Das Grab des Kelten -  Peter Thönnes

Das Grab des Kelten (eBook)

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2020 | 1. Auflage
304 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-9512-0 (ISBN)
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Der Dürener Archäologe Mike Berger wird von seinem alten Freund, dem Bauunternehmer Barnabas Hall beauftragt, einen Fund zu sichten, der bei Ausschachtungsarbeiten gemacht wurde. Mike nimmt begeistert an, da in der Baugrube keltische Utensilien und ein vollständig erhaltenes Skelett liegen. Dana Hall, die Tochter von Barnabas und Ex-Geliebte von Mike, taucht auf. Sie ist Forensikerin und nimmt den Fund aus ihrem Blickwinkel in Augenschein. Rasch kommt es zu Spannungen zwischen den Beiden, aber bald entbrennt ihre Liebe erneut. Barnabas verschweigt den wahren Grund für seinen Auftrag. Er hofft, in der Grube den Beweis für ein Verbrechen zu finden, das vor vierzig Jahren geschah. Sein Halbbruder Gideon hatte damals dessen Partner und Barnabas' besten Freund, Michel Bresson, ermordet. Dann verscharrte er Teile der Leiche in einer geheimen Grabung. Nun wähnt sich Barnabas am Ziel seiner Suche. Dana findet Tagebücher ihrer Mutter Bridget und von Michel Bresson. Hieraus und aus Gesprächen mit Barnabas und Arthur Berger, dem Vater von Mike, erkennen sie Zusammenhänge zwischen den historischen Notizen und dem Grabungsauftrag. Aber dann kommt alles viel schlimmer als sie hätten ahnen können.

Der Autor ist am Niederrhein geboren und aufgewachsen. Schon früh kam er an seinem Schulort Xanten mit der Archäologie in Berührung. Im Archäologischen Park Xanten wird die Besiedlung des Rheinlands durch die Römer greif- und erfahrbar. Bei Reisen nach Italien, Griechenland und Israel begeisterten den Autor die Ausgrabungsstätten und historischen Fundstätten immer wieder. Zur Jahrtausendwende zog es ihn vom Niederrhein ins Rheinland rund um Düren. Hier begann er sich neben der römischen auch für die keltische Archäologie zu begeistern. So war es für ihn eine logische Konsequenz, dass sein erster Roman in diesem Milieu spielt und sich in irgendeiner Weise mit Kelten beschäftigt. Die packende Geschichte hat der Autor als Trilogie angelegt und führt dem Leser die Verrohung von Menschen vor Augen, die ihre Ziele skrupellos verfolgen. Die Geschichte spielt in der Wahlheimat des Autors (Kreis Düren sowie die Städte Köln und Aachen) und ist mit viel Lokalkolorit erzählt. Sie endet in Xanten. Der aufmerksame Leser bemerkt, dass das Ende der Geschichte gleichzeitig die Einleitung für eine Fortsetzung zu sein vermag.

Kapitel 2 >>08. September<<


„Bin weg, mach nicht mehr so lange!“

„Ist schon gut, hab noch zu tun. Bis Morgen.“

Barnabas blickte seiner Sekretärin Ellen Hunt hinterher. Seit über vierzig Jahren war sie an seiner Seite und heute noch genauso attraktiv wie damals. Gemeinsam waren sie Anfang der sechziger Jahre aus der irischen Heimat nach Bonn gekommen. Er studierte zwei Jahre lang die Geschichte der Festlandkelten. Sie suchte Arbeit, die sie in ihrer Heimat nicht fand. Irland war damals ein bitterarmes Land. Mitte der sechziger Jahre hatten sie mit ein paar Freunden ihren Keltenclub gegründet. Ellen war eine treue Gefährtin und doch wurden sie nie ein Paar. Barnabas erinnerte sein erstes Zusammentreffen mit Klara, Ellens Lebensgefährtin. Auf einer Feier suchte er die Toilette, fand aber ein Schlafzimmer mit zwei Liebenden, die sich ekstatisch übers Bett rollten. Als er sich räusperte und entschuldigte, schraken die beiden hoch. Erst da erkannte er seine Freundin Ellen. Klara stand auf und kam nackt auf ihn zu. Sie lächelte schelmisch. Dann gab sie ihm die Hand zur Begrüßung und bugsierte ihn gleichzeitig aus dem Zimmer. Die Frauen waren bis heute ein Paar. Ellen fand damals ihr Glück, er verlor seines fast zur gleichen Zeit. Plötzlich schwang seine Stimmung um und er lehnte sich in dem schweren Ledersessel zurück. Sein Blick schweifte in die Ferne. Dann zog er die Schublade des Schreibtisches auf und kramte einige Geschäftspapiere beiseite. Er holte vergilbte Zeitungsartikel ans Licht und schob die Schublade halb zu. Er nahm den obersten Artikel einer Boulevardzeitung zur Hand und las.

„Unternehmergattin tot aufgefunden.

Bridget H., freie Journalistin und Ehefrau des mächtigen Baulöwen Barnabas H. aus Düren, wurde in den frühen Morgenstunden von ihrer Haushälterin Magda O. mit einer durchtrennten Pulsader am linken Unterarm in der Badewanne aufgefunden. Das Wasser sei rot gefärbt und die gnädige Frau nackt und kreideweiß, erzählte die geschockte Haushälterin. Einzelheiten wurden nicht bekannt. Die Kriminalpolizei ermittelt.“

Barnabas ließ seine Hände sinken. Sie zitterten. Tränen traten ihm in die Augen. Er schluchzte, bewegte den Kopf hin und her, verharrte minutenlang in Erstarrung. Dann wischte er die Tränen weg und nahm einen anderen Artikel zur Hand. Auch die Dinge, die drei Monate vor dem Tod seiner geliebten Frau passierten, stachen ihm tief ins Herz. Er konnte sie nicht verstehen.

„Grausiger Fund.

Düren ist schockiert. Am Allerheiligenmorgen entdeckten Spaziergänger die nackte Leiche eines Mannes. Er lag unter einer Krüppelkiefer zwischen zwei Grabsteinen auf dem Friedhof an der Kölnstraße. Nach ersten Angaben seien der Kopf und die rechte Hand abgetrennt, aber nicht zu finden. Die Polizei sicherte den grausigen Fund und sperrte die Fundstelle ab. Die Ermittlungen laufen.“

Barnabas sog scharf die Luft ein und ließ sich tief in seinen Sessel sinken. Nach all den Jahren lief es ihm immer noch eiskalt über den Rücken, wenn er an diese Zeit im November neunundsechzig dachte. Er schüttelte sich, als wolle er das Grauen in seinem Kopf mit ruckartigen Bewegungen verscheuchen. Aber es blieb. Er nahm einen anderen Schnipsel zur Hand.

„Ritualmord in Düren.

Der Mann, dessen Leiche in den frühen Morgenstunden des Allerheiligenfestes entdeckt wurde, konnte dank der Pathologie des LKA als der bretonische Archäologe Dr. Michel B. identifiziert werden. Laut Auskunft der Ermittler habe er bereits seit vier Jahren im Großraum Düren mit einem internationalen Team von Archäologen und Geologen Grabungen gemacht und keltische Funde erforscht. Jan van Meer, ein Geologe aus Maastricht, erklärte der Polizei, dass der Tote ein neokeltischer Druide war. Er habe die Weisheit und Heilkunde dieser antiken Priesterschaft in gut besuchten Vorträgen an den Universitäten in Köln und Bonn weiter gegeben. Seine offene Art habe ihm Sympathien bei den Studenten eingebracht, so van Meer. Ihm sei nicht bekannt, dass der Tote Gegner oder gar Feinde gehabt haben könnte, die ihm nach dem Leben trachteten. Wie die Polizei heute bekannt gab, wurde B. möglicherweise Opfer eines Ritualmordes. Die Ermittler gingen einem anonymen Schreiben nach, wo eine Sekte namens 'Kinder der Bodb’ beschuldigt wurde, für die grausame Tat verantwortlich zu sein. Man vermutet, dass das Verschwinden von Josef M. und auch der Mord an Dr. Michel B. auf das Konto der Sekte gehe. Allerdings sei nach Aussagen der freien Journalistin Bridget H., die über Sekten im Rheinland recherchiert, dieser Gruppierung eine solche Tat nicht zuzutrauen. Vielmehr vermutete sie einen Einzeltäter, Beweise könne sie keine vorlegen, habe aber nähere Informationen aus dem Umfeld des Ermordeten.“

Barnabas sank in dem Sessel. So viel Gewalt und Grausamkeit, so schreckliche Tage, Wochen und Monate; er erinnerte, wie hilflos und verloren er sich gefühlt hatte. Dann schloss er die Augen, schnäuzte, wischte sich die Tränen weg und schluchzte.

„Dad?“, drang aus dem Vorzimmer eine jugendlich wirkende Stimme an sein Ohr „was hast du?“

Barnabas riss die Schublade auf, schob die Artikel hinein und verschloss sie. Seine Tochter trat ein.

„Hallo Dana, ich habe an Mutter gedacht, weil wir bald goldene Hochzeit gehabt hätten“, log er.

„Warum bist du denn noch hier. Denkst du gar nicht an dein Herz. Der Arzt hat doch gesagt, du solltest kürzer treten.“

Er hatte ihr erzählt, dass er bei einem Kardiologen in Aachen war und ihm geraten wurde, es ruhiger angehen zu lassen. Von seiner Behandlung im Uniklinikum in Köln wusste sie nichts.

„Ich mache noch einige Berechnungen für die Baustelle in Birkesdorf.“

„Was ist das mit dieser Grube hinter Arnoldsweiler? Habe Andi mit seiner Freundin in Düren getroffen. Er sagte, seine Baggerschaufel habe einen antiken Krug zerschmettert. Du hättest die Baustelle still gelegt und die Arbeiter weg geschickt.“

Dana sah ihren Vater fragend an. Du bist so neugierig wie deine Mutter, dachte er. Dana war vier Wochen vor Bridgets Tod zur Welt gekommen. Barnabas hatte ihr erzählt, ihre Mutter sei bei einem Tauchunfall ertrunken. Er verbarg in all den Jahren die Wahrheit vor ihr und sie hatte niemals seine Worte angezweifelt. Wozu auch. Er konnte ihr nicht sagen, dass ihre Mutter freiwillig aus dem Leben geschieden war. Nach all den Jahren konnte er das Wort Selbstmörderin nicht akzeptieren. Er erinnerte sich an die Zeit mit seiner geliebten Ehefrau. Im September 1957 waren sie in Dublin vor den Traualtar getreten. Bridget war damals hochschwanger. Er studierte keltische Geschichte am Trinity College in Dublin, sie Journalismus. Als ihr Sohn David zur Welt kam, war wenig Zeit für ihn. Oft gaben sie ihn zu ihren Eltern. Später schickten sie ihn von früh bis spät in einen Kinderhort. 1960 ging Barnabas zum Keltenstudium nach Bonn. Einmal im Monat kam er fürs Wochenende heim nach Dublin und besuchte Frau und Kind. Bridget studierte bis 1962. Dann bekam sie durch die Vermittlung ihrer wohlhabenden Schwiegereltern ein Volontariat bei der Times. Rasch erwarb sie sich durch sorgfältige Recherchen einen guten Ruf und machte Eindruck auf ihren Redakteur. Der musste im Sommer 1963 zu einer Reportage nach Bonn. Sie begleitete ihn und blieb danach in Deutschland. Dank der Kontakte ihres Redakteurs bekam sie eine Anstellung bei der deutschen Times und berichtete fortan über verschiedene Tätigkeiten ihrer Landsleute vor Ort. So war das junge Paar endlich vereint. Beide waren damit beschäftigt, sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen, da war kein Platz für ihren Sohn. Der Fünfjährige blieb bei ihren Eltern. Die beiden waren Lehrer und kümmerten sich rührend um die Erziehung ihres Enkels. Im Laufe der Jahre fühlte er sich von seinen Eltern im Stich gelassen und um eine glückliche Kindheit betrogen. Trotz aller Mühe, die sich Oma Helen und Opa Patrick gaben, vereinsamte der Junge und wurde aufsässig. Nach der Zeit im Kinderhort, glänzte er mehr mit blutigen Lippen aus unzähligen Schlägereien, denn durch gute Noten. So musste er einige Jahre in einem Internat für schwer erziehbare Kinder zubringen. Später besuchte er die Highschool. Seine Eltern sah er nur an den Weihnachtsfeiertagen. Als Barnabas 1962 sein Studium beendete, wollte er nicht in die Altertumsforschung, wo er die Kenntnisse aus seiner Studienzeit hätte anwenden können. Durch einen Zufall kam er ins Baugeschäft und lernte den mächtigen Unternehmer Frederic Leclerc kennen. Er wurde zunächst sein Vorarbeiter, arbeitete sich aber rasch mit Fleiß und Ehrgeiz empor und übernahm Ende dreiundsechzig den Geschäftsbereich für Düren. Bridget und er kamen zur Ruhe, erwarben sich Ansehen und Wohlstand und wünschten sich ein zweites Kind. Im Sommer 1969 kam die gute Nachricht, dass Bridget wieder schwanger war. Dana wurde im Januar 1970 geboren. Das war der glücklichste Moment in ihrem Leben. Sie wollte nun eine bessere Mutter sein als bei David. Ihr Sohn hatte sich zwischenzeitlich auf der Highschool zu einem strebsamen Jungen...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7526-9512-9 / 3752695129
ISBN-13 978-3-7526-9512-0 / 9783752695120
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