Machtlos: Thriller -  Heidrun Bücker

Machtlos: Thriller (eBook)

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2020 | 1. Auflage
404 Seiten
Schardt Verlag
978-3-96152-239-2 (ISBN)
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Die Deutsche Ulrike Bauer wird in Kolumbien des Mordes an ihren beiden Kindern und ihrem Mann angeklagt. Obwohl sie unschuldig ist, scheinen die Beweise gegen sie erdrückend zu sein. Sie wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Albtraum wird wahr...
Nach fünf Jahren, in denen sie immer wieder mit dem Tod bedroht wird, gelingt Ulrike Bauer die Flucht aus dem Gefängnis. Nun versucht sie, ihre Unschuld zu beweisen und die wahren Mörder ihrer Familie zu finden. Auf ihrer Mission ist sie nicht allein: ihre Helfer und sie müssen auf ihrer Suche zu drastischen Maßnahmen greifen. Nur gut, dass diejenigen, die Ulrike unterstützen, viel Erfahrung mit ungewöhnlichen und höchst gefährlichen Fällen haben...
Foxfire sind zurück – und begeben sich auf eine atemlose Jagd nach den Drahtziehern dieser Intrige, die im Dschungel von Kolumbien beginnt und sich über Kontinente erstreckt. Heidrun Bücker ist mit „Machtlos“ wieder ein spannender Thriller gelungen, in dem starke Frauen ihre eigenen Wege finden, um für Gerechtigkeit zu sorgen.

Kapitel 2


Kolumbien


 

Die Flucht war geglückt, aber ob es hier in dem Versteck wirklich sicher war, konnte sie nur hoffen. Ihre Helfer hatten ganze Arbeit geleistet. Aus dem Hochsicherheitstrakt des Staatsgefängnisses zu entkommen, grenzte an ein Wunder.

Am liebsten wäre sie sofort aus diesem verdammten Land geflohen, wäre nach Hause zurückgekehrt, nach Deutschland. Aber leider ging das nicht. Sobald sie deutschen Boden betreten hätte, wäre sie verhaftet und vermutlich wieder nach Kolumbien ausgeliefert worden. Es nützte ihr nichts, dass sie die deutsche Staatsbürgerschaft besaß. Das Gesetz war in diesem Punkt unnachgiebig. Bei Mord kannte man kein Pardon.

Ulrike Bauer saß seit fünf Jahren in einem Gefängnis in Kolumbien. Das Urteil war schnell gesprochen und lautete auf vorsätzlichen dreifachen Mord. Das bedeutete lebenslange Haft.

Ulrike Bauer war erst achtunddreißig Jahre alt, als man sie anhand von eindeutigen Beweisen verhaftete. Fünf qualvolle Jahre hatte sie abgesessen, bis ihr mithilfe guter Freunde, die alle an ihre Unschuld glaubten, die Flucht aus dem Hochsicherheitstrakt gelang.

Der erste, leichtere Teil war geschafft. Nun galt es, die wahren Mörder ihres Mannes und ihrer beiden Kinder zu finden.

Das Versteck wäre sicher, sagten ihre Freunde, dennoch sollte sie besser nicht die Unterkunft verlassen. Versorgt mit den wichtigsten Lebensmitteln, konnte sie nicht verhungern. Ihre Gesamtsituation hatte sich eigentlich nicht verbessert. Das Haus befand sich inmitten einer unwegsamen Gegend. Hierher verirrte sich niemand, und niemand vermutete, dass in der halb verfallenen Hütte jemand lebte.

Ulrike Bauer schaute vorsichtig aus dem maroden Holzfenster ihrer Unterkunft, konnte keine Bewegung außerhalb feststellen und setzte sich beruhigt auf einen der alten Holzstühle.

Immer wieder zuckte sie bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammen. Die fünf brutalen Jahre, die sie in Haft verbringen musste, waren grausam gewesen. Nicht nur innerliche, auch äußerlich Narben hatte sie davongetragen.

Ihre einzige Freundin in Kolumbien, Kerstin Gärtner, ebenfalls eine Deutsche, hatte es geschafft, sie hin und wieder im Gefängnis besuchen zu können, und ging damit ein hohes Risiko ein. Sie wohnte damals im Nachbarhaus und hatte die Entführung ihrer Kinder beobachtet. Sie sagte auch vor Gericht zu Ulrikes Gunsten aus. Leider glaubte man ihr nicht.

Kerstin wusste genau, dass sie unter Beobachtung stand, man verfolgte sie auf Schritt und Tritt. Sie befürchtete, das gleiche Schicksal wie Ulrike zu erleiden, sollte sie weiterhin versuchen, ihre Freundin im Gefängnis zu besuchen. Deshalb nahm sie Kontakt zu Ulrikes Anwalt, Frederico Solano, auf.

Ulrike vertraute ihm. Kerstin blieb skeptisch. Leider waren die Beweise vor Gericht so massiv, dass auch er hilflos mit ansehen musste, wie seine Mandantin zu einer dreifachen lebenslangen Haftstraße verurteilt wurde.

Deshalb war die einzige Möglichkeit, Ulrike zu helfen, die Rettungsaktion von Deutschland aus zu steuern.

Frederico Solano kopierte sämtliche Akten des Prozesses und schickte sie zu Kerstin. Leider war es strikt verboten, den Häftlingen diese Dokumente zukommen zu lassen. Da auch Besuche untersagt waren, musste sich Kerstin zunächst in Deutschland selbst in die Unterlagen einlesen. Eine sehr lange Liste mit noch mehr Fragen lag neben dem Aktenstapel. Per Mail nahm sie Kontakt zu Solano auf. Er hatte als Einziger die Möglichkeit, seine Mandantin alle drei Monate im Gefängnis zu besuchen. Da der Prozess abgeschlossen war, eine Wiederaufnahme als aussichtslos abgeschmettert wurde, konnte er nicht von seinem Recht Gebrauch machen, seine ehemalige Mandantin mehr als einmal vierteljährlich aufzusuchen.

Kerstin sandte ihm die Fragen zu, die ihr auf der Seele brannten. Die Unterlagen, die der Anwalt ihr zuschickte, vermittelten ihr den Eindruck, nicht vollständig zu sein. Dass ihre Freundin, die sie jahrelang kannte, ihren Ehemann und die beiden Kinder grundlos ermordet haben sollte, war eins der Rätsel, die sich niemand erklären konnte. Kerstin hatte die Verhandlung als Zuschauerin verfolgt. Meist waren keine Sitzplätze im Verhandlungssaal zu ergattern, denn der Prozess wirbelte eine Menge Staub auf.

Schon während der Verhandlung fielen ihr immer wieder Ungereimtheiten auf. Ulrike Bauer hatte die Leichen ihres Mannes und die der Kinder nie persönlich identifizieren dürfen. Der Zeuge, der ihr Alibi für die Tatzeit bestätigen könnte, wurde nicht befragt.

„Völlig belanglos“, urteilte der Richter, ein älterer, kahlköpfiger Mann, Mitte sechzig, klein und rundlich. Ein dicker Siegelring protzte an seinem rechten Ringfinger.

Ein Dolmetscher übersetzte zwar ihre Antworten während der Verhandlung, aber Kerstin vermutete, dass er es mit den Fragen des Staatsanwaltes nicht so genau nahm. Frederico Solano versuchte einzugreifen, aber der Richter ließ ihn nicht zu Wort kommen.

Ein abgekartetes Spiel? Die Vermutung lag nahe, konnte aber weder bewiesen werden noch hatte Ulrike die Möglichkeit, sich Notizen während des Prozesses zu machen. Ihre Hände blieben in Handschellen und waren seitlich an ihrem Stuhl fixiert. Selbst wenn sie ein Blatt Papier und einen Stift gehabt hätte, wäre schreiben nicht möglich gewesen. Es grenzte an Folter, stundenlang in dieser starren Haltung sitzen zu müssen.

Fünf Jahre lang hatte Ulrike Bauer Zeit, sich Gedanken über die Geschehnisse zu machen, kam aber zu keinem einleuchtenden Resultat. Die Zeit im Gefängnis hatte sie hart werden lassen, die einzige Möglichkeit, um hinter diesen Mauern zu überleben. Ihre Mitgefangenen gingen nicht gerade wohlwollend mit ihr um, und da sie über keinerlei Barmittel verfügte, konnte sie sich keine Freunde kaufen.

Sie lernte sich zu verteidigen, sich zu wehren, wurde selbst zu einer dieser gewalttätigen Frauen, die sie normalerweise verachtete. Hier ging es ums reine Überleben, egal wie. Nachdem sie endlich begriffen hatte, wie die Hierarchie in einem Staatsgefängnis von Kolumbien funktionierte und sie keine Skrupel mehr hatte, zurückzuschlagen, konzentrierte sie sich auf ihre Flucht.

Ein Unterfangen, von dem ihre Mitgefangenen ihr abrieten: „Aus diesen Mauern hat es noch nie jemand geschafft, zu fliehen. Vergiss es.“

Vergessen wollte und konnte sie es nicht.

Nach einem Jahr erhielt sie eine neue Zellengenossin. Sie war nicht so brutal, gewissenlos und gewalttätig wie ihre Mitbewohnerinnen zuvor. Ulrike freundete sich mit ihr an. Conztanza war erst dreiundzwanzig, klein, zierlich und musste erst noch die harte Schule des Gefängnisses kennenlernen. Sie wurde mit einem blauen Auge und zwei Platzwunden im Gesicht zu Ulrike in die Zelle gebracht.

Ulrike versorgte die Wunden. Ärztliche Behandlung war in diesem Fall nicht üblich. Zumindest erhielt sie Pflaster und ein Desinfizierungsmittel, so konnte Ulrike die Wunden zumindest säubern.

Conztanza zuckte zurück, als Ulrike sich der ersten Platzwunde annahm. Mittlerweile war ihr Spanisch perfekt, aber das wusste niemand. Mit dem Wachpersonal sprach sie nicht, mit ihren Mitgefangenen nur ein gebrochenes, stümperhaftes Kauderwelsch.

In ihrer Zelle übte sie fleißig, sobald sie alleine war, was nicht häufig vorkam. Nach einem Jahr verstand sie jedes Wort, nur mit der Aussprache meinte sie, würde es noch hapern.

Conztanza dachte, Ulrike wäre genauso unmenschlich wie die anderen Häftlinge. Ulrike flüsterte ihr auf Spanisch zu: „Keine Angst, ich tue dir nichts. Halt einfach nur still, damit ich deine Wunden versorgen kann.“

Conztanza hob verwundert den Kopf: „Du sprichst meine Sprache? Man hat mir gesagt, ich käme in deine Zelle, weil du mich nicht verstehen würdest.“

„Dann posaune dein Wissen nicht gleich aus. Belassen wir es dabei, dass die anderen glauben, ich würde sie nicht verstehen und wir würden uns nicht verständigen können.“

Conztanza versprach es.

„Wir werden den anderen noch eine bühnenreife Showeinlage bieten, damit sie meinen, wir würden uns hassen. Wenn du mitspielst, werden sie ihre Genugtuung dabei haben, uns zusammenzulassen.“

Erleichtert atmete Conztanza auf. Ulrike hoffte, in der nächsten Zeit nicht mehr von den Mithäftlingen belästigt zu werden, obwohl sie mittlerweile genau wusste, wie sie sich gezielt gegen diese Angriffe zur Wehr setzten konnte.

Nach zwei Wochen waren Conztanzas Wunden verheilt. Die beiden trainierten in ihrer engen Zelle, um fit zu bleiben. Es war nicht einfach, aber die Enge hinderte sie nicht, tatkräftig zu üben. Gewichte besaßen sie nicht, also begnügten sie sich mit den Dingen, die in der Zelle vorhanden waren: sie selbst. Ulrike stemmte Conztanza, und die schmächtige dunkelhaarige Kolumbianerin probierte immer wieder Ulrike hochzuheben. Eine Beschäftigung, die gut gegen ihre Langeweile war, denn es wurde ihnen noch nicht einmal ein Buch oder ein Hofrundgang gestattet.

In ihren Trainingspausen unterhielten sie sich über ihren jeweiligen Prozess, über die Taten, die sie angeblich begangen haben sollten, und wieder kristallisierte sich heraus, dass man hier die Menschen wahllos beschuldigte, verurteilte und für Jahre hinter Gitter...

Erscheint lt. Verlag 20.12.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96152-239-1 / 3961522391
ISBN-13 978-3-96152-239-2 / 9783961522392
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