Löchtenberger und der Uhrturmschatten -  Rudi Zötsch

Löchtenberger und der Uhrturmschatten (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
576 Seiten
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99118-362-4 (ISBN)
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Nix mit: Ich bin besser als Columbo! Im Wesentlichen will ich Ihnen von meiner ersten Woche als 'der Neue' von der SOKU Graz erzählen und wie locker ich meinen ersten Fall lösen werde. Ich bin Michael Theresia Löchtenberger und werde souverän ermitteln, ausgesprochen klug und hartnäckig analysieren. Alles in allem also schlauer als es die Polizei erlaubt. Tja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wenn nur diese drei Frauen nicht wären, eine geheimnisvolle und ziemlich sexy Psychologin, eine faszinierende Gerichtsmedizinerin die meine Vergangenheit wieder hervorholt und eine viel zu junge, viel zu hübsche und wirklich entzückende Kollegin. Fünf Tage das totale Chaos, ein echt grausiger Serienmord und dazu nicht den Hauch einer Spur. Logisch, dass ich da ins Stolpern kommen werde. Aber wissen Sie was: Lesen Sie die Geschichte doch einfach selbst.

Ein Autor ist der Verfasser oder geistige Urheber eines sprachlichen Werkes. Das bin ich! "Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er hätte sie selbst machen können." Blaise Pascal ? "Schreibe kurz - und sie werden es lesen. Schreibe klar - und sie werden es verstehen. Schreibe bildhaft - und sie werden es im Gedächtnis behalten." Joseph Pulitzer ? Wie gesagt: Ich sehe mich eher als Geschichtenerzähler denn als Schriftsteller. Autor ist eigentlich gut. Mein Ziel ist es, nicht allen zu gefallen, aber denen mein Stil gefällt, die sollten mich mögen. Das wäre schon ein großer Erfolg. "Think big ", das mache ich jetzt mal. Ich gehe auf eine neue Reise und lass mich überraschen, wohin der Weg mich führt.

Prolog

Wir haben einfach nichts. Nada.

Aller Anfang ist schwer, sagt man. Ich habe mir meinen ersten Arbeitstag zurück in der Heimat anders vorgestellt. Jetzt, beinahe fünfzehn Stunden nach Arbeitsantritt, habe ich einen ungeklärten Mord und nicht einen Hauch von brauchbaren Spuren. Spuren? Nicht eine einzige klitzekleine Spur. Nicht den kleinsten Hinweis und auch keine brauchbare Idee, die mich weiterbringen würde.

Wie gesagt, ich habe einfach nichts. Außer Kopfschmerzen.

Wo doch alles so gut begonnen hat. Ist es mein Los zu scheitern? Meine Glückssträhne vorbei? Befindet sich mein Karma im Keller? Mein Schicksal scheint vorbestimmt. Erlebe ich vielleicht sogar ein typisch österreichisches Schicksal? Mir scheint, dass ich die hohen Erwartungen an meine Person nicht erfüllen kann.

In vino veritas. Nicht nur bei den alten Römern. Auch bei uns liegt die Wahrheit oftmals im Wein. Gerade im Weinparadies Südsteiermark. Vielleicht liegt die Wahrheit auch nur zu gut in den Weinkellern versteckt. Wir Österreicher sind ja bekannt für unsere Keller. Wir haben es ja direkt mit Kellern. Apropos haben.

Wir haben auch unsere Traditionen und unsere Dramen. Wie etwa Cordoba 1978. Ich fühlte mich heute an den österreichischen Fußball erinnert. An die männlichen Fans unserer Nationalmannschaft, die sich gerne als selbst ernannte Trainer wähnen. Wir Fans, die wir im Kopf fast schon immer Weltmeister sind. Bis uns auf nüchterne Art und Weise die Realität einholt und wir gegen – beispielsweise – die Färöer-Inseln spielen. BUMM. Verloren. Aus. Wer hat verloren? Wir. Österreich. Also zurück an den Start. Zurück zur ernüchternden Realität. Wieder einmal nichts gerissen. Da sind wir wieder beim Nichts. Wie heute bei mir.

Kopf hoch, Michi!

Laut Konfuzius gehört zu einem guten Ende auch ein guter Anfang. Ich höre meine Großmutter Theresia sagen: „Aller Anfang ist schwer, Michi!“

Aber lassen wir das. Kommen wir noch einmal zurück zum Karma. Vielleicht ist mein Karma ja in Asien verloren gegangen. Genau heute vor einer Woche lag ich noch auf einer wunderbar weichen, herrlich gepolsterten und unglaublich bequemen Bambusliege am weißen Strand auf Ko Samui. Ich war richtig entspannt. Glücklich. Nein, besser noch: glückselig. Genüsslich betrachtete ich durch die verspiegelten, blitzblauen Gläser meiner Pilotensonnenbrille – eine Hommage an die Achtzigerjahre, ein Relikt auf der Nase eines Relikts – die sich reflektierenden Sonnenstrahlen im türkis-blauen Wasser des Meeres. Nur der leichte warme Wind und die kleinen Wellen des Golfs von Thailand, die sich wie ein Soundteppich an meine Ohren schmiegten.

Ich war glücklich und frei im Kopf. Voller Vorfreude auf den heutigen Tag. Keine Gedanken an jegliche Spuren, nur die Spuren meiner Fußabdrücke im weißen Sand.

Und jetzt? Sonne ja, aber keine Wärme. Weder in der Luft noch in meinem Herzen. Mich fröstelt es leicht.

Im Stiegenhaus, auf dem Weg zu meiner Wohnung im obersten Stock des Jugendstil-Mehrparteienhauses, in dem ich wohne, ist es kalt. Noch keine Frühlingsgefühle in Graz. Schon gar nicht jetzt, hier bei mir. Ich blicke zu Boden und lächle wie jeden Tag über den Spruch auf meiner Fußmatte.

„Meine Wohnung. Meine Musik. Meine Regeln.“

Beim Aufsperren der Wohnungstür freue ich mich auf die wohlige Wärme, die mir von innen langsam entgegenströmt. Ein schneller Blick auf meine Armbanduhr zeigt: Es ist schon 23: 30 Uhr.

Das ist spät. Heute war ein langer erster Tag. Zu lange. Ich lege die Uhr, den Schlüsselbund und einige lose Münzen aus meiner Hosentasche in die kleine goldene Schale, die auf meiner indischen Kommode im Vorraum steht. Ein etwas längerer Blick in den Spiegel über ihr bestätigt mir meinen Verdacht: Ich bin fertig für heute.

Ich betrachte die verschwindenden Reste meines Urlaubsteints. Meine mehr grauen als grünen Augen können nicht leugnen, dass sich darunter bereits leichte Schatten in mein Gesicht geschummelt haben.

Verdammt. Das geht ja schnell. Viel zu schnell.

Meine kurzen, leicht zerzausten braunen Haare sind aus der Form, als hätte sich mein geliebtes Gel in Luft aufgelöst.

Ich werfe mein schwarzes Sakko mit Schwung auf meinen „Egg Chair“ von Arne Jacobsen aus Vintage-Leder. Ich habe ihn erst kürzlich in Wien bei einem Händler im ersten Bezirk erstanden. Liebe auf den ersten Blick. Ist mir bei einer Frau schon lange nicht mehr passiert. Diese Frauen! Dann ziehe ich meine schwarzen Sneakers von ARKK Copenhagen aus. Ich lasse sie einfach am Parkettboden liegen. Ich schiebe sie jedoch mit meinen Füßen so zur Seite, dass sie so parallel wie möglich stehen.

Ordnung muss sein.

Ich betrachte meine hellblauen Socken und wackle ein wenig mit den Zehen. Das tut gut. Mein nächster Weg führt mich in meine große Wohnküche. Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank. Er ist gut gefüllt, wie er es immer ist. Nicht der Hunger ist es, der mich ihn öffnen lässt. Statt nach dem Sauvignon Blanc vom Weingut Polz, der grundsätzlich ohnehin nur für meine Gäste bestimmt ist, greife ich nach einem steirischen Bier, einer kleinen Flasche Puntigamer. Ich drehe den Verschluss mit einem leichten Plopp auf und genehmige mir einen ersten großen Schluck des kalten Hopfengetränks. Wie gut das tut. Hunger habe ich nicht. Ein guter Anfang für den restlichen Abend oder die kommende Nacht.

Mit Schlaf ist nicht zu rechnen.

Ich lehne mich an meine frei stehende Kochinsel und lasse meinen Blick durch das annähernd quadratische Wohnzimmer schweifen. Ich freue mich, dass ich so ordentlich bin. Die Wahrheit ist, dass meine bosnische Putzfrau Mara heute Vormittag da war. Sie kommt immer montags und donnerstags. Da heute Montag ist, erklärt sich der Rest ja von selbst. Es glänzt alles.

Apropos glänzend. Heute war wie schon gesagt ein wirklich matter Tag. Diesen Blitzstart und einen solchen müden Verlauf habe ich nicht erwartet.

Verdient schon gar nicht. Armer schwarzer Kater. Das zum Thema Karma. Ich nehme noch einen Schluck vom kalten Bier. Herrlich.

Mein Blick schweift zur schwarz glänzenden chinesischen Lackkommode und ihren goldenen Beschlägen, die rechts an der Wand steht. Auf ihr die Bilderrahmen, die, wie zufällig angeordnet, platziert sind. Ich betrachte die Fotos der Reihe nach und mir wird schmerzlich bewusst, wie allein ich gerade bin.

Nur nicht schwermütig werden, mein Freund.

Ich wandere zu meinem Retro-Plattenspieler. Er ist allerdings alles andere als alt. Ein kleiner weißer Plattenteller thront auf einem schwarzen quadratischen Sockel. Ich lasse meine Finger im Regal dahinter von links nach rechts über die Rücken der vielen Platten gleiten und finde, was ich suche. Ich nehme die schwarze Vinylplatte aus der Hülle und wische sie vorsichtig mit einem weichen Tuch ab. Dann lege ich die B-Seite von „Breakfast in America“- „Supertramp live in Paris“ – vorsichtig auf den Plattenteller. Ich bewundere kurz das sich spiegelnde Licht auf der glänzenden Platte und drehe dann den Regler der Anlage in Richtung Maximum.

„When I was young, it seemed that life was so wonderful a miracle, oh it was beautiful, magical.”

Langsam wird es besser. Durchatmen und wieder einen großen Schluck vom Bier nehmen. Die Musik dringt in mich ein. Ich schließe meine Augen. Ich halte mein Bier mit der linken Hand, klopfe mit den Fingern auf die Flasche und spiele ein wenig Luftgitarre. Kurz bin ich Roger Hodgson in Paris.

Paris liebt mich. Ich liebe Paris. Sagte ich das schon?

Ich fühle mich jetzt deutlich wohler. Entspannt öffne ich die Tür und gehe auf den Balkon, der mit seinen gut zwanzig Quadratmetern sich fast schon Terrasse nennen darf. Ich spüre die kühlen Bangkirai Terrassendielen unter meinen Füßen. Ich gehe zu meiner eiförmigen Rattan-Liege und setze mich auf sie. Mara hat schon sehr optimistisch die hellgrauen Kissen darauf drapiert, wahrscheinlich inspiriert vom heutigen Frühlingstag in Graz, an dem leichte Toskana Gefühle aufkommen. Habe ich erwähnt, dass ich sehr optimistisch sein kann?

Ich habe natürlich auch ein Laster. Ich rauche. Meist kontrolliert, bei Stress jedoch mehr. In Kombination mit Alkohol neige ich dazu die Zigaretten zu verschlingen. Typischer Raucher eben.

Es ist Zeit, sich eine Zigarette anzuzünden. Ich liebe das Geräusch meines Zippo-Feuerzeugs. Das leise Klicken beim Öffnen des Feuerzeugs ist für mich wie der Startschuss für einen Hundert-Meter-Läufer.

Alle Synapsen meines Körpers rufen: Ich bin bereit! Ich nehme langsam einen tiefen Zug. Besser. Viel besser.

Roger Hodgson Stimme erklingt im Hintergrund und er singt: „It’s a long way home.”

Mein Weg zurück nach Graz war auch lang, gute zwanzig Jahre war ich weg...

Erscheint lt. Verlag 22.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99118-362-5 / 3991183625
ISBN-13 978-3-99118-362-4 / 9783991183624
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