, ist der Ermittlungseifer der vier Senioren natürlich geweckt, und selbst der Chefinspektor der lokalen Polizeidienststelle kann nur über ihren Scharfsinn staunen.

Richard Osman ist Autor, Produzent und Fernsehmoderator. Seine Serie über die vier scharfsinnigen und liebenswerten Ermittlerinnen und Ermittler des Donnerstagsmordclubs hat ihn über Nacht zum Aushängeschild des britischen Krimis und Humors gemacht. Für sein Debüt Der Donnerstagsmordclub wurde er bei den British Book Awards 2020 zum »Autor des Jahres« gewählt. Er lebt mit Frau und Katze in London.

Richard Osman ist ein englischer Fernsehmoderator, Produzent und seit Neuestem auch Autor. Die Idee für seinen Krimi kam ihm, als er eine Verwandte in einer luxuriösen Seniorenresidenz besucht hat und ihm das Schlimmste zugestoßen ist, was einem modernen Menschen widerfahren kann: Er hatte keinen Handyempfang. Wer denkt da nicht sofort an Mord und Totschlag? "Der Montagsmordclub" ist sein erster und bisher bester Roman.

4


Joyce

Vor vielen Jahren hatte ich schon mal ein Tagebuch, aber ich habe darin gelesen, und ich glaube nicht, dass irgendetwas daran interessant für Sie ist. Es sei denn, Sie wollen etwas über Haywards Heath in den Siebzigerjahren erfahren, was ich mir kaum vorstellen kann. Nichts gegen Haywards Heath oder die Siebziger, aber alles zu seiner Zeit und an seinem Ort.

Aber seit der Unterhaltung mit Elizabeth war ich jede Woche beim Donnerstagsmordclub, und jetzt denke ich, vielleicht sollte ich darüber schreiben. So wie dieser Mensch, der das Tagebuch über Holmes und Watson geführt hat. Ein Mord, das zieht immer, egal, was einer öffentlich sagt, also fange ich einfach mal an.

Der Donnerstagsmordclub, so viel wusste ich schon, bestand aus Elizabeth, Ibrahim Arif, der auch hier im Wordsworth Court wohnt, aber einen umlaufenden Balkon hat, und Ron Ritchie. Ja, der Ron Ritchie. Auch das machte es also spannend. Jetzt, wo ich ihn etwas kenne, ist der Glanz ein bisschen verblasst, aber dennoch.

Bis vor Kurzem gehörte auch Penny Gray dazu, aber sie ist inzwischen in Willows, dem Pflegeheim. Wenn ich so darüber nachdenke, war ich genau die Ergänzung, die sie brauchten. Sie hatten einen leeren Platz, und ich war die neue Penny.

Trotzdem war ich nervös, als ich zum ersten Mal hinging. Ziemlich nervös sogar. Ich brachte eine gute Flasche Wein mit (₤ 8,99, nur damit Sie eine Vorstellung haben), und als ich hereinkam, waren die drei schon im Puzzle-Stübchen versammelt und breiteten auf dem Tisch Fotos aus.

Elizabeth hat den Donnerstagsmordclub zusammen mit Penny gegründet. Penny war jahrelang bei der Kripo Kent, und sie brachte die Akten der unaufgeklärten Mordfälle mit. Streng genommen war das natürlich gegen alle Regeln, aber es bekam ja keiner mit. Ab einem gewissen Alter können Sie sich so ziemlich alles erlauben. Niemand schimpft Sie mehr aus, mit Ausnahme Ihrer Ärzte und Ihrer Kinder.

Was Elizabeth von Beruf war, darf ich nicht sagen, auch wenn sie selbst ganz gern die ein oder andere Anekdote erzählt. Jedenfalls waren Mord, Mordermittlungen et cetera für sie kein ganz unbekanntes Terrain.

Elizabeth und Penny ackerten sämtliche Akten durch, Zeile für Zeile, studierten jedes Foto, lasen jede Zeugenaussage, ob nicht irgendein Fingerzeig übersehen worden war. Sie wollten sich nicht damit abfinden, dass es noch Mörder gibt, die sich ungeniert ihres Lebens freuen – in ihrem Garten sitzen, Sudokus lösen, alles völlig ungestraft.

Außerdem machte es ihnen einfach einen Heidenspaß, glaube ich. Ein paar Gläschen Wein und ein Kriminalfall. Sehr gesellig, aber auch blutig. Was gibt es Besseres?

Sie trafen sich immer donnerstags (daher der Name). Donnerstags deshalb, weil da beim Belegungsplan des Puzzle-Stübchens eine zweistündige Lücke zwischen Kunstgeschichte und Französischer Konversation war. Sie reservierten sie unter »Diskussionsveranstaltung zur japanischen Oper«, und unter dem Namen firmieren sie heute noch, weshalb sie nie jemand stört.

Beide hatten, aus verschiedensten Gründen, Beziehungen auf vielerlei Ebenen und konnten deshalb über die Jahre Leute aller Art zu einem freundlichen Plausch einbestellen. Forensiker, Buchhalter und Richter, Baumdoktoren, Pferdezüchter, Glasbläser – alle saßen sie schon im Puzzle-Stübchen. Je nachdem, von wem sich Elizabeth und Penny sachdienliche Informationen versprachen.

Nach kurzer Zeit kam dann Ibrahim dazu. Er hat früher mit Penny Bridge gespielt und hatte ihnen hier und da mit einer Auskunft ausgeholfen. Er ist Psychiater. Oder war es vielmehr. Oder ist es immer noch, ganz sicher bin ich da nicht. Auf den ersten Blick scheint er gar nicht der Typ, aber wenn man ihn besser kennt, passt es vielleicht doch. Ich würde nie und nimmer eine Therapie anfangen, das ist wie ein Riesen-Strickzeug, das man auftrennt. Viel zu riskant, danke vielmals. Meine Tochter Joanna hat eine Therapeutin – mir ein Rätsel, bei dem Haus, das sie hat. Mit dem Bridge-Spielen hat Ibrahim jedenfalls aufgehört, was meiner Meinung nach ein Jammer ist.

Ron, welche Überraschung, hat sich selbst eingeladen. Er hat das mit der japanischen Oper keine Sekunde lang geglaubt und kam eines Donnerstags einfach ins Puzzle-Stübchen marschiert, um der Sache auf den Grund zu gehen. Mit Misstrauen punktet man bei Elizabeth immer, und so forderte sie Ron auf, sich die Akte eines Pfadfinderführers anzusehen, dessen verbrannter Leichnam 1982 in einem Waldstück nahe der A27 entdeckt worden war. Sie hatte im Nu Rons Hauptstärke ausgemacht, die darin besteht, grundsätzlich nichts zu glauben, was ein anderer ihm erzählt. Heute sagt Elizabeth, Polizeiakten in der sicheren Gewissheit zu lesen, dass die Polizei lügt, kann erstaunlich fruchtbar sein.

Das Puzzle-Stübchen heißt übrigens deshalb so, weil hier die größeren Puzzles gelegt werden, auf einem leicht geneigten Holztisch in der Mitte des Raums. An diesem ersten Donnerstag war gerade ein 2000-Teile-Puzzle in Arbeit, das den Hafen von Whitstable zeigte und bei dem nur noch ein kleines Quadrat Himmel fehlte. Ich war einmal in Whitstable, ein Tagesausflug nur, aber so ganz verstehe ich nicht, warum alle so davon schwärmen. Die Austern, gut, aber sonst bieten die Läden ja nicht grade viel.

Jedenfalls hatte Ibrahim eine dicke Plexiglasscheibe über das Puzzle gelegt, und darauf breiteten er, Elizabeth und Ron die Autopsie-Aufnahmen von dem armen Mädchen aus. Dem Mädchen, das nach Elizabeths Meinung von ihrem Freund umgebracht worden war. Dieser Freund war verbittert, weil man ihn als dienstuntauglich aus der Armee entlassen hatte, aber irgendwo drückt der Schuh ja immer, oder? Wir haben alle unser Päcklein zu tragen, aber wir laufen deshalb nicht alle herum und stechen Leute ab.

Elizabeth bat mich, die Tür hinter mir zu schließen und mir ein paar Bilder anzusehen.

Ibrahim stellte sich vor, gab mir die Hand und sagte, sie hätten Kekse da. Es seien zwei Lagen, erklärte er, aber sie versuchten immer, erst die obere aufzuessen, bevor sie sich an die untere machten. Ich sagte ihm, dass er mir da aus der Seele sprach.

Ron nahm mir den Wein ab und stellte ihn zu den Keksen. Er nickte, als er das Etikett sah, und bemerkte, dass es ein Weißer sei. Dann überraschte er mich damit, dass er mich auf die Wange küsste.

Ein Kuss auf die Wange, daran finden Sie vielleicht nichts Unnormales, aber glauben Sie mir, bei Männern über siebzig ist das alles andere als normal. Schwiegersöhne küssen einen auf die Wange, aber sonst doch niemand! Sodass gleich klar war, dass Ron gern auf Tuchfühlung geht.

Dass der berühmte Gewerkschaftsführer Ron Ritchie in Coopers Chase wohnt, wusste ich schon von Anfang an, und zwar deshalb, weil er und Pennys Ehemann John einen verletzten Fuchs gesund gepflegt und ihn Scargill getauft hatten. Darüber stand gleich nach meiner Ankunft ein Artikel im Coopers-Chase-Rundbrief. Da John früher Tierarzt war und Ron, nun ja, Ron ist, gehe ich davon aus, dass das Gesundpflegen Johns Aufgabe war und Ron nur den Namen festlegte.

Der Rundbrief heißt übrigens Cut to the Chase, was ein Wortspiel ist und so viel bedeutet wie »Auf den Punkt gebracht«.

Wir beugten uns alle über die Autopsie-Aufnahmen. Armes Mädchen, mit diesen Wunden, an denen sie nie hätte sterben dürfen, auch damals nicht. Der Freund war auf dem Weg zur Vernehmung aus Pennys Streifenwagen getürmt und seitdem nicht mehr gesehen worden. Aber vorher hatte Penny noch einen ziemlichen Rempler von ihm kassiert. Wen wundert’s. Einmal Frauenschläger, immer Frauenschläger.

Selbst wenn er sich nicht abgesetzt hätte, wäre er aber vermutlich nicht verurteilt worden. So etwas liest man immer wieder in der Zeitung, aber damals war es noch schlimmer.

Auch der Donnerstagsmordclub wird ihn nicht auf wundersame Weise seiner gerechten Strafe zuführen, was natürlich allen klar ist. Penny und Elizabeth konnten etliche Fälle zu ihrer eigenen Befriedigung aufklären, aber das ist auch alles.

Das heißt, ihr wahres Ziel haben Penny und Elizabeth letztlich nie erreicht. Keiner dieser Mörder ist inzwischen bestraft, alle laufen sie frei herum und hören gemütlich den Seewetterbericht. Sie sind mit ihrer Tat durchgekommen, wie so viele, leider Gottes. Je älter man wird, desto mehr muss man sich damit arrangieren.

Gut, aber was philosophiere ich da? Das bringt uns nicht weiter.

An diesem Donnerstag waren es also erstmals wir vier, Elizabeth, Ibrahim, Ron und ich. Und wie schon gesagt, es passte genau. Als wäre ich das fehlende Teil in ihrem Puzzle.

So viel erst mal für heute. Morgen findet hier eine große Versammlung statt. Bei so etwas helfe ich immer beim Stühleaufstellen. Ich melde dafür freiwillig, weil es mich a) nützlich aussehen lässt und mir b) direkten Zugriff auf die Erfrischungen verschafft.

Bei der Versammlung soll es um ein neues Bauprojekt in Coopers Chase gehen. Ian Ventham, der Oberboss, wird uns seine Pläne erläutern. Ich bin immer gern möglichst ehrlich, also nehmen Sie es mir hoffentlich nicht krumm, wenn ich sage, dass ich ihn nicht ausstehen kann. Er vereint alle Unarten in sich, die ein Mann nur haben kann, wenn ihn niemand an die Kandare nimmt.

Um das neue Projekt gibt es furchtbaren Wirbel, weil dafür...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2021
Reihe/Serie Die Mordclub-Serie
Die Mordclub-Serie
Übersetzer Sabine Roth
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte alt • Bauprojekt • Bestseller • Britisch • CASE • Charmant • Club • cold • England • Englisch • Ermittler • Ermittlerinnen • Geheimdienst • Grafschaft • Hobbydetektiv • Humor • humorvoll • Immobilienmakler • Kent • Klub • lustig • meistverkauft • Mord • Pensionär • Prominent • Rentner • Senioren • UK • witzig
ISBN-10 3-8437-2467-9 / 3843724679
ISBN-13 978-3-8437-2467-8 / 9783843724678
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