Tödliche Enthüllung (eBook)

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2020 | 1. Auflage
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96817-127-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödliche Enthüllung - Cornelia Härtl
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Eine Tote, die zu viel wusste, und ein Mädchen, das zur Ware wurde
Der temporeiche Krimi für Fans von Gerlinde Friewald

Lena Borowski glaubt nicht an den Selbstmord ihrer Kollegin Emilia, die erhängt im Stadtwald gefunden wird. Sie macht sich zusammen mit Emilias Schwester auf die Suche nach Antworten. Dabei stoßen die beiden Frauen nicht nur auf einen Betrug, der kurz vor der Enthüllung stand, sondern auch auf einen brutalen Mädchenhandel. Als eine zweite Leiche auftaucht und Lena sich verfolgt fühlt, spitzt sich die Lage zu. Denn Lena weiß zu viel – und das muss mit allen Mitteln verhindert werden …

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Erste Leserstimmen
„Gesellschaftskritisch, aufrüttelnd, stark!“
„Fesselnder Krimi – geht unter die Haut und bleibt im Gedächtnis.“
„Spannender Krimi rund um die Themen Menschenhandel, Prostitution und Korruption.“
„Schlüssig aufgebaut und durchweg packend, kann ich nur empfehlen!“
„Authentischer und intelligenter Roman, der mich wirklich berührt hat.“



Cornelia Härtl stammt aus Süddeutschland. Neben Fachartikeln und Kurzgeschichten schreibt sie Sozialkrimis sowie Cosy Crime. Unter anderen Namen veröffentlicht sie heitere Unterhaltungsromane, Mystery und Erotik. Sie ist verheiratet und lebt südlich von Frankfurt.

Kapitel 1


Lena Borowskis Arm schnellte nach vorn. Ihre Faust traf das Ziel mit einem satten Knall. Sie schwitzte vor Anstrengung, Rinnsale von Schweiß liefen zwischen ihren Brüsten und den Schulterblättern hinunter und durchnässten ihr dünnes Shirt. Sie stellte sich das Gesicht eines Mannes vor, dessen Ausdruck beim letzten Schlag von grenzenloser Arroganz zu schmerzhafter Verblüffung wechselte. Das reichte, um sämtliche noch schlafende Energien in ihr zu mobilisieren. Obwohl sie ihn nicht persönlich kannte, hatte sie eine Rechnung mit ihm offen. Die konnte sie zurzeit nur in der Fantasie begleichen.

»Drecksack«, murmelte sie, tänzelte zurück und schlug noch drei Mal zu. Rechts, links, rechts. Dann eine leichte Drehung des Körpers, ein wuchtiger Tritt mit dem Fuß von der Seite. Sie hatte all ihre Kraft hineingelegt. Das Gesicht verschwand vor ihren Augen. So, wie der Mann verschwunden war, nachdem er ihr Leben und das Leben ihr nahestehender Menschen schmerzhaft berührt hatte.

»Lena, pass auf deinen festen Stand auf«, rief jemand schräg hinter ihr. »Würdest du auf einen lebendigen Widersacher eindreschen statt auf einen Sandsack, lägst du jetzt am Boden.«

»Nur, wenn er so gut wäre wie du«, knurrte sie. Sie schlug noch ein paar Mal völlig unkontrolliert zu, um ihren Körper komplett auszupowern, bevor sie sich mit einem lauten Ächzen mit dem Rücken gegen die Wand fallen ließ. Der Schweiß lief ihr brennend in die Augen. Das Gesicht aus ihrer Vorstellung verschwamm. Leider nicht die Wut, die sie erfasste, sobald sie an den Kerl dachte.

Jochen, ihr Coach im Fitnessstudio, kam mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck näher.

»Alles okay bei dir?«

»Klar, warum nicht?« Sie wischte sich mit dem Handtuch über Stirn und Nacken.

»Du wirkst so … aggressiv in den letzten Wochen.«

»Ist einiges passiert«, murmelte sie. »Aber keine Angst, ich werde niemandem an den Karren fahren, ich baue nur Stress ab.«

»Okay. Dienstag Selbstverteidigung?« Jochen hob das Klemmbrett mit ihrem Trainingsplan und blickte sie fragend an.

»Wie gehabt. Um fünf.« Sie stieß sich von der Wand ab, um zu den Waschräumen hinüberzutrotten.

***

Das Leben der Sozialarbeiterin Lena Borowski war einige Monate zuvor aus dem Takt geraten. Genauer an dem Tag, an dem sie sich einer Jugendfreundin zuliebe auf die Suche nach einer verschwundenen Frau gemacht hatte. Niemals hätte sie gedacht, dass dieser Gefallen sie schmerzhaft mit der eigenen Vergangenheit konfrontieren würde. Noch weniger vorhersehbar waren die Auswirkungen auf die Gegenwart.

 

Als Lena ihre Wohnung im unteren Teil des Buchrainwegs in Offenbach betrat, fiel ihr als Erstes die Stille auf, die an diesem Abend herrschte. Das Haus schien wie ausgestorben. Auf einen Schlag fühlte sie sich einsam. Das Adrenalin, das kurze Zeit nach dem Training durch ihre Adern gerauscht war, war verflogen. Sie verspürte eine merkwürdig unkörperliche Müdigkeit.

Ein Blick zum Telefon zeigte, dass keine Nachricht für sie vorlag. Ihr Handy blieb ebenfalls stumm. Lena warf sich in einen Sessel, durch ihren Kopf zogen Bilder der jüngsten Vergangenheit. Ihre Beziehung zu einer Reihe von Personen hatte sich durch die Geschehnisse nachhaltig verändert.

Tamae, ihre japanische Geliebte. Sie war kürzlich in ihre Heimat zurückgekehrt. »Für ein Projekt, das über mehrere Monate läuft«, lautete ihre Erklärung. Lena und sie wussten beide, dass das eine Umschreibung dafür war, Zeit zu gewinnen. Zeit, um darüber nachzudenken, ob und wie ihre Beziehung noch eine Zukunft hatte.

Karin, ihre zweite Geliebte. Die Frau, die sie in den letzten Wochen und Monaten mit ihrer so fürsorglichen wie selbstlosen Liebe ummantelt hatte. Die nie ein Wort des Zweifels ausgesprochen hatte. Dennoch spürte Lena inzwischen auch bei ihr eine Tendenz, sich zurückzuziehen. Vielleicht, weil auch Karins Kräfte begrenzt waren und sie auftanken musste. Oder weil auch sie Lena die Möglichkeit geben wollte, eine wichtige Entscheidung zu treffen.

Gerd Rohloff. Der Mann, dem verschiedene Etablissements im Frankfurter Rotlichtviertel gehörten. Er hatte Lena aus dem Gleichgewicht gebracht, bereits bei ihrer ersten Begegnung. Sie war lesbisch, hatte bisher nie Interesse für einen Mann gezeigt. Bis sie Gerd Rohloff traf.

Diesen Gefühlen musste sie sich früher oder später stellen. Gleichzeitig bedeuteten genau diese Gefühle Gefahr.

Lieber später, signalisierte ihr Unterbewusstsein.

***

Sunita wusste nicht, wo sie war. Nach ihrer Ankunft am Flughafen hatte man sie in einem abgedunkelten, nach Zigarettenqualm stinkenden Lieferwagen scheinbar endlos herumgefahren und sie dann in dieses Haus gebracht. In der Diele stand eine Frau, die sich Mammy nannte. Sie musterte sie kalt. Ihre Blicke wanderten an Sunitas Körper auf und ab, bevor sie sie in einen kleinen, kühlen Raum zog. Dort tat sie einige Dinge, die Sunita bis ins Mark erschreckten, und sagte ihr eindringlich, was passieren würde, sollte sie nicht ab sofort aufs Wort gehorchen.

Man brachte sie in eine Dachkammer, wo sie auf einer Matratze hockte und über das nachdachte, was Mammy ihr gesagt hatte. Das Herz schlug ihr aus Angst bis zum Hals.

Die massige Frau war aus demselben Land wie sie, was sie nur kurz gefreut hatte. Schnell war diese Freude in Unbehagen umgeschlagen, dann in Furcht. Die Ältere hatte nichts Mütterliches. Sie würde keine der Fragen beantworten, die Sunita auf der Seele brannten. Genauso wenig wie die Fremde, die sie aus der Heimat hierher begleitet hatte. Den Flug über wechselten sie kaum ein Wort. Am Flughafen verschwand die andere, nachdem sie sie den Männern mit dem Lieferwagen übergeben hatte. Als wäre sie ein Paket.

Das Arrangement war erprobt und ging routiniert ab. Das spürte die junge Frau. Sie rollte sich zusammen, um die Wärme ihres eigenen Körpers zu fühlen.

Wo war sie? Was war es, was man von ihr wollte? Nichts von dem, was man ihren Eltern erzählt hatte, schien zu stimmen. Sunita dachte an ihr Heimatdorf, die fröhlich plappernden Stimmen ihrer Schwestern, das Mahnen ihrer Mutter, wenn sie alle mal wieder zu übermütig waren. Die harte Arbeit im Haus und auf dem Feld, die sie oft so gehasst hatte. Jetzt hätte sie wer weiß was gegeben, um wieder dort sein zu können. Sie presste die Lider fest zusammen. Redete sich ein, alles sei nur ein schlechter Traum. Als sie ihre Augen wieder öffnete, hatte sich nichts verändert. Es war Realität. Die Erkenntnis dröhnte in ihrem Kopf, als habe jemand einen Gong geschlagen.

Um sie herum war es absolut still. Sie ahnte, dass das nicht immer so war.

Sie starrte in das Halbdunkel um sie herum, bis sie endlich einschlief.

***

Gerd Rohloff unterbrach die Verbindung, als Lenas Mobilbox ansprang. Seit Wochen ging das so. Als ob sie sich von ihm entfernen würde. Er sah nachdenklich auf das Display. Entschied, keine SMS zu senden.

Lena beschäftigte ihn, seit sie sich das erste Mal begegnet waren. Wie eingebrannt in sein Gedächtnis war dieser Moment, als ihm die schlanke Frau mit den kurzen, fast schwarzen Haaren in einem seiner Läden, dem »Kinky-Klub«, gegenüberstand. Der intensive Blick ihrer grünen Augen. Als sich ihre Hände berührten und sie beide spürten, dass etwas zwischen ihnen vorging. Wie er ihr hinterherblickte, sich dabei ertappte, ihr auf den festen Hintern zu sehen, obwohl das nebensächlich war. Sie zog ihn an, auch erotisch, obwohl sie überhaupt nicht sein Typ war. Und er nicht ihrer. Lena war lesbisch und nicht darauf aus, mit ihm ins Bett zu gehen. Vielmehr fühlte er den Wunsch, ihr nahe zu sein, sie zu beschützen. Doch noch nicht einmal das würde sie annehmen wollen. Sie konnte gut auf sich selbst aufpassen, hatte sie ihm bereits vermittelt.

Er wusste, welch eine schwierige Zeit hinter ihr lag. Dass sie seinen Rat gesucht und seine Nähe angenommen hatte, hatte ihn glücklich gemacht. Es war diese Art von Glück, die Menschen nicht oft vergönnt war, weil sie an die Gegenwart von besonderen Menschen gebunden war, denen man im Leben nicht häufig begegnete. Weil er nach dem Tod seiner Frau nicht mehr geglaubt hatte, jemals wieder eine so starke Empfindung für jemand anderen haben zu können, hatte ihn Lena so umgehauen.

Wie es ihr wohl ging? Sie musste mit so vielem fertigwerden.

Sie würde nicht antworten. Nicht heute, nicht morgen. Aber irgendwann. Er hatte sie berührt, das wusste er, sie konnte nur noch nichts damit anfangen.

***

Dem Mann hing der Bauch über die schlechtsitzende Hose, er roch nach Bier und Schnaps.

»Komm her«, bedeutete er ihr.

Sunita schauderte bei der Vorstellung von körperlicher Nähe zu dem Fremden. Sie blieb an der Türschwelle stehen.

Ein Stoß zwischen die Schultern beförderte sie vorwärts, zu Boden, direkt vor die Beine des auf dem Bett sitzenden Dicken.

Er sagte etwas. Sie ahnte nur, was es bedeutete. Seine Stimme knarzte und das dreckige Lachen, das folgte, jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.

»Los jetzt. Du bist nicht zum Faulenzen hier. Mach, wie ich es dir gezeigt habe!«

Mammy stand hinter ihr. Gnadenlos. Sunita drehte sich zu der Frau um. Ihre Augen flehten, ihr das zu ersparen, was sie verlangte.

»Bitte«, sagte sie leise. In der Sprache, die nur sie beide verstanden.

Als Antwort fiel die Tür krachend ins Schloss. Sie war allein mit dem Fremden.

Die Zunge des Mannes glitt über seine Lippen. Sunita fand den Anblick der nassen roten Haut...

Erscheint lt. Verlag 15.12.2020
Reihe/Serie Ein Lena Borowski-Krimi
Ein Lena Borowski-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Betrug • Ermittler-in-krimi-nal-roman-e • Frankfurt-Krimi-Thriller • Frauen-krimi-nal-roman-e • Krimi-nal-thriller-roman-e • Mädchenhandel • Spannung-s-roman-e
ISBN-10 3-96817-127-6 / 3968171276
ISBN-13 978-3-96817-127-2 / 9783968171272
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