G. F. Unger 2093 (eBook)

Rio Grande

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0712-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger 2093 - G. F. Unger
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Als er südlich des El Capitan den Pecos durchquert, da hofft er, dass er seine Verfolger abgeschüttelt hat.
Das Land vor ihm steigt allmählich zu den Davis Mountains an, die weiter im Norden in die Guadalupe Mountains übergehen.
Als er hoch genug geritten ist, hält er an und zieht sein Pferd herum. Der Blick reicht weiter als fünfzig Meilen über den Pecos hinweg, der unter ihm wie ein dünnes Rinnsal wirkt.
Und dann sieht er seine Verfolger als winzige Punkte, kaum größer als Hundeflöhe, aber dennoch in der trockenen Luft gut zu erkennen.
»Das ist es also«, murmelt er. »Sie geben nicht auf und werden mich auch noch über den Rio Grande hinweg verfolgen.«
Bewegungslos sitzt er im Sattel, holt sein Rauchzeug hervor und dreht sich eine Zigarette. Seine Hände sind geschmeidig. Es sind kräftige Hände mit Fingern, denen man eine Menge zutraut. In diesen Fingern ist eine stählerne Kraft.
Als er sich die Zigarette ansteckt, bewegt sich nichts in seinem Gesicht. Es ist ein Gesicht mit dunklen Linien, grauen Augen und einigen Narben. Doch um seinen festen Mund erscheint nun der Hauch eines Lächelns. Es ist ein bitteres Lächeln.
»Nun gut«, murmelt er. »Diese Narren hätten aufgeben sollen. Ich bin weit genug davongelaufen ...«


Rio Grande

Als er südlich des El Capitan den Pecos durchquert, da hofft er, dass er seine Verfolger abgeschüttelt hat.

Das Land vor ihm steigt allmählich zu den Davis Mountains an, die weiter im Norden in die Guadalupe Mountains übergehen.

Als er hoch genug geritten ist, hält er an und zieht sein Pferd herum. Der Blick reicht weiter als fünfzig Meilen über den Pecos hinweg, der unter ihm wie ein dünnes Rinnsal wirkt.

Und dann sieht er seine Verfolger als winzige Punkte, kaum größer als Hundeflöhe, aber dennoch in der trockenen Luft gut zu erkennen.

»Das ist es also«, murmelt er. »Sie geben nicht auf und werden mich auch noch über den Rio Grande hinweg verfolgen.«

Bewegungslos sitzt er im Sattel, holt sein Rauchzeug hervor und dreht sich eine Zigarette. Seine Hände sind geschmeidig. Es sind kräftige Hände mit Fingern, denen man eine Menge zutraut. In diesen Fingern ist eine stählerne Kraft.

Als er sich die Zigarette ansteckt, bewegt sich nichts in seinem Gesicht. Es ist ein Gesicht mit dunklen Linien, grauen Augen und einigen Narben. Doch um seinen festen Mund erscheint nun der Hauch eines Lächelns. Es ist ein bitteres Lächeln.

»Nun gut«, murmelt er. »Diese Narren hätten aufgeben sollen. Ich bin weit genug davongelaufen ...«

Er bleibt ruhig auf seinem hageren, zähen, großen Wallach sitzen, raucht die Zigarette mit Genuss zu Ende, drückt dann die Kippe am Sattelhorn aus und lässt sie zu Boden fallen.

Mit einem bitteren Seufzer sitzt er endlich ab und lockert seinem Pferd den Sattelgurt. Der Wallach zieht sich sofort in den Schatten eines Felsens zurück. Und auch der Mann findet einen guten Platz im Schatten, kaum ein Dutzend Schritte von seinem Wallach entfernt. Er hockt sich nieder, holt aus der Innentasche seiner Weste ein Kartenspiel hervor und beginnt die Karten zu mischen.

Was er dann mit den Karten macht, ist Zauberei. Allerlei Kunststücke vollführt er.

Und so würde einem Beobachter klar werden, dass er entweder ein Zauberkünstler oder einer dieser berufsmäßigen Spieler ist, die sich bei Pechsträhnen mit solchen Zauberkunststücken zu Gewinnern machen.

Die Zeit vergeht.

Einmal erhebt er sich, tritt zu seinem Pferd und holt sich etwas Proviant aus der Satteltasche, nimmt auch einen Schluck aus der Wasserflasche.

Dann wartet er wieder. Von seinem Platz aus kann er die drei Reiter gut beobachten.

Erst als diese den Aufstieg beginnen, verliert er sie manchmal für Minuten aus den Augen. Doch sie tauchen immer wieder auf, kommen auf dem engen, sich windenden Passweg immer höher.

Es ist dann gegen Mittag und die Sonne steht hoch am Himmel. Die aufragenden Dinge – mögen es Felsen oder Bäume sein – werfen keinen Schatten mehr.

Als er den Hufschlag der Pferde hört, erhebt er sich auf der Terrasse des Hanges und rückt seinen Revolver zurecht.

Sie erreichen nun die Terrasse, und als sie ihn so plötzlich sehen, da zügeln sie jäh ihre Pferde.

Eine Weile herrscht Schweigen.

Dann hören sie ihn halblaut sagen: »Willkommen auf der Anhöhe. Ich bin jetzt lange und weit genug geritten und habe gehofft, dass ihr umkehren würdet. Wisst ihr, ich möchte nämlich nicht ständig über die Schulter blicken müssen, um zu sehen, ob ich Schatten auf meiner Fährte habe. Jetzt habt ihr die Wahl. Entweder ihr kehrt um oder wir tragen es jetzt und hier aus.«

Als er verstummt, da ist ihnen klar, dass er alles gesagt hat und die Entscheidung nun bei ihnen liegt.

Sie können es nur noch nicht glauben. Für sie war dies bis jetzt eine Jagd. Sie sind zu dritt, er ist allein.

Nun aber stellt er sich ihnen.

Einer von ihnen sagt nach einer Weile: »Es wäre alles so einfach, wenn du das Geld wieder herausgäbst, welches du dem Jungen abgenommen hast. Weißt du, sein mächtiger Vater ist darüber sehr verärgert. Du kannst einem Lonnegan nicht einfach so das Fell über die Ohren ziehen. Gewiss, Little John Lonnegan ist ein Kotzbrocken, ein arrogantes Arschloch. Aber er ist nun mal der Sohn eines Cattle Kings. Und dieser Cattle King ist unser Boss. Wir lassen dich laufen, wenn du das Geld herausgibst.«

Als der Mann verstummt, schüttelt er den Kopf.

»Jungs«, spricht er mit einem kalten Lächeln, »dieser Little John Lonnegan ist alt genug. Dass er mal verlieren musste, ist wahrscheinlich für seine weitere Entwicklung nur von Vorteil. Er musste mal begreifen, dass er nicht deshalb immer gewinnen kann, weil er der Prinz eines Cattle Kings ist. Er hat gespielt und seinen Einsatz gemacht. Bei jedem Spiel gibt es einen Verlierer. Haut ab. Grüßt Big John Lonnegan von mir. Mein Name ist Finn, Oven Finn. Und mein Spiel war fair und ehrlich. Ich habe nur besser gespielt als dieser aufgeblasene Wild John. Haut ab!«

Sie hören es und wollen es nicht glauben.

Denn sie sind ja keine gewöhnlichen Cowboys einer Riesenranch. Nein, sie sind Revolverreiter. Jede große Ranch hat solche Reiter auf ihrer Lohnliste. Und sie sind besonders hart und erfahren. Sie fühlen sich als Coltritter.

Und so sagt ihr Sprecher hart: »Oven Finn, wir gehören zu der harten Sorte, die niemals kneift. Wir werden dich erschießen müssen. Du wirst nicht mehr als einen von uns schaffen können. Zwei von uns werden mit Sicherheit überleben. Eine solche Chance ist groß genug für unsere Sorte.«

Nach diesen Worten schwingen sie sich von den Pferden und treten von ihren Tieren weg. Dabei rücken sie ihre Revolver mit den Holstern zurecht. Alles wirkt irgendwie theatralisch, so als wollten sie ihn damit besonders beeindrucken, ihm das Unabänderliche und Ausweglose seiner Lage klarmachen.

Es vergehen einige Sekunden – und jede dieser Sekunden ist so lang wie eine Ewigkeit. Sie wissen, dass sie einen gefährlichen Mann verfolgten, der einen von ihnen töten wird, wenn nicht sogar zwei. Und dennoch können sie nicht mehr kneifen.

Sie sprechen kein Wort mehr.

Dann aber stößt ihr bisheriger Sprecher einen Fluch aus. Es ist ein scharfes Fauchen.

Und dann ziehen sie.

Ja, sie sind schnell. Doch noch bevor sie ihre Läufe frei bekommen und hochschwingen können, da sehen sie das Mündungsfeuer ihres Gegenübers aufleuchten. Und seine Kugeln treffen sie, stoßen sie zurück.

Doch sie schießen noch. Sie sind böse getroffen, aber sie schießen zurück in diesen schwarzen und bösen Sekunden.

Dann fallen sie – einer auf die Knie, die anderen rückwärts.

Das Krachen der Waffen verhallt in den Davis Mountains.

Plötzlich ist es unwirklich still.

Nach einer Weile ertönt auch das Stöhnen der Getroffenen. Nun wird klar, dass sie nicht tot sind.

Oven Finn aber verharrt noch breitbeinig. Aus seinem Revolverlauf kommt nun kein Pulverrauch mehr. Er wartet unbeweglich. Dreimal schoss er, und so hat er noch drei Kugeln in der Trommel.

Doch der Kampf ist vorbei. Keiner der drei Revolverschwinger erhebt sich, um es noch mal zu versuchen.

Oven Finn greift sich an die Seite. Dort spürt er den Schmerz der Wunde. Er drückt sein Hemd dagegen, hofft, dass er so die Blutung stoppen kann.

Dann steckt er den Revolver weg und nähert sich den Besiegten.

Jener, der zuerst auf die Knie fiel, liegt nun bäuchlings auf dem Gesicht. Mit dem Fuß dreht Oven Finn ihn auf den Rücken. Der Mann stöhnt und blickt zu ihm hoch.

»Oh, du warst besser als wir drei zusammen«, knirscht er.

»Ihr hattet die Wahl«, murmelt Oven Finn. »Wenigstens beklagst du dich nicht, dass ihr verloren habt.«

Er tritt nun zu den anderen. Einer setzt sich aus eigener Kraft auf und verzerrt sein Gesicht. »Hat dich wirklich keiner von uns erwischen können?«, stöhnt er.

Oven Finn nimmt seine Hand von seiner Seite. Und da sieht der Revolverschwinger, dass sich dort das Hemd dunkel färbte.

»Hoffentlich entzündet sich die Wunde«, spricht er. »Hier gibt es weit und breit keinen Doc. Dann hätten wir dich letztlich doch geschafft.«

»Ihr seid drei Narren«, sagt Oven Finn und schüttelt den Kopf. Dann tritt er den zu dem dritten Mann und blickt auf diesen nieder.

Der Mann ist bewusstlos. Aber die Kopfwunde ist nur ein Streifschuss. Finn kann es gut erkennen. Die Kugel traf diesen Mann wie eine Keule. Irgendwann wird er mit Kopfschmerzen erwachen.

»Ihr habt Glück gehabt«, spricht Finn. »Ich hätte euch auch ...«

»Schon gut, schon gut«, unterbricht ihn der Mann heiser. »Aber selbst wenn wir irgendwie noch in die Sättel kommen und unten am Pecos jemanden finden könnten, der unsere Wunden versorgt, unseren Job sind wir los. Wir können Big John Lonnegan nicht mehr unter die Augen treten. Der verachtet Versager. Zur Hölle mit dir, Spieler!« Die letzten Worte stößt der Mann geradezu mit böser Inbrunst aus.

Oven Finn sagt nichts mehr. Er geht zu seinem Pferd, sitzt auf und reitet weiter. Seine Wunde schmerzt. Er wird sie irgendwie versorgen müssen, und zwar bald.

Er verliert in den nächsten Stunden einiges Blut, aber er bleibt trotz der zunehmenden...

Erscheint lt. Verlag 15.12.2020
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0712-3 / 3751707123
ISBN-13 978-3-7517-0712-1 / 9783751707121
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