Die Survival Show: Österreich Krimi -  Michael Koller

Die Survival Show: Österreich Krimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
230 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-128-3 (ISBN)
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Der einstige Bestsellerautor Michael Polck führt ein zurückgezogenes Leben. In seinem abgelegenen Häuschen zecht er mit seinem Freund Tristan unbotmäßig und verliert mehr und mehr an Halt in der Gesellschaft. Als er eines Nachts zufälligerweise bei einer Fernsehsendung hängen bleibt, die ihre Kandidaten auf einen Überlebenstrip in die Wildnis schickt, reift bei ihm ein eher unausgegorener Plan. Er bewirbt sich beim produzierenden Sender und wird tatsächlich gecastet. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern fliegt er auf die Insel Flores im indonesischen Archipel. Mit der Aussicht im Gepäck, seine Lebenskrise überwinden zu können und dabei auch noch einen Batzen Geld zu verdienen, startet Michael Polck mit vier anderen Leuten in seiner Gruppe zu einem langen Marsch durch den Dschungel. Die Aufgabe erscheint einfach: Als erstes von zwei angetretenen Teams einen bestimmten Zielpunkt im Landesinneren zu erreichen. Schnell geraten die verschiedenartigen Kandidaten in Konflikte, die sich solange aufschaukeln, bis es zu einem ernsthaften Zwischenfall kommt. Doch das war erst die Ouvertüre für die folgenden, mörderischen Geschehnisse.



Michael Koller, geboren am 14. März 1972, lebt in Hoheneich bei Gmünd im Waldviertel. Nach Abschluss der Handelsakademie war er in unterschiedlichen Berufszweigen tätig und lernte so den Facettenreichtum des Lebens bestens kennen. Seine Leidenschaft war und ist das Schreiben. Zeitungsartikel, Kurzgeschichten, Gedichte, Romane und Internetblogs umreißen das Repertoire des Enfant Terribles der Waldviertler Schreibzunft.

Kapitel 2


 

Polck kippte den dreifachen Gin Tonic in einem Schluck runter und sah mit Schweißperlen auf seiner Stirn aus dem kleinen Fenster. Er saß mit etwa fünfzig anderen Personen in einer der Havilland Dash 7, die sich im Landeanflug auf Maumere auf der Insel Flores im Indischen Ozean befand.

Als er vor fast vierundzwanzig Stunden, an einem verregneten Vormittag, am Flughafen von Vindobona eingetroffen war, hatte er gemeinsam mit den anderen Kandidaten der TV-Show erfahren, wohin es überhaupt ging. Daraus war seitens des produzierenden Senders, einem privaten Kanal aus Ostreich, ein streng gehütetes Geheimnis gemacht worden. Die Teilnehmer wurden so lange wie möglich im Ungewissen gelassen, damit sich niemand einen Vorteil verschaffen konnte. Wie auch immer dieser aussehen sollte. Nach zwei Zwischenlandungen in Bangkok und auf Bali schwebten sie nun ihrem Zielort entgegen. Michael hasste es zu fliegen, vor allem in einer engen Propellermaschine. Viel mehr als das hasste er jedoch die Konversation mit für ihn wildfremden Menschen. Und so war er während der ganzen Reise äußerst schweigsam gewesen. Hatte praktisch nur mit den Stewardessen gesprochen, um Drinks zu ordern. Ansonsten war er seinen Konkurrenten um das Preisgeld aus dem Weg gegangen. Sofern er sich deren Gesichter bei der kurzen Begegnung in Vindobona überhaupt gemerkt hatte.

Die Maschine setzte schließlich holprig auf der Landebahn auf und rollte Richtung eines unscheinbaren Flughafengebäudes. Eine Ausstiegstreppe wurde herangefahren und nach dem Öffnen der vorderen Seitentür begannen die Leute aus der zigarrenförmigen Konservenbüchse zu strömen. Polck stand als Letzter auf und wurde von einer strahlend lächelnden Asiatin, die in einer schicken, engen Uniform steckte, verabschiedet.

»Selamat jalan!« Der Autor grinste sie an.

»Selamat tinggal!« Soviel Bahasa Indonesia hatte er bei der Lektüre des Infomaterials vom Sender behalten. Diese kurze Fröhlichkeit verging jedoch so schnell wie sie gekommen war. Denn als er ins Freie trat, hauten ihn Hitze und Luftfeuchtigkeit beinahe um. In Ostreich hatte es knapp zehn Grad Celsius gehabt. Hier mussten es vierzig Grad sein. Und die Luft war zum Schneiden dick. Er musste sich zusammenreißen, um den übermäßig konsumierten Alkohol bei sich zu behalten.

»Verdammte Scheiße!«, fluchte er vor sich hin und wankte die kurze Gangway runter, von wo er sich direkt auf den Weg zur Gepäckausgabe machte.

Dort angekommen stellte er sich etwas abseits, entzündete eine Zigarette und beobachtete die Leute, die sich um das angehaltene Laufband scharten. Da er den Flughafenarbeitern beim Entladen der Maschine kurz zugesehen hatte, war ihm bewusst, dass sich so schnell nichts tun würde. Aber zumindest durfte man hier noch rauchen. In weiten Teilen der Welt war das mittlerweile unmöglich. Verpönt. Unter Strafe gestellt. Für Michael Polck war das nur ein weiterer Beweis dafür, wie kleinkariert diese angeblich liberale Gesellschaft in Wirklichkeit war. Wie verbissen sie versuchte, alles zu reglementieren. Und dabei vergaß, dass sie Menschen gegeneinander ausspielte. Raucher gegen Nichtraucher. Kritiker gegen Befürworter. Minderheiten gegen Mehrheiten. Alles wurde am großen Altar der vermeintlichen Demokratie so lange seziert, bis nichts mehr übrig blieb. Alles ergab sich in Nebulositäten. Fast schien es so, als sei die Menschheit ständig auf der Suche nach neuen Konflikten. Und fanden sich keine, wurden eben welche ersonnen. Eine junge Frau mit einem Clipboard in der Hand trat an den abgehalfterten Poeten heran.

»Sobald wir im Hotel sind, findet ein Meeting statt. Dort werden Sie alles Weitere erfahren.« Polck nickte kaum merklich. Jeder spielte hier eine Rolle. Und er die seine.

 

*

 

»Willkommen!«, sagte ein junger Mann und breitete seine Arme weit aus. So, als wolle er alle im Raum umarmen. Er hatte zwei weibliche Assistenten an seiner Seite, die geschäftig taten, ohne es zu sein. Polck verspürte sofort eine tiefe Aversion. Wie blendend alle aussahen. Wie wichtig sie sich nahmen. Und wie sehr sie über alle anderen lachten. Michael las aus diesen drei Hipster wie aus einem seiner Romane. Die anderen Kandidaten erwiderten den Gruß. Vor allem die vier Frauen, deren Stimmen sich beinahe überschlugen. Polck schüttelte frustriert den Kopf. Einen kurzen Moment lang war er im Begriff aufzustehen und zu gehen. Doch dann besann er sich darauf, warum er hier war. Auf die Publicity. Und die Aussicht auf einen Batzen Geld. Der Junge sprach weiter.

»In der letzten Staffel unserer Survival-Show haben wir zehn Personen auf eine unwirtliche, große Insel im Nordwesten Kanadas geschickt, auf der sich jeder alleine zurecht finden musste. Dieses Mal haben wir etwas anderes vor.« Er machte eine kurze Pause, um diese Ankündigung wirken zu lassen. Erst jetzt merkte Polck, dass überall im Raum kleine Kameras angebracht waren. Und der Moderator gerade den ersten Spannungsbogen aufbaute. »Wir werden zwei Teams bilden, die von unterschiedlichen Ausgangspunkten weg einen Zielort erreichen müssen, der sich irgendwo im Regenwald dieser Insel befindet. Die erste Gruppe, die das schafft, darf sich eine Million Euro teilen. Je nachdem, wie viele Leute dann noch dabei sind. Wo genau sich dieser Zielort befindet, erfahren Sie erst, wenn es in drei Tagen losgeht. Solange haben Sie Zeit, die Insel zu erkunden, sich zu akklimatisieren und sich mit den Begebenheiten vertraut zu machen. Alles Weitere steht in dem kleinen Regelwerk, das Sie jetzt von uns erhalten. Viel Spaß bei der Vorbereitung und bis Freitagmorgen!« Der Bursche lachte keck in irgendeine Kamera und die beiden Mädels begannen, weiße Mappen mit dem Logo der Fernsehanstalt darauf auszuteilen. Polck schnappte sich sein Exemplar und verließ wortlos den Raum. Aus den Augenwinkeln hatte er bemerkt, dass sich bereits eine Person zum Rädelsführer aufschwingen wollte und die Teilnehmer um sich zu scharen versuchte. Dem wollte Michael in jedem Falle aus dem Wege gehen. Er war sich ziemlich sicher, dass dieser Typ in seiner Gruppe sein würde. Ein Lebtag lang hatte er solche Leute magisch angezogen. Warum sollte es jetzt gerade anders sein? In Abwandlung seines Grundsatzes, niemals dort zu trinken, wo er gerade aufgetreten war, verließ er das Hotel und ging eine breite, von ausladenden Palmen gesäumte Straße entlang in Richtung Meer.

 

*

 

An einem Warung, einem kleinen Imbissstand, machte er Halt und nahm auf einem schmutzigen Plastikstuhl unter einem leicht zerfledderten Sonnenschirm Platz. Flores gehörte zwar zu den kleinen Sundainseln, der Tourismus war aber bei weitem nicht so ausgeprägt wie etwa auf Bali. Dennoch sprachen die meisten Menschen ein alltagstaugliches Englisch und so war ein kleiner Happen in Form von über Holzkohle gegrillten Hühnerspießen und einer großen Flasche Bier schnell bestellt und serviert. Der Sender hatte ein üppiges Taschengeld zur Verfügung gestellt, was angesichts der niedrigen Preise vor Ort kaum auszugeben war.

Polck, der sich inzwischen etwas an die Hitze gewöhnt hatte, genoss sein Mahl und die Zigarette, die darauf folgte. Dann schlug er den Deckumschlag des Dossiers auf und überflog das ausgegebene Regelwerk. Im Prinzip war es ziemlich simpel. Zwei Gruppen lieferten sich ein Wettrennen ums Preisgeld. Dabei waren etwa dreihundert Kilometer Gelände zurückzulegen. Vom schwach bevölkerten Tiefland an der Küste ging es immer weiter hinein in den einsamen Dschungel, wo irgendwo die Ziellinie zu überqueren war. Die Teilnehmer wurden mit Bodycams ausgestattet, die jede Bewegung in Bild und Ton festhielten und die man seitens des Senders später je nach Relevanz zur Veröffentlichung auswertete. Für insgesamt zehn Folgen mit je einer Stunde Länge. Inklusive Werbung. Und der vertraglichen Versicherung aller Teilnehmer, sich nicht vor der Erstausstrahlung der Sendungen über das Geschehen zu äußern. Die Gruppe durfte vom ersten bis zum letzten Teilnehmer nicht weiter als einhundert Meter voneinander getrennt sein. Wer aufgeben wollte, hatte ein Notsignal abzusetzen und die anderen mussten solange gemeinsam warten, bis Hilfe eintraf.

Neben dem überschaubaren Reglement, das noch einige weitere Punkte enthielt, war auch die Ausrüstung aufgeführt, die jedem zur Verfügung stand. Plus einen persönlichen Gegenstand, der dem Sender vor Abmarsch bekanntzugeben war. Polck trank sein Bier aus und bestellte ein neues. Der Besitzer der Bude fragte ihn, ob er ein Ojek benötigte. Ein Motorradtaxi.

»Vielleicht später«, wich Michael aus. Er hatte von üblen Überfällen gelesen, die Fahrer solcher Ojeks an unbedarften Kunden verübten. Polck lehnte sich zurück und kniff seine Augen zusammen. Ihm war klar, dass diese Fernsehleute die Million nicht so mir nichts, dir nichts verschenken würden. Zumindest nicht, ohne dafür gehörig Action zu bekommen. Und dementsprechend Quote. Dahingehend waren die Teilnehmer wohl recht gut gecastet worden. Selbst bei oberflächlicher Betrachtung, wie er sie vorgenommen hatte, schien die Auswahl der Teilnehmer logisch überlegt. Ihm waren zwei ziemlich austrainierte Typen aufgefallen. Die würden vermutlich die Leithammel der beiden Gruppen spielen. Zwei der Frauen...

Erscheint lt. Verlag 5.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-128-4 / 3990741284
ISBN-13 978-3-99074-128-3 / 9783990741283
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