Hidden Legacy - Saphirflammen (eBook)
530 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1383-5 (ISBN)
Willkomen bei Haus Baylor!
Drei Jahre sind vergangen, seit der Grundstein für Haus Baylor gelegt wurde. Mittlerweile ist es Catalinas Job, die Familienehre (der Dank für erfolgreiche Trainingseinheiten geht dabei an Mrs Rogan!) zu verteidigen. Noch immer fällt es ihr schwer, ihre ganz besondere Magie einzusetzen. Doch da werden Mutter und Schwester einer Freundin ermordet. Catalina beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, um die abscheuliche Tat aufzuklären. Doch finstere Mächte sind am Werk. Und Alessandra Sagredo - gefährlich, unberechenbar und Catalinas einstiger Schwarm - scheint Teil dessen zu sein. Um den Fall zu lösen, scheint Catalina nun nichts anderes übrig zu bleiben, als ihre ungeliebten Fähigkeiten einzusetzen - und sowohl ihr Haus als auch ihr Herz dabei aufs Spiel zu setzen ...
'Bildgewaltig, fantasievoll und actionreich ... Ilona Andrews ist eine Meisterin ihres Fach!' KIRKUS
Band 4 der HIDDEN-LEGACY-Reihe
Ilona Andrews ist das Pseudonym des Autorenehepaars Ilona und Andrew Gordon. Während Ilona in Russland geboren wurde und in den USA Biochemie studiert hat, besitzt Andrew einen Abschluss in Geschichte. Mit ihren Urban-Fantasy-Serien STADT DER FINSTERNIS und HIDDEN LEGACY gelingt ihnen regelmäßig der Einstieg in die NEW-YORK-TIMES-Bestsellerliste.
1
Ich schwamm im warmen Wasser des Golfs von Mexiko, als jemand auf den Himmel einschlug. Die glänzenden kleinen Fische, die mir gefolgt waren, huschten davon, das kristallklare Wasser um mich herum löste sich auf, und ich landete krachend auf Sand.
Über mir erzitterte der Himmel. Bumm, bumm, bumm!
Mein Traum zerfaserte wie ein feuchtes Taschentuch, und einen verwirrenden Augenblick lang wusste ich nicht, wo ich mich befand. Langsam tauchten vor mir in den Schatten die vertrauten Umrisse meines Schlafzimmers auf. Der Wecker auf meinem Nachttisch flammte glühend rot. 02:07.
Jemand schlug auf meine Tür ein.
»Catalina!«, hörte ich meine Schwester brüllen. »Steh auf!«
Panik durchzuckte mich. Ich sprang aus dem Bett, rannte durch mein Zimmer und riss die Tür auf. »Ist das Flugzeug abgestürzt?«
»Was? Nein!«
Ich lehnte mich erleichtert an den Türrahmen. Unsere ältere Schwester Nevada, ihr Ehemann und ihre Schwiegermutter waren auf dem Weg zu einem Begräbnis in Spanien. Und sie flogen über den Ozean. Was mir ernsthafte Sorgen machte.
»Mit dem Flugzeug ist alles in Ordnung«, sagte Arabella.
»Was ist denn dann los?«
Arabellas Gesicht war gerötet, und ihre blonden Haare standen seltsam in alle Richtungen ab. Sie trug ein altes, fleckiges Sailor-Moon-T-Shirt, und ihre Basketballshorts hatte sie falsch herum angezogen.
»Augustin ist unten.«
»Welcher Augustin? Augustin Montgomery?«
»Ja!«
Meine Erleichterung verwandelte sich schlagartig in hundertprozentige Alarmbereitschaft. »Warum?« Warum in aller Welt sollte der Herr des Hauses Montgomery mitten in der Nacht unten sein?
»Er will mit dir sprechen. Er sagt, es sei ein Notfall. Beeil dich, bevor Mom ihn abknallt.«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte die Treppe hinunter, die von meiner Loftwohnung zum Rest des Lagerhauses führte, das wir unser Zuhause und unseren Geschäftssitz nannten.
Augustin war mit Abstand die letzte Person, die ich um zwei Uhr morgens bei uns erwartet hätte. Etwas Schlimmes musste passiert sein.
Ich sah an mir hinab. Ich trug ein viel zu großes graues T-Shirt, das mir bis zu den Knien ging und die Aufschrift »ICH SCHLAF« trug. Aber es war keine Zeit, mich jetzt noch umzuziehen. Ich lief barfuß die Treppe hinunter und folgte meiner Schwester in einen breiten Flur. Das Licht im Medienzimmer war angeschaltet und verbreitete ein warmes elektrisches Glühen, gerade hell genug, um den Weg zu erkennen.
Der Flur führte zu einer Tür auf der Linken, wo ein kleiner Teil des Lagerhauses der Baylor Agency als Büro diente. Vor dieser Tür stand die gesamte Familie versammelt, alle, außer Mom.
Oma Frida, schlank, braun gebrannt, mit platingrauen Locken, sah besorgt aus. Bernard, mein ältester Cousin, wirkte wie ein Bär, den man aus dem Winterschlaf gerissen hatte – groß, muskulös, zerzaustes hellbraunes Haar. Er hielt ein Tablet in der Hand, das in seinen Pranken zu klein erschien. Neben ihm lehnte hellwach Leon an der Wand, mein jüngerer Halbbruder und das absolute Gegenstück zu mir. Leon war ein drahtiges dunkelhaariges Energiebündel. Er trug immer noch dieselbe Jeans und dasselbe T-Shirt, das er schon gestern Abend angehabt hatte. Entweder war er in den Klamotten eingeschlafen, oder er hatte das Bedürfnis gehabt, um zwei Uhr morgens komplett angezogen zu sein, weil er mal wieder Schandtaten im Sinn hatte. In Leons Fall kamen keine anderen Gründe in Betracht.
Vor mir rannte Arabella die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer und kehrte mit einem riesigen Texas-A&M-University-Sweatshirt in den Händen zurück. Sie schmiss es mir ins Gesicht. »Titten.«
Bernards Wachheitszustand hatte eine Ebene erreicht, bei der ein Augenrollen wieder möglich war.
»Danke!« Ich zog mir das Sweatshirt über, um die Tatsache zu vertuschen, dass ich keinen BH trug. »Wie ist Augustin hier reingekommen?«
Bei Nacht war der Zugang zum Lagerhaus durch Betonabsperrungen blockiert. Der Zugang war nur über eine einzige Straße möglich, und die wurde von Sicherheitspersonal bewacht, das genau das, was gerade passierte, hätte verhindern sollen. Augustin war gnadenlos. Er hätte uns alle im Schlaf töten können.
»Haben unsere Wachleute ihn reingelassen? Hat jemand angerufen und Bescheid gesagt, dass er kommt?«
»Witzig, dass du fragst«, sagte Leon. »Schau dir doch mal dieses nette Video an.«
Bernard drehte mir das Tablet hin. Das Bild stammte von der Überwachungskamera innerhalb des Kontrollhäuschens, in dem sich die beiden Wachleute befanden, eine hispanoamerikanische Frau in den Vierzigern und ein dunkelhaariger Weißer Mitte zwanzig. Lopez und Walton. Ein silberfarbener Bentley Bentayga rollte an das Häuschen heran. Das Fenster auf der Fahrerseite wurde heruntergefahren und gab den Blick auf mich frei.
»Hallo, Ms Baylor«, sagte Walton.
Catalina, die Hochstaplerin, nickte.
»Schaut in die Anwesenheitsliste, schaut in die Anwesenheitsliste …«, sang Leon.
Das Protokollbuch für Ankünfte und Abfahrten zu unserem Gelände befand sich direkt vor ihnen auf der Ablage. Ein kurzer Blick würde ihnen zeigen, dass ich bereits zu Hause war.
Der Wachmann beugte sich vor, doch seine Hand griff nicht nach dem Buch, sondern darüber hinweg nach dem Schrankenschalter.
»Totalversagen!«, stellte Leon fest.
Walton betätigte den Schalter, und ein lautes metallisches Scheppern vermeldete, dass die robuste Nagelsperre eingezogen wurde. Das Fenster wurde wieder hochgefahren, und das gepanzerte Fahrzeug glitt vorwärts und aus dem Bild.
Mir fehlten nicht nur die Worte. Es fehlte mir an so ziemlich allem.
Lopez runzelte die Stirn. »Seit wann haben die denn einen Bentley?«
Der Wachmann zuckte mit den Achseln. »Wer weiß das schon? Vielleicht war es ein Geburtstagsgeschenk.«
»Volltrottel«, sagte Arabella.
Augustin Montgomery war ein hochbegabter Illusionsmagier. Er konnte das Aussehen jedes Menschen imitieren, er konnte jede Stimme nachahmen, und er war in der Lage, alle Fingerabdruck- und Netzhautscanner zu täuschen. Und er war gerade fröhlich bei uns hereingeschneit, allen Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz.
»Wir haben ein echtes Problem«, sagte ich.
»Was du nicht sagst«, meinte Leon.
»Catalina«, meldete sich Oma Frida, »deine Mutter sitzt mit dem Idioten und einer Desert Eagle im Konferenzraum. Rein mit dir, bevor sie ihm eine Kugel zwischen die Augen jagt.«
Ich öffnete die Tür, betrat den Büroflur und schloss die Tür wieder hinter mir. Dieser Teil des Lagerhauses sah mit seinem strapazierfähigen beigefarbenen Teppich, der abgehängten Decke und den Glaswänden aus wie der typische Arbeitsplatz. Die drei Büros zu meiner Rechten und der Pausenraum zur Linken mit seiner kleinen Teeküche lagen im Dunkeln. Nur im Konferenzraum, direkt hinter dem Pausenraum, war das Licht eingeschaltet und strahlte durch die Glaswand in den Flur.
Ich ging einen Schritt weiter und hielt dann inne. Als ich vor drei Tagen ganz offiziell meinen einundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte, war ich gleichzeitig auch die Herrin des Hauses Baylor geworden. Wir waren ein brandneues Haus, dessen Gründung nur drei Jahre zurücklag. Unsere Schonfrist, während der uns andere Häuser nicht angreifen durften, würde schon bald ablaufen. Im Lauf unserer Geschäfte hatte ich schon das eine oder andere Mal mit magischen Schwergewichten zu tun gehabt, aber dies wäre der erste Umgang mit einem anderen Hochbegabten als Herrin eines Hauses. Und Augustin war ein Hai in einem Viertausend-Dollar-Anzug, ein Weißer Hai mit rasiermesserscharfen Zähnen.
Ich musste es richtig angehen. Einfach reinplatzen kam gar nicht infrage. Egal, ob es sich um einen Notfall handelte oder nicht, ich hatte eine Rolle zu spielen.
Mein Magen zog sich zusammen.
Denk daran, du bist eine Hochbegabte, Herrin des Hauses, Victoria Tremaines Enkelin, selbstbewusst, gefährlich, du kennst keine Angst, bist mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden … du bist sauer. Definitiv sauer.
Ich setzte eine leicht säuerliche Miene auf und betrat den Konferenzraum.
Augustin drehte sich auf seinem Stuhl zu mir um. Louis Auchincloss, der Romane über die feine Gesellschaft schrieb, war berühmt für seine Aussage »Perfektion ist genauso irritierend, wie sie anziehend ist, egal ob in der Literatur oder im Leben«. Augustin irritierte mich maßlos.
Da Augustin ein hochbegabter Illusionsmagier war, gestaltete er sein Aussehen, wie ein Ausnahmekünstler sein Meisterwerk plante. Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt – scharf konturierte Wangenknochen, ein kantiges Kinn, das Männlichkeit zum Ausdruck brachte, ohne Primitivität zu vermitteln, eine gerade Nase und eine breite Stirn. Die leicht hohlen Wangenknochen machten auch deutlich, dass er die Reife des Alters für sich in Anspruch nehmen konnte. Ein meisterhafter Herrenfriseur hatte seine beinahe platinblonden Haare in ein Kunstwerk verwandelt. Seine rahmenlose Brille war die einzige Unvollkommenheit, die sich Augustin erlaubte, aber sie reichte nicht. Er hatte etwas Kühles und Zeitloses an sich. Was bedeutete, dass er in etwa so lebendig wirkte wie eine Marmorstatue.
Am anderen Tischende hatte meine Mutter Platz genommen und musterte ihn wie eine angriffslustige Kobra. Ihre rechte Hand war unter dem Tisch verborgen, vermutlich, weil sie mit ihr die Desert Eagle.50 AE berührte. Keine andere legal erwerbbare Handfeuerwaffe in...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2021 |
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Reihe/Serie | Nevada-Baylor-Serie | Nevada-Baylor-Serie |
Übersetzer | Marcel Aubron-Bülles |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Sapphire Fire |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • Abenteuer • Alessandra Sagredo • Bad Boy • Catalina Baylor • Dynastien • Familienehre • Fantasy • Feuer • finstere Mächte • Gefahr • Haus Baylor • Intrigen • Magie • magische Häuser • Mord • Mrs Rogan • Primemagier • Privatdetektiv • Romantik • Romantische Fantasy • Schwarm • Texas • USA • Witz • Zauber |
ISBN-10 | 3-7363-1383-7 / 3736313837 |
ISBN-13 | 978-3-7363-1383-5 / 9783736313835 |
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