Der Killer - Code -  Lothar Berg

Der Killer - Code (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
328 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-1646-0 (ISBN)
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DER KILLERCODE (Thriller) Ein Serienkiller verbreitet Hass, Misstrauen und Angst in Berlins Unterwelt rund um die Oranienburger Straße. Die Opfer der grauenvollen Taten scheinen willkürlich ausgesucht. Der Privatermittler Nikolaus "Nik" Schweigert entdeckt ein Muster hinter den Morden im Rotlichtmilieu. Doch für die Polizei wird er schnell zum Verdächtigen - und auch die Bosse nehmen ihn ins Fadenkreuz.

Der Autor Lothar Berg wurde 1951 an der Ruhr geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin. Seine Veröffentlichungen befassen sich zumeist mit Alltagscharaktere, den menschlichen Schicksalen und den Abgründen des menschlichen Daseins. Seine Kurzgeschichten, Romane und Poesie sind ein ständiger Drahtseilakt zwischen Drama und Komödie. Die Werke zeichnet die ehrliche, authentische und brachiale Sprache aus, die keinen Zweifel an den Absichten der Protagonisten zulässt. Lothar Berg verbindet seine Lebenserfahrung, seine eigenen Erlebnisse mit Fiktion und dominiert durch Authentizität, die seinen Werken Glaubhaftigkeit verleiht.

Richard ließ sich von den Wellen treiben. Obwohl die ersten Sonnenstrahlen nur schwach waren, machte ihm die etwas frische Brise nichts aus, die die Wasseroberfläche leicht kräuselte.

Um diese Uhrzeit erwachte das Einkaufszentrum im Tempelhofer Hafen gerade zum Leben, und auf den Außenterrassen der Cafés erschienen die ersten Gäste mit einer Zeitung unter dem Arm. Der Kampf um die besten Plätze auf der Terrasse begann, um bei einem heißen Kaffee die Morgensonne zu genießen.

Von den sanften Wellen vorwärtsgeschoben, näherte sich Richard langsam seinem Motorboot, das hier im neuen Hafen gegenüber dem Ullsteinhaus seinen Liegeplatz hatte.

In einigem Abstand zu Richard schwammen ein paar Enten, schielten immer mal wieder zu ihm hinüber, gewöhnten sich dann an ihn und ließen sich nicht weiter bei ihrer Morgenwäsche stören.

Vorne im Kanal zog ein Motorboot vorbei. Nicht sehr schnell, aber es genügte, um einen erhöhten Wellenschlag in das Hafenbecken zu drücken, sodass die Boote an den Stegen heftiger zu schaukeln begannen.

Auch Richards Körper hob und senkte sich, schob sich noch näher an sein Motorboot, die Berlinette, heran. Der Wellenschlag brach sich an der Bordwand, trieb Richards Kopf hoch, um ihn im selben Augenblick wieder in ein kleines Tal rutschen zu lassen. Richards T-Shirt klebte ihm am Leib, und durch die wenigen Haare schimmerte die Haut.

Mit einem dumpfen, klatschenden Geräusch schlug er mit dem Kopf gegen die Bordwand. Es störte ihn nicht, denn Richard lag mit dem Gesicht nach unten im kalten Nass.

*

Als sich die gut ein Meter fünfundneunzig große Gestalt durch den Eingang des Cafés Lebenskunst schob, zauberte die Bedienung ihr freundlichstes Morgenlächeln auf ihr Gesicht. Der athletische Mann mit den graugrünen Augen und dem kurz geschorenen dunklen Haar war sich seiner Wirkung durchaus bewusst. Er zeigte ein leichtes Schmunzeln um die Mundwinkel, das ihn nur noch attraktiver machte.

»Kaffee. Ganz normalen Kaffee. Eine große Tasse. Ich setze mich nach draußen.« Die Stimme war ruhig, tief und gelassen.

Sein Blick verließ die Kellnerin, als sie ihm zunickte. Im Gegensatz zu den wenigen anderen Gästen suchte er nicht die Sonne, sondern wählte seinen Platz gegenüber der Berlinette. Aus dem schwarzweißkarierten Holzfällerhemd zog er eine kleine Digitalkamera und positionierte sie so auf dem Tisch, dass das Motorboot im Bereich des Objektivs lag. Anscheinend uninteressiert sah er über das Wasser hinüber zum Modezentrum Berlin, das sich auf der anderen Seite befand.

»Bitte sehr, Ihr Kaffee! Kann ich noch etwas für Sie tun?« Die Stimme der Serviererin hatte einen leicht gespannten Unterton, als sie sich vorbeugte, um das Heißgetränk auf den Tisch zu stellen und nebenbei einen Blick in die Augen des Mannes zu erhaschen. Enttäuscht stellte sie fest, dass er sie inzwischen hinter einer Sonnenbrille verbarg. So konnte sie auch nicht erkennen, ob er einen Blick in ihren Ausschnitt riskierte, in dem ihre recht üppige Oberweite steckte.

Einem aufmerksameren Beobachter wären weder die Narben in dem gebräunten Gesicht des Mannes verborgen geblieben noch die gebrochene Nase. Der Bedienung aber fielen nur seine behaarten Handgelenke mit den kräftigen Händen auf, die ein festes Zupacken versprachen. Sein »Vielen Dank, vielleicht später« hinterließ ein warmes Gefühl in ihrem Bauch, und sie wusste, dass sie nun einen Tagtraum haben würde, der sie die sonst so langweilige Schicht beschwingt hinter sich bringen lassen würde.

Nikolaus Schweigert, im Allgemeinen nur Nik gerufen, lächelte. Die Kellnerin war höchstens sechsundzwanzig, und doch sendete sie ihm, dem Zweiundvierzigjährigen, eindeutige Signale. Niks Selbstbewusstsein hatte das zwar nicht nötig, aber gut tat es trotzdem.

Dennoch hatte seine Wirkung auf die Frauen auch Schattenseiten. Sie war für den größten Teil seines Lebens Fluch und Segen zugleich.

Nik sah auf die Spitzen seiner Turnschuhe, die unter der Jeans herauslugten. Er legte die Füße auf die Absperrung zur tiefer gelegenen Hafenpromenade und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.

Der Bootsbesitzer war seit zwei Wochen abgängig, wie das im Polizeijargon hieß. Niks Auftraggeberin war in Sorge. Nicht so sehr um die Gesundheit ihres Mannes, sondern eher darum, dass er sich mit dem Geld und einer jüngeren Frau abgesetzt haben könnte.

Niks Nachforschungen in den vergangenen Tagen hatten ihn in die Nähe der Oranienburger Straße geführt. Der Mann, den es zu finden galt, war ein Nachtclubbesitzer, eine eher zwielichtige Erscheinung. Nik hatte es vermieden, im direkten Umfeld der Zielperson aufzutreten. Die Hinweise seiner Auftraggeberin, ein paar Euroscheine und ein wenig von seinem Charme, den er bei den Frauen auf dem Straßenstrich spielen ließ, zusammen mit ein paar Nachfragen in Registern, hatten ihn hierhergeführt.

Der Gesuchte hatte hier im Tempelhofer Hafen die kleine Motorjacht liegen, wo er sich mit jungen Frauen von seiner Ehemonotonie erholte. Der Liegeplatz lief auf den Namen seiner Frau. Sie hatte ihn hier gesucht, aber niemanden angetroffen. Der Daimler des Nachtclubbesitzers war auf der Ullsteinbrücke entdeckt worden, wo er, von einer feinen Staubschicht überzogen, auf dem Seitenstreifen geparkt war. Also war er einige Tage nicht bewegt worden.

Nik vermutete, dass der Gesuchte inzwischen wieder auf dem Boot war. Da hatte der alte Sack außer Mandy wohl noch eine große Schachtel Viagra mit in die Koje genommen.

Heute würde er hier Nägel mit Köpfen machen. Entweder der Typ steckte bald den Kopf an Deck, oder er würde ihn an Bord aufsuchen. Nik steckte sich eine Zigarette an.

*

Jens Möckert hielt die Augen geschlossen, seine Hände streichelten das weiße Satinlaken. Er lauschte den Geräuschen aus der Küche, dem Klappern des Geschirrs, dem Sprudeln des kochenden Wassers und den kurzen Schritten. Das Schicksal hatte sein Leben in den vergangenen Monaten mächtig durcheinandergebracht. Seit er nach Berlin gekommen war, blieb ihm kaum Zeit zum Atmen. Für ihn war das alles eine fantastische, unwirkliche Welt, in der er sich befand. So viel war möglich, nichts schien unmöglich.

So weit er sich zurückerinnern konnte, war er in Heimen groß geworden. Er hatte mehrere jugendamtliche Einrichtungen durchlaufen, war aber nie adoptiert worden, wie das immer in den schnulzigen Filmen passierte, an die er anfangs noch geglaubt hatte. Als er fünf war, erzählten sie ihm, dass seine Mama und sein Papa bei einem Autounfall umgekommen waren. Mit zehn eröffneten sie ihm die Wahrheit. Man hatte ihn ausgesetzt wie einen Hund, als er gerade mal zwei Jahre alt war. Damals hoffte er darauf, dass seine Eltern ihn wieder abholen würden. Ganz bestimmt.

Mit zwölf war er desillusioniert und kümmerte sich um sein Überleben. Mit achtzehn hatte man ihn, mit einem Abitur von 1,5, ins Leben geworfen. Das Einzige, das ihn mit Berlin verband, war die Tatsache, dass seine Mutter aus dieser Stadt stammte. Mehr wusste er nicht. Der Nachlass hatte nicht viel über ihre Vergangenheit hergegeben. Die meisten Papiere fehlten, und er hatte keinen Bock, nach mehr zu forschen. So war der Hinweis auf Berlin lediglich der Antrieb gewesen, die Stadt in Hessen zu verlassen, wo er die vergangenen Jahre untergebracht gewesen war.

Jens dachte an das Foto, das in der alten Brieftasche steckte, die mit seiner spärlichen, restlichen Habe in einem Schuhkarton lag. Tiefe Gefühle oder Trauer verband er nicht damit. Es war jedoch das Einzige, das ihm bestätigte, dass auch sein Leben eine Geschichte hatte. Ein Bild seiner Mutter. Sie alleine auf der Rosenthaler Straße, Ecke Neue Schönhauser Straße. Das Foto stammte aus dem Jahr 1996, wie der Stempel auf der Rückseite auswies. Eine junge, blondierte Frau, die unbefangen in die Kamera lachte und irgendjemandem hinter dem Fotoapparat zuwinkte.

Jens war mit einem festen Plan in die Hauptstadt gekommen. Erst den Führerschein machen, das würde ruckzuck gehen – fahren konnte er schon, seitdem er vierzehn war. Mit der Pappe wäre er flexibler bei der Jobsuche. Vielleicht Blutkonserven fahren. Das wurde gut bezahlt, hatte man ihm erzählt. Unter gewissen Umständen durfte man dabei sogar das Blaulicht einschalten. Egal wie, auf keinen Fall würde er sein ganzes Leben in einem möblierten Zimmer verbringen, in dem das Schönste die Bettdecke war, die er sich über den Kopf ziehen konnte, wenn er sich in seine Traumwelt flüchtete, dem Traum von einem eigenen Café.

All das war völlig aus den Fugen geraten.

Jens stand auf und ging ins Bad, machte sich frisch. Das fahle, fast bleich wirkende Gesicht passte nicht zu seiner Entschlossenheit im Inneren. Die blonden Haare klebten gegelt am Kopf, und der dünne, gerade erst sprießende Oberlippenbart verlieh Jens den Anflug eines Gigolos der zwanziger Jahre. Seine schmale Gestalt verlor sich fast in der hohen Diele der Altbauwohnung, als er in die Küche ging.

*

Drei Pötte Kaffee und ein Schoko-Croissant später sowie mit der Aussicht auf ein...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7526-1646-6 / 3752616466
ISBN-13 978-3-7526-1646-0 / 9783752616460
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