Die Lady und der Meisterdieb (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
130 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0532-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Lady und der Meisterdieb - Marguerite Kaye
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Atemlos schmiegt sich Lady Deborah in die Arme des Fremden, den sie gerade bei seiner Diebestour überrascht hat. Nie zuvor ist die eigenwillige junge Witwe derart leidenschaftlich geküsst worden. Als sie erfährt, dass ihr charmanter Langfinger Londons meistgesuchter Einbrecher ist, keimt in ihr ein verwegener Plan ...



Marguerite Kaye ist in Schottland geboren und zur Schule gegangen. Ursprünglich hat sie einen Abschluss in Recht aber sie entschied sich für eine Karriere in der Informationstechnologie. In ihrer Freizeit machte sie nebenbei einen Master - Abschluss in Geschichte. Sie hat schon davon geträumt Autorin zu sein, als sie mit neun Jahren einen Wettbewerb in Poesie gewann. 30 Jahre später hatte sie mit einem Historical Roman den Durchbruch.

2. KAPITEL

London, drei Wochen später

Elliot unterdrückte ein Gähnen und fischte nach der Uhr in seiner Westentasche. Fünf nach zwei, und sein Freund Cunningham zeigte trotz der späten Stunde keinerlei Neigung zu gehen. In dem Spielsalon bei Brook’s herrschte eine Atmosphäre gespannter Aufmerksamkeit, nur gestört vom Rascheln der Karten, dem Klirren von Münzen oder den gemurmelten Ansagen der Spieler.

Elliot, der unter Einsatz seines Lebens um Bedeutenderes als Geld gespielt hatte, konnte nicht umhin, das alles ein wenig lachhaft zu finden. Anfangs hatte er, der Form halber, beim Faro ein paar Einsätze getätigt, doch während der letzten anderthalb Stunden schaute er nur noch zu.

Rastlos durchschritt er den großen, eleganten Raum und erinnerte sich der vielen ähnlichen Spielsäle, die er in ganz Europa besucht hatte. Doch nicht das Glücksspiel hatte ihn dorthin gezogen. Wie konnte Cunningham nur glauben, dass er, Elliot, einen Abend wie diesen amüsant fand? Zecherei und Glücksspiel ließ ihn kalt.

Zweifellos würde Cunningham, wenn er sich vom Spieltisch erhob, erwarten, dass sie sich der dritten von Gentlemen gepflegten Betätigung widmen würden, der Hurerei – gleichfalls ein Zeitvertreib, der Elliot nicht reizte. Er war nun ein Gentleman, zwangsläufig, doch zuallererst immer noch sein eigener Herr, wie schon immer – selbst als ihm seine Uniform noch Grenzen gesetzt hatte. Elliot reichte es.

„Lieber Cunningham“, sagte er, seinem Freund auf die Schulter klopfend, „für heute hatte ich Aufregung genug. Viel Glück beim Spiel. Und bei den Damen.“

„Du hast in diesem Bereich doch das meiste Glück, Elliot. Ich kenne keinen, der beim schönen Geschlecht erfolgreicher ist als du.“

„Du darfst Erfolg nicht mit Glück verwechseln“, entgegnete Elliot lächelnd. „Gute Nacht, mein Freund.“

Nachdem er sich Hut und Handschuhe hatte aushändigen lassen, trat er hinaus auf die Straße. Er hegte starke Zweifel, dass er von seiner neuen Mitgliedschaft im Club häufig Gebrauch machen würde.

Die Nacht war kalt, klamm und nebelig; nur hier und da zwischen den Wolken ein Hauch von Mondlicht. Genau richtig für einen Einbruch, wenn es auch noch viel zu früh war, um das erneut ins Auge zu fassen.

Kinsails Diamant hatte sich als schwer verkäuflich entpuppt. Da sein üblicher Hehler mit einem so unverwechselbaren Stück nichts zu tun haben wollte, war Elliot gezwungen gewesen, in die Niederlande zu reisen. Dort hatte er den Stein, wenn auch nur unwillig, teilen lassen und erst dann weiterverkauft. Kinsail hatte damals mehr für den geschmuggelten Edelstein gezahlt. Aber die Hauptsache für Elliot war, dass Kinsail mit dem Verlust jetzt für sein Pflichtversäumnis der britischen Armee gegenüber büßte.

Nicht, dass dem Mann das klar war, so wenig wie er verstand, welchen Preis diese Armee wegen seiner Versäumnisse gezahlt hatte. Männer wie Kinsail sahen Listen, auf denen Pferde, Maultiere, Ärzte gefordert wurden. Dinge wie Geschütze, Kanonen, Gewehre auf anderen Listen wurden aber oft vorrangig gewährt. Doch was nützte die neueste Haubitze, wenn es keine Zugtiere gab, um sie aufs Schlachtfeld zu transportieren? Was nützten die besten Gewehre und Bajonette, wenn die Männer, die damit kämpfen sollten, sterbend auf dem Feld lagen, weil Pferd und Wagen fehlten, um sie ins Lazarett zu schaffen? Weil erfahrene Ärzte fehlten, um sie dort zu versorgen? Was wussten Kinsail und seinesgleichen von den Schmerzen und dem Leiden, die Folge ihrer Pfennigfuchserei waren, weil sie in ihrer Ignoranz Kriegsgerät vor Stiefel, Wasser und Verbandszeug stellten?

Fluchend öffnete Elliot seine verkrampften Fäuste. Selbst jetzt noch, sechs Jahre später, verfolgte ihn Henrys schmerzverzerrtes Gesicht. Aber was wussten Kinsail und seinesgleichen schon davon? Nichts. Überhaupt nichts. Und selbst wenn er ihnen irgendwie das Bild ausmalen könnte, wären sie nur einen kurzen Moment betreten. Da war es viel besser, sie zu treffen, wo es ihnen wehtat – ihnen etwas Wertvolles zu nehmen und damit wirklich Wichtiges zu finanzieren. Kinsail, dieser geizige Mistkerl, würde nie erfahren, dass mittels seines Edelsteins Wiedergutmachung für seine Kriegsverbrechen geleistet wurde.

Wie stets hatte Elliot nach dem, was er gern als erfolgreiche Mission bezeichnete, die Zeitungen auf Nachrichten über seinen Raubzug durchforstet. Doch was kaum überraschte: Lord Kinsail hatte seinen Verlust nicht öffentlich eingestanden. Zum vielleicht hundertsten Mal seit jener Nacht fragte Elliot sich, was Lady Kinsail über ihre Begegnung hatte verlauten lassen. Und vielleicht zum tausendsten Mal huschte ungebeten die Erinnerung daran, wie er seinen Körper an ihren gepresst hatte. Der leise, heisere Klang ihrer Stimme. Ihr Gesicht – der forschende Ausdruck, ihre großen Augen, in denen nicht ein Fünkchen Furcht gestanden hatte.

Er hätte sie nicht küssen sollen. Als er den Tatort verließ, glaubte er noch, sie hätte seinen Kuss erwidert, doch inzwischen war er zu dem Schluss gekommen, dass es sich nur um reines Wunschdenken handelte. Sie war einfach nur zu verdutzt gewesen, um ihn abzuwehren. Letztendlich war er, soweit es sie betraf, nur ein Dieb.

Aber warum hatte sie nicht um Hilfe gerufen?

Ab Covent Garden wurde die Beleuchtung immer schäbiger. Statt den hellen Gasleuchten der Pall Mall warfen nun Fackeln ihr unruhiges Licht auf die schmutzigen Straßen und Gässchen, in denen jämmerlich hagere Dirnen auf Kunden warteten.

Der extreme Gegensatz zwischen den Villen der Gentlemen, die die privilegierten Clubs in St James besuchten, und den elenden Unterkünften der Londoner Huren, die von eben jenen Gentlemen anschließend aufgesucht wurden, machte ihn wütend. Im Ausland hatte er ärmere – und kränkere – Menschen gesehen, doch hier, hier war seine Heimat, das Land, dem er fast sechzehn Jahre gedient hatte. Hier sollte es nicht so sein. Sollte das etwa das Ergebnis des fast zwanzig Jahre dauernden Krieges sein?

Im äußersten Winkel des Platzes erspähte er etwas, das ihm immer wieder das Herz brach. Es war nur ein Mann in einem Hauseingang, verkrochen unter einer schäbigen grauen Wolldecke, doch die leeren Hosenbeine und der flache Karren, der neben ihm stand, sprachen für sich. Zusätzlich zu den vernarbten Brandmalen wiesen seine Hände bestimmt auch rissige Schürfwunden auf, weil er sich damit, auf einem provisorischen Karren hockend, abstoßen musste.

„Möge Gott, wenn es ihn denn gibt, milde auf dich herabschauen, alter Kamerad“, flüsterte er, nachdem er sich dem Mann genähert hatte.

Behutsam, um den Veteranen nicht im Schlaf zu stören, schob er ihm eine Goldmünze in die Tasche, zusammen mit einer Karte, auf der eine Nachricht und eine Adresse vermerkt waren. Für viele dieser Männer war Mildtätigkeit die schlimmste Beleidigung, aber ein Versuch schadete nicht. Elliot gab nie auf.

Da er müde geworden war, eilte er in Richtung Bloomsbury, wo er ein Haus erworben hatte. „Am Rand der Gesellschaft“, hatte Cunnigham gesagt, „nur Bürgerliche leben hier …“ Er konnte Elliots Widerstreben, sich in Mayfair niederzulassen oder zumindest Räume in der vornehmen Albemarle Street zu mieten, einfach nicht verstehen. Doch Elliot verlangte es weder nach Umgang mit dem ton, noch danach, eine Familie zu gründen … Obwohl das seine Pflicht sei, wie seine Schwester Elisabeth mit schöner Regel­mäßigkeit sagte.

Sie waren sich erstaunlich ähnlich, seine Schwester und er. Beinahe zwölf Jahre jünger als er, war sie noch ein bloßes Kind gewesen, als er zur Armee ging. Als der Vater stetig dahinsiechte, pflegte sie ihn und schulterte außerdem nach und nach die gesamte Verantwortung für die Verwaltung des Familienbesitzes. Da sie wusste, wie viel ihrem Bruder seine militärische Karriere bedeutete, klärte sie ihn über die heimischen Verhältnisse erst auf, als der Tod des Vaters nahe bevorstand. Gerührt von ihrer Zuneigung, drückten ihn dennoch Schuldgefühle, als er endlich nach dem Sieg bei Waterloo endgültig zurückkehrte, doch Lizzie wehrte ab.

„Ich habe nur meine Pflicht getan“, erklärte sie, „so wie du die deine. Nun bist du zurück, also gehört der Besitz dir. Und da Papa mich mehr als gut versorgt hat, habe ich vor, mich gründlich zu amüsieren.“

Und das tat sie dergestalt, dass sie mit unziemlicher Hast einen rauen, dickköpfigen Schotten heiratete. Die Verbindung bestehe schon lange, verkündete sie ihrem staunenden Bruder. Zwar hatte ihr geliebter Alex ihr beigepflichtet, von einer Heirat abzusehen, solange ihr Vater darniederlag, doch nun, da sie nicht mehr gebraucht wurde, sah sie keinen Grund, den Liebsten noch länger warten zu lassen. Lizzie hatte sich aus ihrer Trauerkleidung geschält wie ein Schmetterling aus seiner Verpuppung – elegant, geistreich und mit scharfer Zunge. Ihr Gemahl betete sie an.

Erst kürzlich hatte sie ihrem Bruder zum wiederholten Male verkündet, dass der Ehestand der glücklichste aller möglichen Zustände sei, den er unbedingt auch für sich entdecken müsse.

Ich und heiraten? Niemals!

Er schüttelte den Kopf und setzte seinen Weg durch das nächtliche London fort.

Nachdem er sein Haus am Russell Square betreten hatte, erklomm Elliot träge die Stufen und suchte sein Schlafzimmer auf. Er nahm sein Krawattentuch ab, faltete sorgsam seine Kleider – eine alte Angewohnheit aus seiner Soldatenzeit – und schlüpfte gähnend unter die kühle Bettdecke.

Ihn...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2021
Reihe/Serie Digital Edition
Digital Edition
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel Outrageous Confessions of Lady Deborah
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora digital edition • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook angebote • ebook günstig • ebook liebesroman • Frauenroman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7515-0532-6 / 3751505326
ISBN-13 978-3-7515-0532-1 / 9783751505321
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